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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Unter dem neuen Neginie wird in Südafrika namentlich auch die Eiu-
gebvrneupolitik einen durchgreifenden Wandel erfahren. Das Buren- und
Afrikcmdcrtum denkt nicht daran, an der von London ausgehenden Verhätschlungs¬
politik festzuhalten, die schwere Mißstände gezeitigt hat, und unter der die Ein-
gebornen im Grunde selbst am meisten leiden. Es ist ein Unding, politisch ganz
unreifen Menschen ein Wahlrecht zu geben, mit dem diese nur Unfug anrichten und
die Entwicklung des Landes stören. Man kann wirklich neugierig sein, wie mau sich
auf dem Nationalkonvent in Durham mit diesen Produkten Londoner Kabinettspolitik
abfinden wird.

Gar nichts wird es schaden, wenn unsre Kolonialverwaltung mit halbem Auge
bei ihren Entschlüssen über die Eingebornenpolitik nach Südafrika blickt. Das
Burentum hat von jeher eine glückliche Hand in der Behandlung und Erziehung
der Eingebornen gezeigt und wird wohl auch jetzt einen praktisch brauchbaren Weg
finden. Was Dernburg zu tuu gedenkt, ist noch nicht ganz klar. Wir befinden
uns bis zu einem gewissen Grade in derselben Verdammnis wie Britisch-Südafrika.
Denn auch wir tragen jetzt die Folgen einer frühern Verhätschlungspolitik. Wie
dies wiederholt der Fall war, zwang uns unsre Nachgiebigkeit zum Gegenteil, zu
einer Vernichtuugspolitik. Und jetzt zerbrechen wir uns die Köpfe, wie wir die für
uns wertvollen Überreste der Hereros und Hottentotten dauernd unter unsre Herr¬
schaft zwingen, ohne ihnen die Möglichkeit zu nehmen, sich von der schweren Nieder¬
lage wirtschaftlich zu erholen. Mau sprach davon, Dernburg beabsichtige, den Hereros
Reservate anzuweisen. Ob diese Absicht wirklich besteht, sei dahingestellt. Jeden¬
falls wäre dies ein ganz verfehlter Weg und würde sicherlich auch nicht den An¬
schauungen der Südwestafrikaner entsprechen. Unter Reservat versteht man ein
großes Gebiet, in dem die Eingebornen nach ihrem Gutdünken leben, also nach
ihrer frühern Gewohnheit umherziehn könnten. Da das Vieh von der Regierung
geliefert werden müßte, so wäre dies ein teures Vergnügen, und zudem wäre das
Reservatlaud nicht rationell ausgenutzt. Dazu käme, daß sich die Hereros, sich
selbst überlassen und ungenügend kontrolliert, allmählich wieder in ihre alte
Stammesverfassung hineinleben und dadurch eine ständige Gefahr für uns bilden
würden. Und wo sollten unsre Ansiedler ihre Arbeiter herbekommen?

Unsers Erachtens müssen die Hereros planmäßig zum Wiederaufbau des wirt¬
schaftlichen Lebens, das durch sie eine empfindliche Störung erlitten hat, heran¬
gezogen werden, und das geschieht dadurch, daß man sie in kleinern Gruppen auf
Lvkntionen verteilt, das heißt, sie in der Nähe von größern Plätzen und Farm-
distrikten ansiedelt, wo sie Gelegenheit haben, sich bei den Ansiedlern als Arbeiter
zu verdingen. Ans diese Weise können sie leicht kontrolliert werden; sie sind ge¬
zwungen, regelmäßig zu arbeiten. Allmählich werden sie sich wieder durch ihrer
Hände Arbeit einen kleinen Viehstand erwerben und sich so erholen, ohne jedoch
dadurch für uns erneut eine Gefahr zu werden. Das Land brauchen wir in der
Hauptsache für uns selbst, die Eingebornen haben ihr Anrecht darauf verwirkt. Es
wird durch uns auch ganz anders nutzbar gemacht werden als durch jene, und die
Eingebornen werden in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis auch besser daran
sein als früher. Sie werden von weitem schädlichen Dummheiten abgehalten und
Arbeitsgelegenheit in Hülle und Fülle haben, denn die Arbeiternot ist in Südwest
empfindlich und wird bei der fortschreitenden Besiedlung noch empfindlicher werden.
Im übrigen werden wir in unserm eignen Interesse uns ihr Wohlergehn, die
Besserung der gesundheitlichen Verhältnisse unter ihnen angelegen sein lassen.

