Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.Oberlehrer Haut Den ganzen Januar, alle die einunddreißig Tage lang. Und am dritten Februar war es am Morgen Morgen. Um acht, als die Und die ersten beiden Stunden vergingen. Und dann kam das, was zu er¬ Vor vierzehn Tagen schon hätte sie da sein müssen. Und da hätte sie eine Und sie entzündete eine Glut in allen Fensterscheiben der Schule da oben Die Schule hatte nämlich frei. -- Und der Februar ging seinen Gang. Da kam stürmisches Wetter genug, Und mächtig nahm die Macht des Lichtes von einem Tage zum andern zu. Und Mitte März wurde es dauernd hell und still. seubert weiß lag das Land da mit allen den Bergen hoch und feiertags- ^. Oben auf dem Hügel lag die Schule traulich und behaglich, dank ihren großen In der Prima saßen die sechs langen Burschen auf ihren regelrechten Plätzen. ^^^..sOberlehrer Haut ging von der Tür bis zum Fenster auf und nieder. Auf h>nden alten Etruskern. Die Prima repetierte nämlich ,^^n. Oberlehrer Haut Den ganzen Januar, alle die einunddreißig Tage lang. Und am dritten Februar war es am Morgen Morgen. Um acht, als die Und die ersten beiden Stunden vergingen. Und dann kam das, was zu er¬ Vor vierzehn Tagen schon hätte sie da sein müssen. Und da hätte sie eine Und sie entzündete eine Glut in allen Fensterscheiben der Schule da oben Die Schule hatte nämlich frei. — Und der Februar ging seinen Gang. Da kam stürmisches Wetter genug, Und mächtig nahm die Macht des Lichtes von einem Tage zum andern zu. Und Mitte März wurde es dauernd hell und still. seubert weiß lag das Land da mit allen den Bergen hoch und feiertags- ^. Oben auf dem Hügel lag die Schule traulich und behaglich, dank ihren großen In der Prima saßen die sechs langen Burschen auf ihren regelrechten Plätzen. ^^^..sOberlehrer Haut ging von der Tür bis zum Fenster auf und nieder. Auf h>nden alten Etruskern. Die Prima repetierte nämlich ,^^n. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0359" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/310770"/> <fw type="header" place="top"> Oberlehrer Haut</fw><lb/> <p xml:id="ID_1902"> Den ganzen Januar, alle die einunddreißig Tage lang.</p><lb/> <p xml:id="ID_1903"> Und am dritten Februar war es am Morgen Morgen. Um acht, als die<lb/> Knaben und die Mädchen, die Lehrer und die Lehrerinnen aus ihren Schlafstuben<lb/> und von ihrem Frühstück herauskamen, gingen sie ganz still die Straßen entlang,<lb/> den Schulhügel hinauf, und sahen in der Dämmerung zu den morgenbleichen<lb/> Sternen hinauf, die so kleinciugig und schläfrig funkelten und glitzerten und dabei<lb/> doch wie jemand, der sich noch so tief in den Morgen hinein wach gehalten<lb/> hatte, einzig und allein, um den Augen da unter zuzublinzeln — um zu zeigen,<lb/> daß sie da oben waren, daß der Himmel klar war, und daß jetzt etwas zu er¬<lb/> warten sei —!</p><lb/> <p xml:id="ID_1904"> Und die ersten beiden Stunden vergingen. Und dann kam das, was zu er¬<lb/> warten war: die Sonne!</p><lb/> <p xml:id="ID_1905"> Vor vierzehn Tagen schon hätte sie da sein müssen. Und da hätte sie eine<lb/> halbe Stunde gerade durch den Einschnitt zwischen den beiden Bergen im Süden<lb/> hindurchgucken müssen. Jetzt kam sie ein gutes Stück über den einen Bergrücken<lb/> hinüber. Aber um so voller und goldner und runder stieg sie in blendendem Glanz<lb/> "uf- In blendendem Glanz.</p><lb/> <p xml:id="ID_1906"> Und sie entzündete eine Glut in allen Fensterscheiben der Schule da oben<lb/> auf dem Hügel und eine Glut in den Augen aller Knaben, die durch das offne<lb/> Schulportal wimmelten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1907"> Die Schule hatte nämlich frei. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1908"> Und der Februar ging seinen Gang. Da kam stürmisches Wetter genug,<lb/> von Süden und von Norden, mit Schnee und ohne Schnee. Aber es war nicht<lb/> wehr so gefährlich, wenn es auch stürmte und schneite. Die Sonne stand am<lb/> Himmel, da mochte der Winter in Gottes Namen Winter sein, wenn man nur<lb/> die Sonne gesehen hatte, sodaß man wußte, daß sie da war, daß der Fluch des<lb/> winters gelöst war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1909"> Und mächtig nahm die Macht des Lichtes von einem Tage zum andern zu.<lb/> '</p><lb/> <p xml:id="ID_1910"> Und Mitte März wurde es dauernd hell und still.