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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Mediceer. Seine "Mgna" am Monte Mario, deren Bau nach Raffaels Tode von
Giulio Romano und Antonio da Sangallo d. F. zu einem vorläufigen Abschluß
gebracht worden war, ging nach dem am 25, September 1534 erfolgten Tode des
Papstes an das Kapitel von Sand' Eustachio über, von dem sie Margarete von
Parma ("Madana"), eine natürliche Tochter Kaiser Karls des Fünften und der
niederländischen Handwerkerstochter Johanna van der Gheynst, käuflich übernahm.
Margarete hatte, vierzehn Jahre alt, Alessandro de' Medici, einen Neffen Clemens
des Siebenten, geheiratet, war aber schon ein Jahr nach der Hochzeit durch die
Bluttat Loreuzinos de' Medici von ihrem brutalen Gatten erlöst worden. Im
Jahre 1538 vermählte sie sich mit dem erst zwölfjährigen Ottavio Farnese, dem
nachmaligen Herzog von Parma und Piacenza. Auch diese Ehe war unglücklich,
weshalb sie im Juni 1559 der Aufforderung ihres Halbbruders Philipps des Zweiten
von Spanien, die Statthalterschaft in den Niederlanden zu übernehmen, gern ent¬
sprach. Durch Aldas Eingriffe in ihre Selbständigkeit als Regentin veranlaßt, zog
sie sich 1568 nach Piacenza, später nach Aquila zurück, stand aber von 1580 bis
1583 noch einmal ihrem Sohne, dem berühmten Feldherrn Alessandro Farnese, in
den Niederlanden zur Seite.

Nach ihrem Tode blieb die Villa im Besitz des Hauses Farnese, bis dieses
am 20. Januar 1731 mit Antonio Farnese im Mannesstamme ausstarb. Elisabeth
Farnese, die letzte Trägerin des Namens und die Gemahlin Philipps des Fünften
von Spanien, gewann für ihren Sohn Karl, den spätern König Karl den Dritten
von Spanien, die Herzogtümer Parma und Piacenza und mit ihnen die Farnesischen
Güter. Karl behielt diese Güter, nachdem er die Herzogtümer an Österreich abgetreten
hatte. Er wurde der Begründer des sizilischen Hauses Bourbon, das im Jahre 1860
durch Volksabstimmung des Thrones für verlustig erklärt wurde. Nach Franz des
Zweiten, des letzten Königs Beider Sizilien, Tode (27. Dezember 1894) gingen die
Farnesischen Güter in den Besitz des Grafen von Casertci, eines Bruders, und der
Gräfin Trani, einer Schwägerin Franzens über. Als die Gräfin Trani, eine
Wittelsbacherin und Schwester der Kaiserin Elisabeth von Österreich, starb, vererbte
sie ihren Anteil an den Farnesischen Gütern ihrer Tochter Maria Theresia, der
Gemahlin des Erbprinzen Wilhelm von Hohenzollern-Sigmaringen, die also nun die
I- R. H. Villa Madana gemeinschaftlich mit dem Grafen von Caserta besitzt.




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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Mediceer. Seine „Mgna" am Monte Mario, deren Bau nach Raffaels Tode von
Giulio Romano und Antonio da Sangallo d. F. zu einem vorläufigen Abschluß
gebracht worden war, ging nach dem am 25, September 1534 erfolgten Tode des
Papstes an das Kapitel von Sand' Eustachio über, von dem sie Margarete von
Parma („Madana"), eine natürliche Tochter Kaiser Karls des Fünften und der
niederländischen Handwerkerstochter Johanna van der Gheynst, käuflich übernahm.
Margarete hatte, vierzehn Jahre alt, Alessandro de' Medici, einen Neffen Clemens
des Siebenten, geheiratet, war aber schon ein Jahr nach der Hochzeit durch die
Bluttat Loreuzinos de' Medici von ihrem brutalen Gatten erlöst worden. Im
Jahre 1538 vermählte sie sich mit dem erst zwölfjährigen Ottavio Farnese, dem
nachmaligen Herzog von Parma und Piacenza. Auch diese Ehe war unglücklich,
weshalb sie im Juni 1559 der Aufforderung ihres Halbbruders Philipps des Zweiten
von Spanien, die Statthalterschaft in den Niederlanden zu übernehmen, gern ent¬
sprach. Durch Aldas Eingriffe in ihre Selbständigkeit als Regentin veranlaßt, zog
sie sich 1568 nach Piacenza, später nach Aquila zurück, stand aber von 1580 bis
1583 noch einmal ihrem Sohne, dem berühmten Feldherrn Alessandro Farnese, in
den Niederlanden zur Seite.