Über die andern Kolonien ist im Augenblick nicht viel zu sagen. Mit den
Kolonien ists wie mit den Frauen: die ist die beste, von der man am wenigsten
spricht. Dies gilt namentlich für Togo, das einen Fortschritt nach dem andern
auszuweisen hat. Die reichste Kolonie, die wir haben, Kamerun, macht auch nicht


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Unter dem neuen Neginie wird in Südafrika namentlich auch die Eiu-
gebvrneupolitik einen durchgreifenden Wandel erfahren. Das Buren- und
Afrikcmdcrtum denkt nicht daran, an der von London ausgehenden Verhätschlungs¬
politik festzuhalten, die schwere Mißstände gezeitigt hat, und unter der die Ein-
gebornen im Grunde selbst am meisten leiden. Es ist ein Unding, politisch ganz
unreifen Menschen ein Wahlrecht zu geben, mit dem diese nur Unfug anrichten und
die Entwicklung des Landes stören. Man kann wirklich neugierig sein, wie mau sich
auf dem Nationalkonvent in Durham mit diesen Produkten Londoner Kabinettspolitik
abfinden wird.

Gar nichts wird es schaden, wenn unsre Kolonialverwaltung mit halbem Auge
bei ihren Entschlüssen über die Eingebornenpolitik nach Südafrika blickt. Das
Burentum hat von jeher eine glückliche Hand in der Behandlung und Erziehung
der Eingebornen gezeigt und wird wohl auch jetzt einen praktisch brauchbaren Weg
finden. Was Dernburg zu tuu gedenkt, ist noch nicht ganz klar. Wir befinden
uns bis zu einem gewissen Grade in derselben Verdammnis wie Britisch-Südafrika.
Denn auch wir tragen jetzt die Folgen einer frühern Verhätschlungspolitik. Wie
dies wiederholt der Fall war, zwang uns unsre Nachgiebigkeit zum Gegenteil, zu
einer Vernichtuugspolitik. Und jetzt zerbrechen wir uns die Köpfe, wie wir die für
uns wertvollen Überreste der Hereros und Hottentotten dauernd unter unsre Herr¬
schaft zwingen, ohne ihnen die Möglichkeit zu nehmen, sich von der schweren Nieder¬
lage wirtschaftlich zu erholen. Mau sprach davon, Dernburg beabsichtige, den Hereros
Reservate anzuweisen. Ob diese Absicht wirklich besteht, sei dahingestellt. Jeden¬
falls wäre dies ein ganz verfehlter Weg und würde sicherlich auch nicht den An¬
schauungen der Südwestafrikaner entsprechen. Unter Reservat versteht man ein
großes Gebiet, in dem die Eingebornen nach ihrem Gutdünken leben, also nach
ihrer frühern Gewohnheit umherziehn könnten. Da das Vieh von der Regierung
geliefert werden müßte, so wäre dies ein teures Vergnügen, und zudem wäre das
Reservatlaud nicht rationell ausgenutzt. Dazu käme, daß sich die Hereros, sich
selbst überlassen und ungenügend kontrolliert, allmählich wieder in ihre alte
Stammesverfassung hineinleben und dadurch eine ständige Gefahr für uns bilden
würden. Und wo sollten unsre Ansiedler ihre Arbeiter herbekommen?

Unsers Erachtens müssen die Hereros planmäßig zum Wiederaufbau des wirt¬
schaftlichen Lebens, das durch sie eine empfindliche Störung erlitten hat, heran¬
gezogen werden, und das geschieht dadurch, daß man sie in kleinern Gruppen auf
Lvkntionen verteilt, das heißt, sie in der Nähe von größern Plätzen und Farm-
distrikten ansiedelt, wo sie Gelegenheit haben, sich bei den Ansiedlern als Arbeiter
zu verdingen. Ans diese Weise können sie leicht kontrolliert werden; sie sind ge¬
zwungen, regelmäßig zu arbeiten. Allmählich werden sie sich wieder durch ihrer
Hände Arbeit einen kleinen Viehstand erwerben und sich so erholen, ohne jedoch
dadurch für uns erneut eine Gefahr zu werden. Das Land brauchen wir in der
Hauptsache für uns selbst, die Eingebornen haben ihr Anrecht darauf verwirkt. Es
wird durch uns auch ganz anders nutzbar gemacht werden als durch jene, und die
Eingebornen werden in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis auch besser daran
sein als früher. Sie werden von weitem schädlichen Dummheiten abgehalten und
Arbeitsgelegenheit in Hülle und Fülle haben, denn die Arbeiternot ist in Südwest
empfindlich und wird bei der fortschreitenden Besiedlung noch empfindlicher werden.
Im übrigen werden wir in unserm eignen Interesse uns ihr Wohlergehn, die
Besserung der gesundheitlichen Verhältnisse unter ihnen angelegen sein lassen.