</p><lb/> <p xml:id="ID_1911"> seubert weiß lag das Land da mit allen den Bergen hoch und feiertags-<lb/> wll in dem Schneegewand. schimmernd blau floß das Meer dazwischen in<lb/> ^und und Fjord. Die Häuser der Stadt hatten weiße Dächer und blanke<lb/> Fensterscheiben mit österlich gewaschnen Gardinen und einem Flor von Zimmer-<lb/> vluinen dahinter im Sonnenschein. In den Straßen klingelten die Schlittenglocken,<lb/> knirschte der Schnee unter deu Schritten der Menschen; der Frost rötete die Wangen<lb/> u»d Nasenspitzen, aber die Gutewetterlaune klang durch die schimmernd reine Luft.</p><lb/> <p xml:id="ID_1912"> ^. Oben auf dem Hügel lag die Schule traulich und behaglich, dank ihren großen<lb/> ^fen, und die Lehrer wanderten durch die Klassen, blieben von Zeit zu Zeit am<lb/> venster stehn, um auf die Stadt da unten hinabzusehen, wo der Mittagsrauch ver-<lb/> ^lßungsvoll kerzengerade aus alle» Schornsteinen aufstieg.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1913"> In der Prima saßen die sechs langen Burschen auf ihren regelrechten Plätzen.<lb/> s° still wie sechs Lichter. . </p><lb/> <p xml:id="ID_1914"> ^^^..sOberlehrer Haut ging von der Tür bis zum Fenster auf und nieder. Auf</p><lb/> <p xml:id="ID_1915"> h>nden alten Etruskern. Die Prima repetierte nämlich<lb/> das Altertum zum Examen. .</p><lb/> <p xml:id="ID_1916"> ,^^n.<lb/> Wie gewöhnlich hatte der Oberlehrer damit angefangen - nachdem er sich<lb/> das Pensum des Tages hatte mitteilen lassen - die Hände auf dem Rucken, da-<lb/> zustehn und zu dem sonnenbeschienenen Fenster lange hinauszusehen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0359]
Oberlehrer Haut
Den ganzen Januar, alle die einunddreißig Tage lang.
Und am dritten Februar war es am Morgen Morgen. Um acht, als die
Knaben und die Mädchen, die Lehrer und die Lehrerinnen aus ihren Schlafstuben
und von ihrem Frühstück herauskamen, gingen sie ganz still die Straßen entlang,
den Schulhügel hinauf, und sahen in der Dämmerung zu den morgenbleichen
Sternen hinauf, die so kleinciugig und schläfrig funkelten und glitzerten und dabei
doch wie jemand, der sich noch so tief in den Morgen hinein wach gehalten
hatte, einzig und allein, um den Augen da unter zuzublinzeln — um zu zeigen,
daß sie da oben waren, daß der Himmel klar war, und daß jetzt etwas zu er¬
warten sei —!
Und die ersten beiden Stunden vergingen. Und dann kam das, was zu er¬
warten war: die Sonne!
Vor vierzehn Tagen schon hätte sie da sein müssen. Und da hätte sie eine
halbe Stunde gerade durch den Einschnitt zwischen den beiden Bergen im Süden
hindurchgucken müssen. Jetzt kam sie ein gutes Stück über den einen Bergrücken
hinüber. Aber um so voller und goldner und runder stieg sie in blendendem Glanz
"uf- In blendendem Glanz.
Und sie entzündete eine Glut in allen Fensterscheiben der Schule da oben
auf dem Hügel und eine Glut in den Augen aller Knaben, die durch das offne
Schulportal wimmelten.
Die Schule hatte nämlich frei. —
Und der Februar ging seinen Gang. Da kam stürmisches Wetter genug,
von Süden und von Norden, mit Schnee und ohne Schnee. Aber es war nicht
wehr so gefährlich, wenn es auch stürmte und schneite. Die Sonne stand am
Himmel, da mochte der Winter in Gottes Namen Winter sein, wenn man nur
die Sonne gesehen hatte, sodaß man wußte, daß sie da war, daß der Fluch des
winters gelöst war.
Und mächtig nahm die Macht des Lichtes von einem Tage zum andern zu.
'
Und Mitte März wurde es dauernd hell und still.
seubert weiß lag das Land da mit allen den Bergen hoch und feiertags-
wll in dem Schneegewand. schimmernd blau floß das Meer dazwischen in
^und und Fjord. Die Häuser der Stadt hatten weiße Dächer und blanke
Fensterscheiben mit österlich gewaschnen Gardinen und einem Flor von Zimmer-
vluinen dahinter im Sonnenschein. In den Straßen klingelten die Schlittenglocken,
knirschte der Schnee unter deu Schritten der Menschen; der Frost rötete die Wangen
u»d Nasenspitzen, aber die Gutewetterlaune klang durch die schimmernd reine Luft.
^. Oben auf dem Hügel lag die Schule traulich und behaglich, dank ihren großen
^fen, und die Lehrer wanderten durch die Klassen, blieben von Zeit zu Zeit am
venster stehn, um auf die Stadt da unten hinabzusehen, wo der Mittagsrauch ver-
^lßungsvoll kerzengerade aus alle» Schornsteinen aufstieg.
In der Prima saßen die sechs langen Burschen auf ihren regelrechten Plätzen.
s° still wie sechs Lichter. .
^^^..sOberlehrer Haut ging von der Tür bis zum Fenster auf und nieder. Auf
h>nden alten Etruskern. Die Prima repetierte nämlich
das Altertum zum Examen. .
,^^n.
Wie gewöhnlich hatte der Oberlehrer damit angefangen - nachdem er sich
das Pensum des Tages hatte mitteilen lassen - die Hände auf dem Rucken, da-
zustehn und zu dem sonnenbeschienenen Fenster lange hinauszusehen.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |