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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

der Inquisition ausgegangen war, und von der auch die Reformation die Völker
noch nicht befreit hatte, entfaltete in dem Prozeß Calas alle ihre Nichtswürdig¬
keiten: Einleitung des Verfahrens auf Grund frivoler Denunziation, Ausschluß der
kontrollierenden Öffentlichkeit, willkürliche Zurückweisung aller Entlastungszeugen,
Unterlassung der gebotnen Prüfung der Lokal- und Zeitumstände, Versuch, das
Geständnis, dessen man zur Begründung des von vornherein aus Fanatismus be¬
schlossenen Urteils bedürfte, auf der Folter zu erpressen. Alle diese Scheußlich¬
keiten machte Voltaire der Welt klar und regte die öffentliche Meinung Europas
dagegen auf. Zu den Irrtümern Voltaires, der übrigens selbst fanatisch intolerant
war, rechnet Robert, daß er Toleranz predigte anstatt völliger Bekenntnisfreiheit
und Achtung vor allen religiösen Bekenntnissen. Zudem setze die "Duldung" ab¬
weichender Bekenntnisse die Herrschaft eines privilegierten Bekenntnisses voraus,
das die übrigen Kirchen oder Sekten duldet. In der Tat wollte Voltaire die
Kirche zur reinen Staatsanstalt machen, zu der vom Staate zu leitenden Vvlks-
erziehungscmstalt. In den ziemlich bekannten Versen

tritt das noch nicht so deutlich hervor wie in den Prvsaaussprüchen, die Robert
anführt. Wenn Voltaire bei der Vertreibung der Jesuiten wünscht, es möchten
einige in Frankreich zurückbleiben, denn taut cju'it ^ su aurs,, Iss sansvuistss se
eux k'sssorsssront, se Iss moutons rssxirsut uir xsv. "ZMvct Iss louxs se Iss
rsnarcis hö cisonirsnt, so bemerkt Robert sehr gut dazu: strWssgs nroutous c^us
Voitairs se öff amis! Eine an diesen Gedanken Voltaires anklingende Äußerung
von ihm über England verdient von den Anhängern der Nationalkirchenidee er¬
wogen zu werden. L'ii n',y avait su ^nsslstsrrs Hu'mis Mission, son. ässxo-
tisins ssrait -1 oraincire; s'it n'^ Sir e^v^it c^us cksux, skiff 86 eouxsraisut I"
ssorsss; mais it ^ su " trsuto, se skiff vivsnt su xaix se iisursusss. Die inter¬
essante, belehrende und anregende Schrift des Franzosen ist sehr zu empfehlen. --
Eine "kritische Studie" von Pilatus (Dr. Viktor Naumann) über die katholische
Presse (Wiesbaden, Hermann Rauch, 1907) Paßt einigermaßen hierher, weil darin
gegen den Erzbischof von Bamberg polemisiert wird, der beim letzten Wahlkampf
"als weltfremder Gelehrter" dem Zentrum in die Parade gefahren ist. Naumann
erwähnt den Fall, weil er die schwierige Stellung der katholischen Zeitungsredaktenre
zwischen Parteileitung und geistlicher Behörde ins hellste Licht rücke. Doch sei
das nicht die einzige Ursache des Tiefstands der katholischen Presse, der sich darin
kund tre, daß die Presse der stärksten der deutschen Parteien die am wenigsten
verbreitete sei. Die Hauptschuld trage sie selbst: die katholischen Blätter seien,
Germania und Kölnische Volkszeitung ausgenommen, viel schlechter gemacht als die
"liberalen" Blätter; und daran wiederum seien schuld die Sparsamkeit der Ver¬
leger, die elende Honorare und Gehalte zahlten, die damit zusammenhängende
Vernachlässigung des Nachrichtendienstes und des volkswirtschaftlichen Teiles, die
Bevorzugung unsachverständiger geistlicher Mitarbeiter, die kein Honorar bean¬
spruchen, das Übermaß kirchlicher Mitteilungen, die unpassende religiöse Beurteilung
Polnischer Angelegenheiten, die Langweiligkeit des Feuilletons, das unter der Zucht¬
rute der Frömmelei und der Prüderie verkümmere. Anläßlich des zuletzt genannten
Fehlers weist Naumann die bei den Katholiken herrschende Ansicht zurück, die
liberale und die farblose Presse verdanke ihre große Verbreitung der Praxis, durch
Sensationen den schlechten Instinkten der Massen entgegenzukommen; es seien nur
wenige und gar nicht sehr angesehene Blätter, denen man das vorwerfen könne.
Es ist ein interessantes Bild der katholischen Presse, das ihr protestantischer Freund,
der Verteidi ^ ^ ger der Jesuiten, hier entwirft.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