Über die andern Kolonien ist im Augenblick nicht viel zu sagen. Mit den
Kolonien ists wie mit den Frauen: die ist die beste, von der man am wenigsten
spricht. Dies gilt namentlich für Togo, das einen Fortschritt nach dem andern
auszuweisen hat. Die reichste Kolonie, die wir haben, Kamerun, macht auch nicht


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[0214] Maßgebliches und Unmaßgebliches Unter dem neuen Neginie wird in Südafrika namentlich auch die Eiu- gebvrneupolitik einen durchgreifenden Wandel erfahren. Das Buren- und Afrikcmdcrtum denkt nicht daran, an der von London ausgehenden Verhätschlungs¬ politik festzuhalten, die schwere Mißstände gezeitigt hat, und unter der die Ein- gebornen im Grunde selbst am meisten leiden. Es ist ein Unding, politisch ganz unreifen Menschen ein Wahlrecht zu geben, mit dem diese nur Unfug anrichten und die Entwicklung des Landes stören. Man kann wirklich neugierig sein, wie mau sich auf dem Nationalkonvent in Durham mit diesen Produkten Londoner Kabinettspolitik abfinden wird. Gar nichts wird es schaden, wenn unsre Kolonialverwaltung mit halbem Auge bei ihren Entschlüssen über die Eingebornenpolitik nach Südafrika blickt. Das Burentum hat von jeher eine glückliche Hand in der Behandlung und Erziehung der Eingebornen gezeigt und wird wohl auch jetzt einen praktisch brauchbaren Weg finden. Was Dernburg zu tuu gedenkt, ist noch nicht ganz klar. Wir befinden uns bis zu einem gewissen Grade in derselben Verdammnis wie Britisch-Südafrika. Denn auch wir tragen jetzt die Folgen einer frühern Verhätschlungspolitik. Wie dies wiederholt der Fall war, zwang uns unsre Nachgiebigkeit zum Gegenteil, zu einer Vernichtuugspolitik. Und jetzt zerbrechen wir uns die Köpfe, wie wir die für uns wertvollen Überreste der Hereros und Hottentotten dauernd unter unsre Herr¬ schaft zwingen, ohne ihnen die Möglichkeit zu nehmen, sich von der schweren Nieder¬ lage wirtschaftlich zu erholen. Mau sprach davon, Dernburg beabsichtige, den Hereros Reservate anzuweisen. Ob diese Absicht wirklich besteht, sei dahingestellt. Jeden¬ falls wäre dies ein ganz verfehlter Weg und würde sicherlich auch nicht den An¬ schauungen der Südwestafrikaner entsprechen. Unter Reservat versteht man ein großes Gebiet, in dem die Eingebornen nach ihrem Gutdünken leben, also nach ihrer frühern Gewohnheit umherziehn könnten. Da das Vieh von der Regierung geliefert werden müßte, so wäre dies ein teures Vergnügen, und zudem wäre das Reservatlaud nicht rationell ausgenutzt. Dazu käme, daß sich die Hereros, sich selbst überlassen und ungenügend kontrolliert, allmählich wieder in ihre alte Stammesverfassung hineinleben und dadurch eine ständige Gefahr für uns bilden würden. Und wo sollten unsre Ansiedler ihre Arbeiter herbekommen? Unsers Erachtens müssen die Hereros planmäßig zum Wiederaufbau des wirt¬ schaftlichen Lebens, das durch sie eine empfindliche Störung erlitten hat, heran¬ gezogen werden, und das geschieht dadurch, daß man sie in kleinern Gruppen auf Lvkntionen verteilt, das heißt, sie in der Nähe von größern Plätzen und Farm- distrikten ansiedelt, wo sie Gelegenheit haben, sich bei den Ansiedlern als Arbeiter zu verdingen. Ans diese Weise können sie leicht kontrolliert werden; sie sind ge¬ zwungen, regelmäßig zu arbeiten. Allmählich werden sie sich wieder durch ihrer Hände Arbeit einen kleinen Viehstand erwerben und sich so erholen, ohne jedoch dadurch für uns erneut eine Gefahr zu werden. Das Land brauchen wir in der Hauptsache für uns selbst, die Eingebornen haben ihr Anrecht darauf verwirkt. Es wird durch uns auch ganz anders nutzbar gemacht werden als durch jene, und die Eingebornen werden in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis auch besser daran sein als früher. Sie werden von weitem schädlichen Dummheiten abgehalten und Arbeitsgelegenheit in Hülle und Fülle haben, denn die Arbeiternot ist in Südwest empfindlich und wird bei der fortschreitenden Besiedlung noch empfindlicher werden. Im übrigen werden wir in unserm eignen Interesse uns ihr Wohlergehn, die Besserung der gesundheitlichen Verhältnisse unter ihnen angelegen sein lassen. Über die andern Kolonien ist im Augenblick nicht viel zu sagen. Mit den Kolonien ists wie mit den Frauen: die ist die beste, von der man am wenigsten spricht. Dies gilt namentlich für Togo, das einen Fortschritt nach dem andern auszuweisen hat. Die reichste Kolonie, die wir haben, Kamerun, macht auch nicht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/214>, abgerufen am 22.07.2024.