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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Denn alsdann spielen eine Menge Umstände eine Rolle, die sonst unbeachtet bleiben
würden. Und eine politische Feststellung, die heute noch ganz harmlos wirkt, kann
schon morgen durch Auftauchen neuer Möglichkeiten in der Weltpolitik eine kaum
noch berechenbare Tragweite gewinnen.

Daß die Veröffentlichungen des Daily Telegraph höchst unerfreulich wirken
mußten, war vorauszusehen. Zunächst in Deutschland. Es ist nicht nötig, hier
ausführlich auf die Gründe zurückzugehn, die zur Zeit des Burcnkrieges in den
Gemütern der Mehrheit unsers Volkes eine heftige Feindschaft gegen England
erzeugt hatte. Damals wurde die so entschieden englnndfreundliche Haltung des
Kaisers von sehr weiten, durchaus loyalen Kreisen mit bitterm Schmerz empfunden.
Inzwischen hat sich vieles ereignet, was die Burenschwärmerei von damals sehr
stark abgekühlt und ferner dahin gewirkt hat, England und dem englischen Volke
besser gerecht zu werden. Unser deutsches Volk hat in seiner überwältigenden
Mehrheit wieder gelernt, die Beziehungen zu England so zu betrachten, wie es
unsern wirklichen Interessen und der Vernunft und Gerechtigkeit entspricht. Es
besteht keine Feindseligkeit mehr gegen das englische Volk in seiner Gesamtheit,
nur ein berechtigter Ärger über das Häuflein von Hetzern, die durch die Presse
die Unwissenheit der Massen über kontinentale Verhältnisse ausnutzen, um den
Groll gegen Deutschland nicht einschlafen zu lassen. Es besteht ebenso ein starkes
Bedauern, daß auch die englische Politik noch vielfach von einem blinden Mi߬
trauen gegen Deutschland erfüllt ist und sich häufig in einer Richtung bewegt, die
wir als ein auch den wahren Interessen der englischen Nation nicht entsprechendes
Übelwollen gegen uns empfinden. Das wirkt natürlich hemmend auf die Arbeit
von besonnenen Männern beider Nationen, die im Sinne eines gegenseitigen
gründlichern Kennenlernens der beiden Völker wirken -- ein Weg, der zur Mil¬
derung von Spannungen der einzig gangbare ist, und der uus immerhin schon ein
Stück vorwärts geführt hat, der aber Geduld und langsames Ausreifenlassen voraus¬
setzt und vor allem lehren muß, daß wir nicht mit einer Parforcepolitik der Über¬
redung zum Ziel kommen, besonders wenn die weltpolitische Lage solche Wirkungen
nicht unterstützt. Wir freuen uns heute, daß uus unser Kaiser auf diesem Wege
nicht nnr heute vorangeht, sondern sich schon zu einer Zeit, als das deutsche Volk
in einem Irrtum befangen war, als der Weiterblickende erwiesen hat. Wir können
uns darüber heute bereits mit der Ruhe auseinandersetzen, mit der man über-
wundne geschichtliche Episoden zu behandeln pflegt. Aber doch mit einer Ein¬
schränkung. Wenn der Kaiser selbst diese Vergangenheit gerade vor einem eng¬
lischen Publikum heraufbeschwört, so wird das in vielen treuen deutscheu Kreisen als eine
tiefe Kränkung empfunden. Und das erklärt sich nicht nur aus der Verletzung des
natürlichen nationalen Selbstgefühls, sondern auch aus Gründen, die ans die
Erinnerungen aus jener Zeit zurückgehn. Denn es ist zwar jetzt die Überzeugung
so ziemlich durchgedrungen, daß der Kaiser damals in der Sache recht hatte, aber
darum darf doch etwas andres nicht verschwiegen werden, nämlich daß die Buren¬
schwärmer ehrliche und ehrenvolle Gründe für ihre politische Auffassung hatten
und sich deshalb ihres Irrtums auch heute nicht zu schäme" brauchen, ferner daß
von amtlicher Seite damals viele vorhandne Handhaben, die öffentliche Meinung
zu beruhigen und besser zu leiten, nicht benutzt wurden, und endlich, daß zu jener
Zeit vielen, die unter Niederkämpfung ihrer persönlichen Meinungen der amtlichen
Politik zu folgen bereit waren, diese Haltung durch die Form einzelner Schritte
und Bekundungen des Kaisers erschwert wurde. Diese Umstände haben doch einen
Stachel hinterlassen, der sich jedesmal regen muß, wenn die Erinnerung
an jene Zeit durch die Aufzählung der englandfrenndUchen persönlichen Kund¬
gebungen und Handlungen des Kaisers wachgerufen wird. Man sollte daran
nicht rühren. Und darum ist es besonders zu bedauern, daß die Ausarbeitung


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Denn alsdann spielen eine Menge Umstände eine Rolle, die sonst unbeachtet bleiben
würden. Und eine politische Feststellung, die heute noch ganz harmlos wirkt, kann
schon morgen durch Auftauchen neuer Möglichkeiten in der Weltpolitik eine kaum
noch berechenbare Tragweite gewinnen.

