Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Goethes Gartenhäuschen im Park, Schiller-Haus, Goethe- und Schiller-Archiv,
Städtisches Museum zu Weimar, Universitäts-Bibliothek zu Jena, Städtisches
Museum zu Jena und Thüringer Museum zu Eisenach, also an zwanzig verschiednen
Stellen.

Da kommt zunächst das Schlößchen zu Tiefurt, der berühmte Witwensitz der
Herzogin Anna Amalie, in Betracht. Hier sind Tausende von bildlichen Darstellungen:
Skulpturen, Gemälde, Handzeichmmgen und Stiche in den denkbar beschränktesten
und dunkelsten Räumen untergebracht, zum Teil mit Hilfe eingezogner Tapeten-
Wände, wo alles so dicht beieinander hängt, daß man den Wald vor lauter Bäumen
nicht sieht. Bei trübem Wetter und besonders im Winter, wo die Räume nicht geheizt
werden, kann von einer genußreichen Betrachtung dieser Schätze natürlich überhaupt
keine Rede sein. Nun kommt noch hinzu, daß der Zustand und die einsame Lage
des Gebäudes, dem überdies die Blitzableiter fehlen, die Gefahr einer Vernichtung
durch Feuer in bedenkliche Nähe rücken. Wenn deshalb ein Teil der Kunstwerke,
wenigstens die unersetzlichen Originale, aus dem Schlößchen entfernt würde, so würde
dieses nichts von seinem intimen Reiz verlieren, das Zurückbleibende würde vielmehr
desto besser zur Geltung kommen.

Wohl die reichhaltigste Bildnissammlung befindet sich in der Großherzoglichen
Bibliothek, die wie in ihrer Frühzeit heute noch immer zugleich ein Kunst-, Antiquitäten-,
Münz- und Raritäten-Kabinett ist. Dadurch leidet auch sie an einem Raummangel,
der sich zum Schaden ihrer eigentlichen Bestimmung von Jahr zu Jahr fühlbarer
macht. Auch hier, wo ein ursprünglich für gesellige Veranstaltungen geschaffner,
architektonisch reicher Hauptsaal alles Licht absorbiert, sind die Beleuchtungsverhältnisse
so ungünstig, daß die Wirkung der Gemälde und Skulpturen in geradezu unerträg¬
licher Weise beeinträchtigt wird. Gäbe die Bibliothek ihren Bestand an Kunstwerken
an das zu gründende Museum ab, so gewänne sie Raum für die Bücher, die heute
zum Teil in den finstersten Winkeln stehn oder gar zu hohen Stößen aufgestapelt sind.

Um noch einer dritten Sammlung zu gedenken, sei auf das Goethe-Ncitional-
Museum hingewiesen. Dieses Heiligtum, das nach dem Wortlaute des landesherr¬
lichen Stiftungsbriefes eine Anstalt sein soll, "welche den Zweck verfolgt, das Goethe-
Haus nebst dessen Zubehörungen in einer dem Andenken Goethes würdigen, pietät¬
vollen Weise zu erhalten, die Goethescher Sammlungen sowie andere von Goethe
herrührende oder zu ihm und seinem Wirken in Beziehung stehende Gegenstände
zu bewahren und der Goetheforschung wie der Verehrung für den Dichter eine
fördernde und weihevolle Stätte darzubieten", hat diese Aufgabe bisher in aus¬
gezeichneter Weise erfüllt. Man wird jedoch mit der Annahme nicht fehl gehn, daß
den Stifter vor allem der Wunsch beseelte, die Räume, soweit nur irgend möglich,
in den Zustand zurückzuversetzen, worin sie sich befanden, als Goethe aus ihnen
schied. Nun ist die Sammlung aber im Laufe der Jahre durch Stiftungen, Ankäufe
und Geschenke so außerordentlich vermehrt worden, daß die Gemächer mehr und
mehr ihren Charakter als Wohnräume verloren haben, und daß der Besucher in der
Tat den erhebenden Eindruck, an einer durch Goethes Wirken und dnrch die individuelle
Anordnung seines Hausgeräth und seiner Sammlungen geweihten Stätte zu stehn,
einbüßt. Auch hier könnte also eine ganze Anzahl von Bildern und Skulpturen,
darunter manche von Künstlern unsrer Zeit, beseitigt werden, ohne daß das Museum
im Sinne seiner ursprünglichen Bestimmung dadurch irgendwie eine Einbuße erlitte.
Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den übrigen, zu Anfang dieser Betrachtung auf¬
gezählten Sammlungen und Anstalten.

