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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Das Modell der Schmerzen

damit wir gezwungen wären zu fasten und kein Essen zu kaufen brauchten. Denn
wie der Muschik sagt: "Wenn man nicht den Mund zu stopfen hätte, könnte man
goldne Kleider tragen."

Dann ging ich in die Freischule der Juden, die als Synagoge hergerichtet
war, und verbrachte den ganzen Tage in heißem Gebete. Als ich am Abend nach
Hause zurückkehrte, saß meine Frau da und weinte. Ich fragte sie, warum sie weine.
Sie antwortete: Warum hast du mich in ein Land geführt, wo selbst das Beten
Geld kostet, wenigstens für Frauen. Ich bin den ganzen Tag von einer "Schul"
zur andern gewandert, aber man wollte mich nirgendwo hereinlassen. Endlich ging
ich zur "Schul der Söhne der Seele", wo die orthodoxen Jude" mit langen
Bärten und Ohrlocken beten, aber selbst dort wollte man mich nicht hereinlassen.
Der heidnische Polizist bat für mich und sagte ihnen: Schämt euch, daß ihr diese
arme Frau nicht hereinlassen wollt. Der Gabbai (Schatzmeister) antwortete: Wenn
man kein Geld hat, muß man zu Hause bleiben. Da sagte meine Frau weinend zu
ihm: Meine Tränen kommen über dein Haupt -- und ging nach Hanse und blieb
dort und fuhr fort bitterlich zu weinen. Für eine Frau ist Jon Kippur ein
wundertätiger Tag. Meine Frau glaubt, daß ihre Gebete erhört werden, wenn
sie sich in der Synagoge ausweinen und dem Allerhöchsten ihr Leid klagen darf.
Aber dieses Vorhaben wurde vereitelt, und das war vielleicht einer der härtesten
Schläge, die sie getroffen haben, um so mehr, da es ihre Glaubensgenossen waren, die
ihr den Eingang in die Synagoge versagten -- das war ihr das Bielersee. Wenn
es durch Andersgläubige geschehn wäre, dann würde sie sich mit dem Gedanken ge¬
tröstet haben: Wir sind eben im Exil. Als der erste Fasttag vorüber war, hatten
wir nur noch ein kleines Brot, um uns damit für den folgenden Hungertag zu
stärken. Dennoch und trotz aller unsrer Sorgen schliefen wir die Nacht über in
Frieden. Als wieder der elende Tag herankam, gingen meine ältern Töchter in
die Straße, um Parnoso (Arbeit) zu suchen; sie nahmen Scheuer- und Schrubb¬
arbeit an, die ihnen ungefähr einen Schilling einbrachte. Wir kauften Brot dafür
und fristeten damit unser armseliges Leben. Wenn wir ab und zu drei Schilling
für Waschen einnahmen, dann glaubten wir, reich wie Rothschild zu sein. Als
Sukkoth (das Laubhüttenfest) herankam, hatten wir jedoch weder Brot noch Arbeit,
und ich irrte den ganzen Tag in den Straßen umher, um Arbeit zu suchen. Wenn
man mich fragte, was für ein Handwerk ich verstünde, war ich natürlich gezwungen,
zu antworten, daß ich in keinem Bescheid wüßte, denn seltsamerweise halten es
die Juden in dem Teile Rußlands, aus dem ich komme, für eine Schande, Hand¬
werker zu werden, und wenn man seine Verachtung vor jemand ausdrücken will, so
sagt man zu ihm: Jeder kann es sehen, daß du von einem Handwerker abstammst.

Ich konnte Gebetrollen schreiben, verstand es, ein Wirtshaus zu führen, aber
wozu konnte mir das hier helfen? Als ich sah, daß ich nirgends Arbeit fand, ging
ich in die "Schul der Söhne der Seele". Ich setzte mich neben einen Glaubens¬
genossen, der mich freundlich anredete. Ich erzählte ihm von meiner Not. Da
sagte er: Ich will Ihnen einen Rat geben. Wenden Sie sich an unsern Rabbi.
Das ist ein edeldenkender Mann.

Ich tat es. Als ich zu ihm in das Zimmer trat, saß noch ein andrer Mann
bei ihm, der seine Lukow und Esrog (Palmzweig und Paradiesäpfel) in der
Hand hielt. Was wünschen Sie? Mein Herz war so schwer, daß ich ihm nicht
antworten konnte, aber die Tränen drängten sich mir plötzlich in die Augen. Mir
war, als müsse nun endlich die Hilfe nahe sein. Ich glaubte, daß er Teilnahme
für mich empfinden werde. Ich faßte mich und erzählte ihm, daß wir dem Ver¬
hungern nahe wären und kein Brot mehr hätten, und daß ich keine Arbeit finden


Das Modell der Schmerzen

damit wir gezwungen wären zu fasten und kein Essen zu kaufen brauchten. Denn
wie der Muschik sagt: „Wenn man nicht den Mund zu stopfen hätte, könnte man
goldne Kleider tragen."

