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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

wirklichung besteht, geraubt wäre, und daß dieses auch für das Kirchliche gilt. Doch
stützt auch diese Schrift meine Überzeugung, daß sich Männer wie Ehrhard selbst
täuschen, wenn sie an der Verwirklichung ihres Kirchenideals innerhalb der heutigen,
ultramontan gewordnen Kirche arbeiten zu können glauben. Er bezeichnet als ein
Vorurteil die Ansicht, die Kirche sei innerlich Und wesentlich an das Mittelalter
gebunden, katholisch denken heiße mittelalterlich denken. Aber gerade die Identifikation
von katholisch und mittelalterlich ist das Charakteristische der jesuitischen Richtung,
die seit Pius dem Neunten in der römischen Kirche herrschn und wenn die Sätze,
mit denen er die Harmonie zwischen Katholizismus und Kultur begründet, der
Zensurierung durch die Jndexkongregation entgehn, so hat er das nur einem von
zwei Umständen zu verdanken: entweder wird dieser Behörde zufälligerweise seine
Schrift nicht denunziert, oder die Kurie ist so klug, ihren orthodoxe" Eifer zu zügeln
und auf weitere Maßregelungen zu verzichten, nachdem ihre lehren Torheiten schon
so viel böses Blut gemacht haben. Besonders folgenden Satz wird man in Rom
entschieden mißbilligen: "Die Zeiten, in denen Zwangobekehrungen infolge des spezifisch
mittelalterlichen Verhältnisses zwischen Kirche und Staat geschahen, sind unwider¬
ruflich vorbei. Der katholischen Kirche fehlt es heute nicht bloß an der Macht dazu,
es fehlt ihr auch der Wille; denn Zwangsbekehruugen widersprechen ihren eignen
Grundsätzen über die Freiheit des Glaubens und des religiösen Lebens." Wenn die
katholische Kirche aus lauter Ehrhcirds bestünde, wäre das richtig, aber vorläufig
herrscht Rom in dieser Kirche, und wo dieses irgendeinmal den Grundsatz der
Glaubensfreiheit ausgesprochen hätte, würde Ehrhard, wenn er um Auskunft gebeten
würde, kaum anzugeben vermögen. Die Bestrebungen von Männern wie Ehrhard
sind preiswürdig, aber durchschlagenden Erfolg können sie nicht haben, solange
nicht mit der Orthodoxie gebrochen wird, wobei dann freilich außer dem Dogma
vom unfehlbaren Papste noch manches andre fällt. -- Um wieder einmal daran zu
erinnern, verbinde ich mit der Anzeige der soeben charakterisierten Schrift die der
letzten Veröffentlichung von Friedrich Delitzsch, die auf den ersten Blick mit dem
angeschnittnen Thema nichts zu tun zu haben scheint. Mehr Licht. Die bedeutendsten
Ergebnisse der babylonisch-assyrischen Grabungen für Geschichte, Kultur und Religion.
Ein Vortrag. Mit 50 Abbildungen. Leipzig, I. C. Hinrichs. 1907.) Die Grenz¬
boten haben sich in dem Babel-Bibelstreit gegen die Tendenz gewandt, die biblische
Schöpfungsgeschichte und die mosaische Gesetzgebung auf oder sogar unter das
Niveau der babylonischen Schöpfungssage und der Gesetze Hammurabis hinabzu-
drücken, und sie haben Urteile von Fachmännern angeführt, mich denen manche von
Delitzschs Deutungen der assyrisch-babylonischen Schriftdenkmäler anfechtbar sind.
Gegen seine vorliegende Schrift haben wir nichts einzuwenden. Es ist unbestreitbar,
daß die Ausgrabungen von ungeheurer Wichtigkeit für die Wissenschaft sind, und
daß nach ihren Bekundungen unsre Kultur der babylonisch-assyrischen noch weit mehr
verdankt, als vordem schon bekannt war. Längst wußte man. daß die Babylonier
die Begründer der Astronomie und die Schöpfer des zwölfteiligen Maß- und
Gewichtssystems gewesen sind. Als dann die ersten Bildwerke der alten Kultur¬
staaten am Euphrat ans Licht kamen, ersah man aus ihnen, welchen hohen Grad
ihre künstlerische und kunstgewerbliche Technik lange vor den ersten Anfängen der
griechischen erreicht hatte, sodciß also die Griechen als ihre Schüler zu denken sind,
und die Entzifferung der Schriftwerke endlich zeigt uns die Volkswirtschaft, das
Verkehrswesen und die Rechtsordnung eines Staates von hoher Kultur. Und
schließlich bekommen wir eine urkundliche Geschichte des dritten und vierten vor¬
christlichen Jahrtausends. Während das Alte Testament "von David ab als Ge¬
schichtsquelle für die ferner gelegnen Länder fast vollständig versiegt", und über


