Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Amerika und die Dauerhaftigkeit seiner politischen Verhältnisse

Auf Eisenbahnen und Straßenbahnen müssen sie in besondre Abteile steigen.
Hotels und Restaurants, die auf die Kundschaft Weißer rechnen, nehmen sie
nicht auf. In den alten Sklavenstaaten, wo sie zahlreich sind und politische
Entscheidungen erwirken können, dürfen sie nicht wagen, sich den Wahllokalen
zu nähern, denn es stehn dort weiße Pflanzer mit guten Büchsen, die sie
überreden, lieber fortzubleiben. Die Indianer sind viel zu klein an Zahl ge¬
wesen, als daß sie das Blut des weißen nordamerikanischen Volkes hätten
beeinflussen können. Dieses ist als rein kaukasisch anzusehen. Ja, auch das
ist bedeutungsvoll, daß die Rasse bis vor kurzem ganz überwiegend nord¬
europäisch war, d. h. teutonisch in ihren drei Hauptbestandteilen, angelsächsisch,
deutsch und (an Zahl schon ungleich geringer) skandinavisch, verbunden mit
dem Jrentum, das dem Ganzen einen besondern Charakter verliehen hat. Die
Einwandrung aus Süd- und Osteuropa ist bis vor wenigen Jahren unbe¬
deutend gewesen, jetzt nimmt auch sie stark zu, und vielleicht macht sie sich
auch mit der Zeit im Volkscharakter geltend. Auch Juden sind in großen
Scharen gekommen, seit ihnen die Auswcmdrung aus Rußland erleichtert
worden ist.

Die Vereinigten Staaten verzeichnen die Gesamteinwandrung von 1821
bis 1905 nach Nationalitüten. Dieser interessanten Statistik entnehmen wir
folgendes:

Gesamtzahl....... 23391000 aus Britisch - Amerika , , , . 1057000
aus Großbritannien und Irland 7413000 " der Schweiz...... 22S000
" Deutschland..... 5271000 " Holland....... 153000
" Österreich-Ungarn , , , 2004000 " Spanien und Portugal , , 116000
" Skandinavien .... 1766 000 " Belgien....... 82000
" Frankreich..... 436000 " dem übrigen Europa ... 156000

Die Gesamteinwandrung von 1821 bis 1905 betrug 23360000 Personen.

Ganz anders ist das Bild, wenn man die im Jahre 1900 in den Ver¬
einigten Staaten lebenden Eingewanderten nach ihrem Heimatlande betrachtet.
Danach waren geboren in

Deutschland....... 2819000---26,9 vom Hundert
Irland......... 1619000--- 15,6
England und Schottland . . . 1172000---11,2
Österreich-Ungarn..... 638000--- 6,1
Rußland und Finnland . . . 642000--- 6,2
Italien........ 485000---- 4,6
Skandinavien...... 1068000---- 10,3
Schweiz........ 116000--- 1,1
Holland........ 1050001,0
Frankreich ....... 1050001,0
dem übrigen Europa .... 134000-- 1,2
Kanada........ 1183000-----11,3

Die Gesamtzahl der Fremdgebornen beträgt 10460000.


Amerika und die Dauerhaftigkeit seiner politischen Verhältnisse

Auf Eisenbahnen und Straßenbahnen müssen sie in besondre Abteile steigen.
Hotels und Restaurants, die auf die Kundschaft Weißer rechnen, nehmen sie
nicht auf. In den alten Sklavenstaaten, wo sie zahlreich sind und politische
Entscheidungen erwirken können, dürfen sie nicht wagen, sich den Wahllokalen
zu nähern, denn es stehn dort weiße Pflanzer mit guten Büchsen, die sie
überreden, lieber fortzubleiben. Die Indianer sind viel zu klein an Zahl ge¬
wesen, als daß sie das Blut des weißen nordamerikanischen Volkes hätten
beeinflussen können. Dieses ist als rein kaukasisch anzusehen. Ja, auch das
ist bedeutungsvoll, daß die Rasse bis vor kurzem ganz überwiegend nord¬
europäisch war, d. h. teutonisch in ihren drei Hauptbestandteilen, angelsächsisch,
deutsch und (an Zahl schon ungleich geringer) skandinavisch, verbunden mit
dem Jrentum, das dem Ganzen einen besondern Charakter verliehen hat. Die
Einwandrung aus Süd- und Osteuropa ist bis vor wenigen Jahren unbe¬
deutend gewesen, jetzt nimmt auch sie stark zu, und vielleicht macht sie sich
auch mit der Zeit im Volkscharakter geltend. Auch Juden sind in großen
Scharen gekommen, seit ihnen die Auswcmdrung aus Rußland erleichtert
worden ist.

