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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliche und Unmaßgebliches

Punkt in der Marokkofrcige abzudrängen. Dieser Standpunkt ist derselbe, den
Frankreich selbst offiziell anerkannt hat. Es ist darum auch nicht recht zu versteht,,
weshalb diese unsre Stellung ein Zeichen unsrer Schwäche sein soll, wie von
manchen Seiten immer wieder behauptet wird. Das könnte doch nur dann mit
einigem Recht gesagt werden, wenn wir in Marokko selbst eine" andern und weiter¬
gehenden politischen Einfluß gewinnen wollten, als er durch unsre Handelsinteressen
und das Recht der offnen Tür bestimmt wird. Aber wenn das auch wohl in
einzelnen politischen Kreisen gewünscht wird, offizielle deutsche Politik ist es nicht
und ist es auch nie gewesen. Wir haben nie auf dem Standpunkt gestanden, daß
die Franzosen bei ihrer gewaltsamen "friedlichen Durchdringung" Marokkos etwas
täten, was wir nur deshalb mißbilligen, weil wir es selbst gern tun würden.
Vielmehr halten wir ein derartiges Vorgehen einer einzelnen Macht mit den inter¬
nationalen Rechten überhaupt nicht für vereinbar. Und weil es sich eben nicht um
einen Wettlauf in irgendwelcher Eroberungspolitik handelt, sondern um Rechte, die
wir in jedem beliebigen Augenblick fordern können, darum kann es niemals Schwäche
bedeuten, wenn wir den Franzosen jede nur mögliche Rücksicht beweisen, und statt
mit nervöser Besorgnis bei jeder Gelegenheit dazwischen zu fahren, mit Ruhe und
Festigkeit nur unsre klaren und unantastbaren Rechte betonen.

Die Entwicklung aller solcher Fragen fordert Geduld und Wachsamkeit, und
diese Eigenschaften werden wir überall notwendig gebrauchen, wo es steh um das
Gewinnen eines sichern Urteils über unsre politische Lage handelt. Je mehr wir
uns zeitlich von der Epoche der Reichsgründung entfernen desto weniger können
wir erwarten, daß die andern Mächte unter dem unmittelbaren Bann des Über¬
gewichts unsrer Waffenmacht stehn. In langer Friedenszeit laßt sich eine moralische
Einwirkung dieser Art auf das allgemeine Bewußtsein fremder Volker nicht auf¬
rechterhalten. Es muß genügen, in den kundigen und verantwortlichen Kreisen des
Auslands die Überzeugung zu erhalten, daß unsre Wehrmacht °uf der alten esten
Grundlage ruht. Wir können ohne Überhebung und ohne verblendete Prahlerei
sagen, daß diese Überzeugung da. wo sie für uns von Wert ist in der Ta be¬
steht. Darum ist es kindisch und zwecklos, M politische Schwierigkeit, nut der
wir irgendwo zu kämpfen haben, dahin zu kennzeichne,^ als ob sich co Sinken des
Ansehens des Deutschen Reichs darin ausspräche. Eine bequeme Prestlgepolitik
können wir allerdings nicht treiben. Es ist ein verwickeltes Spiel und Gegenspiel
der Interessen, in dem wir uns behaupten müssen. Aber es ist falsch, zu behaupten,
d"ß wir ausschließlich von einem Ringe feindseliger, unter sich einiger Jnteresien
umgeben sind So einfach ist die Lage nicht, und wir haben genug Momente, die
Zu unsern Gunsten in die Wagschale fallen. Freilich werden wir immer mit den
Schwierigkeiten zu rechnen haben, die unsre zentrale Lage mit sich bringt.

Es ist jetzt wieder, wie vor einem Jahre, von Einkreisungspolitik die Rede,
weil König Eduard seinen offiziellen Besuch beim Kaiser von Nußland angesagt hat.
und weil besonders von französischer Seite große Hoffnungen auf einen neuen Drei¬
bund zwischen England. Frankreich und Rußland gesetzt werden. Dieser Gedanke
bedeutet natürlich ein wahres Labsal für alle, die von Mißtrauen gegen Deutsch¬
land erfüllt sind oder sich gar mit aktiven feindlichen Absichten tragen. Und doch
bietet die Lage eigentlich nichts neues. England und Frankreich haben sich längst
zusammengetan, und noch älter ist der berühmte Zweibund Frankreich-Rußland, der
die Blütenträume der französischen Revanchepolitiker zur Reife bringen sollte und der
doch in der Hand des einseitigen und mißtrauischen, aber ehrlichen und gewissenhaften
Alexanders des Dritten etwas ganz andres wurde. Es klappte zuletzt auch nicht immer
und wurde allmählich ein bißchen langweilig, aber schön war es doch, wenn im heiligen
Rußland die Marseillaise stieg und die Republikaner an der Seine den lieben Gott


