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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Ldinond Rostand

Im Kroäsrent clouoeuisut 1'ssM, "hatten das Herz des Kindes . . . in ihre
langen Hände genommen und hatten es träumerisch geformt". Man wird un¬
willkürlich an die Samariterin erinnert, die an der Spitze der messiasbegeisterten
Menge zum Heiland sagt: Die Stadt ergibt sich dir .. .


Rapports, -- se "s "uis i'ihn!
olsks Ah tous <ZS8 sur 1ö ooussill all nisu!

Noch manche kleine Andeutungen ließen sich anführen, die uns Rostands
dichterische Entwicklung verständlicher machen können. In feiner, diskreter Weise
deutet er an, wieviel er seinem Vater, der ja nicht nur als Nationalökonom,
sondern auch als Dichter hervorgetreten ist, verdankt. Voller Rührung denkt er
der Söhne, deren Väter "weit entfernt, sie von der Akademie abzuwenden, sich
selbst der Mühe unterzogen haben, ihnen den Weg dorthin zu zeigen". An
einer andern Stelle stattet der Dichter, der schon in den Nusar"Zi8S8 seinen
alten xiou gefeiert hat, der ihm zuerst Müssets Gedichte zusteckte, einem andern
Mentor, einem der oc>rrs8xouäarck8 an sollsAs, Villebois-Mareuil, einen herz¬
lichen Dank ab. Er führte ihn nicht in Museen und zu Denkmälern, um dort
uns wrms xstits töte äiäaotiaus zu veranstalten, sondern hinaus in die schöne
Natur und erzählte ihm von Kämpfen und Liebesabenteuern. Wir brauchen
ein Theater voller Poesie und Heldenhaftigkeit, sagt Nostand. Die Personen
der Stücke sollen uns hinausführen aus dem Alltagsleben, dieser ewigen Schule,
um uns den Mut zu geben, wieder hineinzugehen. Ein Vergleich -- ein Witz¬
wort: Rostands Stil.

Schon oben erinnerten wir an die feinsinnige Huldigung an seine Frau,
die selbst sich als Dichterin einen Namen gemacht hat, und die an der Ge¬
staltung seiner Dichtungen vielleicht mehr Anteil hat, als wir bisher wissen.

Wenn ferner Nostand in seiner Rede gerade die Dichter erwähnt, die wir
zunächst zu ihm in Beziehung zu setzen haben, so ist dies wohl kein Zufall.
So erwähnt er in gelegentlichem Zusammenhange seine Landsleute Mistral und
Daudet, Victor Hugo und Th. de Baronie, ferner Scott, Byron und Shakespeare.
Zwar will das Zitat nach Boileau ess Z?iÄUyM8 . . . nos mÄius nichts besagen,
aber die wundersame Stelle, die den Siegeszug der Rolandssage verherrlicht,
klingt in dem . . . xroAa us 1" triff rouumtiaus pour rsntrsr su Vranos,
c>ü eile, us 0S883. xlus ä'fers lisrs tora des liens8> se et'Ztrs trists an tora
Zss bois nicht zufällig ans mit denselben Worten wie Alfred de Vignys lus <nor:


Dihu! (Zug Is so" ein vor sse trists M tora Ass dojz.

Wer den literarischen Einflüssen nachgehen will, die auf Nostand eingewirkt
haben, wird auch sein Urteil über Hamlet beachten müssen. Ihm ist es un as
"es vkst8-c!'azuvrs in8atiMs8 cM 3'MUSXsut xsu g, neu ton8 1s8 rsvs8 des
Kommen Seinen Aiglon läßt er im Stücke selbst einen "blonden Hamlet"
nennen, jene Nencfigur, die viel l^rouisiuo in sich trägt, ein Wesen ec>ilk6
a l'Lntant an Kisels und damit an Vomier in seiner Jugend erinnernd, ehe


Grenzboten IV 1907 i?
Ldinond Rostand

Im Kroäsrent clouoeuisut 1'ssM, „hatten das Herz des Kindes . . . in ihre
langen Hände genommen und hatten es träumerisch geformt". Man wird un¬
willkürlich an die Samariterin erinnert, die an der Spitze der messiasbegeisterten
Menge zum Heiland sagt: Die Stadt ergibt sich dir .. .


Rapports, — se »s »uis i'ihn!
olsks Ah tous <ZS8 sur 1ö ooussill all nisu!

Noch manche kleine Andeutungen ließen sich anführen, die uns Rostands
dichterische Entwicklung verständlicher machen können. In feiner, diskreter Weise
deutet er an, wieviel er seinem Vater, der ja nicht nur als Nationalökonom,
sondern auch als Dichter hervorgetreten ist, verdankt. Voller Rührung denkt er
der Söhne, deren Väter „weit entfernt, sie von der Akademie abzuwenden, sich
selbst der Mühe unterzogen haben, ihnen den Weg dorthin zu zeigen". An
einer andern Stelle stattet der Dichter, der schon in den Nusar«Zi8S8 seinen
alten xiou gefeiert hat, der ihm zuerst Müssets Gedichte zusteckte, einem andern
Mentor, einem der oc>rrs8xouäarck8 an sollsAs, Villebois-Mareuil, einen herz¬
lichen Dank ab. Er führte ihn nicht in Museen und zu Denkmälern, um dort
uns wrms xstits töte äiäaotiaus zu veranstalten, sondern hinaus in die schöne
Natur und erzählte ihm von Kämpfen und Liebesabenteuern. Wir brauchen
ein Theater voller Poesie und Heldenhaftigkeit, sagt Nostand. Die Personen
der Stücke sollen uns hinausführen aus dem Alltagsleben, dieser ewigen Schule,
um uns den Mut zu geben, wieder hineinzugehen. Ein Vergleich — ein Witz¬
wort: Rostands Stil.