An Material für das Carl-August-Museum würde es also nicht fehlen, und
der Gedanke, sämtliche authentische Bildnisse der Geistesheroen und ihrer mit ihnen


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Goethes Gartenhäuschen im Park, Schiller-Haus, Goethe- und Schiller-Archiv,
Städtisches Museum zu Weimar, Universitäts-Bibliothek zu Jena, Städtisches
Museum zu Jena und Thüringer Museum zu Eisenach, also an zwanzig verschiednen
Stellen.

Da kommt zunächst das Schlößchen zu Tiefurt, der berühmte Witwensitz der
Herzogin Anna Amalie, in Betracht. Hier sind Tausende von bildlichen Darstellungen:
Skulpturen, Gemälde, Handzeichmmgen und Stiche in den denkbar beschränktesten
und dunkelsten Räumen untergebracht, zum Teil mit Hilfe eingezogner Tapeten-
Wände, wo alles so dicht beieinander hängt, daß man den Wald vor lauter Bäumen
nicht sieht. Bei trübem Wetter und besonders im Winter, wo die Räume nicht geheizt
werden, kann von einer genußreichen Betrachtung dieser Schätze natürlich überhaupt
keine Rede sein. Nun kommt noch hinzu, daß der Zustand und die einsame Lage
des Gebäudes, dem überdies die Blitzableiter fehlen, die Gefahr einer Vernichtung
durch Feuer in bedenkliche Nähe rücken. Wenn deshalb ein Teil der Kunstwerke,
wenigstens die unersetzlichen Originale, aus dem Schlößchen entfernt würde, so würde
dieses nichts von seinem intimen Reiz verlieren, das Zurückbleibende würde vielmehr
desto besser zur Geltung kommen.

Wohl die reichhaltigste Bildnissammlung befindet sich in der Großherzoglichen
Bibliothek, die wie in ihrer Frühzeit heute noch immer zugleich ein Kunst-, Antiquitäten-,
Münz- und Raritäten-Kabinett ist. Dadurch leidet auch sie an einem Raummangel,
der sich zum Schaden ihrer eigentlichen Bestimmung von Jahr zu Jahr fühlbarer
macht. Auch hier, wo ein ursprünglich für gesellige Veranstaltungen geschaffner,
architektonisch reicher Hauptsaal alles Licht absorbiert, sind die Beleuchtungsverhältnisse
so ungünstig, daß die Wirkung der Gemälde und Skulpturen in geradezu unerträg¬
licher Weise beeinträchtigt wird. Gäbe die Bibliothek ihren Bestand an Kunstwerken
an das zu gründende Museum ab, so gewänne sie Raum für die Bücher, die heute
zum Teil in den finstersten Winkeln stehn oder gar zu hohen Stößen aufgestapelt sind.