Daß die Veröffentlichungen des Daily Telegraph höchst unerfreulich wirken
mußten, war vorauszusehen. Zunächst in Deutschland. Es ist nicht nötig, hier
ausführlich auf die Gründe zurückzugehn, die zur Zeit des Burcnkrieges in den
Gemütern der Mehrheit unsers Volkes eine heftige Feindschaft gegen England
erzeugt hatte. Damals wurde die so entschieden englnndfreundliche Haltung des
Kaisers von sehr weiten, durchaus loyalen Kreisen mit bitterm Schmerz empfunden.
Inzwischen hat sich vieles ereignet, was die Burenschwärmerei von damals sehr
stark abgekühlt und ferner dahin gewirkt hat, England und dem englischen Volke
besser gerecht zu werden. Unser deutsches Volk hat in seiner überwältigenden
Mehrheit wieder gelernt, die Beziehungen zu England so zu betrachten, wie es
unsern wirklichen Interessen und der Vernunft und Gerechtigkeit entspricht. Es
besteht keine Feindseligkeit mehr gegen das englische Volk in seiner Gesamtheit,
nur ein berechtigter Ärger über das Häuflein von Hetzern, die durch die Presse
die Unwissenheit der Massen über kontinentale Verhältnisse ausnutzen, um den
Groll gegen Deutschland nicht einschlafen zu lassen. Es besteht ebenso ein starkes
Bedauern, daß auch die englische Politik noch vielfach von einem blinden Mi߬
trauen gegen Deutschland erfüllt ist und sich häufig in einer Richtung bewegt, die
wir als ein auch den wahren Interessen der englischen Nation nicht entsprechendes
Übelwollen gegen uns empfinden. Das wirkt natürlich hemmend auf die Arbeit
von besonnenen Männern beider Nationen, die im Sinne eines gegenseitigen
gründlichern Kennenlernens der beiden Völker wirken — ein Weg, der zur Mil¬
derung von Spannungen der einzig gangbare ist, und der uus immerhin schon ein
Stück vorwärts geführt hat, der aber Geduld und langsames Ausreifenlassen voraus¬
setzt und vor allem lehren muß, daß wir nicht mit einer Parforcepolitik der Über¬
redung zum Ziel kommen, besonders wenn die weltpolitische Lage solche Wirkungen
nicht unterstützt. Wir freuen uns heute, daß uus unser Kaiser auf diesem Wege
nicht nnr heute vorangeht, sondern sich schon zu einer Zeit, als das deutsche Volk
in einem Irrtum befangen war, als der Weiterblickende erwiesen hat. Wir können
uns darüber heute bereits mit der Ruhe auseinandersetzen, mit der man über-
wundne geschichtliche Episoden zu behandeln pflegt. Aber doch mit einer Ein¬
schränkung. Wenn der Kaiser selbst diese Vergangenheit gerade vor einem eng¬
lischen Publikum heraufbeschwört, so wird das in vielen treuen deutscheu Kreisen als eine
tiefe Kränkung empfunden. Und das erklärt sich nicht nur aus der Verletzung des
natürlichen nationalen Selbstgefühls, sondern auch aus Gründen, die ans die
Erinnerungen aus jener Zeit zurückgehn. Denn es ist zwar jetzt die Überzeugung
so ziemlich durchgedrungen, daß der Kaiser damals in der Sache recht hatte, aber
darum darf doch etwas andres nicht verschwiegen werden, nämlich daß die Buren¬
schwärmer ehrliche und ehrenvolle Gründe für ihre politische Auffassung hatten
und sich deshalb ihres Irrtums auch heute nicht zu schäme» brauchen, ferner daß
von amtlicher Seite damals viele vorhandne Handhaben, die öffentliche Meinung
zu beruhigen und besser zu leiten, nicht benutzt wurden, und endlich, daß zu jener
Zeit vielen, die unter Niederkämpfung ihrer persönlichen Meinungen der amtlichen
Politik zu folgen bereit waren, diese Haltung durch die Form einzelner Schritte
und Bekundungen des Kaisers erschwert wurde. Diese Umstände haben doch einen
Stachel hinterlassen, der sich jedesmal regen muß, wenn die Erinnerung
an jene Zeit durch die Aufzählung der englandfrenndUchen persönlichen Kund¬
gebungen und Handlungen des Kaisers wachgerufen wird. Man sollte daran
nicht rühren. Und darum ist es besonders zu bedauern, daß die Ausarbeitung


