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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Welt sbei verschiednen Völkern) bis in die kleinsten Details hinein wie ein mathe¬
matisches Rechenexempel und das Räderwerk einer Uhr nicht nur im Gedanken,
sondern auch im Ausdruck übereinstimmt." Der zweite, längere Teil kritisiert ein
Buch des Ägyptologen Adolf Erman, der die ägyptische Mythologie nicht verstehe,
weil er das Licht verschmähe, das aus den assyrisch-babylonischen Urkunden aus sie
falle. Beachtung verdient die von Jeremias vertretene Ansicht, daß nicht der
Animismus oder Fetischismus, sondern eine an Ideen reiche Theologie samt einer
reinen und erhabnen Moral am Anfang der Völkergeschichte steht. Diese habe als
Mysteriuni gegolten und sei nie ein Gemeingut der Menge geworden. Der Mythus
sei eben die der Fassungskraft des Volkes angepaßte Popularisierung der Religion,
d. i. der Astrallehre. Demnach würden die Ergebnisse der Assyriologie und Ägypto¬
logie im geraden Gegensatz stehn zur modernen Anthropologie und die Ansicht der
christlichen Theologen bestätigen, die im Götzendienst nicht Vorstufen der Religion,
sondern Entartung der Urreligion sehn. Wir referieren nur, ohne uns ein Urteil
anzumaßen. Möge sich die am Schlüsse der Schrift ausgcsprochne Erwartung er¬
füllen, daß die weitre Erforschung der monumentalen Urkunden "neue überraschende
Enthüllungen bringen werde, auch über die Beziehungen Ägyptens zur biblischen
Religion". -- Der Astrologie verwandt und ebenfalls eine Schöpfung der Chaldüer
ist die Chiromantie, die so, wie den Himmel, auch die Handfläche in sieben Planeten¬
regionen einteilt. Das veranlaßt uns, eine der Assyriologie recht fern liegende Studie
von Eugen Zabel hier zu erwähnen über die Symbolik der Hand im allgemeinen
nud über die wundervolle Hand Rubinsteins im besondern. Sie ist selbstverständlich
mehr chirvgnomischer als chiromantischer Art, obwohl darin erwähnt wird, daß Julius
Stinte an die Chiromantie geglaubt hat. Der Essay steht in dem (bei Karl Curtius
in Berlin 1907) erschienenen Buche: "Russische Kulturbilder. Erlebnisse und
Erinnerungen. Mit dem Bildnisse Wereschtschagins nach einer Büste." Es sind ohne
Zweifel, obwohl kein Vorwort es sagt, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel. Die kultur¬
historischen darunter übersteigen nicht das Niveau der Leitartikel und Feuilletons,
die wir täglich zu lesen bekommen. Dagegen sind die biographischen Skizzen von
Wert, weil der vielgereiste angenehme Plauderer mit den Personen selbst oder ihren
Bekannten verkehrt hat. Sie schildern anßer Rubinstein und Wereschtschagin noch
Tschaikowsky, Gorki, Tschechow, Turgenjew, Andrejew, Schukowski, Grigorowitsch.
Interessant ist die Mitteilung, daß Tolstois "Auferstehung" ein wirkliches Erlebnis
zum Gegenstande hat. Der Mann, der es erfahren und dem Dichter den Stoff
geliefert hat, der Senator Koni, hat es dem Berliner Publizisten selbst erzählt.


Hermann Useners Vorträge und Aufsähe.

Am 21. Oktober 1905
starb Hermann Usener in Bonn als Professor der klassischen Philologie. Einer
unsrer bedeutendsten und vielseitigsten Forscher, einer unsrer einflußreichsten akademischen
Lehrer ist in ihm dahingegangen. Seine Untersuchungen zur Geschichte der Religion
und der antiken Literatur haben der Wissenschaft neue Wege gewiesen, seine Aus¬
gaben sind als Muster philologischer Textkritik berühmt. Eine im Teubnerschen
Verlag 1907 erschienene Sammlung von Vorträgen und Aufsätzen, die Albrecht
Dieterich für einen wettern Leserkreis ausgewählt hat, gibt jetzt jedem, der Sinn für
historisches Werden hat, bequem Gelegenheit, Useners Forschung kennen zu lernen.

