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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

ihrer Sonderstaaten dienen. Aber trotz alledem kann er rückwärts auf einen
großen Teil guter, vollbrachter Arbeit schauen, vollbracht zudem inmitten von
Schwierigkeiten, die einen weniger entschloßnen, weniger beherzter Mann wohl
hätten zurückschrecken können. Fast die ersten Reden, die er im Reichstage hielt,
behandelten den Burenkrieg; und seitdem ist jeder Ausspruch, der möglicherweise
in eine Beleidigung britischer Ohren verdreht werden könnte, ein Dutzend mal an¬
geführt oder besser falsch angeführt worden; ich möchte die Aufmerksamkeit auf
eine kurze aber vornehme Bemerkung über die britischen Soldaten lenken, die im
Verlauf einer Rede gerade zu der Zeit gemacht wurde, als sich die Volksstimmung
nicht nur in Deutschland, sondern aus dem ganzen Festlande am stärksten gegen
Großbritannien äußerte. Er sagte: "Wollen wir nie vergessen, daß das britische
Heer in Südafrika der Welt gezeigt hat, daß seine Soldaten zu sterben wissen."
Sein erstes wichtiges Werk, die Revision des Zolltarifs, wurde im Reichstage
nicht ohne langen, bittern Kampf ausgetragen, endete aber mit einem Siege; und
die auf dieser neuen Grundlage erfolgreich abgeschloßnen sieben Handelsverträge
machten alle Voraussagen der Feinde des Kanzlers zusehenden. Ich muß nun
die vielbehandelte Frage, die Marokkokrisis, leicht berühren, aber nur soweit sie
unmittelbar den Fürsten Bülow betrifft, denn es ist hier weder der Ort noch die
Zeit, Betrachtungen über ein Ereignis anzustellen, das zu neu und zu verwickelt
ist, als daß irgendein geschichtlicher Urteilsspruch darüber gefällt werden könnte.

Aber es sind Versuche gemacht worden, ihn in jedem Falle als den zuerst
Verantwortlicher für die Trübung hinzustellen, die in den deutsch-französischen (und
durch eine Art Rückwirkung deutsch-englischen) Beziehungen während dieses Zeit¬
raumes verursacht ist. Das ist, glaube ich, eine arge Entstellung der wahren
Tatsachen des Falles. Nicht das Vorhandensein von "Erdeulen" Frankreichs,
sondern die unverhüllte Feindseligkeit gegen Deutschland, mit der der damalige
Minister der auswärtigen Angelegenheiten vorging, erweckte jenen Verdacht und
die Stimmung im deutschen Volke, die eine gewisse Krisis unvermeidlich machte.
Da die Wolken jetzt zerstreut sind -- jedenfalls für einige Zeit --, kann, so meine
ich, kein verständiger Mensch zweifeln, daß nicht das englisch-französische Abkommen
oder das dadurch bezeugte gute Einvernehmen, sondern die fortwährenden Heraus¬
forderungen des Herrn Delcasst Europa mit Kriegsgefahr bedrohten. Denn daß
es eine solche Gefahr gab, kann für jeden, der während des Sommers 1905 in
Deutschland war, nicht einen Augenblick fraglich sein. Herr Delcassä hat gut reden,
daß Deutschland, lediglich Marokkos wegen, nie in den Krieg gezogen wäre -- Fürst
Bülow sagte es ja selbst im Reichstage; aber er fügte hinzu, daß jede Großmacht,
die des Namens würdig sei, bis zum letzten Atemzuge kämpfen würde, wenn sie
ihr Ansehen, ihre Ehre und dadurch die Sicherheit ihres Bestehens bedroht glaube.
Und da kommen wir zum Kern der ganzen Angelegenheit. Mit Recht oder Unrecht,
die große Mehrheit der Deutschen glaubte ihr Vaterland derart bedroht. Sie
mögen im Irrtum gewesen sein, aber sie waren wenigstens aufrichtig, und gerade
in dieser Aufrichtigkeit lag die Gefahr.

Nun ist erwähnt worden, daß während der Krisis zwei verschleime Arten
Politik in Berlin verfolgt worden seien -- eine vom Kaiser, Frankreich günstige,
die andre feindliche vom Fürsten Bülow. Für alle, die die deutsche Verfassung
kennen, ist eine solche Vorstellung einfach töricht; denn da ein Kanzler keinen Tag
länger im Dienste bleiben kann, als der Kaiser will, und da Kaiser und Kanzler in
steter Fühlung miteinander sein müssen, wegen der persönlichen Oberaufsicht des erstem
über die Staatsgeschäfte, so ist es ganz offenbar, daß eine ernste Meinungsver¬
schiedenheit über politische Lebensfragen (was diese sicherlich gewesen wären) zu so-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

