Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Gnadenfest der heiligen Anna

und flucht nicht und verspielt kein Geld! Marie-Auge hat mir erzählt, wie böse
es in den meisten Häusern aussieht, wie selten Mann und Frau gut miteinander
stehn, wie die Frau schimpft oder weint, und der Mann sie wohl gar schlägt!
Was will ich denn noch?

Sie zog die junge Stirn in nachdenkliche Falten und wandte das heiße Gesicht
dem Meere zu. Dieses flüsterte wie im Traum, aber es war etwas aufstachelndes,
höhnisches in dem Geflüster der kleinen Wellen, die so lässig die braunen Klippen¬
füße umspielten.

Hier wollen wir uns setzen, sagte Nola plötzlich kurz und befehlend. Wieder
sah er sie verwundert an, aber wieder gehorchte er.

Wie langweilig ist dieser stumme gefügige Geselle, dachte sie. Nur arbeiten
kann er, sonst ist er wie ein Stück Holz. Er lacht nicht und singt nicht. Andre
Männer sind ganz anders! Sie wußte das von den Festen her. Da war sie als
Kind den Brautpaaren nachgeschlichen und hatte sie belauscht. Die hielten einander
bei den Händen, und oft sangen sie zweistimmig und sprachen leise und innig zu¬
sammen. Sie gaben sich süße Kosenamen: Mein Schatz -- mein Herzchen -- mein
weißes Täubchen! Und noch eins taten sie: sie küßten sich. Das alles tat
Gildas nie. Er ging nicht Hand in Hand mit ihr. er gab ihr keine süßen Name",
er küßte sie nicht. Warum? Mochte er sie nicht leiden? War sie ihm zu jung?
Aber sie war doch nun schon so alt! Und sie tat doch ihr Bestes, ihn in allen
Stücken zu befriedigen! Wie ein Schmuckkasten so blank und sauber sah das Haus
jetzt aus, und vor das Fenster der Kammer, in der Gildas und Lo'iz schliefen, hatte
sie sogar üppig blühende Gelbveigelein gestellt. Warum denn streichelte und küßte
er sie nie? Mutter Monik. ja, die küßte sie oft zärtlich und streichelte sie und
nannte sie Herzchen und Liebchen, aber Gildas nicht. Ja, nun wußte sie es selbst
ganz genau, daß es das war, was sie ärgerte. Warum war er so langweilig?
Ein böses Gefühl erwachte da in ihr, das fast wie Haß aussah. Sie hätte ihm
gern irgendeinen schnellen heftigen Schmerz zugefügt.

O. wie schlecht bin ich. dachte sie. wie schlecht! Die Geschichte der Städtc-
zerstöreriu Asch fiel ihr ein. Sie selbst hatte ja auch grüne Augen, das wußte
sie jetzt, der Spiegel hatte es ihr gesagt, und dann auch einmal ein Pilger, den
sie in die Kirche geführt hatte. Du hast gefährliche Augen, sie sind grün wie das
Meer vor dem Sturm! Sie hatte auch blonde Haare, und lang waren sie und
seidenweich, aber die bekam niemand zu sehn, als nur sie selbst und Mutter Mont.
wenn sie abends beim Zubettgehn die Zöpfe aufflocht. Sie konnte sich dann die
Haare wie einen Mantel umwickeln, so lang und dicht waren sie Darum chattc
ihre Haube auch solch eine unförmliche Gestalt. Jetzt siel ihr ein, wie Gildas
sie damals vor uns langen Jahren in der Kirche hatte überreden wollen ihn ihre
Haare sehen zu lassen. Da hatte sie sich geweigert und hatte ihm die Geschichte
der bösen Heidin erzählt, die mit ihren Haaren die Männer herausgeockt^ hatte
um sie dann zu töten. Warum tat Asch das? Weil sie so bose war! Weil es
ihr Freude machte! So böse und falsch! Und so wild! Genau wie das Meer
Das hatte dem stummen Mann da neben ihr auch ein schneidendes Weh zugefügt,
i-'dem es ihm den Freund aus den Armen riß. Wie hatte er sich damals in der
Kirche gebärdet, so hatte sie ihn seither nie mehr gesehn. Immer war er still
und steif und -- langweilig. Und wieder erwachte die unchnstliche Lust in ihr,
ihm ein Leid zuzufügen. Sie hätte ihn gern wieder so wild gesehn wie damals. ,