Die Vereinigten Staaten verzeichnen die Gesamteinwandrung von 1821
bis 1905 nach Nationalitüten. Dieser interessanten Statistik entnehmen wir
folgendes:

Gesamtzahl....... 23391000 aus Britisch - Amerika , , , . 1057000
aus Großbritannien und Irland 7413000 „ der Schweiz...... 22S000
„ Deutschland..... 5271000 „ Holland....... 153000
„ Österreich-Ungarn , , , 2004000 „ Spanien und Portugal , , 116000
„ Skandinavien .... 1766 000 „ Belgien....... 82000
„ Frankreich..... 436000 „ dem übrigen Europa ... 156000

Die Gesamteinwandrung von 1821 bis 1905 betrug 23360000 Personen.

Ganz anders ist das Bild, wenn man die im Jahre 1900 in den Ver¬
einigten Staaten lebenden Eingewanderten nach ihrem Heimatlande betrachtet.
Danach waren geboren in

Deutschland....... 2819000---26,9 vom Hundert
Irland......... 1619000--- 15,6
England und Schottland . . . 1172000---11,2
Österreich-Ungarn..... 638000--- 6,1
Rußland und Finnland . . . 642000--- 6,2
Italien........ 485000---- 4,6
Skandinavien...... 1068000---- 10,3
Schweiz........ 116000--- 1,1
Holland........ 1050001,0
Frankreich ....... 1050001,0
dem übrigen Europa .... 134000— 1,2
Kanada........ 1183000-----11,3

