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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Das Militärbildnngswesen in den vereinigten Staaten von Nordamerika

mindestens fünf Jahre als solche gedient haben. Das Kommando dauert ein
Jahr. Alle Teilnehmer am Kursus werden auf das sorgfältigste ausgewählt.
Ein Examen wird nicht verlangt, doch können die Offiziere zu ihren Truppen¬
teilen zurückgeschickt werden, falls sie sich Nachlässigkeiten zuschulden kommen
lassen. Das Loki volles ist nach alledem als eine wirkliche Pflegschule des
Generalstabs anzusehen, mit seinem Besuch ist jedoch ein Vorteil bei der Be¬
förderung nicht verbunden.

An Bedeutung folgt den Schulen in Fort Leawenworth zunächst die
Schule für Kavallerie und Feldartillerie in Fort Ulley. Sie hat ebenfalls für
die militärische Fortbildung der Offiziere dieser beiden Waffen Sorge zu tragen,
doch bildet sie auch Geschützführer und Beschlagschmiede aus. Mehrere Eskadrons
und einige Batterien Feldartillerie, deren Stämme stets auf vollem Etat ge¬
halten werden, sind zu Übungszwecken der Schule zur Verfügung gestellt und
werden alle drei Jahre abgelöst. Der Kursus für Offiziere dauert drei Jahre,
der für das Unterpersonal und die Hufschmiede vier Monate.

In der Artillerieschule in Fort Monroe dauert der Lehrgang für Offiziere,
an dem, wenn möglich, sämtliche jungen Leutnants teilnehmen sollen, ein
Jahr; für das Unterpersonal ist die Dauer des Unterrichts vom 1. Oktober
bis zum 18. Juni festgesetzt.

Von den beiden Schulen in Washington ist die Ingenieurschule die wich¬
tigere und verlangt ein näheres Eingehen auf ihre Organisation. Sie ist erst
im Jahre 1905 gegründet worden und hat den Zweck, jüngere Offiziere des
Jngenieurkorps wissenschaftlich und dienstlich weiterzubilden, Versuche zu
machen, die der Förderung des Jngenieurdienstes der Armee von Nutzen
sind usw. Sie besteht aus einem Kommandeur, einem Sekretär, Lehrern, Hilfs¬
lehrern und den durch das Kriegsdepartement zu kommandierender Schülern
(Offiziere usw.).

Die Verwaltung der Schule leitet der Kommandeur, in Behinderungs¬
fällen der älteste anwesende Offizier der Jngenieurwaffe. Jährlich um 31. August
ist über Erfordernisse der Anstalt zu berichten und sind die nötigen Geldmittel
für Anschaffungen zu beantragen. Ebenfalls ist alljährlich bis zum 1. Juni
durch Vermittlung des Chefs des Jngenieurwesens dem Militärsekretariat ein
Unterrichtsprogramm einzureichen, das vom Chef des Generalstabs genehmigt,
dem Kommandeur zurückgegeben wird und für das Unterrichtsjahr in Kraft
tritt, falls nicht Abänderungen vom Chef des Generalstabs verfügt werden.

Als Sekretär der Schule fungiert der Adjutant des in Washington Barracks
stehenden Geniebataillons.

Wenn irgend möglich, sollen Lehrer und Hilfslehrer älter sein als die
studierenden Offiziere, jedenfalls aber sind jene dienstlich von diesen immer als
Vorgesetzte anzusehen und zu respektieren. Lehrer und Hilfslehrer sowie die
Schüler sind für gewöhnlich von allem Frontdienst, soweit er nicht im Interesse
der Schule stattfindet, befreit. Der Schulrat, aus dem Kommandeur und den


Das Militärbildnngswesen in den vereinigten Staaten von Nordamerika

mindestens fünf Jahre als solche gedient haben. Das Kommando dauert ein
Jahr. Alle Teilnehmer am Kursus werden auf das sorgfältigste ausgewählt.
Ein Examen wird nicht verlangt, doch können die Offiziere zu ihren Truppen¬
teilen zurückgeschickt werden, falls sie sich Nachlässigkeiten zuschulden kommen
lassen. Das Loki volles ist nach alledem als eine wirkliche Pflegschule des
Generalstabs anzusehen, mit seinem Besuch ist jedoch ein Vorteil bei der Be¬
förderung nicht verbunden.

An Bedeutung folgt den Schulen in Fort Leawenworth zunächst die
Schule für Kavallerie und Feldartillerie in Fort Ulley. Sie hat ebenfalls für
die militärische Fortbildung der Offiziere dieser beiden Waffen Sorge zu tragen,
doch bildet sie auch Geschützführer und Beschlagschmiede aus. Mehrere Eskadrons
und einige Batterien Feldartillerie, deren Stämme stets auf vollem Etat ge¬
halten werden, sind zu Übungszwecken der Schule zur Verfügung gestellt und
werden alle drei Jahre abgelöst. Der Kursus für Offiziere dauert drei Jahre,
der für das Unterpersonal und die Hufschmiede vier Monate.

