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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

denn es handelte sich um seinen politischen und journalistischen Ruf, der für ihn
so viel der Verteidigung wert war wie für andre Kopf und Kragen. Und da begab
sich das Merkwürdige, daß das "Material" des Angeklagten im Laufe der Ver¬
handlung immer mehr zusammenschrumpfte wie die Hülle eines Luftballons, dem
das Gas entströmt. Zuletzt blieb von den vermuteten Quellen, aus denen Hcirden
seine Darstellung geschöpft haben sollte, weiter nichts übrig als die Aussage einer
hysterischen Frau. Daraus, daß Harden den Gesundheitszustand der geschiednen Gattin
des Grafen Moltke nicht richtig erkannt hat, kann ihm freilich billigerweise kein
Vorwurf gemacht werden; denn die Dame wurde ihm durch Geheimrat Schweninger
zugeführt. Wenn dieser als erfahrner Arzt und Gatte einer nahen Verwandten des
Grafen Moltke die Aussagen der jetzigen Frau von Elbe für glaubwürdig hielt, so
kann man Harden nicht tadeln, wenn er persönlich das Gleiche tat und den Aus¬
sagen Glauben schenkte. Indessen von dem Erfassen einer persönlichen Meinung bis
zum Eintritt in eine große Aktion, um mit Tinte und Feder den Angriff gegen
eine staatsgefährliche Gruppe zu führen, ist für einen erfahrnen Publizisten immer
noch ein weiter Weg. Eine sorgfältigere Prüfung des Materials mußte zeigen, daß
es nicht ausreichte, um öffentliche Anklagen und Enthüllungen zu stützen. Denn ein
guter Menschenkenner wird die Aussagen einer leidenschaftlichen und angeblich ge¬
kränkten Frau, wenn sie nicht anderweitig bekräftigt sind, niemals ohne weiteres
als Tatsachen ansetzn, die er nötigenfalls vor Gericht verwenden kann, und nur
auf solche Tatsachen gestützt kann man einen publizistischen Feldzug führen. Eine
solche Vorsicht ist auch da nötig, wo keine Zweifel an der geistigen Gesundheit der
Dame gehegt werden.

Nun hat sowohl Harden als auch Geheimrat Schweninger offenbar unter dem
Eindruck von Gesprächen gestanden, in denen Fürst Bismarck seinerzeit in Friedrichs-
ruh seinem Groll gegen den damaligen Grafen Philipp zu Eulenburg und seine Freunde
Luft machte. Aber im vertrauten Kreise spricht sich mancher über Personen und Dinge,
die ihm widerwärtig sind, gern so drastisch aus, wie es die Umstände nur irgend
gestatten, ohne daran zu denken, daß der Hörer die Worte buchstäblich nimmt;
leidenschaftliche Naturen gehn darin nicht eilen bis an die äußerste Grenze und
drüber hinaus. Ein so vulkanisches Temperament wie Fürst Bismarck machte davon
keine Ausnahme; wie er sich in gereizter und bittrer Stimmung im engsten Kreise
auszusprechen pflegte, davon gibt es auch sonst Beispiele genug. Aber es ist direkt
unbegreiflich, wie Harden auf den Gedanken kommen konnte, sich auf diese Zornes-
ausbrüche als Zeugnisse für Tatsachen zu stützen. Auch wenn mehrere Personen
vorhanden waren, die den Wortlaut der Bismarckischen Äußerungen bestätigen
konnten -- und auch hierin sah er sich im Stich gelassen --, so mußte er voraus¬
sehen, daß diese Zeugen unter der Wucht des Eides unmöglich eine Deutung jener
Äußerungen geben konnten, die vor Gericht als ausreichender Beweis für Tatsachen
gelten durfte. Harden hatte also wirklich die denkbar schwächsten Stützen für seine
Behauptungen. Da er aber gleichwohl mit derselben Sicherheit aufgetreten war,
mit der er sonst als angeblich genau Eingeweihter die intimsten Vorgänge der
Politik und des Hoflebens zu kennen vorgab, so wurde dadurch den Bewunderern
Harders zum erstenmale recht deutlich der Rückschluß aufgedrängt, daß auch sonst
die eigenartige Stellung Harders zu den politischen Fragen häufig keine andre
Grundlage hatte als Klatsch, Mißverständnisse und falsch bewertete Nichtigkeiten.