Dann ging ich in die Freischule der Juden, die als Synagoge hergerichtet
war, und verbrachte den ganzen Tage in heißem Gebete. Als ich am Abend nach
Hause zurückkehrte, saß meine Frau da und weinte. Ich fragte sie, warum sie weine.
Sie antwortete: Warum hast du mich in ein Land geführt, wo selbst das Beten
Geld kostet, wenigstens für Frauen. Ich bin den ganzen Tag von einer „Schul"
zur andern gewandert, aber man wollte mich nirgendwo hereinlassen. Endlich ging
ich zur „Schul der Söhne der Seele", wo die orthodoxen Jude» mit langen
Bärten und Ohrlocken beten, aber selbst dort wollte man mich nicht hereinlassen.
Der heidnische Polizist bat für mich und sagte ihnen: Schämt euch, daß ihr diese
arme Frau nicht hereinlassen wollt. Der Gabbai (Schatzmeister) antwortete: Wenn
man kein Geld hat, muß man zu Hause bleiben. Da sagte meine Frau weinend zu
ihm: Meine Tränen kommen über dein Haupt — und ging nach Hanse und blieb
dort und fuhr fort bitterlich zu weinen. Für eine Frau ist Jon Kippur ein
wundertätiger Tag. Meine Frau glaubt, daß ihre Gebete erhört werden, wenn
sie sich in der Synagoge ausweinen und dem Allerhöchsten ihr Leid klagen darf.
Aber dieses Vorhaben wurde vereitelt, und das war vielleicht einer der härtesten
Schläge, die sie getroffen haben, um so mehr, da es ihre Glaubensgenossen waren, die
ihr den Eingang in die Synagoge versagten — das war ihr das Bielersee. Wenn
es durch Andersgläubige geschehn wäre, dann würde sie sich mit dem Gedanken ge¬
tröstet haben: Wir sind eben im Exil. Als der erste Fasttag vorüber war, hatten
wir nur noch ein kleines Brot, um uns damit für den folgenden Hungertag zu
stärken. Dennoch und trotz aller unsrer Sorgen schliefen wir die Nacht über in
Frieden. Als wieder der elende Tag herankam, gingen meine ältern Töchter in
die Straße, um Parnoso (Arbeit) zu suchen; sie nahmen Scheuer- und Schrubb¬
arbeit an, die ihnen ungefähr einen Schilling einbrachte. Wir kauften Brot dafür
und fristeten damit unser armseliges Leben. Wenn wir ab und zu drei Schilling
für Waschen einnahmen, dann glaubten wir, reich wie Rothschild zu sein. Als
Sukkoth (das Laubhüttenfest) herankam, hatten wir jedoch weder Brot noch Arbeit,
und ich irrte den ganzen Tag in den Straßen umher, um Arbeit zu suchen. Wenn
man mich fragte, was für ein Handwerk ich verstünde, war ich natürlich gezwungen,
zu antworten, daß ich in keinem Bescheid wüßte, denn seltsamerweise halten es
die Juden in dem Teile Rußlands, aus dem ich komme, für eine Schande, Hand¬
werker zu werden, und wenn man seine Verachtung vor jemand ausdrücken will, so
sagt man zu ihm: Jeder kann es sehen, daß du von einem Handwerker abstammst.

Ich konnte Gebetrollen schreiben, verstand es, ein Wirtshaus zu führen, aber
wozu konnte mir das hier helfen? Als ich sah, daß ich nirgends Arbeit fand, ging
ich in die „Schul der Söhne der Seele". Ich setzte mich neben einen Glaubens¬
genossen, der mich freundlich anredete. Ich erzählte ihm von meiner Not. Da
sagte er: Ich will Ihnen einen Rat geben. Wenden Sie sich an unsern Rabbi.
Das ist ein edeldenkender Mann.

