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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

ablenkt und ihn veredelt und vertieft, bleibt im höfischen Leben der Blick aller Be¬
teiligten ausschließlich auf die Stelle geheftet, die zugleich der Ausgangspunkt aller
Belohnungen und äußern Ehren ist. Es gibt zwar auch in diesen Verhältnissen
edle, schlichte und wahrhaft vornehme Naturen, die es versteh", die Ideale der alt¬
germanischen Menschentreue für sich festzuhalten, aber die Versuchungen sind groß,
und wer ihnen unterliegt, der erleidet so viel innere Einbuße, daß er es schließlich
gar nicht mehr als einen Mangel empfindet, wenn sich sein Pflichtbegriff vollständig
mit der Erlangung äußerer Ehren und Vorteile deckt. Bei einem solchen auf
Äußerlichkeiten gerichteten Dasein verkümmert dann aber sehr leicht das Gefühl
sittlicher Verantwortung, und es bleibt für weichere Naturen nur das Bedürfnis
nach Genuß übrig, in dem sie bald jeden Halt verlieren.

Das sind Erscheinungen, die sich unter gleichen Bedingungen immer und überall
wiederholen werden; nur treten sie jetzt bei uns schärfer und widerwärtiger hervor,
weil hier der Übergang von fast spartanischer Einfachheit zu einem glänzenden
Genußleben schneller und unvermittelter vollzogen ist als anderswo. Daraus aber
auf einen besondern Sittenverfall des deutschen Volks oder auch nur seiner obern
Schichten schließen zu wollen, ist glücklicherweise ungerechtfertigt. Der Baum, der
mit einigen wurmstichigen Früchten behaftet ist, kann trotzdem gesund und von edler
Art sein. Gewiß ist es häßlich, daß diese schmutzige Wäsche vor aller Welt ge¬
waschen werden mußte; tief zu beklagen ist, daß sich dieser Schmutz an Stellen fand,
die man gern besonders rein sehen möchte. Aber man muß sich auch klar machen,
daß ein solches Hineinleuchten in eine schmutzige Ecke des Hauses zu geschehen pflegt,
wo man im ganzen Hause auf Reinlichkeit hält. Die sozialdemokratische Presse, die
sich die fetten Bissen, die ihr in diesem Prozeß hingeworfen werden, nicht entgehn
läßt, schwelgt in historischen Vergleichen, um nachzuweisen, daß wir es hier mit
einem Symptom des tiefen Verfalls und des bevorstehenden Untergangs der bürger¬
lichen Gesellschaft zu tun haben. Diese Art von Beweisführung ist allerdings ver¬
fehlt; man arbeitet mit oberflächlichen Ähnlichkeiten, ohne nachzuweisen, daß die
eigentlichen Vergleichspunkte zusammenfallen. Wenn die sozialdemokratischen Blätter
ihren Lesern die berüchtigte Halsbandgeschichte vom Hofe der Königin Marie An-
toinette auftischen und die Urteile vorführen, die darin die Vorboten der franzö¬
sischen Revolution erkannten, so klingt das zwar sehr großartig und effektvoll --
steht aber doch schief darum! Denn was war das Typische und symptomatische an
der Halsbandgeschichte? Doch gewiß nicht, daß in der Sphäre des französischen
Hofes eine Skandalgeschichte vorkam! Du lieber Himmel, wie oft hätte denn zum
Beispiel England schon dicht vor dem Abgrunde stehn müssen! Was der Halsband¬
prozeß als Vorboten der Revolution erscheinen ließ, war die Art, wie die völlig
unschuldige Königsfamilie in die Sache hineingezogen wurde, und wie die Geschichte
auf die öffentliche Meinung nachwirkte. Wo liegt in dem Prozeß Moltke-Harden
etwas Ähnliches vor? Der Monarch und sein engerer Familienkreis stehn so völlig
rein und intakt da, daß selbst die schmutzigsten Feinde der Monarchie es nicht ein¬
mal in ihren intimsten Gedanken wagen würden, daran zu zweifeln. Was tadelnde
Kritik auch im einzelnen vorbringen mag, unsre Herrscherfamilie blüht in Kraft,
Gesundheit. Tüchtigkeit und sittlichem Ernst, in alledem unserm Volk ein Vorbild
und eine Herzensfreude. Auch über die sogenannte Hofgesellschaft, die nähere und
weitere Umgebung des Kaisers, wird in ihrer Gesamtheit niemand, wenn er un¬
befangen und gerecht ist, ein abfälliges Urteil fällen können, obwohl es hier aus
den schon erwähnten Gründen niemals an unsympathischen, manche Gefahr in sich
bergenden Erscheinungen fehlen wird. Aber es läßt sich auch hier nur darauf hin¬
weisen: sobald auch nur der Anschein erweckt worden war, daß einzelne Männer