Um noch einer dritten Sammlung zu gedenken, sei auf das Goethe-Ncitional-
Museum hingewiesen. Dieses Heiligtum, das nach dem Wortlaute des landesherr¬
lichen Stiftungsbriefes eine Anstalt sein soll, „welche den Zweck verfolgt, das Goethe-
Haus nebst dessen Zubehörungen in einer dem Andenken Goethes würdigen, pietät¬
vollen Weise zu erhalten, die Goethescher Sammlungen sowie andere von Goethe
herrührende oder zu ihm und seinem Wirken in Beziehung stehende Gegenstände
zu bewahren und der Goetheforschung wie der Verehrung für den Dichter eine
fördernde und weihevolle Stätte darzubieten", hat diese Aufgabe bisher in aus¬
gezeichneter Weise erfüllt. Man wird jedoch mit der Annahme nicht fehl gehn, daß
den Stifter vor allem der Wunsch beseelte, die Räume, soweit nur irgend möglich,
in den Zustand zurückzuversetzen, worin sie sich befanden, als Goethe aus ihnen
schied. Nun ist die Sammlung aber im Laufe der Jahre durch Stiftungen, Ankäufe
und Geschenke so außerordentlich vermehrt worden, daß die Gemächer mehr und
mehr ihren Charakter als Wohnräume verloren haben, und daß der Besucher in der
Tat den erhebenden Eindruck, an einer durch Goethes Wirken und dnrch die individuelle
Anordnung seines Hausgeräth und seiner Sammlungen geweihten Stätte zu stehn,
einbüßt. Auch hier könnte also eine ganze Anzahl von Bildern und Skulpturen,
darunter manche von Künstlern unsrer Zeit, beseitigt werden, ohne daß das Museum
im Sinne seiner ursprünglichen Bestimmung dadurch irgendwie eine Einbuße erlitte.
Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den übrigen, zu Anfang dieser Betrachtung auf¬
gezählten Sammlungen und Anstalten.