der Inquisition ausgegangen war, und von der auch die Reformation die Völker
noch nicht befreit hatte, entfaltete in dem Prozeß Calas alle ihre Nichtswürdig¬
keiten: Einleitung des Verfahrens auf Grund frivoler Denunziation, Ausschluß der
kontrollierenden Öffentlichkeit, willkürliche Zurückweisung aller Entlastungszeugen,
Unterlassung der gebotnen Prüfung der Lokal- und Zeitumstände, Versuch, das
Geständnis, dessen man zur Begründung des von vornherein aus Fanatismus be¬
schlossenen Urteils bedürfte, auf der Folter zu erpressen. Alle diese Scheußlich¬
keiten machte Voltaire der Welt klar und regte die öffentliche Meinung Europas
dagegen auf. Zu den Irrtümern Voltaires, der übrigens selbst fanatisch intolerant
war, rechnet Robert, daß er Toleranz predigte anstatt völliger Bekenntnisfreiheit
und Achtung vor allen religiösen Bekenntnissen. Zudem setze die „Duldung" ab¬
weichender Bekenntnisse die Herrschaft eines privilegierten Bekenntnisses voraus,
das die übrigen Kirchen oder Sekten duldet. In der Tat wollte Voltaire die
Kirche zur reinen Staatsanstalt machen, zu der vom Staate zu leitenden Vvlks-
erziehungscmstalt. In den ziemlich bekannten Versen

tritt das noch nicht so deutlich hervor wie in den Prvsaaussprüchen, die Robert
anführt. Wenn Voltaire bei der Vertreibung der Jesuiten wünscht, es möchten
einige in Frankreich zurückbleiben, denn taut cju'it ^ su aurs,, Iss sansvuistss se
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Voitairs se öff amis! Eine an diesen Gedanken Voltaires anklingende Äußerung
von ihm über England verdient von den Anhängern der Nationalkirchenidee er¬
wogen zu werden. L'ii n',y avait su ^nsslstsrrs Hu'mis Mission, son. ässxo-
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essante, belehrende und anregende Schrift des Franzosen ist sehr zu empfehlen. —
Eine „kritische Studie" von Pilatus (Dr. Viktor Naumann) über die katholische
Presse (Wiesbaden, Hermann Rauch, 1907) Paßt einigermaßen hierher, weil darin
gegen den Erzbischof von Bamberg polemisiert wird, der beim letzten Wahlkampf
„als weltfremder Gelehrter" dem Zentrum in die Parade gefahren ist. Naumann
erwähnt den Fall, weil er die schwierige Stellung der katholischen Zeitungsredaktenre
zwischen Parteileitung und geistlicher Behörde ins hellste Licht rücke. Doch sei
das nicht die einzige Ursache des Tiefstands der katholischen Presse, der sich darin
kund tre, daß die Presse der stärksten der deutschen Parteien die am wenigsten
verbreitete sei. Die Hauptschuld trage sie selbst: die katholischen Blätter seien,
Germania und Kölnische Volkszeitung ausgenommen, viel schlechter gemacht als die
„liberalen" Blätter; und daran wiederum seien schuld die Sparsamkeit der Ver¬
leger, die elende Honorare und Gehalte zahlten, die damit zusammenhängende
Vernachlässigung des Nachrichtendienstes und des volkswirtschaftlichen Teiles, die
Bevorzugung unsachverständiger geistlicher Mitarbeiter, die kein Honorar bean¬
spruchen, das Übermaß kirchlicher Mitteilungen, die unpassende religiöse Beurteilung
Polnischer Angelegenheiten, die Langweiligkeit des Feuilletons, das unter der Zucht¬
rute der Frömmelei und der Prüderie verkümmere. Anläßlich des zuletzt genannten
Fehlers weist Naumann die bei den Katholiken herrschende Ansicht zurück, die
liberale und die farblose Presse verdanke ihre große Verbreitung der Praxis, durch
Sensationen den schlechten Instinkten der Massen entgegenzukommen; es seien nur
wenige und gar nicht sehr angesehene Blätter, denen man das vorwerfen könne.
Es ist ein interessantes Bild der katholischen Presse, das ihr protestantischer Freund,
der Verteidi ^ ^ ger der Jesuiten, hier entwirft.