ihrer Sonderstaaten dienen. Aber trotz alledem kann er rückwärts auf einen
großen Teil guter, vollbrachter Arbeit schauen, vollbracht zudem inmitten von
Schwierigkeiten, die einen weniger entschloßnen, weniger beherzter Mann wohl
hätten zurückschrecken können. Fast die ersten Reden, die er im Reichstage hielt,
behandelten den Burenkrieg; und seitdem ist jeder Ausspruch, der möglicherweise
in eine Beleidigung britischer Ohren verdreht werden könnte, ein Dutzend mal an¬
geführt oder besser falsch angeführt worden; ich möchte die Aufmerksamkeit auf
eine kurze aber vornehme Bemerkung über die britischen Soldaten lenken, die im
Verlauf einer Rede gerade zu der Zeit gemacht wurde, als sich die Volksstimmung
nicht nur in Deutschland, sondern aus dem ganzen Festlande am stärksten gegen
Großbritannien äußerte. Er sagte: „Wollen wir nie vergessen, daß das britische
Heer in Südafrika der Welt gezeigt hat, daß seine Soldaten zu sterben wissen."
Sein erstes wichtiges Werk, die Revision des Zolltarifs, wurde im Reichstage
nicht ohne langen, bittern Kampf ausgetragen, endete aber mit einem Siege; und
die auf dieser neuen Grundlage erfolgreich abgeschloßnen sieben Handelsverträge
machten alle Voraussagen der Feinde des Kanzlers zusehenden. Ich muß nun
die vielbehandelte Frage, die Marokkokrisis, leicht berühren, aber nur soweit sie
unmittelbar den Fürsten Bülow betrifft, denn es ist hier weder der Ort noch die
Zeit, Betrachtungen über ein Ereignis anzustellen, das zu neu und zu verwickelt
ist, als daß irgendein geschichtlicher Urteilsspruch darüber gefällt werden könnte.

Aber es sind Versuche gemacht worden, ihn in jedem Falle als den zuerst
Verantwortlicher für die Trübung hinzustellen, die in den deutsch-französischen (und
durch eine Art Rückwirkung deutsch-englischen) Beziehungen während dieses Zeit¬
raumes verursacht ist. Das ist, glaube ich, eine arge Entstellung der wahren
Tatsachen des Falles. Nicht das Vorhandensein von „Erdeulen" Frankreichs,
sondern die unverhüllte Feindseligkeit gegen Deutschland, mit der der damalige
Minister der auswärtigen Angelegenheiten vorging, erweckte jenen Verdacht und
die Stimmung im deutschen Volke, die eine gewisse Krisis unvermeidlich machte.
Da die Wolken jetzt zerstreut sind — jedenfalls für einige Zeit —, kann, so meine
ich, kein verständiger Mensch zweifeln, daß nicht das englisch-französische Abkommen
oder das dadurch bezeugte gute Einvernehmen, sondern die fortwährenden Heraus¬
forderungen des Herrn Delcasst Europa mit Kriegsgefahr bedrohten. Denn daß
es eine solche Gefahr gab, kann für jeden, der während des Sommers 1905 in
Deutschland war, nicht einen Augenblick fraglich sein. Herr Delcassä hat gut reden,
daß Deutschland, lediglich Marokkos wegen, nie in den Krieg gezogen wäre — Fürst
Bülow sagte es ja selbst im Reichstage; aber er fügte hinzu, daß jede Großmacht,
die des Namens würdig sei, bis zum letzten Atemzuge kämpfen würde, wenn sie
ihr Ansehen, ihre Ehre und dadurch die Sicherheit ihres Bestehens bedroht glaube.
Und da kommen wir zum Kern der ganzen Angelegenheit. Mit Recht oder Unrecht,
die große Mehrheit der Deutschen glaubte ihr Vaterland derart bedroht. Sie
mögen im Irrtum gewesen sein, aber sie waren wenigstens aufrichtig, und gerade
in dieser Aufrichtigkeit lag die Gefahr.

Nun ist erwähnt worden, daß während der Krisis zwei verschleime Arten
Politik in Berlin verfolgt worden seien — eine vom Kaiser, Frankreich günstige,
die andre feindliche vom Fürsten Bülow. Für alle, die die deutsche Verfassung
kennen, ist eine solche Vorstellung einfach töricht; denn da ein Kanzler keinen Tag
länger im Dienste bleiben kann, als der Kaiser will, und da Kaiser und Kanzler in
steter Fühlung miteinander sein müssen, wegen der persönlichen Oberaufsicht des erstem
über die Staatsgeschäfte, so ist es ganz offenbar, daß eine ernste Meinungsver¬
schiedenheit über politische Lebensfragen (was diese sicherlich gewesen wären) zu so-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/260>, abgerufen am 22.07.2024.