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[0306] Maßgebliches und Unmaßgebliches Denn alsdann spielen eine Menge Umstände eine Rolle, die sonst unbeachtet bleiben würden. Und eine politische Feststellung, die heute noch ganz harmlos wirkt, kann schon morgen durch Auftauchen neuer Möglichkeiten in der Weltpolitik eine kaum noch berechenbare Tragweite gewinnen. Daß die Veröffentlichungen des Daily Telegraph höchst unerfreulich wirken mußten, war vorauszusehen. Zunächst in Deutschland. Es ist nicht nötig, hier ausführlich auf die Gründe zurückzugehn, die zur Zeit des Burcnkrieges in den Gemütern der Mehrheit unsers Volkes eine heftige Feindschaft gegen England erzeugt hatte. Damals wurde die so entschieden englnndfreundliche Haltung des Kaisers von sehr weiten, durchaus loyalen Kreisen mit bitterm Schmerz empfunden. Inzwischen hat sich vieles ereignet, was die Burenschwärmerei von damals sehr stark abgekühlt und ferner dahin gewirkt hat, England und dem englischen Volke besser gerecht zu werden. Unser deutsches Volk hat in seiner überwältigenden Mehrheit wieder gelernt, die Beziehungen zu England so zu betrachten, wie es unsern wirklichen Interessen und der Vernunft und Gerechtigkeit entspricht. Es besteht keine Feindseligkeit mehr gegen das englische Volk in seiner Gesamtheit, nur ein berechtigter Ärger über das Häuflein von Hetzern, die durch die Presse die Unwissenheit der Massen über kontinentale Verhältnisse ausnutzen, um den Groll gegen Deutschland nicht einschlafen zu lassen. Es besteht ebenso ein starkes Bedauern, daß auch die englische Politik noch vielfach von einem blinden Mi߬ trauen gegen Deutschland erfüllt ist und sich häufig in einer Richtung bewegt, die wir als ein auch den wahren Interessen der englischen Nation nicht entsprechendes Übelwollen gegen uns empfinden. Das wirkt natürlich hemmend auf die Arbeit von besonnenen Männern beider Nationen, die im Sinne eines gegenseitigen gründlichern Kennenlernens der beiden Völker wirken — ein Weg, der zur Mil¬ derung von Spannungen der einzig gangbare ist, und der uus immerhin schon ein Stück vorwärts geführt hat, der aber Geduld und langsames Ausreifenlassen voraus¬ setzt und vor allem lehren muß, daß wir nicht mit einer Parforcepolitik der Über¬ redung zum Ziel kommen, besonders wenn die weltpolitische Lage solche Wirkungen nicht unterstützt. Wir freuen uns heute, daß uus unser Kaiser auf diesem Wege nicht nnr heute vorangeht, sondern sich schon zu einer Zeit, als das deutsche Volk in einem Irrtum befangen war, als der Weiterblickende erwiesen hat. Wir können uns darüber heute bereits mit der Ruhe auseinandersetzen, mit der man über- wundne geschichtliche Episoden zu behandeln pflegt. Aber doch mit einer Ein¬ schränkung. Wenn der Kaiser selbst diese Vergangenheit gerade vor einem eng¬ lischen Publikum heraufbeschwört, so wird das in vielen treuen deutscheu Kreisen als eine tiefe Kränkung empfunden. Und das erklärt sich nicht nur aus der Verletzung des natürlichen nationalen Selbstgefühls, sondern auch aus Gründen, die ans die Erinnerungen aus jener Zeit zurückgehn. Denn es ist zwar jetzt die Überzeugung so ziemlich durchgedrungen, daß der Kaiser damals in der Sache recht hatte, aber darum darf doch etwas andres nicht verschwiegen werden, nämlich daß die Buren¬ schwärmer ehrliche und ehrenvolle Gründe für ihre politische Auffassung hatten und sich deshalb ihres Irrtums auch heute nicht zu schäme» brauchen, ferner daß von amtlicher Seite damals viele vorhandne Handhaben, die öffentliche Meinung zu beruhigen und besser zu leiten, nicht benutzt wurden, und endlich, daß zu jener Zeit vielen, die unter Niederkämpfung ihrer persönlichen Meinungen der amtlichen Politik zu folgen bereit waren, diese Haltung durch die Form einzelner Schritte und Bekundungen des Kaisers erschwert wurde. Diese Umstände haben doch einen Stachel hinterlassen, der sich jedesmal regen muß, wenn die Erinnerung an jene Zeit durch die Aufzählung der englandfrenndUchen persönlichen Kund¬ gebungen und Handlungen des Kaisers wachgerufen wird. Man sollte daran nicht rühren. Und darum ist es besonders zu bedauern, daß die Ausarbeitung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/306>, abgerufen am 22.07.2024.