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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Die Leipziger Ahnen des Fürsten Bismarck

Die Sterbeurkunde der zweiten Ehefrau des Gottfried Ludwig Mencke des
Jüngern, also der, wie im vorstehenden zweifelsfrei erwiesen ist, wirklichen
mütterlichen Urgroßmutter des Fürsten Bismarck, findet sich ebenfalls im Kirchen¬
buche von Se. Stephan in Helmstedt.

Sie lautet:

"Am sechsten April vom. ?g,1msr. eintausend acht hundert (den 6. April 1800),
ist des verewigten Herrn Hofraths und Hofgerichts-^sssssoris und?rot. juris
Orämarii Gottfried Ludewig Mencken nachgelassene Frau Wittwe, Louisa Maria
Mencken geborne Mitten, des Morgens auf Hochfürstl. Cone. auf dem Se.
Stephans Kirchhof beerdigt worden. Die Selige starb den 2. dieses Morgens
um 5 Uhr am Brustfieber in ihrem 77. Lebensjahre. Sanft ruhe die Asche
dieser Edlen Frau."

Und nun ein paar Worte über den methodischen Fehler, dem Ueltzen-
Barkhausen erlegen ist.

Er wußte aus biographischen Nachschlagewerken oder aus Krokers Aufsatz:
"Fürst Bismarcks Leipziger Vorfahren" in dessen "Quellen zur Geschichte
Leipzigs", daß Anastasius Ludwig Menckchi) ein Sohn Gottfried Ludwig
Menckes des Jüngern gewesen war. Der Name der Mutter ist in diesen Druck¬
werken nicht angegeben. Er suchte dann nach dem Trauschein des genannten
Gottfried Ludwig Mencke in Leipziger Kirchenbüchern und fand dort die Ver¬
mählung mit Marianne Elisabeth Zöller unter dem 1. Mai 1747. Nun zog
er den Schluß: also ist der am 2. August 1752 zu Helmstedt, wohin Gottfried
Ludwig im Jahre 1743 kam, geborne Anastasius Ludwig ein Sohn aus dieser
Ehe. Dieser Schluß ist aber falsch, weil zwischen dem 1. Mai 1747 und dem
2. August 1752 ein mehrjähriger Zwischenraum liegt, der vollkommen aus¬
reicht, daß in ihm Gottfried Ludwig Mencke der Jüngere sogar mehr als einmal
Witwer werden und sich mehr als einmal verheiraten konnte. Es ist ein Verstoß
gegen das Gesetz, das Gatterer das der "Evidenz" in der Genealogie genannt
hat, um den es sich hier also handelt.

Diesen Fehler konnte Ueltzen-Barkhausen aber vermeiden, wenn er die über
den Gegenstand schon vorhandne Literatur zu Rate gezogen hätte.

Auch diese Unterlassung ist schließlich ein "methodischer" Fehler.

Ich wende mich nunmehr den Ahnen Gottfried Ludwig Menckes des
Jüngern selbst zu, da ich die Ahnen seiner zweiten Ehefrau, der wirklichen
Ahnfrau des Fürsten Bismarck, der Luise Maria Mitten, am oben angegebnen
Orte, schon so vollkommen, wie es zurzeit möglich ist, zusammengestellt habe.

Gottfried Ludwig Mencke der Jüngere ist am 17. Mai 1712*) zu Leipzig
als Sohn Gottfried Ludwig Menckes des Ältern und dessen Ehefrau Christiane
Marie Zöller geboren.



*) Diese Tagesangabe ist der Viws isosusio von Wernsdorf in den OMsouIs, Gottfried
Ludwig Menckes entnommen.
Die Leipziger Ahnen des Fürsten Bismarck

Die Sterbeurkunde der zweiten Ehefrau des Gottfried Ludwig Mencke des
Jüngern, also der, wie im vorstehenden zweifelsfrei erwiesen ist, wirklichen
mütterlichen Urgroßmutter des Fürsten Bismarck, findet sich ebenfalls im Kirchen¬
buche von Se. Stephan in Helmstedt.

Sie lautet:

„Am sechsten April vom. ?g,1msr. eintausend acht hundert (den 6. April 1800),
ist des verewigten Herrn Hofraths und Hofgerichts-^sssssoris und?rot. juris
Orämarii Gottfried Ludewig Mencken nachgelassene Frau Wittwe, Louisa Maria
Mencken geborne Mitten, des Morgens auf Hochfürstl. Cone. auf dem Se.
Stephans Kirchhof beerdigt worden. Die Selige starb den 2. dieses Morgens
um 5 Uhr am Brustfieber in ihrem 77. Lebensjahre. Sanft ruhe die Asche
dieser Edlen Frau."

Und nun ein paar Worte über den methodischen Fehler, dem Ueltzen-
Barkhausen erlegen ist.