Und plötzlich riß sie sich die Haube vom Kopf und schüttelte sich die ^gold¬
blonde Mähne über die Schultern und lachte wild und unbändig. Die Sonne
wuchte eben als rote Feuerkugel ins Meer hinab, der ganze Himmel stand in
Flammen, und der Feuerschein siel auf ihre Haare und-ließ sie aufleuchten wie
rotes, blitzendes Gold. ^ > - ' - ' ' ' " ^


Das Gnadenfest der heiligen Anna

und flucht nicht und verspielt kein Geld! Marie-Auge hat mir erzählt, wie böse
es in den meisten Häusern aussieht, wie selten Mann und Frau gut miteinander
stehn, wie die Frau schimpft oder weint, und der Mann sie wohl gar schlägt!
Was will ich denn noch?

Sie zog die junge Stirn in nachdenkliche Falten und wandte das heiße Gesicht
dem Meere zu. Dieses flüsterte wie im Traum, aber es war etwas aufstachelndes,
höhnisches in dem Geflüster der kleinen Wellen, die so lässig die braunen Klippen¬
füße umspielten.

Hier wollen wir uns setzen, sagte Nola plötzlich kurz und befehlend. Wieder
sah er sie verwundert an, aber wieder gehorchte er.

Wie langweilig ist dieser stumme gefügige Geselle, dachte sie. Nur arbeiten
kann er, sonst ist er wie ein Stück Holz. Er lacht nicht und singt nicht. Andre
Männer sind ganz anders! Sie wußte das von den Festen her. Da war sie als
Kind den Brautpaaren nachgeschlichen und hatte sie belauscht. Die hielten einander
bei den Händen, und oft sangen sie zweistimmig und sprachen leise und innig zu¬
sammen. Sie gaben sich süße Kosenamen: Mein Schatz — mein Herzchen — mein
weißes Täubchen! Und noch eins taten sie: sie küßten sich. Das alles tat
Gildas nie. Er ging nicht Hand in Hand mit ihr. er gab ihr keine süßen Name»,
er küßte sie nicht. Warum? Mochte er sie nicht leiden? War sie ihm zu jung?
Aber sie war doch nun schon so alt! Und sie tat doch ihr Bestes, ihn in allen
Stücken zu befriedigen! Wie ein Schmuckkasten so blank und sauber sah das Haus
jetzt aus, und vor das Fenster der Kammer, in der Gildas und Lo'iz schliefen, hatte
sie sogar üppig blühende Gelbveigelein gestellt. Warum denn streichelte und küßte
er sie nie? Mutter Monik. ja, die küßte sie oft zärtlich und streichelte sie und
nannte sie Herzchen und Liebchen, aber Gildas nicht. Ja, nun wußte sie es selbst
ganz genau, daß es das war, was sie ärgerte. Warum war er so langweilig?
Ein böses Gefühl erwachte da in ihr, das fast wie Haß aussah. Sie hätte ihm
gern irgendeinen schnellen heftigen Schmerz zugefügt.