Die Gesamtzahl der Fremdgebornen beträgt 10460000.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0214" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/311901"/>
          <fw type="header" place="top"> Amerika und die Dauerhaftigkeit seiner politischen Verhältnisse</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_895" prev="#ID_894"> Auf Eisenbahnen und Straßenbahnen müssen sie in besondre Abteile steigen.<lb/>
Hotels und Restaurants, die auf die Kundschaft Weißer rechnen, nehmen sie<lb/>
nicht auf. In den alten Sklavenstaaten, wo sie zahlreich sind und politische<lb/>
Entscheidungen erwirken können, dürfen sie nicht wagen, sich den Wahllokalen<lb/>
zu nähern, denn es stehn dort weiße Pflanzer mit guten Büchsen, die sie<lb/>
überreden, lieber fortzubleiben. Die Indianer sind viel zu klein an Zahl ge¬<lb/>
wesen, als daß sie das Blut des weißen nordamerikanischen Volkes hätten<lb/>
beeinflussen können. Dieses ist als rein kaukasisch anzusehen. Ja, auch das<lb/>
ist bedeutungsvoll, daß die Rasse bis vor kurzem ganz überwiegend nord¬<lb/>
europäisch war, d. h. teutonisch in ihren drei Hauptbestandteilen, angelsächsisch,<lb/>
deutsch und (an Zahl schon ungleich geringer) skandinavisch, verbunden mit<lb/>
dem Jrentum, das dem Ganzen einen besondern Charakter verliehen hat. Die<lb/>
Einwandrung aus Süd- und Osteuropa ist bis vor wenigen Jahren unbe¬<lb/>
deutend gewesen, jetzt nimmt auch sie stark zu, und vielleicht macht sie sich<lb/>
auch mit der Zeit im Volkscharakter geltend. Auch Juden sind in großen<lb/>
Scharen gekommen, seit ihnen die Auswcmdrung aus Rußland erleichtert<lb/>
worden ist.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_896"> Die Vereinigten Staaten verzeichnen die Gesamteinwandrung von 1821<lb/>
bis 1905 nach Nationalitüten. Dieser interessanten Statistik entnehmen wir<lb/>
folgendes:</p><lb/>
          <list>
            <item> Gesamtzahl....... 23391000  aus Britisch - Amerika  ,  ,  ,  . 1057000</item>
            <item> aus Großbritannien und Irland  7413000   &#x201E; der Schweiz...... 22S000</item>
            <item> &#x201E; Deutschland..... 5271000   &#x201E;  Holland....... 153000</item>
            <item> &#x201E; Österreich-Ungarn , ,  ,  2004000   &#x201E; Spanien und Portugal  , , 116000</item>
            <item> &#x201E; Skandinavien  ....  1766 000   &#x201E;  Belgien....... 82000</item>
            <item> &#x201E; Frankreich..... 436000   &#x201E; dem übrigen Europa ... 156000</item>
          </list><lb/>
          <p xml:id="ID_897"> Die Gesamteinwandrung von 1821 bis 1905 betrug 23360000 Personen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_898"> Ganz anders ist das Bild, wenn man die im Jahre 1900 in den Ver¬<lb/>
einigten Staaten lebenden Eingewanderten nach ihrem Heimatlande betrachtet.<lb/>
Danach waren geboren in</p><lb/>
          <list>
            <item> Deutschland....... 2819000---26,9 vom Hundert</item>
            <item> Irland......... 1619000--- 15,6</item>
            <item> England und Schottland .  .  . 1172000---11,2</item>
            <item> Österreich-Ungarn..... 638000--- 6,1</item>
            <item> Rußland und Finnland  .  .  . 642000--- 6,2</item>
            <item> Italien........ 485000---- 4,6</item>
            <item> Skandinavien...... 1068000---- 10,3</item>
            <item> Schweiz........ 116000--- 1,1</item>
            <item> Holland........ 1050001,0</item>
            <item> Frankreich  ....... 1050001,0</item>
            <item> dem übrigen Europa .... 134000&#x2014; 1,2</item>
            <item> Kanada........ 1183000-----11,3</item>
          </list><lb/>
          <p xml:id="ID_899"> Die Gesamtzahl der Fremdgebornen beträgt 10460000.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0214] Amerika und die Dauerhaftigkeit seiner politischen Verhältnisse Auf Eisenbahnen und Straßenbahnen müssen sie in besondre Abteile steigen. Hotels und Restaurants, die auf die Kundschaft Weißer rechnen, nehmen sie nicht auf. In den alten Sklavenstaaten, wo sie zahlreich sind und politische Entscheidungen erwirken können, dürfen sie nicht wagen, sich den Wahllokalen zu nähern, denn es stehn dort weiße Pflanzer mit guten Büchsen, die sie überreden, lieber fortzubleiben. Die Indianer sind viel zu klein an Zahl ge¬ wesen, als daß sie das Blut des weißen nordamerikanischen Volkes hätten beeinflussen können. Dieses ist als rein kaukasisch anzusehen. Ja, auch das ist bedeutungsvoll, daß die Rasse bis vor kurzem ganz überwiegend nord¬ europäisch war, d. h. teutonisch in ihren drei Hauptbestandteilen, angelsächsisch, deutsch und (an Zahl schon ungleich geringer) skandinavisch, verbunden mit dem Jrentum, das dem Ganzen einen besondern Charakter verliehen hat. Die Einwandrung aus Süd- und Osteuropa ist bis vor wenigen Jahren unbe¬ deutend gewesen, jetzt nimmt auch sie stark zu, und vielleicht macht sie sich auch mit der Zeit im Volkscharakter geltend. Auch Juden sind in großen Scharen gekommen, seit ihnen die Auswcmdrung aus Rußland erleichtert worden ist. Die Vereinigten Staaten verzeichnen die Gesamteinwandrung von 1821 bis 1905 nach Nationalitüten. Dieser interessanten Statistik entnehmen wir folgendes: Gesamtzahl....... 23391000 aus Britisch - Amerika , , , . 1057000 aus Großbritannien und Irland 7413000 „ der Schweiz...... 22S000 „ Deutschland..... 5271000 „ Holland....... 153000 „ Österreich-Ungarn , , , 2004000 „ Spanien und Portugal , , 116000 „ Skandinavien .... 1766 000 „ Belgien....... 82000 „ Frankreich..... 436000 „ dem übrigen Europa ... 156000 Die Gesamteinwandrung von 1821 bis 1905 betrug 23360000 Personen. Ganz anders ist das Bild, wenn man die im Jahre 1900 in den Ver¬ einigten Staaten lebenden Eingewanderten nach ihrem Heimatlande betrachtet. Danach waren geboren in Deutschland....... 2819000---26,9 vom Hundert Irland......... 1619000--- 15,6 England und Schottland . . . 1172000---11,2 Österreich-Ungarn..... 638000--- 6,1 Rußland und Finnland . . . 642000--- 6,2 Italien........ 485000---- 4,6 Skandinavien...... 1068000---- 10,3 Schweiz........ 116000--- 1,1 Holland........ 1050001,0 Frankreich ....... 1050001,0 dem übrigen Europa .... 134000— 1,2 Kanada........ 1183000-----11,3 Die Gesamtzahl der Fremdgebornen beträgt 10460000.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/214
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/214>, abgerufen am 04.07.2024.