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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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was bedeutende Menschen vor uns empfunden und gedacht haben, halt er für ein
dem Menschen eingebornes Bedürfnis, ebenso wie das Suchen nach Wahrheit. Zur
Wissenschaft wird aber die Philologie erst dann, wenn sie über die Einzelforschung
hinaus zu allgemeinen, für die Menschheit selbst giltigen Gesetzen führt. Deshalb
kaun sich der Forscher nicht auf die Literatur des Volkes, auf die sich sein Studium
gründet, der Griechen oder Römer, Germanen oder Romanen, Slawen oder Inder
beschränken. Er muß die gleichen Lebeusgebiete verschiedner Völker und Zeiten, sei
es nun Sprache oder Kunst oder Mythus, vergleichen, um aus dem durch Zeit und
Raum Bestimmter zur Erkenntnis des Allgemeinen, Bleibenden vorzudringen.

Damit ist freilich der philologischen Arbeit mehr zugewiesen, als die Zeit und
Kraft eines Menschen leisten kann. Der einzelne wird sich auf Teile des nationalen
Lebens beschränken müssen, für sie hat er den Zusammenhang mit der allgemeinen
Geschichtswissenschaft zu suchen, der Grammatiker zum Beispiel in der vergleichenden
Sprachforschung und Sprachwissenschaft, der Mythologe in der Religionswissenschaft,
wie andrerseits jeder Philologe nach Anschauung aller Lebensäußerungen des Volkes,
ans das sich seine Philologie gründet, streben muß. So wird er der Kette des
wissenschaftlichen Fortschritts sein Lebenswerk als brauchbares Glied hinzufügen können.

Die folgenden Aufsätze sind Beispiele dafür, wie Usener selbst diese Forderungen
erfüllt hat. Einer, den er "Organisation der wissenschaftlichen Arbeit" genannt hat,
führt uns in die Schulen des Platon und Aristoteles und zeigt, wie es die beiden
Meister verstanden haben, die Arbeiten ihrer Schüler Planmäßig zu leiten, wie sie
aber nicht nur gelehrt, sonder" auch von ihren Jüngern gelernt haben. Nur so
sind die kaum faßbaren wissenschaftlichen Fortschritte, die von zwei oder drei
Generationen erreicht worden sind, möglich geworden.

Die andern Aufsätze: "Mythologie", "Über vergleichende Sitten- und Rechts¬
geschichte", "Geburt und Kindheit Christi", "Pelagia" und "Die Perle. Aus der
Geschichte eines Bildes" behandeln das Gebiet, auf dem Usener vor allem berühmt
geworden ist: Glaube und Sitte. Durch methodische Vergleichung entsprechender
Erscheinungen bei verschiednen Völkern und in verschiednen Zeiten erschließt er sich
das Verständnis dunkler Bräuche und Vorstellungen und gelangt zur Erkenntnis
ursprünglicher Zustände, die lange vor der historischen Überlieferung liegen. Der
schwer verständliche Ritus der ciltitalischeu Stadtanlage zum Beispiel, nach dem
der Platz der künftigen Stadt umpflügt wird, wird durch einen russischen Brauch
erklärt: um eine Viehseuche fernzuhalten, haben im Jahre 1837 die Bewohner des
Fleckens Kammla von sieben Jungfrauen einen Pflug, den ein fleckenloser Jüngling
lenkte, um ihr Dorf ziehn lassen. Die Furche ist also ein Symbol des Grabens,
der dämonische und menschliche Feinde fernhalten soll.

Auch das Christentum hat in seinen Legenden, Festen und liturgischen Bräuchen
vielfach Heidnisches bis ans den heutigen Tag fortgeführt. In der zweiten Hälfte
des sechsten Jahrhunderts hat die römische Kirche den 25. Dezember als Geburtsfest
des Heilands durchgesetzt, dieser Tag ist der natalis Lolis invioti, der Geburtstag
des unbesiegbaren Sonnengottes. Vorher wurde es vielfach am Epiphaniastag, dem
6. Januar, gefeiert, wie es noch heute die armenische Kirche tut. Das ist das Er¬
scheinungsfest, das aus dem alexandrinischen Feste der Erscheinung des Dionysos ab¬
geleitet ist. In beiden Fällen hat also Weihnachten ein heidnisches Fest abgelöst.