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[0601] Maßgebliches und Unmaßgebliches der Inquisition ausgegangen war, und von der auch die Reformation die Völker noch nicht befreit hatte, entfaltete in dem Prozeß Calas alle ihre Nichtswürdig¬ keiten: Einleitung des Verfahrens auf Grund frivoler Denunziation, Ausschluß der kontrollierenden Öffentlichkeit, willkürliche Zurückweisung aller Entlastungszeugen, Unterlassung der gebotnen Prüfung der Lokal- und Zeitumstände, Versuch, das Geständnis, dessen man zur Begründung des von vornherein aus Fanatismus be¬ schlossenen Urteils bedürfte, auf der Folter zu erpressen. Alle diese Scheußlich¬ keiten machte Voltaire der Welt klar und regte die öffentliche Meinung Europas dagegen auf. Zu den Irrtümern Voltaires, der übrigens selbst fanatisch intolerant war, rechnet Robert, daß er Toleranz predigte anstatt völliger Bekenntnisfreiheit und Achtung vor allen religiösen Bekenntnissen. Zudem setze die „Duldung" ab¬ weichender Bekenntnisse die Herrschaft eines privilegierten Bekenntnisses voraus, das die übrigen Kirchen oder Sekten duldet. In der Tat wollte Voltaire die Kirche zur reinen Staatsanstalt machen, zu der vom Staate zu leitenden Vvlks- erziehungscmstalt. In den ziemlich bekannten Versen tritt das noch nicht so deutlich hervor wie in den Prvsaaussprüchen, die Robert anführt. Wenn Voltaire bei der Vertreibung der Jesuiten wünscht, es möchten einige in Frankreich zurückbleiben, denn taut cju'it ^ su aurs,, Iss sansvuistss se eux k'sssorsssront, se Iss moutons rssxirsut uir xsv. «ZMvct Iss louxs se Iss rsnarcis hö cisonirsnt, so bemerkt Robert sehr gut dazu: strWssgs nroutous c^us Voitairs se öff amis! Eine an diesen Gedanken Voltaires anklingende Äußerung von ihm über England verdient von den Anhängern der Nationalkirchenidee er¬ wogen zu werden. L'ii n',y avait su ^nsslstsrrs Hu'mis Mission, son. ässxo- tisins ssrait -1 oraincire; s'it n'^ Sir e^v^it c^us cksux, skiff 86 eouxsraisut I» ssorsss; mais it ^ su » trsuto, se skiff vivsnt su xaix se iisursusss. Die inter¬ essante, belehrende und anregende Schrift des Franzosen ist sehr zu empfehlen. — Eine „kritische Studie" von Pilatus (Dr. Viktor Naumann) über die katholische Presse (Wiesbaden, Hermann Rauch, 1907) Paßt einigermaßen hierher, weil darin gegen den Erzbischof von Bamberg polemisiert wird, der beim letzten Wahlkampf „als weltfremder Gelehrter" dem Zentrum in die Parade gefahren ist. Naumann erwähnt den Fall, weil er die schwierige Stellung der katholischen Zeitungsredaktenre zwischen Parteileitung und geistlicher Behörde ins hellste Licht rücke. Doch sei das nicht die einzige Ursache des Tiefstands der katholischen Presse, der sich darin kund tre, daß die Presse der stärksten der deutschen Parteien die am wenigsten verbreitete sei. Die Hauptschuld trage sie selbst: die katholischen Blätter seien, Germania und Kölnische Volkszeitung ausgenommen, viel schlechter gemacht als die „liberalen" Blätter; und daran wiederum seien schuld die Sparsamkeit der Ver¬ leger, die elende Honorare und Gehalte zahlten, die damit zusammenhängende Vernachlässigung des Nachrichtendienstes und des volkswirtschaftlichen Teiles, die Bevorzugung unsachverständiger geistlicher Mitarbeiter, die kein Honorar bean¬ spruchen, das Übermaß kirchlicher Mitteilungen, die unpassende religiöse Beurteilung Polnischer Angelegenheiten, die Langweiligkeit des Feuilletons, das unter der Zucht¬ rute der Frömmelei und der Prüderie verkümmere. Anläßlich des zuletzt genannten Fehlers weist Naumann die bei den Katholiken herrschende Ansicht zurück, die liberale und die farblose Presse verdanke ihre große Verbreitung der Praxis, durch Sensationen den schlechten Instinkten der Massen entgegenzukommen; es seien nur wenige und gar nicht sehr angesehene Blätter, denen man das vorwerfen könne. Es ist ein interessantes Bild der katholischen Presse, das ihr protestantischer Freund, der Verteidi ^ ^ ger der Jesuiten, hier entwirft.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/601>, abgerufen am 29.06.2024.