Ich tat es. Als ich zu ihm in das Zimmer trat, saß noch ein andrer Mann
bei ihm, der seine Lukow und Esrog (Palmzweig und Paradiesäpfel) in der
Hand hielt. Was wünschen Sie? Mein Herz war so schwer, daß ich ihm nicht
antworten konnte, aber die Tränen drängten sich mir plötzlich in die Augen. Mir
war, als müsse nun endlich die Hilfe nahe sein. Ich glaubte, daß er Teilnahme
für mich empfinden werde. Ich faßte mich und erzählte ihm, daß wir dem Ver¬
hungern nahe wären und kein Brot mehr hätten, und daß ich keine Arbeit finden


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[0396] Das Modell der Schmerzen damit wir gezwungen wären zu fasten und kein Essen zu kaufen brauchten. Denn wie der Muschik sagt: „Wenn man nicht den Mund zu stopfen hätte, könnte man goldne Kleider tragen." Dann ging ich in die Freischule der Juden, die als Synagoge hergerichtet war, und verbrachte den ganzen Tage in heißem Gebete. Als ich am Abend nach Hause zurückkehrte, saß meine Frau da und weinte. Ich fragte sie, warum sie weine. Sie antwortete: Warum hast du mich in ein Land geführt, wo selbst das Beten Geld kostet, wenigstens für Frauen. Ich bin den ganzen Tag von einer „Schul" zur andern gewandert, aber man wollte mich nirgendwo hereinlassen. Endlich ging ich zur „Schul der Söhne der Seele", wo die orthodoxen Jude» mit langen Bärten und Ohrlocken beten, aber selbst dort wollte man mich nicht hereinlassen. Der heidnische Polizist bat für mich und sagte ihnen: Schämt euch, daß ihr diese arme Frau nicht hereinlassen wollt. Der Gabbai (Schatzmeister) antwortete: Wenn man kein Geld hat, muß man zu Hause bleiben. Da sagte meine Frau weinend zu ihm: Meine Tränen kommen über dein Haupt — und ging nach Hanse und blieb dort und fuhr fort bitterlich zu weinen. Für eine Frau ist Jon Kippur ein wundertätiger Tag. Meine Frau glaubt, daß ihre Gebete erhört werden, wenn sie sich in der Synagoge ausweinen und dem Allerhöchsten ihr Leid klagen darf. Aber dieses Vorhaben wurde vereitelt, und das war vielleicht einer der härtesten Schläge, die sie getroffen haben, um so mehr, da es ihre Glaubensgenossen waren, die ihr den Eingang in die Synagoge versagten — das war ihr das Bielersee. Wenn es durch Andersgläubige geschehn wäre, dann würde sie sich mit dem Gedanken ge¬ tröstet haben: Wir sind eben im Exil. Als der erste Fasttag vorüber war, hatten wir nur noch ein kleines Brot, um uns damit für den folgenden Hungertag zu stärken. Dennoch und trotz aller unsrer Sorgen schliefen wir die Nacht über in Frieden. Als wieder der elende Tag herankam, gingen meine ältern Töchter in die Straße, um Parnoso (Arbeit) zu suchen; sie nahmen Scheuer- und Schrubb¬ arbeit an, die ihnen ungefähr einen Schilling einbrachte. Wir kauften Brot dafür und fristeten damit unser armseliges Leben. Wenn wir ab und zu drei Schilling für Waschen einnahmen, dann glaubten wir, reich wie Rothschild zu sein. Als Sukkoth (das Laubhüttenfest) herankam, hatten wir jedoch weder Brot noch Arbeit, und ich irrte den ganzen Tag in den Straßen umher, um Arbeit zu suchen. Wenn man mich fragte, was für ein Handwerk ich verstünde, war ich natürlich gezwungen, zu antworten, daß ich in keinem Bescheid wüßte, denn seltsamerweise halten es die Juden in dem Teile Rußlands, aus dem ich komme, für eine Schande, Hand¬ werker zu werden, und wenn man seine Verachtung vor jemand ausdrücken will, so sagt man zu ihm: Jeder kann es sehen, daß du von einem Handwerker abstammst. Ich konnte Gebetrollen schreiben, verstand es, ein Wirtshaus zu führen, aber wozu konnte mir das hier helfen? Als ich sah, daß ich nirgends Arbeit fand, ging ich in die „Schul der Söhne der Seele". Ich setzte mich neben einen Glaubens¬ genossen, der mich freundlich anredete. Ich erzählte ihm von meiner Not. Da sagte er: Ich will Ihnen einen Rat geben. Wenden Sie sich an unsern Rabbi. Das ist ein edeldenkender Mann. Ich tat es. Als ich zu ihm in das Zimmer trat, saß noch ein andrer Mann bei ihm, der seine Lukow und Esrog (Palmzweig und Paradiesäpfel) in der Hand hielt. Was wünschen Sie? Mein Herz war so schwer, daß ich ihm nicht antworten konnte, aber die Tränen drängten sich mir plötzlich in die Augen. Mir war, als müsse nun endlich die Hilfe nahe sein. Ich glaubte, daß er Teilnahme für mich empfinden werde. Ich faßte mich und erzählte ihm, daß wir dem Ver¬ hungern nahe wären und kein Brot mehr hätten, und daß ich keine Arbeit finden

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/396>, abgerufen am 24.07.2024.