Man weiß, wie viel Heidentum sich im Teufelsglauben und Gespensterspuk
erhalten hat. Zwar sind jetzt die Hexenprozesse. die noch das achtzehnte Jahrhundert
gesehn hat, verschwunden. Aber noch heute erkennt die römisch-katholische Kirche die
Macht der Dämonen an, wenn sie ihre Gnadenmittel als Schutz und Hilfe gegen
Behexung gewährt. Der junge Ehemann, der sich durch "Nestelknüpfen" bezaubert


was bedeutende Menschen vor uns empfunden und gedacht haben, halt er für ein
dem Menschen eingebornes Bedürfnis, ebenso wie das Suchen nach Wahrheit. Zur
Wissenschaft wird aber die Philologie erst dann, wenn sie über die Einzelforschung
hinaus zu allgemeinen, für die Menschheit selbst giltigen Gesetzen führt. Deshalb
kaun sich der Forscher nicht auf die Literatur des Volkes, auf die sich sein Studium
gründet, der Griechen oder Römer, Germanen oder Romanen, Slawen oder Inder
beschränken. Er muß die gleichen Lebeusgebiete verschiedner Völker und Zeiten, sei
es nun Sprache oder Kunst oder Mythus, vergleichen, um aus dem durch Zeit und
Raum Bestimmter zur Erkenntnis des Allgemeinen, Bleibenden vorzudringen.

Damit ist freilich der philologischen Arbeit mehr zugewiesen, als die Zeit und
Kraft eines Menschen leisten kann. Der einzelne wird sich auf Teile des nationalen
Lebens beschränken müssen, für sie hat er den Zusammenhang mit der allgemeinen
Geschichtswissenschaft zu suchen, der Grammatiker zum Beispiel in der vergleichenden
Sprachforschung und Sprachwissenschaft, der Mythologe in der Religionswissenschaft,
wie andrerseits jeder Philologe nach Anschauung aller Lebensäußerungen des Volkes,
ans das sich seine Philologie gründet, streben muß. So wird er der Kette des
wissenschaftlichen Fortschritts sein Lebenswerk als brauchbares Glied hinzufügen können.

Die folgenden Aufsätze sind Beispiele dafür, wie Usener selbst diese Forderungen
erfüllt hat. Einer, den er „Organisation der wissenschaftlichen Arbeit" genannt hat,
führt uns in die Schulen des Platon und Aristoteles und zeigt, wie es die beiden
Meister verstanden haben, die Arbeiten ihrer Schüler Planmäßig zu leiten, wie sie
aber nicht nur gelehrt, sonder» auch von ihren Jüngern gelernt haben. Nur so
sind die kaum faßbaren wissenschaftlichen Fortschritte, die von zwei oder drei
Generationen erreicht worden sind, möglich geworden.

Die andern Aufsätze: „Mythologie", „Über vergleichende Sitten- und Rechts¬
geschichte", „Geburt und Kindheit Christi", „Pelagia" und „Die Perle. Aus der
Geschichte eines Bildes" behandeln das Gebiet, auf dem Usener vor allem berühmt
geworden ist: Glaube und Sitte. Durch methodische Vergleichung entsprechender
Erscheinungen bei verschiednen Völkern und in verschiednen Zeiten erschließt er sich
das Verständnis dunkler Bräuche und Vorstellungen und gelangt zur Erkenntnis
ursprünglicher Zustände, die lange vor der historischen Überlieferung liegen. Der
schwer verständliche Ritus der ciltitalischeu Stadtanlage zum Beispiel, nach dem
der Platz der künftigen Stadt umpflügt wird, wird durch einen russischen Brauch
erklärt: um eine Viehseuche fernzuhalten, haben im Jahre 1837 die Bewohner des
Fleckens Kammla von sieben Jungfrauen einen Pflug, den ein fleckenloser Jüngling
lenkte, um ihr Dorf ziehn lassen. Die Furche ist also ein Symbol des Grabens,
der dämonische und menschliche Feinde fernhalten soll.

Auch das Christentum hat in seinen Legenden, Festen und liturgischen Bräuchen
vielfach Heidnisches bis ans den heutigen Tag fortgeführt. In der zweiten Hälfte
des sechsten Jahrhunderts hat die römische Kirche den 25. Dezember als Geburtsfest
des Heilands durchgesetzt, dieser Tag ist der natalis Lolis invioti, der Geburtstag
des unbesiegbaren Sonnengottes. Vorher wurde es vielfach am Epiphaniastag, dem
6. Januar, gefeiert, wie es noch heute die armenische Kirche tut. Das ist das Er¬
scheinungsfest, das aus dem alexandrinischen Feste der Erscheinung des Dionysos ab¬
geleitet ist. In beiden Fällen hat also Weihnachten ein heidnisches Fest abgelöst.