An Material für das Carl-August-Museum würde es also nicht fehlen, und
der Gedanke, sämtliche authentische Bildnisse der Geistesheroen und ihrer mit ihnen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0282" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/303698"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1181" prev="#ID_1180"> Goethes Gartenhäuschen im Park, Schiller-Haus, Goethe- und Schiller-Archiv,<lb/>
Städtisches Museum zu Weimar, Universitäts-Bibliothek zu Jena, Städtisches<lb/>
Museum zu Jena und Thüringer Museum zu Eisenach, also an zwanzig verschiednen<lb/>
Stellen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1182"> Da kommt zunächst das Schlößchen zu Tiefurt, der berühmte Witwensitz der<lb/>
Herzogin Anna Amalie, in Betracht. Hier sind Tausende von bildlichen Darstellungen:<lb/>
Skulpturen, Gemälde, Handzeichmmgen und Stiche in den denkbar beschränktesten<lb/>
und dunkelsten Räumen untergebracht, zum Teil mit Hilfe eingezogner Tapeten-<lb/>
Wände, wo alles so dicht beieinander hängt, daß man den Wald vor lauter Bäumen<lb/>
nicht sieht. Bei trübem Wetter und besonders im Winter, wo die Räume nicht geheizt<lb/>
werden, kann von einer genußreichen Betrachtung dieser Schätze natürlich überhaupt<lb/>
keine Rede sein. Nun kommt noch hinzu, daß der Zustand und die einsame Lage<lb/>
des Gebäudes, dem überdies die Blitzableiter fehlen, die Gefahr einer Vernichtung<lb/>
durch Feuer in bedenkliche Nähe rücken. Wenn deshalb ein Teil der Kunstwerke,<lb/>
wenigstens die unersetzlichen Originale, aus dem Schlößchen entfernt würde, so würde<lb/>
dieses nichts von seinem intimen Reiz verlieren, das Zurückbleibende würde vielmehr<lb/>
desto besser zur Geltung kommen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1183"> Wohl die reichhaltigste Bildnissammlung befindet sich in der Großherzoglichen<lb/>
Bibliothek, die wie in ihrer Frühzeit heute noch immer zugleich ein Kunst-, Antiquitäten-,<lb/>
Münz- und Raritäten-Kabinett ist. Dadurch leidet auch sie an einem Raummangel,<lb/>
der sich zum Schaden ihrer eigentlichen Bestimmung von Jahr zu Jahr fühlbarer<lb/>
macht. Auch hier, wo ein ursprünglich für gesellige Veranstaltungen geschaffner,<lb/>
architektonisch reicher Hauptsaal alles Licht absorbiert, sind die Beleuchtungsverhältnisse<lb/>
so ungünstig, daß die Wirkung der Gemälde und Skulpturen in geradezu unerträg¬<lb/>
licher Weise beeinträchtigt wird. Gäbe die Bibliothek ihren Bestand an Kunstwerken<lb/>
an das zu gründende Museum ab, so gewänne sie Raum für die Bücher, die heute<lb/>
zum Teil in den finstersten Winkeln stehn oder gar zu hohen Stößen aufgestapelt sind.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1184"> Um noch einer dritten Sammlung zu gedenken, sei auf das Goethe-Ncitional-<lb/>
Museum hingewiesen. Dieses Heiligtum, das nach dem Wortlaute des landesherr¬<lb/>
lichen Stiftungsbriefes eine Anstalt sein soll, &#x201E;welche den Zweck verfolgt, das Goethe-<lb/>
Haus nebst dessen Zubehörungen in einer dem Andenken Goethes würdigen, pietät¬<lb/>
vollen Weise zu erhalten, die Goethescher Sammlungen sowie andere von Goethe<lb/>
herrührende oder zu ihm und seinem Wirken in Beziehung stehende Gegenstände<lb/>
zu bewahren und der Goetheforschung wie der Verehrung für den Dichter eine<lb/>
fördernde und weihevolle Stätte darzubieten", hat diese Aufgabe bisher in aus¬<lb/>
gezeichneter Weise erfüllt. Man wird jedoch mit der Annahme nicht fehl gehn, daß<lb/>
den Stifter vor allem der Wunsch beseelte, die Räume, soweit nur irgend möglich,<lb/>
in den Zustand zurückzuversetzen, worin sie sich befanden, als Goethe aus ihnen<lb/>
schied. Nun ist die Sammlung aber im Laufe der Jahre durch Stiftungen, Ankäufe<lb/>
und Geschenke so außerordentlich vermehrt worden, daß die Gemächer mehr und<lb/>
mehr ihren Charakter als Wohnräume verloren haben, und daß der Besucher in der<lb/>
Tat den erhebenden Eindruck, an einer durch Goethes Wirken und dnrch die individuelle<lb/>
Anordnung seines Hausgeräth und seiner Sammlungen geweihten Stätte zu stehn,<lb/>
einbüßt. Auch hier könnte also eine ganze Anzahl von Bildern und Skulpturen,<lb/>
darunter manche von Künstlern unsrer Zeit, beseitigt werden, ohne daß das Museum<lb/>
im Sinne seiner ursprünglichen Bestimmung dadurch irgendwie eine Einbuße erlitte.<lb/>
Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den übrigen, zu Anfang dieser Betrachtung auf¬<lb/>
