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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

des Fcldzugsplans gegen die Buren bekannt geworden ist. Denn dieser
Schritt ist nicht durch die Politik des Deutschen Reichs zu erklären; hier hat die
aus Gründen der Politik einzunehmende Haltung einen so stark persönlichen Zug
angenommen, daß dem Enkel der Königin Viktoria etwas möglich wurde, was dem
Deutschen Kaiser auch bei der freundlichsten Politik gegen England eine Unmög¬
lichkeit sein mußte. Und das erhöht und verschärft das peinliche Unbehagen, das
ohnehin durch die Veröffentlichung verursacht worden ist, weil sie den Eindruck
macht, als sollte das Wohlwollen der Engländer gegen Deutschland durch Nichtachtung
des deutschen Vvlksempfindens auf dem Wege persönlicher Werbung forciert werden.

Die Wirkung in England mußte ausbleiben, weil an den Stellen, wo Ab¬
neigung und Mißtrauen gegen Deutschland genährt werden, gar nicht der Wille besteht,
sich durch Tatsachen und Vernunftgründe auf einen andern Weg führen zu lassen.
Und die zur Erreichung dieses Zwecks "ölige Formel ist längst gefunden. Man ist
in diesen Kreise" Englands längst daran gewöhnt und darauf eingeübt, je nach der
besondern Lage und Stimmung bald das deutsche Volk gegen den Kaiser, bald den
Kaiser gegen'das deutsche Volk auszuspielen. Auch jetzt hören wir wieder, daß
niemand in England an der freundlichen Gesinnung des Kaisers zweifle, daß aber
die Gesinnung und Entwicklung des deutschen Volks Mißtrauen einflöße. Wir
haben schon oft genug in der englischen Presse das Gegenteil gelesen und werden
es gelegentlich wieder lesen. Mau mußte auch in Betracht ziehn, daß die Hetz¬
blätter, um ihren Zweck zu erreichen, auch vor Entstellungen nicht zurückschrecken.
Nach dem Artikel des Daily Telegraph sollte der Kaiser daran erinnert haben,
daß er sich zur Zeit des Bnrenkrieges im Widerspruch mit den Gesinnungen
der Mehrheit seines Volks befunden habe. Jetzt schreiben die Blätter vom Schlage
der Times, der Kaiser habe selbst zugegeben, daß die Mehrheit des deutschen Volks
englandfeindlich sei.

Ungünstig wirkie auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung. Die ganzen Ver¬
hältnisse in der Weltpolitik liegen gegenwärtig so, daß man in England an frühere
feindselige Stimmungen der französischen und russischen Politik nicht erinnert sein
will. Werden die Engländer trotzdem daran erinnert, und noch dazu von dem
Herrscher gerade der auswärtigen Macht, die sie als Gegenpol der eignen Interessen
und als Gegnerin der neuen Tripleentente betrachten, so sagen sie sich, daß Deutsch¬
land ihnen ihre Freunde zu entfremden trachte, und glauben sich erst recht zum
Mißtrauen berechtigt. In Frankreich und in Rußland fühlt man sich nicht weniger
""angenehm berührt und sucht der Wirkung dadurch zu begegnen, daß man die
Hinweise des Kaisers als Indiskretionen hinstellt, was sie keineswegs sind. Aber
die politische Konstellation ist danach, daß man mit dem Vorwurf der Indiskretion
und damit der politischen Unzuverlässigkeit gegen Deutschland in diesen Ländern
immerhin Eindruck macht. Eine Unvorsichtigkeit ist auch die Andeutung, daß die
Verhältnisse in Ostasien vielleicht noch einmal ein Zusammenwirken Deutschlands
und Englands in der Zukunft herbeiführen würden.

Alles, aber auch alles deutet also darauf hin, daß eine solche Veröffentlichung
unter der Autorität des deutschen Kaisers niemals hätte erfolgen dürfen. Wie konnte
sie trotzdem geschehn? Zunächst drängt sich die Beobachtung auf, daß das auf¬
fallende Ansinnen, persönliche Äußerungen des deutschen Kaisers in einem englischen
Zeitungsartikel unter voller Berufung ans den hohen Gewährsmann zu verwerten,
nicht von vornherein höflich, aber bestimmt abgewiesen worden ist. Mau hätte sich
sehr wohl durch prinzipielle Erwägungen decken können, brauchte also die loyale
Absicht des Engländers gar nicht in Zweifel zu ziehen. Der Kaiser selbst hat. wie mit
Genugtuung festzustellen ist, das Gutachten der verfassungsmäßig verantwortlichen
Stelle, des Reichskanzlers, einholen wollen. Aber eine Kette von Versehen und
Fehlern hat leider bewirkt, daß die Beanstandung der Veröffentlichung nicht erfolgte.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