Er wußte aus biographischen Nachschlagewerken oder aus Krokers Aufsatz:
„Fürst Bismarcks Leipziger Vorfahren" in dessen „Quellen zur Geschichte
Leipzigs", daß Anastasius Ludwig Menckchi) ein Sohn Gottfried Ludwig
Menckes des Jüngern gewesen war. Der Name der Mutter ist in diesen Druck¬
werken nicht angegeben. Er suchte dann nach dem Trauschein des genannten
Gottfried Ludwig Mencke in Leipziger Kirchenbüchern und fand dort die Ver¬
mählung mit Marianne Elisabeth Zöller unter dem 1. Mai 1747. Nun zog
er den Schluß: also ist der am 2. August 1752 zu Helmstedt, wohin Gottfried
Ludwig im Jahre 1743 kam, geborne Anastasius Ludwig ein Sohn aus dieser
Ehe. Dieser Schluß ist aber falsch, weil zwischen dem 1. Mai 1747 und dem
2. August 1752 ein mehrjähriger Zwischenraum liegt, der vollkommen aus¬
reicht, daß in ihm Gottfried Ludwig Mencke der Jüngere sogar mehr als einmal
Witwer werden und sich mehr als einmal verheiraten konnte. Es ist ein Verstoß
gegen das Gesetz, das Gatterer das der „Evidenz" in der Genealogie genannt
hat, um den es sich hier also handelt.

Diesen Fehler konnte Ueltzen-Barkhausen aber vermeiden, wenn er die über
den Gegenstand schon vorhandne Literatur zu Rate gezogen hätte.

Auch diese Unterlassung ist schließlich ein „methodischer" Fehler.

Ich wende mich nunmehr den Ahnen Gottfried Ludwig Menckes des
Jüngern selbst zu, da ich die Ahnen seiner zweiten Ehefrau, der wirklichen
Ahnfrau des Fürsten Bismarck, der Luise Maria Mitten, am oben angegebnen
Orte, schon so vollkommen, wie es zurzeit möglich ist, zusammengestellt habe.

Gottfried Ludwig Mencke der Jüngere ist am 17. Mai 1712*) zu Leipzig
als Sohn Gottfried Ludwig Menckes des Ältern und dessen Ehefrau Christiane
Marie Zöller geboren.



*) Diese Tagesangabe ist der Viws isosusio von Wernsdorf in den OMsouIs, Gottfried
Ludwig Menckes entnommen.
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[0520] Die Leipziger Ahnen des Fürsten Bismarck Die Sterbeurkunde der zweiten Ehefrau des Gottfried Ludwig Mencke des Jüngern, also der, wie im vorstehenden zweifelsfrei erwiesen ist, wirklichen mütterlichen Urgroßmutter des Fürsten Bismarck, findet sich ebenfalls im Kirchen¬ buche von Se. Stephan in Helmstedt. Sie lautet: „Am sechsten April vom. ?g,1msr. eintausend acht hundert (den 6. April 1800), ist des verewigten Herrn Hofraths und Hofgerichts-^sssssoris und?rot. juris Orämarii Gottfried Ludewig Mencken nachgelassene Frau Wittwe, Louisa Maria Mencken geborne Mitten, des Morgens auf Hochfürstl. Cone. auf dem Se. Stephans Kirchhof beerdigt worden. Die Selige starb den 2. dieses Morgens um 5 Uhr am Brustfieber in ihrem 77. Lebensjahre. Sanft ruhe die Asche dieser Edlen Frau." Und nun ein paar Worte über den methodischen Fehler, dem Ueltzen- Barkhausen erlegen ist. Er wußte aus biographischen Nachschlagewerken oder aus Krokers Aufsatz: „Fürst Bismarcks Leipziger Vorfahren" in dessen „Quellen zur Geschichte Leipzigs", daß Anastasius Ludwig Menckchi) ein Sohn Gottfried Ludwig Menckes des Jüngern gewesen war. Der Name der Mutter ist in diesen Druck¬ werken nicht angegeben. Er suchte dann nach dem Trauschein des genannten Gottfried Ludwig Mencke in Leipziger Kirchenbüchern und fand dort die Ver¬ mählung mit Marianne Elisabeth Zöller unter dem 1. Mai 1747. Nun zog er den Schluß: also ist der am 2. August 1752 zu Helmstedt, wohin Gottfried Ludwig im Jahre 1743 kam, geborne Anastasius Ludwig ein Sohn aus dieser Ehe. Dieser Schluß ist aber falsch, weil zwischen dem 1. Mai 1747 und dem 2. August 1752 ein mehrjähriger Zwischenraum liegt, der vollkommen aus¬ reicht, daß in ihm Gottfried Ludwig Mencke der Jüngere sogar mehr als einmal Witwer werden und sich mehr als einmal verheiraten konnte. Es ist ein Verstoß gegen das Gesetz, das Gatterer das der „Evidenz" in der Genealogie genannt hat, um den es sich hier also handelt. Diesen Fehler konnte Ueltzen-Barkhausen aber vermeiden, wenn er die über den Gegenstand schon vorhandne Literatur zu Rate gezogen hätte. Auch diese Unterlassung ist schließlich ein „methodischer" Fehler. Ich wende mich nunmehr den Ahnen Gottfried Ludwig Menckes des Jüngern selbst zu, da ich die Ahnen seiner zweiten Ehefrau, der wirklichen Ahnfrau des Fürsten Bismarck, der Luise Maria Mitten, am oben angegebnen Orte, schon so vollkommen, wie es zurzeit möglich ist, zusammengestellt habe. Gottfried Ludwig Mencke der Jüngere ist am 17. Mai 1712*) zu Leipzig als Sohn Gottfried Ludwig Menckes des Ältern und dessen Ehefrau Christiane Marie Zöller geboren. *) Diese Tagesangabe ist der Viws isosusio von Wernsdorf in den OMsouIs, Gottfried Ludwig Menckes entnommen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/520>, abgerufen am 23.07.2024.