O. wie schlecht bin ich. dachte sie. wie schlecht! Die Geschichte der Städtc-
zerstöreriu Asch fiel ihr ein. Sie selbst hatte ja auch grüne Augen, das wußte
sie jetzt, der Spiegel hatte es ihr gesagt, und dann auch einmal ein Pilger, den
sie in die Kirche geführt hatte. Du hast gefährliche Augen, sie sind grün wie das
Meer vor dem Sturm! Sie hatte auch blonde Haare, und lang waren sie und
seidenweich, aber die bekam niemand zu sehn, als nur sie selbst und Mutter Mont.
wenn sie abends beim Zubettgehn die Zöpfe aufflocht. Sie konnte sich dann die
Haare wie einen Mantel umwickeln, so lang und dicht waren sie Darum chattc
ihre Haube auch solch eine unförmliche Gestalt. Jetzt siel ihr ein, wie Gildas
sie damals vor uns langen Jahren in der Kirche hatte überreden wollen ihn ihre
Haare sehen zu lassen. Da hatte sie sich geweigert und hatte ihm die Geschichte
der bösen Heidin erzählt, die mit ihren Haaren die Männer herausgeockt^ hatte
um sie dann zu töten. Warum tat Asch das? Weil sie so bose war! Weil es
ihr Freude machte! So böse und falsch! Und so wild! Genau wie das Meer
Das hatte dem stummen Mann da neben ihr auch ein schneidendes Weh zugefügt,
i-'dem es ihm den Freund aus den Armen riß. Wie hatte er sich damals in der
Kirche gebärdet, so hatte sie ihn seither nie mehr gesehn. Immer war er still
und steif und — langweilig. Und wieder erwachte die unchnstliche Lust in ihr,
ihm ein Leid zuzufügen. Sie hätte ihn gern wieder so wild gesehn wie damals. ,

Und plötzlich riß sie sich die Haube vom Kopf und schüttelte sich die ^gold¬
blonde Mähne über die Schultern und lachte wild und unbändig. Die Sonne
wuchte eben als rote Feuerkugel ins Meer hinab, der ganze Himmel stand in
Flammen, und der Feuerschein siel auf ihre Haare und-ließ sie aufleuchten wie
rotes, blitzendes Gold. ^ > - ' - ' ' ' " ^