Maßgebliches und Unmaßgebliches

ablenkt und ihn veredelt und vertieft, bleibt im höfischen Leben der Blick aller Be¬
teiligten ausschließlich auf die Stelle geheftet, die zugleich der Ausgangspunkt aller
Belohnungen und äußern Ehren ist. Es gibt zwar auch in diesen Verhältnissen
edle, schlichte und wahrhaft vornehme Naturen, die es versteh», die Ideale der alt¬
germanischen Menschentreue für sich festzuhalten, aber die Versuchungen sind groß,
und wer ihnen unterliegt, der erleidet so viel innere Einbuße, daß er es schließlich
gar nicht mehr als einen Mangel empfindet, wenn sich sein Pflichtbegriff vollständig
mit der Erlangung äußerer Ehren und Vorteile deckt. Bei einem solchen auf
Äußerlichkeiten gerichteten Dasein verkümmert dann aber sehr leicht das Gefühl
sittlicher Verantwortung, und es bleibt für weichere Naturen nur das Bedürfnis
nach Genuß übrig, in dem sie bald jeden Halt verlieren.

Das sind Erscheinungen, die sich unter gleichen Bedingungen immer und überall
wiederholen werden; nur treten sie jetzt bei uns schärfer und widerwärtiger hervor,
weil hier der Übergang von fast spartanischer Einfachheit zu einem glänzenden
Genußleben schneller und unvermittelter vollzogen ist als anderswo. Daraus aber
auf einen besondern Sittenverfall des deutschen Volks oder auch nur seiner obern
Schichten schließen zu wollen, ist glücklicherweise ungerechtfertigt. Der Baum, der
mit einigen wurmstichigen Früchten behaftet ist, kann trotzdem gesund und von edler
Art sein. Gewiß ist es häßlich, daß diese schmutzige Wäsche vor aller Welt ge¬
waschen werden mußte; tief zu beklagen ist, daß sich dieser Schmutz an Stellen fand,
die man gern besonders rein sehen möchte. Aber man muß sich auch klar machen,
daß ein solches Hineinleuchten in eine schmutzige Ecke des Hauses zu geschehen pflegt,
wo man im ganzen Hause auf Reinlichkeit hält. Die sozialdemokratische Presse, die
sich die fetten Bissen, die ihr in diesem Prozeß hingeworfen werden, nicht entgehn
läßt, schwelgt in historischen Vergleichen, um nachzuweisen, daß wir es hier mit
einem Symptom des tiefen Verfalls und des bevorstehenden Untergangs der bürger¬
lichen Gesellschaft zu tun haben. Diese Art von Beweisführung ist allerdings ver¬
fehlt; man arbeitet mit oberflächlichen Ähnlichkeiten, ohne nachzuweisen, daß die
eigentlichen Vergleichspunkte zusammenfallen. Wenn die sozialdemokratischen Blätter
ihren Lesern die berüchtigte Halsbandgeschichte vom Hofe der Königin Marie An-
toinette auftischen und die Urteile vorführen, die darin die Vorboten der franzö¬
sischen Revolution erkannten, so klingt das zwar sehr großartig und effektvoll —
steht aber doch schief darum! Denn was war das Typische und symptomatische an
der Halsbandgeschichte? Doch gewiß nicht, daß in der Sphäre des französischen
Hofes eine Skandalgeschichte vorkam! Du lieber Himmel, wie oft hätte denn zum
Beispiel England schon dicht vor dem Abgrunde stehn müssen! Was der Halsband¬
prozeß als Vorboten der Revolution erscheinen ließ, war die Art, wie die völlig
unschuldige Königsfamilie in die Sache hineingezogen wurde, und wie die Geschichte
auf die öffentliche Meinung nachwirkte. Wo liegt in dem Prozeß Moltke-Harden
etwas Ähnliches vor? Der Monarch und sein engerer Familienkreis stehn so völlig
rein und intakt da, daß selbst die schmutzigsten Feinde der Monarchie es nicht ein¬
mal in ihren intimsten Gedanken wagen würden, daran zu zweifeln. Was tadelnde
Kritik auch im einzelnen vorbringen mag, unsre Herrscherfamilie blüht in Kraft,
Gesundheit. Tüchtigkeit und sittlichem Ernst, in alledem unserm Volk ein Vorbild
und eine Herzensfreude. Auch über die sogenannte Hofgesellschaft, die nähere und
weitere Umgebung des Kaisers, wird in ihrer Gesamtheit niemand, wenn er un¬
befangen und gerecht ist, ein abfälliges Urteil fällen können, obwohl es hier aus
den schon erwähnten Gründen niemals an unsympathischen, manche Gefahr in sich
bergenden Erscheinungen fehlen wird. Aber es läßt sich auch hier nur darauf hin¬
weisen: sobald auch nur der Anschein erweckt worden war, daß einzelne Männer