Man weiß, wie viel Heidentum sich im Teufelsglauben und Gespensterspuk
erhalten hat. Zwar sind jetzt die Hexenprozesse. die noch das achtzehnte Jahrhundert
gesehn hat, verschwunden. Aber noch heute erkennt die römisch-katholische Kirche die
Macht der Dämonen an, wenn sie ihre Gnadenmittel als Schutz und Hilfe gegen
Behexung gewährt. Der junge Ehemann, der sich durch „Nestelknüpfen" bezaubert


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[0401] was bedeutende Menschen vor uns empfunden und gedacht haben, halt er für ein dem Menschen eingebornes Bedürfnis, ebenso wie das Suchen nach Wahrheit. Zur Wissenschaft wird aber die Philologie erst dann, wenn sie über die Einzelforschung hinaus zu allgemeinen, für die Menschheit selbst giltigen Gesetzen führt. Deshalb kaun sich der Forscher nicht auf die Literatur des Volkes, auf die sich sein Studium gründet, der Griechen oder Römer, Germanen oder Romanen, Slawen oder Inder beschränken. Er muß die gleichen Lebeusgebiete verschiedner Völker und Zeiten, sei es nun Sprache oder Kunst oder Mythus, vergleichen, um aus dem durch Zeit und Raum Bestimmter zur Erkenntnis des Allgemeinen, Bleibenden vorzudringen. Damit ist freilich der philologischen Arbeit mehr zugewiesen, als die Zeit und Kraft eines Menschen leisten kann. Der einzelne wird sich auf Teile des nationalen Lebens beschränken müssen, für sie hat er den Zusammenhang mit der allgemeinen Geschichtswissenschaft zu suchen, der Grammatiker zum Beispiel in der vergleichenden Sprachforschung und Sprachwissenschaft, der Mythologe in der Religionswissenschaft, wie andrerseits jeder Philologe nach Anschauung aller Lebensäußerungen des Volkes, ans das sich seine Philologie gründet, streben muß. So wird er der Kette des wissenschaftlichen Fortschritts sein Lebenswerk als brauchbares Glied hinzufügen können. Die folgenden Aufsätze sind Beispiele dafür, wie Usener selbst diese Forderungen erfüllt hat. Einer, den er „Organisation der wissenschaftlichen Arbeit" genannt hat, führt uns in die Schulen des Platon und Aristoteles und zeigt, wie es die beiden Meister verstanden haben, die Arbeiten ihrer Schüler Planmäßig zu leiten, wie sie aber nicht nur gelehrt, sonder» auch von ihren Jüngern gelernt haben. Nur so sind die kaum faßbaren wissenschaftlichen Fortschritte, die von zwei oder drei Generationen erreicht worden sind, möglich geworden. Die andern Aufsätze: „Mythologie", „Über vergleichende Sitten- und Rechts¬ geschichte", „Geburt und Kindheit Christi", „Pelagia" und „Die Perle. Aus der Geschichte eines Bildes" behandeln das Gebiet, auf dem Usener vor allem berühmt geworden ist: Glaube und Sitte. Durch methodische Vergleichung entsprechender Erscheinungen bei verschiednen Völkern und in verschiednen Zeiten erschließt er sich das Verständnis dunkler Bräuche und Vorstellungen und gelangt zur Erkenntnis ursprünglicher Zustände, die lange vor der historischen Überlieferung liegen. Der schwer verständliche Ritus der ciltitalischeu Stadtanlage zum Beispiel, nach dem der Platz der künftigen Stadt umpflügt wird, wird durch einen russischen Brauch erklärt: um eine Viehseuche fernzuhalten, haben im Jahre 1837 die Bewohner des Fleckens Kammla von sieben Jungfrauen einen Pflug, den ein fleckenloser Jüngling lenkte, um ihr Dorf ziehn lassen. Die Furche ist also ein Symbol des Grabens, der dämonische und menschliche Feinde fernhalten soll. Auch das Christentum hat in seinen Legenden, Festen und liturgischen Bräuchen vielfach Heidnisches bis ans den heutigen Tag fortgeführt. In der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts hat die römische Kirche den 25. Dezember als Geburtsfest des Heilands durchgesetzt, dieser Tag ist der natalis Lolis invioti, der Geburtstag des unbesiegbaren Sonnengottes. Vorher wurde es vielfach am Epiphaniastag, dem 6. Januar, gefeiert, wie es noch heute die armenische Kirche tut. Das ist das Er¬ scheinungsfest, das aus dem alexandrinischen Feste der Erscheinung des Dionysos ab¬ geleitet ist. In beiden Fällen hat also Weihnachten ein heidnisches Fest abgelöst. Man weiß, wie viel Heidentum sich im Teufelsglauben und Gespensterspuk erhalten hat. Zwar sind jetzt die Hexenprozesse. die noch das achtzehnte Jahrhundert gesehn hat, verschwunden. Aber noch heute erkennt die römisch-katholische Kirche die Macht der Dämonen an, wenn sie ihre Gnadenmittel als Schutz und Hilfe gegen Behexung gewährt. Der junge Ehemann, der sich durch „Nestelknüpfen" bezaubert

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/401>, abgerufen am 29.06.2024.