Wir halten diese Feststellung für das Wichtigste an der ganzen Sache. Nicht
um der Person Harders willen, sondern weil wir meinen, daß diese Erfahrung
unsrer ganzen Zeit heilsam sein kann. Man hat sich in dem letzten halben Jahre
recht viel darum gestritten, aus welchen Motiven Harden gehandelt haben mag.
Der Streit ist müßig, weil sich darüber nichts beweisen läßt, am wenigsten bei


Maßgebliches und Unmaßgebliches

denn es handelte sich um seinen politischen und journalistischen Ruf, der für ihn
so viel der Verteidigung wert war wie für andre Kopf und Kragen. Und da begab
sich das Merkwürdige, daß das „Material" des Angeklagten im Laufe der Ver¬
handlung immer mehr zusammenschrumpfte wie die Hülle eines Luftballons, dem
das Gas entströmt. Zuletzt blieb von den vermuteten Quellen, aus denen Hcirden
seine Darstellung geschöpft haben sollte, weiter nichts übrig als die Aussage einer
hysterischen Frau. Daraus, daß Harden den Gesundheitszustand der geschiednen Gattin
des Grafen Moltke nicht richtig erkannt hat, kann ihm freilich billigerweise kein
Vorwurf gemacht werden; denn die Dame wurde ihm durch Geheimrat Schweninger
zugeführt. Wenn dieser als erfahrner Arzt und Gatte einer nahen Verwandten des
Grafen Moltke die Aussagen der jetzigen Frau von Elbe für glaubwürdig hielt, so
kann man Harden nicht tadeln, wenn er persönlich das Gleiche tat und den Aus¬
sagen Glauben schenkte. Indessen von dem Erfassen einer persönlichen Meinung bis
zum Eintritt in eine große Aktion, um mit Tinte und Feder den Angriff gegen
eine staatsgefährliche Gruppe zu führen, ist für einen erfahrnen Publizisten immer
noch ein weiter Weg. Eine sorgfältigere Prüfung des Materials mußte zeigen, daß
es nicht ausreichte, um öffentliche Anklagen und Enthüllungen zu stützen. Denn ein
guter Menschenkenner wird die Aussagen einer leidenschaftlichen und angeblich ge¬
kränkten Frau, wenn sie nicht anderweitig bekräftigt sind, niemals ohne weiteres
als Tatsachen ansetzn, die er nötigenfalls vor Gericht verwenden kann, und nur
auf solche Tatsachen gestützt kann man einen publizistischen Feldzug führen. Eine
solche Vorsicht ist auch da nötig, wo keine Zweifel an der geistigen Gesundheit der
Dame gehegt werden.

Nun hat sowohl Harden als auch Geheimrat Schweninger offenbar unter dem
Eindruck von Gesprächen gestanden, in denen Fürst Bismarck seinerzeit in Friedrichs-
ruh seinem Groll gegen den damaligen Grafen Philipp zu Eulenburg und seine Freunde
Luft machte. Aber im vertrauten Kreise spricht sich mancher über Personen und Dinge,
die ihm widerwärtig sind, gern so drastisch aus, wie es die Umstände nur irgend
gestatten, ohne daran zu denken, daß der Hörer die Worte buchstäblich nimmt;
leidenschaftliche Naturen gehn darin nicht eilen bis an die äußerste Grenze und
drüber hinaus. Ein so vulkanisches Temperament wie Fürst Bismarck machte davon
keine Ausnahme; wie er sich in gereizter und bittrer Stimmung im engsten Kreise
auszusprechen pflegte, davon gibt es auch sonst Beispiele genug. Aber es ist direkt
unbegreiflich, wie Harden auf den Gedanken kommen konnte, sich auf diese Zornes-
ausbrüche als Zeugnisse für Tatsachen zu stützen. Auch wenn mehrere Personen
vorhanden waren, die den Wortlaut der Bismarckischen Äußerungen bestätigen
konnten — und auch hierin sah er sich im Stich gelassen —, so mußte er voraus¬
sehen, daß diese Zeugen unter der Wucht des Eides unmöglich eine Deutung jener
Äußerungen geben konnten, die vor Gericht als ausreichender Beweis für Tatsachen
gelten durfte. Harden hatte also wirklich die denkbar schwächsten Stützen für seine
Behauptungen. Da er aber gleichwohl mit derselben Sicherheit aufgetreten war,
mit der er sonst als angeblich genau Eingeweihter die intimsten Vorgänge der
Politik und des Hoflebens zu kennen vorgab, so wurde dadurch den Bewunderern
Harders zum erstenmale recht deutlich der Rückschluß aufgedrängt, daß auch sonst
die eigenartige Stellung Harders zu den politischen Fragen häufig keine andre
Grundlage hatte als Klatsch, Mißverständnisse und falsch bewertete Nichtigkeiten.