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[0280] Maßgebliches und Unmaßgebliches ablenkt und ihn veredelt und vertieft, bleibt im höfischen Leben der Blick aller Be¬ teiligten ausschließlich auf die Stelle geheftet, die zugleich der Ausgangspunkt aller Belohnungen und äußern Ehren ist. Es gibt zwar auch in diesen Verhältnissen edle, schlichte und wahrhaft vornehme Naturen, die es versteh», die Ideale der alt¬ germanischen Menschentreue für sich festzuhalten, aber die Versuchungen sind groß, und wer ihnen unterliegt, der erleidet so viel innere Einbuße, daß er es schließlich gar nicht mehr als einen Mangel empfindet, wenn sich sein Pflichtbegriff vollständig mit der Erlangung äußerer Ehren und Vorteile deckt. Bei einem solchen auf Äußerlichkeiten gerichteten Dasein verkümmert dann aber sehr leicht das Gefühl sittlicher Verantwortung, und es bleibt für weichere Naturen nur das Bedürfnis nach Genuß übrig, in dem sie bald jeden Halt verlieren. Das sind Erscheinungen, die sich unter gleichen Bedingungen immer und überall wiederholen werden; nur treten sie jetzt bei uns schärfer und widerwärtiger hervor, weil hier der Übergang von fast spartanischer Einfachheit zu einem glänzenden Genußleben schneller und unvermittelter vollzogen ist als anderswo. Daraus aber auf einen besondern Sittenverfall des deutschen Volks oder auch nur seiner obern Schichten schließen zu wollen, ist glücklicherweise ungerechtfertigt. Der Baum, der mit einigen wurmstichigen Früchten behaftet ist, kann trotzdem gesund und von edler Art sein. Gewiß ist es häßlich, daß diese schmutzige Wäsche vor aller Welt ge¬ waschen werden mußte; tief zu beklagen ist, daß sich dieser Schmutz an Stellen fand, die man gern besonders rein sehen möchte. Aber man muß sich auch klar machen, daß ein solches Hineinleuchten in eine schmutzige Ecke des Hauses zu geschehen pflegt, wo man im ganzen Hause auf Reinlichkeit hält. Die sozialdemokratische Presse, die sich die fetten Bissen, die ihr in diesem Prozeß hingeworfen werden, nicht entgehn läßt, schwelgt in historischen Vergleichen, um nachzuweisen, daß wir es hier mit einem Symptom des tiefen Verfalls und des bevorstehenden Untergangs der bürger¬ lichen Gesellschaft zu tun haben. Diese Art von Beweisführung ist allerdings ver¬ fehlt; man arbeitet mit oberflächlichen Ähnlichkeiten, ohne nachzuweisen, daß die eigentlichen Vergleichspunkte zusammenfallen. Wenn die sozialdemokratischen Blätter ihren Lesern die berüchtigte Halsbandgeschichte vom Hofe der Königin Marie An- toinette auftischen und die Urteile vorführen, die darin die Vorboten der franzö¬ sischen Revolution erkannten, so klingt das zwar sehr großartig und effektvoll — steht aber doch schief darum! Denn was war das Typische und symptomatische an der Halsbandgeschichte? Doch gewiß nicht, daß in der Sphäre des französischen Hofes eine Skandalgeschichte vorkam! Du lieber Himmel, wie oft hätte denn zum Beispiel England schon dicht vor dem Abgrunde stehn müssen! Was der Halsband¬ prozeß als Vorboten der Revolution erscheinen ließ, war die Art, wie die völlig unschuldige Königsfamilie in die Sache hineingezogen wurde, und wie die Geschichte auf die öffentliche Meinung nachwirkte. Wo liegt in dem Prozeß Moltke-Harden etwas Ähnliches vor? Der Monarch und sein engerer Familienkreis stehn so völlig rein und intakt da, daß selbst die schmutzigsten Feinde der Monarchie es nicht ein¬ mal in ihren intimsten Gedanken wagen würden, daran zu zweifeln. Was tadelnde Kritik auch im einzelnen vorbringen mag, unsre Herrscherfamilie blüht in Kraft, Gesundheit. Tüchtigkeit und sittlichem Ernst, in alledem unserm Volk ein Vorbild und eine Herzensfreude. Auch über die sogenannte Hofgesellschaft, die nähere und weitere Umgebung des Kaisers, wird in ihrer Gesamtheit niemand, wenn er un¬ befangen und gerecht ist, ein abfälliges Urteil fällen können, obwohl es hier aus den schon erwähnten Gründen niemals an unsympathischen, manche Gefahr in sich bergenden Erscheinungen fehlen wird. Aber es läßt sich auch hier nur darauf hin¬ weisen: sobald auch nur der Anschein erweckt worden war, daß einzelne Männer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/280>, abgerufen am 29.06.2024.