Maßgebliche und Unmaßgebliches

Punkt in der Marokkofrcige abzudrängen. Dieser Standpunkt ist derselbe, den
Frankreich selbst offiziell anerkannt hat. Es ist darum auch nicht recht zu versteht,,
weshalb diese unsre Stellung ein Zeichen unsrer Schwäche sein soll, wie von
manchen Seiten immer wieder behauptet wird. Das könnte doch nur dann mit
einigem Recht gesagt werden, wenn wir in Marokko selbst eine» andern und weiter¬
gehenden politischen Einfluß gewinnen wollten, als er durch unsre Handelsinteressen
und das Recht der offnen Tür bestimmt wird. Aber wenn das auch wohl in
einzelnen politischen Kreisen gewünscht wird, offizielle deutsche Politik ist es nicht
und ist es auch nie gewesen. Wir haben nie auf dem Standpunkt gestanden, daß
die Franzosen bei ihrer gewaltsamen „friedlichen Durchdringung" Marokkos etwas
täten, was wir nur deshalb mißbilligen, weil wir es selbst gern tun würden.
Vielmehr halten wir ein derartiges Vorgehen einer einzelnen Macht mit den inter¬
nationalen Rechten überhaupt nicht für vereinbar. Und weil es sich eben nicht um
einen Wettlauf in irgendwelcher Eroberungspolitik handelt, sondern um Rechte, die
wir in jedem beliebigen Augenblick fordern können, darum kann es niemals Schwäche
bedeuten, wenn wir den Franzosen jede nur mögliche Rücksicht beweisen, und statt
mit nervöser Besorgnis bei jeder Gelegenheit dazwischen zu fahren, mit Ruhe und
Festigkeit nur unsre klaren und unantastbaren Rechte betonen.

Die Entwicklung aller solcher Fragen fordert Geduld und Wachsamkeit, und
diese Eigenschaften werden wir überall notwendig gebrauchen, wo es steh um das
Gewinnen eines sichern Urteils über unsre politische Lage handelt. Je mehr wir
uns zeitlich von der Epoche der Reichsgründung entfernen desto weniger können
wir erwarten, daß die andern Mächte unter dem unmittelbaren Bann des Über¬
gewichts unsrer Waffenmacht stehn. In langer Friedenszeit laßt sich eine moralische
Einwirkung dieser Art auf das allgemeine Bewußtsein fremder Volker nicht auf¬
rechterhalten. Es muß genügen, in den kundigen und verantwortlichen Kreisen des
Auslands die Überzeugung zu erhalten, daß unsre Wehrmacht °uf der alten esten
Grundlage ruht. Wir können ohne Überhebung und ohne verblendete Prahlerei
sagen, daß diese Überzeugung da. wo sie für uns von Wert ist in der Ta be¬
steht. Darum ist es kindisch und zwecklos, M politische Schwierigkeit, nut der
wir irgendwo zu kämpfen haben, dahin zu kennzeichne,^ als ob sich co Sinken des
Ansehens des Deutschen Reichs darin ausspräche. Eine bequeme Prestlgepolitik
können wir allerdings nicht treiben. Es ist ein verwickeltes Spiel und Gegenspiel
der Interessen, in dem wir uns behaupten müssen. Aber es ist falsch, zu behaupten,
d"ß wir ausschließlich von einem Ringe feindseliger, unter sich einiger Jnteresien
umgeben sind So einfach ist die Lage nicht, und wir haben genug Momente, die
Zu unsern Gunsten in die Wagschale fallen. Freilich werden wir immer mit den
Schwierigkeiten zu rechnen haben, die unsre zentrale Lage mit sich bringt.

Es ist jetzt wieder, wie vor einem Jahre, von Einkreisungspolitik die Rede,
weil König Eduard seinen offiziellen Besuch beim Kaiser von Nußland angesagt hat.
und weil besonders von französischer Seite große Hoffnungen auf einen neuen Drei¬
bund zwischen England. Frankreich und Rußland gesetzt werden. Dieser Gedanke
bedeutet natürlich ein wahres Labsal für alle, die von Mißtrauen gegen Deutsch¬
land erfüllt sind oder sich gar mit aktiven feindlichen Absichten tragen. Und doch
bietet die Lage eigentlich nichts neues. England und Frankreich haben sich längst
zusammengetan, und noch älter ist der berühmte Zweibund Frankreich-Rußland, der
die Blütenträume der französischen Revanchepolitiker zur Reife bringen sollte und der
doch in der Hand des einseitigen und mißtrauischen, aber ehrlichen und gewissenhaften
Alexanders des Dritten etwas ganz andres wurde. Es klappte zuletzt auch nicht immer
und wurde allmählich ein bißchen langweilig, aber schön war es doch, wenn im heiligen
Rußland die Marseillaise stieg und die Republikaner an der Seine den lieben Gott


