Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.Heimat für unsern Bevölkerungsüberschuß werden können. Gerade mit seiner Nun ist die Hauptfrage, wie es uns am sichersten gelingen wird, die Arbeits¬ Für die Lösung dieses Problems liegt eine Reihe von Vorschlägen alter Selbstverständlich ist, daß die Eingebornen anständig und gerecht zu be¬ Zugleich muß aber dafür gesorgt werden, daß sich die arbeitsfähigen Ein¬ In geschlossenen intensiv bewirtschafteten Plantagengebieten ließe sich ein Dies ist in Bezirken, wo die Eingebornenkulturen vorherrschen, nicht Die Versorgung der Plantagenbezirke und der im Entstehen begriffnen Daß die Behörden die Arbeiteranwerbung in die Hand nehmen, ist besonders Heimat für unsern Bevölkerungsüberschuß werden können. Gerade mit seiner Nun ist die Hauptfrage, wie es uns am sichersten gelingen wird, die Arbeits¬ Für die Lösung dieses Problems liegt eine Reihe von Vorschlägen alter Selbstverständlich ist, daß die Eingebornen anständig und gerecht zu be¬ Zugleich muß aber dafür gesorgt werden, daß sich die arbeitsfähigen Ein¬ In geschlossenen intensiv bewirtschafteten Plantagengebieten ließe sich ein Dies ist in Bezirken, wo die Eingebornenkulturen vorherrschen, nicht Die Versorgung der Plantagenbezirke und der im Entstehen begriffnen Daß die Behörden die Arbeiteranwerbung in die Hand nehmen, ist besonders <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0410" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/311491"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_2006" prev="#ID_2005"> Heimat für unsern Bevölkerungsüberschuß werden können. Gerade mit seiner<lb/> eindrucksvoller und überzeugenden Begründung dieser Aussicht hat Staatssekretär<lb/> Dernburg die Mehrheit des deutschen Volks gewonnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2007"> Nun ist die Hauptfrage, wie es uns am sichersten gelingen wird, die Arbeits¬<lb/> kraft der Eingebornen unsern wirtschaftlichen Unternehmungen dienstbar zu machen.<lb/> So wie bisher kann es nicht weiter gehn. Wenn man daran denkt, daß die<lb/> schon bestehende gewiß nicht umfangreiche Plantagenwirtschaft, daß die bis jetzt<lb/> gebauten Eisenbahnen fortwährend über Arbeitermangel zu klagen hatten, so<lb/> kann einem im Hinblick auf die geplanten Plantagcnunternehmungen großen<lb/> Stils und die projektierten Eisenbahnen angst und bange werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_2008"> Für die Lösung dieses Problems liegt eine Reihe von Vorschlägen alter<lb/> erfahrner Kolonialpioniere vor, die nicht unbeachtet gelassen werden dürfen.<lb/> Diese Maßnahmen werden sich natürlich nach örtlichen Rücksichten, dem Kultur¬<lb/> zustande der betreffenden Stämme, nach den militärischen Machtverhültnissen usw.<lb/> richten müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2009"> Selbstverständlich ist, daß die Eingebornen anständig und gerecht zu be¬<lb/> handeln sind. Um dies zu gewährleisten, müßten wir eine Arbeitsgesetz¬<lb/> gebung einführen, in der Art, wie sie Sumatra hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_2010"> Zugleich muß aber dafür gesorgt werden, daß sich die arbeitsfähigen Ein¬<lb/> gebornen auch wirklich zur Arbeit stellen, sonst nützt die schönste Arbeitergesetz¬<lb/> gebung nichts.</p><lb/> <p xml:id="ID_2011"> In geschlossenen intensiv bewirtschafteten Plantagengebieten ließe sich ein<lb/> direkter Arbeitszwang, kontrolliert durch Arbeitskarten, wohl durchführen, das<lb/> haben die Erfahrungen im ostafrikanischen Bezirk Wilhelmstal gezeigt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2012"> Dies ist in Bezirken, wo die Eingebornenkulturen vorherrschen, nicht<lb/> möglich. Dort wäre wohl auf dem Wege der Besteuerung, die den Eingebornen<lb/> zu regelmäßiger Produktion zwingt, am meisten zu erreichen. Zugleich würde<lb/> es sich empfehlen, durch Einrichtung von Märkten die Absatzgelegenheiten zu<lb/> vermehren und die Schwarzen vor Übervorteilung durch indische Händler zu<lb/> schützen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2013"> Die Versorgung der Plantagenbezirke und der im Entstehen begriffnen<lb/> Eisenbahnen mit Arbeitern müßten natürlich die Verwaltungsbehörden über¬<lb/> nehmen und einen groß angelegten Arbeitsmarkt in den einzelnen Kolonien<lb/> organisieren. Dies wäre sicherlich nicht allzu schwierig, denn die oben erwähnten<lb/> Erfahrungen des Hauptmanns A. Forel und andrer alter Afrikaner, mit denen<lb/> ich mich schon mannigfach über alle Einzelheiten unterhalten konnte, zeigen,<lb/> daß es in den meisten Füllen schon genügt, daß der betreffende Bezirksamtmann<lb/> den Häuptlingen gegenüber den Wunsch ausdrückt, es möchten sich so und so<lb/> viele Leute zur Arbeit an der Bahn oder auf den Plantagen anwerben lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2014" next="#ID_2015"> Daß die Behörden die Arbeiteranwerbung in die Hand nehmen, ist besonders<lb/> aus dem Grunde wünschenswert, weil dann die Arbeiter gegen Übergriffe einzelner<lb/> Unternehmer streng geschlitzt sind. Auch die Einhaltung der Vertrüge von beiden</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0410]
Heimat für unsern Bevölkerungsüberschuß werden können. Gerade mit seiner
eindrucksvoller und überzeugenden Begründung dieser Aussicht hat Staatssekretär
Dernburg die Mehrheit des deutschen Volks gewonnen.