Nach ihrem Tode blieb die Villa im Besitz des Hauses Farnese, bis dieses
am 20. Januar 1731 mit Antonio Farnese im Mannesstamme ausstarb. Elisabeth
Farnese, die letzte Trägerin des Namens und die Gemahlin Philipps des Fünften
von Spanien, gewann für ihren Sohn Karl, den spätern König Karl den Dritten
von Spanien, die Herzogtümer Parma und Piacenza und mit ihnen die Farnesischen
Güter. Karl behielt diese Güter, nachdem er die Herzogtümer an Österreich abgetreten
hatte. Er wurde der Begründer des sizilischen Hauses Bourbon, das im Jahre 1860
durch Volksabstimmung des Thrones für verlustig erklärt wurde. Nach Franz des
Zweiten, des letzten Königs Beider Sizilien, Tode (27. Dezember 1894) gingen die
Farnesischen Güter in den Besitz des Grafen von Casertci, eines Bruders, und der
Gräfin Trani, einer Schwägerin Franzens über. Als die Gräfin Trani, eine
Wittelsbacherin und Schwester der Kaiserin Elisabeth von Österreich, starb, vererbte
sie ihren Anteil an den Farnesischen Gütern ihrer Tochter Maria Theresia, der
Gemahlin des Erbprinzen Wilhelm von Hohenzollern-Sigmaringen, die also nun die
I- R. H. Villa Madana gemeinschaftlich mit dem Grafen von Caserta besitzt.




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[0416] Maßgebliches und Unmaßgebliches Mediceer. Seine „Mgna" am Monte Mario, deren Bau nach Raffaels Tode von Giulio Romano und Antonio da Sangallo d. F. zu einem vorläufigen Abschluß gebracht worden war, ging nach dem am 25, September 1534 erfolgten Tode des Papstes an das Kapitel von Sand' Eustachio über, von dem sie Margarete von Parma („Madana"), eine natürliche Tochter Kaiser Karls des Fünften und der niederländischen Handwerkerstochter Johanna van der Gheynst, käuflich übernahm. Margarete hatte, vierzehn Jahre alt, Alessandro de' Medici, einen Neffen Clemens des Siebenten, geheiratet, war aber schon ein Jahr nach der Hochzeit durch die Bluttat Loreuzinos de' Medici von ihrem brutalen Gatten erlöst worden. Im Jahre 1538 vermählte sie sich mit dem erst zwölfjährigen Ottavio Farnese, dem nachmaligen Herzog von Parma und Piacenza. Auch diese Ehe war unglücklich, weshalb sie im Juni 1559 der Aufforderung ihres Halbbruders Philipps des Zweiten von Spanien, die Statthalterschaft in den Niederlanden zu übernehmen, gern ent¬ sprach. Durch Aldas Eingriffe in ihre Selbständigkeit als Regentin veranlaßt, zog sie sich 1568 nach Piacenza, später nach Aquila zurück, stand aber von 1580 bis 1583 noch einmal ihrem Sohne, dem berühmten Feldherrn Alessandro Farnese, in den Niederlanden zur Seite. Nach ihrem Tode blieb die Villa im Besitz des Hauses Farnese, bis dieses am 20. Januar 1731 mit Antonio Farnese im Mannesstamme ausstarb. Elisabeth Farnese, die letzte Trägerin des Namens und die Gemahlin Philipps des Fünften von Spanien, gewann für ihren Sohn Karl, den spätern König Karl den Dritten von Spanien, die Herzogtümer Parma und Piacenza und mit ihnen die Farnesischen Güter. Karl behielt diese Güter, nachdem er die Herzogtümer an Österreich abgetreten hatte. Er wurde der Begründer des sizilischen Hauses Bourbon, das im Jahre 1860 durch Volksabstimmung des Thrones für verlustig erklärt wurde. Nach Franz des Zweiten, des letzten Königs Beider Sizilien, Tode (27. Dezember 1894) gingen die Farnesischen Güter in den Besitz des Grafen von Casertci, eines Bruders, und der Gräfin Trani, einer Schwägerin Franzens über. Als die Gräfin Trani, eine Wittelsbacherin und Schwester der Kaiserin Elisabeth von Österreich, starb, vererbte sie ihren Anteil an den Farnesischen Gütern ihrer Tochter Maria Theresia, der Gemahlin des Erbprinzen Wilhelm von Hohenzollern-Sigmaringen, die also nun die I- R. H. Villa Madana gemeinschaftlich mit dem Grafen von Caserta besitzt. WM Im leMllreil lM« — ,,^in hintersten s-irrt MSN, wenn MSN unverünclerlick immer Lslem /^Isilcum-dü^sretten rsucnt." — — „Vi^rum?" — — „Vi^eil usu 6für aus Zroüen Vorteils clef stsrren Lateins mit elem unscnstülzsi en VorTuze 6ör besten kullung vereinigt." — Lslern ^leilruin - Lixsretten: Keine ^usststtunx, nur (Zuslitst: ^Il-. 3 4 S 6 8 10___pi-ins: 4 S 6 8 10 pfg. uäh LtüvK.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/416>, abgerufen am 04.07.2024.