Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.August Apel, eine Studie aus dein alten Leipzig Andre Gedichte führen in Apels politische Gesinnung ein. Im Hinblick Den am 11. Dezember 1806 zwischen Sachsen und Frankreich abgeschlossenen (III, 3^)' Nimm Dankhuldigung, willkommener Schutzgeist, Aus gramvoller Brust! -- Doch kalt, wie Nordhauch, Weht der Zweig deiner Hand, Weckt auf neuen Schmerz vint'gar Wunden. Aus Walkurenmund tönt dir das Loblied! Schon webt blut'ge Hand furchtbar das Schlachtnetz, Wirft es weit auf das Land, Und dankt fchadonfroh, Trugphantom, dir! Oft kleidet Apel seinen Schmerz in ein griechisches Gewand, als sänge Schau von des Olymps hellglänzendem Lichtthron Gnädig in das Land voll Jammer und Trübsal; Nah dich uns hülfreich, Steig hernieder, o König Apollo"! Spanne das Geschoß goldprangenden Bogens, Finsteres Gewölk umschatte das Antlitz, Wenn du hernahst, und Zorn Drohend flammt von dem göttlichen Augstern Über das verhaßt hofsärtig im Siegsglück Pralende Gezücht fremdsprechender Auslands: Schau, die unreine Hand Legt es schon an die heil'ge Korinthos. Banne von dem Volk jetzt größeres Unheil, Schmähliches Geschick umfesfelter Knechtschaft, Laß der Freiheit Geschenk Nicht entweichen den heiligen Mauern. Wie an Agamenmons Heer du des Priesters Klagendes Gebet anhörend in Zornglut Rache todsendend einst nahmst, Allmächtiger, so strafe die Frevler. Scheuche sie zurück durch tödtliches Schreckbild, Oder so die Kraft hochwaltenden Schicksals Deinen Arm mächtig hält, send' uns Thcmatos' sichre Rettung! August Apel, eine Studie aus dein alten Leipzig Andre Gedichte führen in Apels politische Gesinnung ein. Im Hinblick Den am 11. Dezember 1806 zwischen Sachsen und Frankreich abgeschlossenen (III, 3^)' Nimm Dankhuldigung, willkommener Schutzgeist, Aus gramvoller Brust! — Doch kalt, wie Nordhauch, Weht der Zweig deiner Hand, Weckt auf neuen Schmerz vint'gar Wunden. Aus Walkurenmund tönt dir das Loblied! Schon webt blut'ge Hand furchtbar das Schlachtnetz, Wirft es weit auf das Land, Und dankt fchadonfroh, Trugphantom, dir! Oft kleidet Apel seinen Schmerz in ein griechisches Gewand, als sänge Schau von des Olymps hellglänzendem Lichtthron Gnädig in das Land voll Jammer und Trübsal; Nah dich uns hülfreich, Steig hernieder, o König Apollo»! Spanne das Geschoß goldprangenden Bogens, Finsteres Gewölk umschatte das Antlitz, Wenn du hernahst, und Zorn Drohend flammt von dem göttlichen Augstern Über das verhaßt hofsärtig im Siegsglück Pralende Gezücht fremdsprechender Auslands: Schau, die unreine Hand Legt es schon an die heil'ge Korinthos. Banne von dem Volk jetzt größeres Unheil, Schmähliches Geschick umfesfelter Knechtschaft, Laß der Freiheit Geschenk Nicht entweichen den heiligen Mauern. Wie an Agamenmons Heer du des Priesters Klagendes Gebet anhörend in Zornglut Rache todsendend einst nahmst, Allmächtiger, so strafe die Frevler. Scheuche sie zurück durch tödtliches Schreckbild, Oder so die Kraft hochwaltenden Schicksals Deinen Arm mächtig hält, send' uns Thcmatos' sichre Rettung! <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0420" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/303836"/> <fw type="header" place="top"> August Apel, eine Studie aus dein alten Leipzig</fw><lb/> <p xml:id="ID_1839"> Andre Gedichte führen in Apels politische Gesinnung ein. Im Hinblick<lb/> auf die Schlacht von Jena singt er 1806:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_10" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1840" next="#ID_1841"> Den am 11. 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August Apel, eine Studie aus dein alten Leipzig
Andre Gedichte führen in Apels politische Gesinnung ein. Im Hinblick
auf die Schlacht von Jena singt er 1806:
Den am 11. Dezember 1806 zwischen Sachsen und Frankreich abgeschlossenen
Posener Frieden, der den König Friedrich August den Gerechten zum Gliede
des Rheinbunds herabwürdigte und von neuem in die polnischen Händel ver¬
strickte, begrüßt er, das kommende Unheil ahnend, mit sehr gemischten Gefühlen
(III, 3^)'
Nimm Dankhuldigung, willkommener Schutzgeist,
Aus gramvoller Brust! — Doch kalt, wie Nordhauch,
Weht der Zweig deiner Hand,
Weckt auf neuen Schmerz vint'gar Wunden. Aus Walkurenmund tönt dir das Loblied!
Schon webt blut'ge Hand furchtbar das Schlachtnetz,
Wirft es weit auf das Land,
Und dankt fchadonfroh, Trugphantom, dir!
Oft kleidet Apel seinen Schmerz in ein griechisches Gewand, als sänge
er längst verklungnes Leid, doch er meint die gramvolle Gegenwart und wurde
auch von seinen Zeitgenossen so verstanden. Im „Päan der Korinther" (II, 287 f.)
faßt er die furchtbaren Anklagen seiner Vaterstadt Leipzig gegen das französische
Regiment ergreifend zusammen:
Schau von des Olymps hellglänzendem Lichtthron
Gnädig in das Land voll Jammer und Trübsal;
Nah dich uns hülfreich,
Steig hernieder, o König Apollo»! Spanne das Geschoß goldprangenden Bogens,
Finsteres Gewölk umschatte das Antlitz,
Wenn du hernahst, und Zorn
Drohend flammt von dem göttlichen Augstern Über das verhaßt hofsärtig im Siegsglück
Pralende Gezücht fremdsprechender Auslands:
Schau, die unreine Hand
Legt es schon an die heil'ge Korinthos. Banne von dem Volk jetzt größeres Unheil,
Schmähliches Geschick umfesfelter Knechtschaft,
Laß der Freiheit Geschenk
Nicht entweichen den heiligen Mauern. Wie an Agamenmons Heer du des Priesters
Klagendes Gebet anhörend in Zornglut
Rache todsendend einst
nahmst, Allmächtiger, so strafe die Frevler. Scheuche sie zurück durch tödtliches Schreckbild,
Oder so die Kraft hochwaltenden Schicksals
Deinen Arm mächtig hält,
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