des Fcldzugsplans gegen die Buren bekannt geworden ist. Denn dieser
Schritt ist nicht durch die Politik des Deutschen Reichs zu erklären; hier hat die
aus Gründen der Politik einzunehmende Haltung einen so stark persönlichen Zug
angenommen, daß dem Enkel der Königin Viktoria etwas möglich wurde, was dem
Deutschen Kaiser auch bei der freundlichsten Politik gegen England eine Unmög¬
lichkeit sein mußte. Und das erhöht und verschärft das peinliche Unbehagen, das
ohnehin durch die Veröffentlichung verursacht worden ist, weil sie den Eindruck
macht, als sollte das Wohlwollen der Engländer gegen Deutschland durch Nichtachtung
des deutschen Vvlksempfindens auf dem Wege persönlicher Werbung forciert werden.

Die Wirkung in England mußte ausbleiben, weil an den Stellen, wo Ab¬
neigung und Mißtrauen gegen Deutschland genährt werden, gar nicht der Wille besteht,
sich durch Tatsachen und Vernunftgründe auf einen andern Weg führen zu lassen.
Und die zur Erreichung dieses Zwecks «ölige Formel ist längst gefunden. Man ist
in diesen Kreise» Englands längst daran gewöhnt und darauf eingeübt, je nach der
besondern Lage und Stimmung bald das deutsche Volk gegen den Kaiser, bald den
Kaiser gegen'das deutsche Volk auszuspielen. Auch jetzt hören wir wieder, daß
niemand in England an der freundlichen Gesinnung des Kaisers zweifle, daß aber
die Gesinnung und Entwicklung des deutschen Volks Mißtrauen einflöße. Wir
haben schon oft genug in der englischen Presse das Gegenteil gelesen und werden
es gelegentlich wieder lesen. Mau mußte auch in Betracht ziehn, daß die Hetz¬
blätter, um ihren Zweck zu erreichen, auch vor Entstellungen nicht zurückschrecken.
Nach dem Artikel des Daily Telegraph sollte der Kaiser daran erinnert haben,
daß er sich zur Zeit des Bnrenkrieges im Widerspruch mit den Gesinnungen
der Mehrheit seines Volks befunden habe. Jetzt schreiben die Blätter vom Schlage
der Times, der Kaiser habe selbst zugegeben, daß die Mehrheit des deutschen Volks
englandfeindlich sei.

Ungünstig wirkie auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung. Die ganzen Ver¬
hältnisse in der Weltpolitik liegen gegenwärtig so, daß man in England an frühere
feindselige Stimmungen der französischen und russischen Politik nicht erinnert sein
will. Werden die Engländer trotzdem daran erinnert, und noch dazu von dem
Herrscher gerade der auswärtigen Macht, die sie als Gegenpol der eignen Interessen
und als Gegnerin der neuen Tripleentente betrachten, so sagen sie sich, daß Deutsch¬
land ihnen ihre Freunde zu entfremden trachte, und glauben sich erst recht zum
Mißtrauen berechtigt. In Frankreich und in Rußland fühlt man sich nicht weniger
"«angenehm berührt und sucht der Wirkung dadurch zu begegnen, daß man die
Hinweise des Kaisers als Indiskretionen hinstellt, was sie keineswegs sind. Aber
die politische Konstellation ist danach, daß man mit dem Vorwurf der Indiskretion
und damit der politischen Unzuverlässigkeit gegen Deutschland in diesen Ländern
immerhin Eindruck macht. Eine Unvorsichtigkeit ist auch die Andeutung, daß die
Verhältnisse in Ostasien vielleicht noch einmal ein Zusammenwirken Deutschlands
und Englands in der Zukunft herbeiführen würden.

Alles, aber auch alles deutet also darauf hin, daß eine solche Veröffentlichung
unter der Autorität des deutschen Kaisers niemals hätte erfolgen dürfen. Wie konnte
sie trotzdem geschehn? Zunächst drängt sich die Beobachtung auf, daß das auf¬
fallende Ansinnen, persönliche Äußerungen des deutschen Kaisers in einem englischen
Zeitungsartikel unter voller Berufung ans den hohen Gewährsmann zu verwerten,
nicht von vornherein höflich, aber bestimmt abgewiesen worden ist. Mau hätte sich
sehr wohl durch prinzipielle Erwägungen decken können, brauchte also die loyale
Absicht des Engländers gar nicht in Zweifel zu ziehen. Der Kaiser selbst hat. wie mit
Genugtuung festzustellen ist, das Gutachten der verfassungsmäßig verantwortlichen
Stelle, des Reichskanzlers, einholen wollen. Aber eine Kette von Versehen und
Fehlern hat leider bewirkt, daß die Beanstandung der Veröffentlichung nicht erfolgte.