Nun ist die Hauptfrage, wie es uns am sichersten gelingen wird, die Arbeits¬
kraft der Eingebornen unsern wirtschaftlichen Unternehmungen dienstbar zu machen.
So wie bisher kann es nicht weiter gehn. Wenn man daran denkt, daß die
schon bestehende gewiß nicht umfangreiche Plantagenwirtschaft, daß die bis jetzt
gebauten Eisenbahnen fortwährend über Arbeitermangel zu klagen hatten, so
kann einem im Hinblick auf die geplanten Plantagcnunternehmungen großen
Stils und die projektierten Eisenbahnen angst und bange werden.
Für die Lösung dieses Problems liegt eine Reihe von Vorschlägen alter
erfahrner Kolonialpioniere vor, die nicht unbeachtet gelassen werden dürfen.
Diese Maßnahmen werden sich natürlich nach örtlichen Rücksichten, dem Kultur¬
zustande der betreffenden Stämme, nach den militärischen Machtverhültnissen usw.
richten müssen.
Selbstverständlich ist, daß die Eingebornen anständig und gerecht zu be¬
handeln sind. Um dies zu gewährleisten, müßten wir eine Arbeitsgesetz¬
gebung einführen, in der Art, wie sie Sumatra hat.
Zugleich muß aber dafür gesorgt werden, daß sich die arbeitsfähigen Ein¬
gebornen auch wirklich zur Arbeit stellen, sonst nützt die schönste Arbeitergesetz¬
gebung nichts.
In geschlossenen intensiv bewirtschafteten Plantagengebieten ließe sich ein
direkter Arbeitszwang, kontrolliert durch Arbeitskarten, wohl durchführen, das
haben die Erfahrungen im ostafrikanischen Bezirk Wilhelmstal gezeigt.
Dies ist in Bezirken, wo die Eingebornenkulturen vorherrschen, nicht
möglich. Dort wäre wohl auf dem Wege der Besteuerung, die den Eingebornen
zu regelmäßiger Produktion zwingt, am meisten zu erreichen. Zugleich würde
es sich empfehlen, durch Einrichtung von Märkten die Absatzgelegenheiten zu
vermehren und die Schwarzen vor Übervorteilung durch indische Händler zu
schützen.
Die Versorgung der Plantagenbezirke und der im Entstehen begriffnen
Eisenbahnen mit Arbeitern müßten natürlich die Verwaltungsbehörden über¬
nehmen und einen groß angelegten Arbeitsmarkt in den einzelnen Kolonien
organisieren. Dies wäre sicherlich nicht allzu schwierig, denn die oben erwähnten
Erfahrungen des Hauptmanns A. Forel und andrer alter Afrikaner, mit denen
ich mich schon mannigfach über alle Einzelheiten unterhalten konnte, zeigen,
daß es in den meisten Füllen schon genügt, daß der betreffende Bezirksamtmann
den Häuptlingen gegenüber den Wunsch ausdrückt, es möchten sich so und so
viele Leute zur Arbeit an der Bahn oder auf den Plantagen anwerben lassen.
Daß die Behörden die Arbeiteranwerbung in die Hand nehmen, ist besonders
aus dem Grunde wünschenswert, weil dann die Arbeiter gegen Übergriffe einzelner
Unternehmer streng geschlitzt sind. Auch die Einhaltung der Vertrüge von beiden
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