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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Die asiatische

wo sie Arbeit finden, die ihnen in einem Tage mehr Verdienst bringt als
erfolgreiche Wochen in Japan.ian

Und Kanada bedarf dieser billigen Arbetskräfte. Durch den gnze
Westen der Dominion geht der Ruf nach Kapitalien und Arbeitskräften zur
Entwicklung des Landes. Es gibt zurzeit kein andres Auskunftsmittel, dieje
großen Kulturaufgaben zu lösen, als Asiaten dazu heranzuziehen. In diesem
Stadium der Entwicklung ist ihre Anwesenheit in gewissem Sinne nutzbringend.
Unheilvoll würde andrerseits ihr dauerndes Verbleiben im Lande sein, denn
Kanada ist von der Natur dazu bestimmt, das Land einer großen ..weißen"
Rasse zu werden, aus der uneingeschränkten Zuwandrung von Asiaten würden
sich die schwierigsten Verwicklungen für die Zukunft ergeben. Das Eindringen
der indischen Arbeiter in Südafrika ist der beste Beweis hierfür.
tod¬

So ist hier, wenn auch nicht über Nach, s och in kurzer Zeit, be
schleunigt durch den Ausgang des Russisch-japanischen Krieges, eine Frage
entstanden, deren Lösung die Staatsmänner der großen Gemeinwesen am Pa¬
zifischen Ozean dauernd in Atem halten art. Verschärft wird die Frage
dadurch, daß keine völlige Übereins^ besteht; für die
arbeitenden Klassen des Westens Amerikas ist die AusMeßung der astatischen
Einwandrung eine Lebensbedingung, der industrielle Osten, der acht unmittelbar
getroffen wird, steht ihr sehr viel leidenschaftsloser und versöhnlicher gegenüber.
Die stetig wachsenden Handelsbeziehungen zu Japan und China die zuneh¬
mende Bedeutung des asiatischen Marktes sprechen hier ehr mit. Japan kann
heute angesichts seiner schwachen wirtschaftüchen Lage semen Interessen acht
den nötigen Nachdruck verleihen, ihm selbst Ware eme Auswandrung seiner
Arbeiter nach den neuerworbnen Gebieten auf dem Kontinent lieber, die ja¬
panische Regierung steht der Bewegung ziemlich machtlos gegenüber.

In Australien herrscht eine ausgesprochne Abneigung gegen die asiatische
Einwandrung. trotzdem oder vielleicht weil es keine irgendwie nennenswerte
eingeborne Bevölkerung gibt, und der Bedarf an rohen Arbeitskräften ebenso
groß ist wie in andern Kolonialländern. Die Versuchung, diese Arbeitskräfte
auf Kosten der Zukunft des Kontinents zu beschaffen, war groß. In Queens-
land. dem tropischen Australien, brach man zeitweise unter dem Druck der Not
mit dem Vorurteil: Japaner. Chinesen. Polynester. Jndier und sogar englische
Zuchthäusler waren willkommen.

Verschiedne Distrikte ließen Asiaten (und Kanälen, z. B. in Queensland)
versuchsweise zu. aber der Erfolg entsprach acht überall den Erwartungen, die
Masse der weißen Bevölkerung war entschieden gegen diese Einwandrung. in¬
folgedessen wurden die Zulassungsbedingungen nach einiger Zeit wieder ver¬
schärft. Schon im Jahre 1854 berichtete Sir Charles Hotham. zweiter
Gouverneur von Viktoria, nach einer Reise durch die Goldfelder, daß er die
Zulassung von Chinesen für unerwünscht erachte. Verschiedne einschränkende
Maßregeln wurden erdacht, so eine Kopfsteuer von 10 Pfund Sterling, weiter


Die asiatische

wo sie Arbeit finden, die ihnen in einem Tage mehr Verdienst bringt als
erfolgreiche Wochen in Japan.ian

Und Kanada bedarf dieser billigen Arbetskräfte. Durch den gnze
Westen der Dominion geht der Ruf nach Kapitalien und Arbeitskräften zur
Entwicklung des Landes. Es gibt zurzeit kein andres Auskunftsmittel, dieje
großen Kulturaufgaben zu lösen, als Asiaten dazu heranzuziehen. In diesem
Stadium der Entwicklung ist ihre Anwesenheit in gewissem Sinne nutzbringend.
Unheilvoll würde andrerseits ihr dauerndes Verbleiben im Lande sein, denn
Kanada ist von der Natur dazu bestimmt, das Land einer großen ..weißen"
Rasse zu werden, aus der uneingeschränkten Zuwandrung von Asiaten würden
sich die schwierigsten Verwicklungen für die Zukunft ergeben. Das Eindringen
der indischen Arbeiter in Südafrika ist der beste Beweis hierfür.
tod¬

So ist hier, wenn auch nicht über Nach, s och in kurzer Zeit, be
schleunigt durch den Ausgang des Russisch-japanischen Krieges, eine Frage
entstanden, deren Lösung die Staatsmänner der großen Gemeinwesen am Pa¬
zifischen Ozean dauernd in Atem halten art. Verschärft wird die Frage
dadurch, daß keine völlige Übereins^ besteht; für die
arbeitenden Klassen des Westens Amerikas ist die AusMeßung der astatischen
Einwandrung eine Lebensbedingung, der industrielle Osten, der acht unmittelbar
getroffen wird, steht ihr sehr viel leidenschaftsloser und versöhnlicher gegenüber.
Die stetig wachsenden Handelsbeziehungen zu Japan und China die zuneh¬
mende Bedeutung des asiatischen Marktes sprechen hier ehr mit. Japan kann
heute angesichts seiner schwachen wirtschaftüchen Lage semen Interessen acht
den nötigen Nachdruck verleihen, ihm selbst Ware eme Auswandrung seiner
Arbeiter nach den neuerworbnen Gebieten auf dem Kontinent lieber, die ja¬
panische Regierung steht der Bewegung ziemlich machtlos gegenüber.

In Australien herrscht eine ausgesprochne Abneigung gegen die asiatische
Einwandrung. trotzdem oder vielleicht weil es keine irgendwie nennenswerte
eingeborne Bevölkerung gibt, und der Bedarf an rohen Arbeitskräften ebenso
groß ist wie in andern Kolonialländern. Die Versuchung, diese Arbeitskräfte
auf Kosten der Zukunft des Kontinents zu beschaffen, war groß. In Queens-
land. dem tropischen Australien, brach man zeitweise unter dem Druck der Not
mit dem Vorurteil: Japaner. Chinesen. Polynester. Jndier und sogar englische
Zuchthäusler waren willkommen.

Verschiedne Distrikte ließen Asiaten (und Kanälen, z. B. in Queensland)
versuchsweise zu. aber der Erfolg entsprach acht überall den Erwartungen, die
Masse der weißen Bevölkerung war entschieden gegen diese Einwandrung. in¬
folgedessen wurden die Zulassungsbedingungen nach einiger Zeit wieder ver¬
schärft. Schon im Jahre 1854 berichtete Sir Charles Hotham. zweiter
Gouverneur von Viktoria, nach einer Reise durch die Goldfelder, daß er die
Zulassung von Chinesen für unerwünscht erachte. Verschiedne einschränkende
Maßregeln wurden erdacht, so eine Kopfsteuer von 10 Pfund Sterling, weiter


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/121>, abgerufen am 22.06.2024.