Schon oben erinnerten wir an die feinsinnige Huldigung an seine Frau,
die selbst sich als Dichterin einen Namen gemacht hat, und die an der Ge¬
staltung seiner Dichtungen vielleicht mehr Anteil hat, als wir bisher wissen.

Wenn ferner Nostand in seiner Rede gerade die Dichter erwähnt, die wir
zunächst zu ihm in Beziehung zu setzen haben, so ist dies wohl kein Zufall.
So erwähnt er in gelegentlichem Zusammenhange seine Landsleute Mistral und
Daudet, Victor Hugo und Th. de Baronie, ferner Scott, Byron und Shakespeare.
Zwar will das Zitat nach Boileau ess Z?iÄUyM8 . . . nos mÄius nichts besagen,
aber die wundersame Stelle, die den Siegeszug der Rolandssage verherrlicht,
klingt in dem . . . xroAa us 1» triff rouumtiaus pour rsntrsr su Vranos,
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Zss bois nicht zufällig ans mit denselben Worten wie Alfred de Vignys lus <nor:


Dihu! (Zug Is so» ein vor sse trists M tora Ass dojz.

Wer den literarischen Einflüssen nachgehen will, die auf Nostand eingewirkt
haben, wird auch sein Urteil über Hamlet beachten müssen. Ihm ist es un as
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Kommen Seinen Aiglon läßt er im Stücke selbst einen „blonden Hamlet"
nennen, jene Nencfigur, die viel l^rouisiuo in sich trägt, ein Wesen ec>ilk6
a l'Lntant an Kisels und damit an Vomier in seiner Jugend erinnernd, ehe


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[0097] Ldinond Rostand Im Kroäsrent clouoeuisut 1'ssM, „hatten das Herz des Kindes . . . in ihre langen Hände genommen und hatten es träumerisch geformt". Man wird un¬ willkürlich an die Samariterin erinnert, die an der Spitze der messiasbegeisterten Menge zum Heiland sagt: Die Stadt ergibt sich dir .. . Rapports, — se »s »uis i'ihn! olsks Ah tous <ZS8 sur 1ö ooussill all nisu! Noch manche kleine Andeutungen ließen sich anführen, die uns Rostands dichterische Entwicklung verständlicher machen können. In feiner, diskreter Weise deutet er an, wieviel er seinem Vater, der ja nicht nur als Nationalökonom, sondern auch als Dichter hervorgetreten ist, verdankt. Voller Rührung denkt er der Söhne, deren Väter „weit entfernt, sie von der Akademie abzuwenden, sich selbst der Mühe unterzogen haben, ihnen den Weg dorthin zu zeigen". An einer andern Stelle stattet der Dichter, der schon in den Nusar«Zi8S8 seinen alten xiou gefeiert hat, der ihm zuerst Müssets Gedichte zusteckte, einem andern Mentor, einem der oc>rrs8xouäarck8 an sollsAs, Villebois-Mareuil, einen herz¬ lichen Dank ab. Er führte ihn nicht in Museen und zu Denkmälern, um dort uns wrms xstits töte äiäaotiaus zu veranstalten, sondern hinaus in die schöne Natur und erzählte ihm von Kämpfen und Liebesabenteuern. Wir brauchen ein Theater voller Poesie und Heldenhaftigkeit, sagt Nostand. Die Personen der Stücke sollen uns hinausführen aus dem Alltagsleben, dieser ewigen Schule, um uns den Mut zu geben, wieder hineinzugehen. Ein Vergleich — ein Witz¬ wort: Rostands Stil. Schon oben erinnerten wir an die feinsinnige Huldigung an seine Frau, die selbst sich als Dichterin einen Namen gemacht hat, und die an der Ge¬ staltung seiner Dichtungen vielleicht mehr Anteil hat, als wir bisher wissen. Wenn ferner Nostand in seiner Rede gerade die Dichter erwähnt, die wir zunächst zu ihm in Beziehung zu setzen haben, so ist dies wohl kein Zufall. So erwähnt er in gelegentlichem Zusammenhange seine Landsleute Mistral und Daudet, Victor Hugo und Th. de Baronie, ferner Scott, Byron und Shakespeare. Zwar will das Zitat nach Boileau ess Z?iÄUyM8 . . . nos mÄius nichts besagen, aber die wundersame Stelle, die den Siegeszug der Rolandssage verherrlicht, klingt in dem . . . xroAa us 1» triff rouumtiaus pour rsntrsr su Vranos, c>ü eile, us 0S883. xlus ä'fers lisrs tora des liens8> se et'Ztrs trists an tora Zss bois nicht zufällig ans mit denselben Worten wie Alfred de Vignys lus <nor: Dihu! (Zug Is so» ein vor sse trists M tora Ass dojz. Wer den literarischen Einflüssen nachgehen will, die auf Nostand eingewirkt haben, wird auch sein Urteil über Hamlet beachten müssen. Ihm ist es un as «es vkst8-c!'azuvrs in8atiMs8 cM 3'MUSXsut xsu g, neu ton8 1s8 rsvs8 des Kommen Seinen Aiglon läßt er im Stücke selbst einen „blonden Hamlet" nennen, jene Nencfigur, die viel l^rouisiuo in sich trägt, ein Wesen ec>ilk6 a l'Lntant an Kisels und damit an Vomier in seiner Jugend erinnernd, ehe Grenzboten IV 1907 i?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/97>, abgerufen am 03.07.2024.