Wir halten diese Feststellung für das Wichtigste an der ganzen Sache. Nicht
um der Person Harders willen, sondern weil wir meinen, daß diese Erfahrung
unsrer ganzen Zeit heilsam sein kann. Man hat sich in dem letzten halben Jahre
recht viel darum gestritten, aus welchen Motiven Harden gehandelt haben mag.
Der Streit ist müßig, weil sich darüber nichts beweisen läßt, am wenigsten bei


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[0106] Maßgebliches und Unmaßgebliches denn es handelte sich um seinen politischen und journalistischen Ruf, der für ihn so viel der Verteidigung wert war wie für andre Kopf und Kragen. Und da begab sich das Merkwürdige, daß das „Material" des Angeklagten im Laufe der Ver¬ handlung immer mehr zusammenschrumpfte wie die Hülle eines Luftballons, dem das Gas entströmt. Zuletzt blieb von den vermuteten Quellen, aus denen Hcirden seine Darstellung geschöpft haben sollte, weiter nichts übrig als die Aussage einer hysterischen Frau. Daraus, daß Harden den Gesundheitszustand der geschiednen Gattin des Grafen Moltke nicht richtig erkannt hat, kann ihm freilich billigerweise kein Vorwurf gemacht werden; denn die Dame wurde ihm durch Geheimrat Schweninger zugeführt. Wenn dieser als erfahrner Arzt und Gatte einer nahen Verwandten des Grafen Moltke die Aussagen der jetzigen Frau von Elbe für glaubwürdig hielt, so kann man Harden nicht tadeln, wenn er persönlich das Gleiche tat und den Aus¬ sagen Glauben schenkte. Indessen von dem Erfassen einer persönlichen Meinung bis zum Eintritt in eine große Aktion, um mit Tinte und Feder den Angriff gegen eine staatsgefährliche Gruppe zu führen, ist für einen erfahrnen Publizisten immer noch ein weiter Weg. Eine sorgfältigere Prüfung des Materials mußte zeigen, daß es nicht ausreichte, um öffentliche Anklagen und Enthüllungen zu stützen. Denn ein guter Menschenkenner wird die Aussagen einer leidenschaftlichen und angeblich ge¬ kränkten Frau, wenn sie nicht anderweitig bekräftigt sind, niemals ohne weiteres als Tatsachen ansetzn, die er nötigenfalls vor Gericht verwenden kann, und nur auf solche Tatsachen gestützt kann man einen publizistischen Feldzug führen. Eine solche Vorsicht ist auch da nötig, wo keine Zweifel an der geistigen Gesundheit der Dame gehegt werden. Nun hat sowohl Harden als auch Geheimrat Schweninger offenbar unter dem Eindruck von Gesprächen gestanden, in denen Fürst Bismarck seinerzeit in Friedrichs- ruh seinem Groll gegen den damaligen Grafen Philipp zu Eulenburg und seine Freunde Luft machte. Aber im vertrauten Kreise spricht sich mancher über Personen und Dinge, die ihm widerwärtig sind, gern so drastisch aus, wie es die Umstände nur irgend gestatten, ohne daran zu denken, daß der Hörer die Worte buchstäblich nimmt; leidenschaftliche Naturen gehn darin nicht eilen bis an die äußerste Grenze und drüber hinaus. Ein so vulkanisches Temperament wie Fürst Bismarck machte davon keine Ausnahme; wie er sich in gereizter und bittrer Stimmung im engsten Kreise auszusprechen pflegte, davon gibt es auch sonst Beispiele genug. Aber es ist direkt unbegreiflich, wie Harden auf den Gedanken kommen konnte, sich auf diese Zornes- ausbrüche als Zeugnisse für Tatsachen zu stützen. Auch wenn mehrere Personen vorhanden waren, die den Wortlaut der Bismarckischen Äußerungen bestätigen konnten — und auch hierin sah er sich im Stich gelassen —, so mußte er voraus¬ sehen, daß diese Zeugen unter der Wucht des Eides unmöglich eine Deutung jener Äußerungen geben konnten, die vor Gericht als ausreichender Beweis für Tatsachen gelten durfte. Harden hatte also wirklich die denkbar schwächsten Stützen für seine Behauptungen. Da er aber gleichwohl mit derselben Sicherheit aufgetreten war, mit der er sonst als angeblich genau Eingeweihter die intimsten Vorgänge der Politik und des Hoflebens zu kennen vorgab, so wurde dadurch den Bewunderern Harders zum erstenmale recht deutlich der Rückschluß aufgedrängt, daß auch sonst die eigenartige Stellung Harders zu den politischen Fragen häufig keine andre Grundlage hatte als Klatsch, Mißverständnisse und falsch bewertete Nichtigkeiten. Wir halten diese Feststellung für das Wichtigste an der ganzen Sache. Nicht um der Person Harders willen, sondern weil wir meinen, daß diese Erfahrung unsrer ganzen Zeit heilsam sein kann. Man hat sich in dem letzten halben Jahre recht viel darum gestritten, aus welchen Motiven Harden gehandelt haben mag. Der Streit ist müßig, weil sich darüber nichts beweisen läßt, am wenigsten bei

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/106>, abgerufen am 29.06.2024.