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[0447] Maßgebliche und Unmaßgebliches Punkt in der Marokkofrcige abzudrängen. Dieser Standpunkt ist derselbe, den Frankreich selbst offiziell anerkannt hat. Es ist darum auch nicht recht zu versteht,, weshalb diese unsre Stellung ein Zeichen unsrer Schwäche sein soll, wie von manchen Seiten immer wieder behauptet wird. Das könnte doch nur dann mit einigem Recht gesagt werden, wenn wir in Marokko selbst eine» andern und weiter¬ gehenden politischen Einfluß gewinnen wollten, als er durch unsre Handelsinteressen und das Recht der offnen Tür bestimmt wird. Aber wenn das auch wohl in einzelnen politischen Kreisen gewünscht wird, offizielle deutsche Politik ist es nicht und ist es auch nie gewesen. Wir haben nie auf dem Standpunkt gestanden, daß die Franzosen bei ihrer gewaltsamen „friedlichen Durchdringung" Marokkos etwas täten, was wir nur deshalb mißbilligen, weil wir es selbst gern tun würden. Vielmehr halten wir ein derartiges Vorgehen einer einzelnen Macht mit den inter¬ nationalen Rechten überhaupt nicht für vereinbar. Und weil es sich eben nicht um einen Wettlauf in irgendwelcher Eroberungspolitik handelt, sondern um Rechte, die wir in jedem beliebigen Augenblick fordern können, darum kann es niemals Schwäche bedeuten, wenn wir den Franzosen jede nur mögliche Rücksicht beweisen, und statt mit nervöser Besorgnis bei jeder Gelegenheit dazwischen zu fahren, mit Ruhe und Festigkeit nur unsre klaren und unantastbaren Rechte betonen. Die Entwicklung aller solcher Fragen fordert Geduld und Wachsamkeit, und diese Eigenschaften werden wir überall notwendig gebrauchen, wo es steh um das Gewinnen eines sichern Urteils über unsre politische Lage handelt. Je mehr wir uns zeitlich von der Epoche der Reichsgründung entfernen desto weniger können wir erwarten, daß die andern Mächte unter dem unmittelbaren Bann des Über¬ gewichts unsrer Waffenmacht stehn. In langer Friedenszeit laßt sich eine moralische Einwirkung dieser Art auf das allgemeine Bewußtsein fremder Volker nicht auf¬ rechterhalten. Es muß genügen, in den kundigen und verantwortlichen Kreisen des Auslands die Überzeugung zu erhalten, daß unsre Wehrmacht °uf der alten esten Grundlage ruht. Wir können ohne Überhebung und ohne verblendete Prahlerei sagen, daß diese Überzeugung da. wo sie für uns von Wert ist in der Ta be¬ steht. Darum ist es kindisch und zwecklos, M politische Schwierigkeit, nut der wir irgendwo zu kämpfen haben, dahin zu kennzeichne,^ als ob sich co Sinken des Ansehens des Deutschen Reichs darin ausspräche. Eine bequeme Prestlgepolitik können wir allerdings nicht treiben. Es ist ein verwickeltes Spiel und Gegenspiel der Interessen, in dem wir uns behaupten müssen. Aber es ist falsch, zu behaupten, d"ß wir ausschließlich von einem Ringe feindseliger, unter sich einiger Jnteresien umgeben sind So einfach ist die Lage nicht, und wir haben genug Momente, die Zu unsern Gunsten in die Wagschale fallen. Freilich werden wir immer mit den Schwierigkeiten zu rechnen haben, die unsre zentrale Lage mit sich bringt. Es ist jetzt wieder, wie vor einem Jahre, von Einkreisungspolitik die Rede, weil König Eduard seinen offiziellen Besuch beim Kaiser von Nußland angesagt hat. und weil besonders von französischer Seite große Hoffnungen auf einen neuen Drei¬ bund zwischen England. Frankreich und Rußland gesetzt werden. Dieser Gedanke bedeutet natürlich ein wahres Labsal für alle, die von Mißtrauen gegen Deutsch¬ land erfüllt sind oder sich gar mit aktiven feindlichen Absichten tragen. Und doch bietet die Lage eigentlich nichts neues. England und Frankreich haben sich längst zusammengetan, und noch älter ist der berühmte Zweibund Frankreich-Rußland, der die Blütenträume der französischen Revanchepolitiker zur Reife bringen sollte und der doch in der Hand des einseitigen und mißtrauischen, aber ehrlichen und gewissenhaften Alexanders des Dritten etwas ganz andres wurde. Es klappte zuletzt auch nicht immer und wurde allmählich ein bißchen langweilig, aber schön war es doch, wenn im heiligen Rußland die Marseillaise stieg und die Republikaner an der Seine den lieben Gott

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/447>, abgerufen am 24.07.2024.