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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Die preußische Artillerie im Dienste des Rüstenrettungswesens

Als Oberst a. D. gibt er mit dem erwähnten Schreiben, "da die im Jahre 1832
beabsichtigte Aufstellung des Mcmbyschen Rettungsapparats bei Glowe auf
Jasmund, mithin auch die damit anzustellenden Versuche bis dato zu seinem auf¬
richtigen Bedauern nicht zur Ausführung gekommen, da er den ihm gewordenen
ehrenvollen Auftrag gern vollführt Hütte", im März des Jahres 1851 Beuths
Abhandlung über Kapitän Manbys und Trengrouses Ncttungsapparat, die er
im Jahre 1832 zu seiner Information erhalten hatte, der Negierung zurück.

Trost wurde im Jahre 1852 als Chef der 1. Sechspfünderbatterie des
2. Artillerieregiments nach Stettin versetzt. Die Förderung der Nettungs¬
einrichtungen war ihm zur Herzenssache geworden. Er hatte die Erfahrungen,
die ihm als Ertrag einer zehnjährigen Beschäftigung mit dem Manbyschen
Apparat geblieben waren, zu einer Belehrung für die Schiffsmannschaften über
den Gebrauch des Apparats und zu einer Instruktion für die Bedienungs¬
mannschaften verarbeitet. Diese Entwürfe ließ der Handelsminister von der Heydt,
der ebenfalls eine Vorliebe für die Rettungseinrichtungen gehabt zu haben
scheint, durch den Druck vervielfältigen. Trost benutzte diese Beziehung zu
dem Minister zur Förderung des Rettungswesens im Stralsunder Bezirk. Das
neue Erwachen des Unternehmens, der frische Schritt, womit es nunmehr der
Vollendung entgegenging, ist dem verdienten Offizier zu danken.

Der Minister beauftragte Trost, die Küste von Rügen zu bereisen und
die zur Armierung mit Nettungsmörsern geeigneten Pnnkte auszuwählen, da
er "wiederholt die Ansicht ausgesprochen habe, daß an der Küste von Rügen
mit Nutzen einige Manbysche Apparate aufzustellen sein möchten".

Trost trat am 29. November 1853 zu Thicssow, wo er seinen Begleiter,
den Lotsenkommandeur Wolter abholte, die Reise an, die die Ost- und die
Nordostküste von Rügen entlang bis Witte auf Wittow und von da über
Hiddensee zunächst nach Stralsund ging. Von Stralsund begaben sich die
beiden nach Ribnitz und bereisten von da aus auf den Wunsch der Regierung
die Küste des Darsses. Am 11. Dezember war die Fahrt beendigt. Trost
beantragte auf Grund der Erfahrungen, die er auf dieser Küstenreise gemacht
hatte, im Einverständnis mit Wolter die Errichtung von Mörserstationen zu
Göhren auf der Halbinsel Mönchgut, beim Hülsenkrug zu Neu-Mukrcm auf
Jasmund, zu Glowe auf der Schabe, zu Kloster auf Hiddensee und beim Leucht¬
turm auf Darsserort. Maßgebend für die Wahl dieser Orte war hauptsächlich
die Größe der Strandnugsgefahr und die Überzeugung, daß der Apparat dort
anwendbar sei, die sich auf die Formation des Strandes und auf die bei den
bisherigen Strcmdungcn beobachtete Entfernung zwischen den gestrandeten
Schiffen und dem Lande gründete. Dann war die Möglichkeit, aus der Zahl
der Küstenbediensteten oder Fischer die nötigen Bedienungsmannschaften zu
gewinnen, in Betracht gezogen worden. Auffüllig ist bei dieser Anordnung
der Rettungsstationen die ungleiche Größe der Strandstrecken, die ihnen als
Aktionsgebiet zugewiesen waren.


Die preußische Artillerie im Dienste des Rüstenrettungswesens

Als Oberst a. D. gibt er mit dem erwähnten Schreiben, „da die im Jahre 1832
beabsichtigte Aufstellung des Mcmbyschen Rettungsapparats bei Glowe auf
Jasmund, mithin auch die damit anzustellenden Versuche bis dato zu seinem auf¬
richtigen Bedauern nicht zur Ausführung gekommen, da er den ihm gewordenen
ehrenvollen Auftrag gern vollführt Hütte", im März des Jahres 1851 Beuths
Abhandlung über Kapitän Manbys und Trengrouses Ncttungsapparat, die er
im Jahre 1832 zu seiner Information erhalten hatte, der Negierung zurück.

Trost wurde im Jahre 1852 als Chef der 1. Sechspfünderbatterie des
2. Artillerieregiments nach Stettin versetzt. Die Förderung der Nettungs¬
einrichtungen war ihm zur Herzenssache geworden. Er hatte die Erfahrungen,
die ihm als Ertrag einer zehnjährigen Beschäftigung mit dem Manbyschen
Apparat geblieben waren, zu einer Belehrung für die Schiffsmannschaften über
den Gebrauch des Apparats und zu einer Instruktion für die Bedienungs¬
mannschaften verarbeitet. Diese Entwürfe ließ der Handelsminister von der Heydt,
der ebenfalls eine Vorliebe für die Rettungseinrichtungen gehabt zu haben
scheint, durch den Druck vervielfältigen. Trost benutzte diese Beziehung zu
dem Minister zur Förderung des Rettungswesens im Stralsunder Bezirk. Das
neue Erwachen des Unternehmens, der frische Schritt, womit es nunmehr der
Vollendung entgegenging, ist dem verdienten Offizier zu danken.

Der Minister beauftragte Trost, die Küste von Rügen zu bereisen und
die zur Armierung mit Nettungsmörsern geeigneten Pnnkte auszuwählen, da
er „wiederholt die Ansicht ausgesprochen habe, daß an der Küste von Rügen
mit Nutzen einige Manbysche Apparate aufzustellen sein möchten".

Trost trat am 29. November 1853 zu Thicssow, wo er seinen Begleiter,
den Lotsenkommandeur Wolter abholte, die Reise an, die die Ost- und die
Nordostküste von Rügen entlang bis Witte auf Wittow und von da über
Hiddensee zunächst nach Stralsund ging. Von Stralsund begaben sich die
beiden nach Ribnitz und bereisten von da aus auf den Wunsch der Regierung
die Küste des Darsses. Am 11. Dezember war die Fahrt beendigt. Trost
beantragte auf Grund der Erfahrungen, die er auf dieser Küstenreise gemacht
hatte, im Einverständnis mit Wolter die Errichtung von Mörserstationen zu
Göhren auf der Halbinsel Mönchgut, beim Hülsenkrug zu Neu-Mukrcm auf
Jasmund, zu Glowe auf der Schabe, zu Kloster auf Hiddensee und beim Leucht¬
turm auf Darsserort. Maßgebend für die Wahl dieser Orte war hauptsächlich
die Größe der Strandnugsgefahr und die Überzeugung, daß der Apparat dort
anwendbar sei, die sich auf die Formation des Strandes und auf die bei den
bisherigen Strcmdungcn beobachtete Entfernung zwischen den gestrandeten
Schiffen und dem Lande gründete. Dann war die Möglichkeit, aus der Zahl
der Küstenbediensteten oder Fischer die nötigen Bedienungsmannschaften zu
gewinnen, in Betracht gezogen worden. Auffüllig ist bei dieser Anordnung
der Rettungsstationen die ungleiche Größe der Strandstrecken, die ihnen als
Aktionsgebiet zugewiesen waren.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/466>, abgerufen am 20.06.2024.