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0611" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/311022"/>
          <fw type="header" place="top"> Das Gnadenfest der heiligen Anna</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_3181" prev="#ID_3180"> und flucht nicht und verspielt kein Geld! Marie-Auge hat mir erzählt, wie böse<lb/>
es in den meisten Häusern aussieht, wie selten Mann und Frau gut miteinander<lb/>
stehn, wie die Frau schimpft oder weint, und der Mann sie wohl gar schlägt!<lb/>
Was will ich denn noch?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3182"> Sie zog die junge Stirn in nachdenkliche Falten und wandte das heiße Gesicht<lb/>
dem Meere zu. Dieses flüsterte wie im Traum, aber es war etwas aufstachelndes,<lb/>
höhnisches in dem Geflüster der kleinen Wellen, die so lässig die braunen Klippen¬<lb/>
füße umspielten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3183"> Hier wollen wir uns setzen, sagte Nola plötzlich kurz und befehlend. Wieder<lb/>
sah er sie verwundert an, aber wieder gehorchte er.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3184"> Wie langweilig ist dieser stumme gefügige Geselle, dachte sie. Nur arbeiten<lb/>
kann er, sonst ist er wie ein Stück Holz. Er lacht nicht und singt nicht. Andre<lb/>
Männer sind ganz anders! Sie wußte das von den Festen her. Da war sie als<lb/>
Kind den Brautpaaren nachgeschlichen und hatte sie belauscht. Die hielten einander<lb/>
bei den Händen, und oft sangen sie zweistimmig und sprachen leise und innig zu¬<lb/>
sammen. Sie gaben sich süße Kosenamen: Mein Schatz &#x2014; mein Herzchen &#x2014; mein<lb/>
weißes Täubchen! Und noch eins taten sie: sie küßten sich. Das alles tat<lb/>
Gildas nie. Er ging nicht Hand in Hand mit ihr. er gab ihr keine süßen Name»,<lb/>
er küßte sie nicht. Warum? Mochte er sie nicht leiden? War sie ihm zu jung?<lb/>
Aber sie war doch nun schon so alt! Und sie tat doch ihr Bestes, ihn in allen<lb/>
Stücken zu befriedigen! Wie ein Schmuckkasten so blank und sauber sah das Haus<lb/>
jetzt aus, und vor das Fenster der Kammer, in der Gildas und Lo'iz schliefen, hatte<lb/>
sie sogar üppig blühende Gelbveigelein gestellt. Warum denn streichelte und küßte<lb/>
er sie nie? Mutter Monik. ja, die küßte sie oft zärtlich und streichelte sie und<lb/>
nannte sie Herzchen und Liebchen, aber Gildas nicht. Ja, nun wußte sie es selbst<lb/>
ganz genau, daß es das war, was sie ärgerte. Warum war er so langweilig?<lb/>
Ein böses Gefühl erwachte da in ihr, das fast wie Haß aussah. Sie hätte ihm<lb/>
gern irgendeinen schnellen heftigen Schmerz zugefügt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3185"> O. wie schlecht bin ich. dachte sie. wie schlecht!  Die Geschichte der Städtc-<lb/>
zerstöreriu Asch fiel ihr ein.  Sie selbst hatte ja auch grüne Augen, das wußte<lb/>
sie jetzt, der Spiegel hatte es ihr gesagt, und dann auch einmal ein Pilger, den<lb/>
sie in die Kirche geführt hatte. Du hast gefährliche Augen, sie sind grün wie das<lb/>
Meer vor dem Sturm!  Sie hatte auch blonde Haare, und lang waren sie und<lb/>
seidenweich, aber die bekam niemand zu sehn, als nur sie selbst und Mutter Mont.<lb/>
wenn sie abends beim Zubettgehn die Zöpfe aufflocht.  Sie konnte sich dann die<lb/>
Haare wie einen Mantel umwickeln, so lang und dicht waren sie  Darum chattc<lb/>
ihre Haube auch solch eine unförmliche Gestalt.  Jetzt siel ihr ein, wie Gildas<lb/>
sie damals vor uns langen Jahren in der Kirche hatte überreden wollen ihn ihre<lb/>
Haare sehen zu lassen.  Da hatte sie sich geweigert und hatte ihm die Geschichte<lb/>
der bösen Heidin erzählt, die mit ihren Haaren die Männer herausgeockt^ hatte<lb/>
um sie dann zu töten.  Warum tat Asch das?  Weil sie so bose war! Weil es<lb/>
ihr Freude machte!  So böse und falsch!  Und so wild!  Genau wie das Meer<lb/>
Das hatte dem stummen Mann da neben ihr auch ein schneidendes Weh zugefügt,<lb/>
i-'dem es ihm den Freund aus den Armen riß.  Wie hatte er sich damals in der<lb/>
Kirche gebärdet, so hatte sie ihn seither nie mehr gesehn.  Immer war er still<lb/>
und steif und &#x2014; langweilig. Und wieder erwachte die unchnstliche Lust in ihr,<lb/>
ihm ein Leid zuzufügen. Sie hätte ihn gern wieder so wild gesehn wie damals. ,</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3186"> Und plötzlich riß sie sich die Haube vom Kopf und schüttelte sich die ^gold¬<lb/>