Der erste Aufsatz "Philologie und Geschichtswissenschaft" zeigt uns Useners
Auffassung von seiner Wissenschaft. Er sieht die eigenste Tätigkeit des Philologen
in der Interpretation der Literaturdenkmäler, dabei ist ihm verständnisvolle An¬
eignung alles dessen, was Schönes und Großes von Menschen gedacht und geschaffen
worden ist, Zweck und Ziel. Dieses Streben nachzuempfinden und nachzudenken,


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Welt sbei verschiednen Völkern) bis in die kleinsten Details hinein wie ein mathe¬
matisches Rechenexempel und das Räderwerk einer Uhr nicht nur im Gedanken,
sondern auch im Ausdruck übereinstimmt." Der zweite, längere Teil kritisiert ein
Buch des Ägyptologen Adolf Erman, der die ägyptische Mythologie nicht verstehe,
weil er das Licht verschmähe, das aus den assyrisch-babylonischen Urkunden aus sie
falle. Beachtung verdient die von Jeremias vertretene Ansicht, daß nicht der
Animismus oder Fetischismus, sondern eine an Ideen reiche Theologie samt einer
reinen und erhabnen Moral am Anfang der Völkergeschichte steht. Diese habe als
Mysteriuni gegolten und sei nie ein Gemeingut der Menge geworden. Der Mythus
sei eben die der Fassungskraft des Volkes angepaßte Popularisierung der Religion,
d. i. der Astrallehre. Demnach würden die Ergebnisse der Assyriologie und Ägypto¬
logie im geraden Gegensatz stehn zur modernen Anthropologie und die Ansicht der
christlichen Theologen bestätigen, die im Götzendienst nicht Vorstufen der Religion,
sondern Entartung der Urreligion sehn. Wir referieren nur, ohne uns ein Urteil
anzumaßen. Möge sich die am Schlüsse der Schrift ausgcsprochne Erwartung er¬
füllen, daß die weitre Erforschung der monumentalen Urkunden „neue überraschende
Enthüllungen bringen werde, auch über die Beziehungen Ägyptens zur biblischen
Religion". — Der Astrologie verwandt und ebenfalls eine Schöpfung der Chaldüer
ist die Chiromantie, die so, wie den Himmel, auch die Handfläche in sieben Planeten¬
regionen einteilt. Das veranlaßt uns, eine der Assyriologie recht fern liegende Studie
von Eugen Zabel hier zu erwähnen über die Symbolik der Hand im allgemeinen
nud über die wundervolle Hand Rubinsteins im besondern. Sie ist selbstverständlich
mehr chirvgnomischer als chiromantischer Art, obwohl darin erwähnt wird, daß Julius
Stinte an die Chiromantie geglaubt hat. Der Essay steht in dem (bei Karl Curtius
in Berlin 1907) erschienenen Buche: „Russische Kulturbilder. Erlebnisse und
Erinnerungen. Mit dem Bildnisse Wereschtschagins nach einer Büste." Es sind ohne
Zweifel, obwohl kein Vorwort es sagt, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel. Die kultur¬
historischen darunter übersteigen nicht das Niveau der Leitartikel und Feuilletons,
die wir täglich zu lesen bekommen. Dagegen sind die biographischen Skizzen von
Wert, weil der vielgereiste angenehme Plauderer mit den Personen selbst oder ihren
Bekannten verkehrt hat. Sie schildern anßer Rubinstein und Wereschtschagin noch
Tschaikowsky, Gorki, Tschechow, Turgenjew, Andrejew, Schukowski, Grigorowitsch.
Interessant ist die Mitteilung, daß Tolstois „Auferstehung" ein wirkliches Erlebnis
zum Gegenstande hat. Der Mann, der es erfahren und dem Dichter den Stoff
geliefert hat, der Senator Koni, hat es dem Berliner Publizisten selbst erzählt.


Hermann Useners Vorträge und Aufsähe.

Am 21. Oktober 1905
starb Hermann Usener in Bonn als Professor der klassischen Philologie. Einer
unsrer bedeutendsten und vielseitigsten Forscher, einer unsrer einflußreichsten akademischen
Lehrer ist in ihm dahingegangen. Seine Untersuchungen zur Geschichte der Religion
und der antiken Literatur haben der Wissenschaft neue Wege gewiesen, seine Aus¬
gaben sind als Muster philologischer Textkritik berühmt. Eine im Teubnerschen
Verlag 1907 erschienene Sammlung von Vorträgen und Aufsätzen, die Albrecht
Dieterich für einen wettern Leserkreis ausgewählt hat, gibt jetzt jedem, der Sinn für
historisches Werden hat, bequem Gelegenheit, Useners Forschung kennen zu lernen.

Der erste Aufsatz „Philologie und Geschichtswissenschaft" zeigt uns Useners
Auffassung von seiner Wissenschaft. Er sieht die eigenste Tätigkeit des Philologen
in der Interpretation der Literaturdenkmäler, dabei ist ihm verständnisvolle An¬
eignung alles dessen, was Schönes und Großes von Menschen gedacht und geschaffen
worden ist, Zweck und Ziel. Dieses Streben nachzuempfinden und nachzudenken,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/400>, abgerufen am 01.07.2024.