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[0307] Maßgebliches und Unmaßgebliches des Fcldzugsplans gegen die Buren bekannt geworden ist. Denn dieser Schritt ist nicht durch die Politik des Deutschen Reichs zu erklären; hier hat die aus Gründen der Politik einzunehmende Haltung einen so stark persönlichen Zug angenommen, daß dem Enkel der Königin Viktoria etwas möglich wurde, was dem Deutschen Kaiser auch bei der freundlichsten Politik gegen England eine Unmög¬ lichkeit sein mußte. Und das erhöht und verschärft das peinliche Unbehagen, das ohnehin durch die Veröffentlichung verursacht worden ist, weil sie den Eindruck macht, als sollte das Wohlwollen der Engländer gegen Deutschland durch Nichtachtung des deutschen Vvlksempfindens auf dem Wege persönlicher Werbung forciert werden. Die Wirkung in England mußte ausbleiben, weil an den Stellen, wo Ab¬ neigung und Mißtrauen gegen Deutschland genährt werden, gar nicht der Wille besteht, sich durch Tatsachen und Vernunftgründe auf einen andern Weg führen zu lassen. Und die zur Erreichung dieses Zwecks «ölige Formel ist längst gefunden. Man ist in diesen Kreise» Englands längst daran gewöhnt und darauf eingeübt, je nach der besondern Lage und Stimmung bald das deutsche Volk gegen den Kaiser, bald den Kaiser gegen'das deutsche Volk auszuspielen. Auch jetzt hören wir wieder, daß niemand in England an der freundlichen Gesinnung des Kaisers zweifle, daß aber die Gesinnung und Entwicklung des deutschen Volks Mißtrauen einflöße. Wir haben schon oft genug in der englischen Presse das Gegenteil gelesen und werden es gelegentlich wieder lesen. Mau mußte auch in Betracht ziehn, daß die Hetz¬ blätter, um ihren Zweck zu erreichen, auch vor Entstellungen nicht zurückschrecken. Nach dem Artikel des Daily Telegraph sollte der Kaiser daran erinnert haben, daß er sich zur Zeit des Bnrenkrieges im Widerspruch mit den Gesinnungen der Mehrheit seines Volks befunden habe. Jetzt schreiben die Blätter vom Schlage der Times, der Kaiser habe selbst zugegeben, daß die Mehrheit des deutschen Volks englandfeindlich sei. Ungünstig wirkie auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung. Die ganzen Ver¬ hältnisse in der Weltpolitik liegen gegenwärtig so, daß man in England an frühere feindselige Stimmungen der französischen und russischen Politik nicht erinnert sein will. Werden die Engländer trotzdem daran erinnert, und noch dazu von dem Herrscher gerade der auswärtigen Macht, die sie als Gegenpol der eignen Interessen und als Gegnerin der neuen Tripleentente betrachten, so sagen sie sich, daß Deutsch¬ land ihnen ihre Freunde zu entfremden trachte, und glauben sich erst recht zum Mißtrauen berechtigt. In Frankreich und in Rußland fühlt man sich nicht weniger "«angenehm berührt und sucht der Wirkung dadurch zu begegnen, daß man die Hinweise des Kaisers als Indiskretionen hinstellt, was sie keineswegs sind. Aber die politische Konstellation ist danach, daß man mit dem Vorwurf der Indiskretion und damit der politischen Unzuverlässigkeit gegen Deutschland in diesen Ländern immerhin Eindruck macht. Eine Unvorsichtigkeit ist auch die Andeutung, daß die Verhältnisse in Ostasien vielleicht noch einmal ein Zusammenwirken Deutschlands und Englands in der Zukunft herbeiführen würden. Alles, aber auch alles deutet also darauf hin, daß eine solche Veröffentlichung unter der Autorität des deutschen Kaisers niemals hätte erfolgen dürfen. Wie konnte sie trotzdem geschehn? Zunächst drängt sich die Beobachtung auf, daß das auf¬ fallende Ansinnen, persönliche Äußerungen des deutschen Kaisers in einem englischen Zeitungsartikel unter voller Berufung ans den hohen Gewährsmann zu verwerten, nicht von vornherein höflich, aber bestimmt abgewiesen worden ist. Mau hätte sich sehr wohl durch prinzipielle Erwägungen decken können, brauchte also die loyale Absicht des Engländers gar nicht in Zweifel zu ziehen. Der Kaiser selbst hat. wie mit Genugtuung festzustellen ist, das Gutachten der verfassungsmäßig verantwortlichen Stelle, des Reichskanzlers, einholen wollen. Aber eine Kette von Versehen und Fehlern hat leider bewirkt, daß die Beanstandung der Veröffentlichung nicht erfolgte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/307>, abgerufen am 22.07.2024.