blonde Mähne über die Schultern und lachte wild und unbändig.  Die Sonne<lb/>
wuchte eben als rote Feuerkugel ins Meer hinab, der ganze Himmel stand in<lb/>
Flammen, und der Feuerschein siel auf ihre Haare und-ließ sie aufleuchten wie<lb/>
rotes, blitzendes Gold.  ^ &gt; - ' - ' ' ' " ^</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0611] Das Gnadenfest der heiligen Anna und flucht nicht und verspielt kein Geld! Marie-Auge hat mir erzählt, wie böse es in den meisten Häusern aussieht, wie selten Mann und Frau gut miteinander stehn, wie die Frau schimpft oder weint, und der Mann sie wohl gar schlägt! Was will ich denn noch? Sie zog die junge Stirn in nachdenkliche Falten und wandte das heiße Gesicht dem Meere zu. Dieses flüsterte wie im Traum, aber es war etwas aufstachelndes, höhnisches in dem Geflüster der kleinen Wellen, die so lässig die braunen Klippen¬ füße umspielten. Hier wollen wir uns setzen, sagte Nola plötzlich kurz und befehlend. Wieder sah er sie verwundert an, aber wieder gehorchte er. Wie langweilig ist dieser stumme gefügige Geselle, dachte sie. Nur arbeiten kann er, sonst ist er wie ein Stück Holz. Er lacht nicht und singt nicht. Andre Männer sind ganz anders! Sie wußte das von den Festen her. Da war sie als Kind den Brautpaaren nachgeschlichen und hatte sie belauscht. Die hielten einander bei den Händen, und oft sangen sie zweistimmig und sprachen leise und innig zu¬ sammen. Sie gaben sich süße Kosenamen: Mein Schatz — mein Herzchen — mein weißes Täubchen! Und noch eins taten sie: sie küßten sich. Das alles tat Gildas nie. Er ging nicht Hand in Hand mit ihr. er gab ihr keine süßen Name», er küßte sie nicht. Warum? Mochte er sie nicht leiden? War sie ihm zu jung? Aber sie war doch nun schon so alt! Und sie tat doch ihr Bestes, ihn in allen Stücken zu befriedigen! Wie ein Schmuckkasten so blank und sauber sah das Haus jetzt aus, und vor das Fenster der Kammer, in der Gildas und Lo'iz schliefen, hatte sie sogar üppig blühende Gelbveigelein gestellt. Warum denn streichelte und küßte er sie nie? Mutter Monik. ja, die küßte sie oft zärtlich und streichelte sie und nannte sie Herzchen und Liebchen, aber Gildas nicht. Ja, nun wußte sie es selbst ganz genau, daß es das war, was sie ärgerte. Warum war er so langweilig? Ein böses Gefühl erwachte da in ihr, das fast wie Haß aussah. Sie hätte ihm gern irgendeinen schnellen heftigen Schmerz zugefügt. O. wie schlecht bin ich. dachte sie. wie schlecht! Die Geschichte der Städtc- zerstöreriu Asch fiel ihr ein. Sie selbst hatte ja auch grüne Augen, das wußte sie jetzt, der Spiegel hatte es ihr gesagt, und dann auch einmal ein Pilger, den sie in die Kirche geführt hatte. Du hast gefährliche Augen, sie sind grün wie das Meer vor dem Sturm! Sie hatte auch blonde Haare, und lang waren sie und seidenweich, aber die bekam niemand zu sehn, als nur sie selbst und Mutter Mont. wenn sie abends beim Zubettgehn die Zöpfe aufflocht. Sie konnte sich dann die Haare wie einen Mantel umwickeln, so lang und dicht waren sie Darum chattc ihre Haube auch solch eine unförmliche Gestalt. Jetzt siel ihr ein, wie Gildas sie damals vor uns langen Jahren in der Kirche hatte überreden wollen ihn ihre Haare sehen zu lassen. Da hatte sie sich geweigert und hatte ihm die Geschichte der bösen Heidin erzählt, die mit ihren Haaren die Männer herausgeockt^ hatte um sie dann zu töten. Warum tat Asch das? Weil sie so bose war! Weil es ihr Freude machte! So böse und falsch! Und so wild! Genau wie das Meer Das hatte dem stummen Mann da neben ihr auch ein schneidendes Weh zugefügt, i-'dem es ihm den Freund aus den Armen riß. Wie hatte er sich damals in der Kirche gebärdet, so hatte sie ihn seither nie mehr gesehn. Immer war er still und steif und — langweilig. Und wieder erwachte die unchnstliche Lust in ihr, ihm ein Leid zuzufügen. Sie hätte ihn gern wieder so wild gesehn wie damals. , Und plötzlich riß sie sich die Haube vom Kopf und schüttelte sich die ^gold¬ blonde Mähne über die Schultern und lachte wild und unbändig. Die Sonne wuchte eben als rote Feuerkugel ins Meer hinab, der ganze Himmel stand in Flammen, und der Feuerschein siel auf ihre Haare und-ließ sie aufleuchten wie rotes, blitzendes Gold. ^ > - ' - ' ' ' " ^

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/611
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/611>, abgerufen am 23.06.2024.