gezählten Sammlungen und Anstalten.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1185" next="#ID_1186"> An Material für das Carl-August-Museum würde es also nicht fehlen, und<lb/>
der Gedanke, sämtliche authentische Bildnisse der Geistesheroen und ihrer mit ihnen</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0282] Maßgebliches und Unmaßgebliches Goethes Gartenhäuschen im Park, Schiller-Haus, Goethe- und Schiller-Archiv, Städtisches Museum zu Weimar, Universitäts-Bibliothek zu Jena, Städtisches Museum zu Jena und Thüringer Museum zu Eisenach, also an zwanzig verschiednen Stellen. Da kommt zunächst das Schlößchen zu Tiefurt, der berühmte Witwensitz der Herzogin Anna Amalie, in Betracht. Hier sind Tausende von bildlichen Darstellungen: Skulpturen, Gemälde, Handzeichmmgen und Stiche in den denkbar beschränktesten und dunkelsten Räumen untergebracht, zum Teil mit Hilfe eingezogner Tapeten- Wände, wo alles so dicht beieinander hängt, daß man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Bei trübem Wetter und besonders im Winter, wo die Räume nicht geheizt werden, kann von einer genußreichen Betrachtung dieser Schätze natürlich überhaupt keine Rede sein. Nun kommt noch hinzu, daß der Zustand und die einsame Lage des Gebäudes, dem überdies die Blitzableiter fehlen, die Gefahr einer Vernichtung durch Feuer in bedenkliche Nähe rücken. Wenn deshalb ein Teil der Kunstwerke, wenigstens die unersetzlichen Originale, aus dem Schlößchen entfernt würde, so würde dieses nichts von seinem intimen Reiz verlieren, das Zurückbleibende würde vielmehr desto besser zur Geltung kommen. Wohl die reichhaltigste Bildnissammlung befindet sich in der Großherzoglichen Bibliothek, die wie in ihrer Frühzeit heute noch immer zugleich ein Kunst-, Antiquitäten-, Münz- und Raritäten-Kabinett ist. Dadurch leidet auch sie an einem Raummangel, der sich zum Schaden ihrer eigentlichen Bestimmung von Jahr zu Jahr fühlbarer macht. Auch hier, wo ein ursprünglich für gesellige Veranstaltungen geschaffner, architektonisch reicher Hauptsaal alles Licht absorbiert, sind die Beleuchtungsverhältnisse so ungünstig, daß die Wirkung der Gemälde und Skulpturen in geradezu unerträg¬ licher Weise beeinträchtigt wird. Gäbe die Bibliothek ihren Bestand an Kunstwerken an das zu gründende Museum ab, so gewänne sie Raum für die Bücher, die heute zum Teil in den finstersten Winkeln stehn oder gar zu hohen Stößen aufgestapelt sind. Um noch einer dritten Sammlung zu gedenken, sei auf das Goethe-Ncitional- Museum hingewiesen. Dieses Heiligtum, das nach dem Wortlaute des landesherr¬ lichen Stiftungsbriefes eine Anstalt sein soll, „welche den Zweck verfolgt, das Goethe- Haus nebst dessen Zubehörungen in einer dem Andenken Goethes würdigen, pietät¬ vollen Weise zu erhalten, die Goethescher Sammlungen sowie andere von Goethe herrührende oder zu ihm und seinem Wirken in Beziehung stehende Gegenstände zu bewahren und der Goetheforschung wie der Verehrung für den Dichter eine fördernde und weihevolle Stätte darzubieten", hat diese Aufgabe bisher in aus¬ gezeichneter Weise erfüllt. Man wird jedoch mit der Annahme nicht fehl gehn, daß den Stifter vor allem der Wunsch beseelte, die Räume, soweit nur irgend möglich, in den Zustand zurückzuversetzen, worin sie sich befanden, als Goethe aus ihnen schied. Nun ist die Sammlung aber im Laufe der Jahre durch Stiftungen, Ankäufe und Geschenke so außerordentlich vermehrt worden, daß die Gemächer mehr und mehr ihren Charakter als Wohnräume verloren haben, und daß der Besucher in der Tat den erhebenden Eindruck, an einer durch Goethes Wirken und dnrch die individuelle Anordnung seines Hausgeräth und seiner Sammlungen geweihten Stätte zu stehn, einbüßt. Auch hier könnte also eine ganze Anzahl von Bildern und Skulpturen, darunter manche von Künstlern unsrer Zeit, beseitigt werden, ohne daß das Museum im Sinne seiner ursprünglichen Bestimmung dadurch irgendwie eine Einbuße erlitte. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den übrigen, zu Anfang dieser Betrachtung auf¬ gezählten Sammlungen und Anstalten. An Material für das Carl-August-Museum würde es also nicht fehlen, und der Gedanke, sämtliche authentische Bildnisse der Geistesheroen und ihrer mit ihnen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/282
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/282>, abgerufen am 23.07.2024.