Grenzboten 1 1908 7
Maßgebliches und Unmaßgebliches

wirklichung besteht, geraubt wäre, und daß dieses auch für das Kirchliche gilt. Doch
stützt auch diese Schrift meine Überzeugung, daß sich Männer wie Ehrhard selbst
täuschen, wenn sie an der Verwirklichung ihres Kirchenideals innerhalb der heutigen,
ultramontan gewordnen Kirche arbeiten zu können glauben. Er bezeichnet als ein
Vorurteil die Ansicht, die Kirche sei innerlich Und wesentlich an das Mittelalter
gebunden, katholisch denken heiße mittelalterlich denken. Aber gerade die Identifikation
von katholisch und mittelalterlich ist das Charakteristische der jesuitischen Richtung,
die seit Pius dem Neunten in der römischen Kirche herrschn und wenn die Sätze,
mit denen er die Harmonie zwischen Katholizismus und Kultur begründet, der
Zensurierung durch die Jndexkongregation entgehn, so hat er das nur einem von
zwei Umständen zu verdanken: entweder wird dieser Behörde zufälligerweise seine
Schrift nicht denunziert, oder die Kurie ist so klug, ihren orthodoxe» Eifer zu zügeln
und auf weitere Maßregelungen zu verzichten, nachdem ihre lehren Torheiten schon
so viel böses Blut gemacht haben. Besonders folgenden Satz wird man in Rom
entschieden mißbilligen: „Die Zeiten, in denen Zwangobekehrungen infolge des spezifisch
mittelalterlichen Verhältnisses zwischen Kirche und Staat geschahen, sind unwider¬
ruflich vorbei. Der katholischen Kirche fehlt es heute nicht bloß an der Macht dazu,
es fehlt ihr auch der Wille; denn Zwangsbekehruugen widersprechen ihren eignen
Grundsätzen über die Freiheit des Glaubens und des religiösen Lebens." Wenn die
katholische Kirche aus lauter Ehrhcirds bestünde, wäre das richtig, aber vorläufig
herrscht Rom in dieser Kirche, und wo dieses irgendeinmal den Grundsatz der
Glaubensfreiheit ausgesprochen hätte, würde Ehrhard, wenn er um Auskunft gebeten
würde, kaum anzugeben vermögen. Die Bestrebungen von Männern wie Ehrhard
sind preiswürdig, aber durchschlagenden Erfolg können sie nicht haben, solange
nicht mit der Orthodoxie gebrochen wird, wobei dann freilich außer dem Dogma
vom unfehlbaren Papste noch manches andre fällt. — Um wieder einmal daran zu
erinnern, verbinde ich mit der Anzeige der soeben charakterisierten Schrift die der
letzten Veröffentlichung von Friedrich Delitzsch, die auf den ersten Blick mit dem
angeschnittnen Thema nichts zu tun zu haben scheint. Mehr Licht. Die bedeutendsten
Ergebnisse der babylonisch-assyrischen Grabungen für Geschichte, Kultur und Religion.
Ein Vortrag. Mit 50 Abbildungen. Leipzig, I. C. Hinrichs. 1907.) Die Grenz¬
boten haben sich in dem Babel-Bibelstreit gegen die Tendenz gewandt, die biblische
Schöpfungsgeschichte und die mosaische Gesetzgebung auf oder sogar unter das
Niveau der babylonischen Schöpfungssage und der Gesetze Hammurabis hinabzu-
drücken, und sie haben Urteile von Fachmännern angeführt, mich denen manche von
Delitzschs Deutungen der assyrisch-babylonischen Schriftdenkmäler anfechtbar sind.
Gegen seine vorliegende Schrift haben wir nichts einzuwenden. Es ist unbestreitbar,
daß die Ausgrabungen von ungeheurer Wichtigkeit für die Wissenschaft sind, und
daß nach ihren Bekundungen unsre Kultur der babylonisch-assyrischen noch weit mehr
verdankt, als vordem schon bekannt war. Längst wußte man. daß die Babylonier
die Begründer der Astronomie und die Schöpfer des zwölfteiligen Maß- und
Gewichtssystems gewesen sind. Als dann die ersten Bildwerke der alten Kultur¬
staaten am Euphrat ans Licht kamen, ersah man aus ihnen, welchen hohen Grad
ihre künstlerische und kunstgewerbliche Technik lange vor den ersten Anfängen der
griechischen erreicht hatte, sodciß also die Griechen als ihre Schüler zu denken sind,
und die Entzifferung der Schriftwerke endlich zeigt uns die Volkswirtschaft, das
Verkehrswesen und die Rechtsordnung eines Staates von hoher Kultur. Und
schließlich bekommen wir eine urkundliche Geschichte des dritten und vierten vor¬
christlichen Jahrtausends. Während das Alte Testament „von David ab als Ge¬
schichtsquelle für die ferner gelegnen Länder fast vollständig versiegt", und über


Grenzboten 1 1908 7
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/57>, abgerufen am 27.06.2024.