In der Artillerieschule in Fort Monroe dauert der Lehrgang für Offiziere,
an dem, wenn möglich, sämtliche jungen Leutnants teilnehmen sollen, ein
Jahr; für das Unterpersonal ist die Dauer des Unterrichts vom 1. Oktober
bis zum 18. Juni festgesetzt.

Von den beiden Schulen in Washington ist die Ingenieurschule die wich¬
tigere und verlangt ein näheres Eingehen auf ihre Organisation. Sie ist erst
im Jahre 1905 gegründet worden und hat den Zweck, jüngere Offiziere des
Jngenieurkorps wissenschaftlich und dienstlich weiterzubilden, Versuche zu
machen, die der Förderung des Jngenieurdienstes der Armee von Nutzen
sind usw. Sie besteht aus einem Kommandeur, einem Sekretär, Lehrern, Hilfs¬
lehrern und den durch das Kriegsdepartement zu kommandierender Schülern
(Offiziere usw.).

Die Verwaltung der Schule leitet der Kommandeur, in Behinderungs¬
fällen der älteste anwesende Offizier der Jngenieurwaffe. Jährlich um 31. August
ist über Erfordernisse der Anstalt zu berichten und sind die nötigen Geldmittel
für Anschaffungen zu beantragen. Ebenfalls ist alljährlich bis zum 1. Juni
durch Vermittlung des Chefs des Jngenieurwesens dem Militärsekretariat ein
Unterrichtsprogramm einzureichen, das vom Chef des Generalstabs genehmigt,
dem Kommandeur zurückgegeben wird und für das Unterrichtsjahr in Kraft
tritt, falls nicht Abänderungen vom Chef des Generalstabs verfügt werden.

Als Sekretär der Schule fungiert der Adjutant des in Washington Barracks
stehenden Geniebataillons.

Wenn irgend möglich, sollen Lehrer und Hilfslehrer älter sein als die
studierenden Offiziere, jedenfalls aber sind jene dienstlich von diesen immer als
Vorgesetzte anzusehen und zu respektieren. Lehrer und Hilfslehrer sowie die
Schüler sind für gewöhnlich von allem Frontdienst, soweit er nicht im Interesse
der Schule stattfindet, befreit. Der Schulrat, aus dem Kommandeur und den


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[0185] Das Militärbildnngswesen in den vereinigten Staaten von Nordamerika mindestens fünf Jahre als solche gedient haben. Das Kommando dauert ein Jahr. Alle Teilnehmer am Kursus werden auf das sorgfältigste ausgewählt. Ein Examen wird nicht verlangt, doch können die Offiziere zu ihren Truppen¬ teilen zurückgeschickt werden, falls sie sich Nachlässigkeiten zuschulden kommen lassen. Das Loki volles ist nach alledem als eine wirkliche Pflegschule des Generalstabs anzusehen, mit seinem Besuch ist jedoch ein Vorteil bei der Be¬ förderung nicht verbunden. An Bedeutung folgt den Schulen in Fort Leawenworth zunächst die Schule für Kavallerie und Feldartillerie in Fort Ulley. Sie hat ebenfalls für die militärische Fortbildung der Offiziere dieser beiden Waffen Sorge zu tragen, doch bildet sie auch Geschützführer und Beschlagschmiede aus. Mehrere Eskadrons und einige Batterien Feldartillerie, deren Stämme stets auf vollem Etat ge¬ halten werden, sind zu Übungszwecken der Schule zur Verfügung gestellt und werden alle drei Jahre abgelöst. Der Kursus für Offiziere dauert drei Jahre, der für das Unterpersonal und die Hufschmiede vier Monate. In der Artillerieschule in Fort Monroe dauert der Lehrgang für Offiziere, an dem, wenn möglich, sämtliche jungen Leutnants teilnehmen sollen, ein Jahr; für das Unterpersonal ist die Dauer des Unterrichts vom 1. Oktober bis zum 18. Juni festgesetzt. Von den beiden Schulen in Washington ist die Ingenieurschule die wich¬ tigere und verlangt ein näheres Eingehen auf ihre Organisation. Sie ist erst im Jahre 1905 gegründet worden und hat den Zweck, jüngere Offiziere des Jngenieurkorps wissenschaftlich und dienstlich weiterzubilden, Versuche zu machen, die der Förderung des Jngenieurdienstes der Armee von Nutzen sind usw. Sie besteht aus einem Kommandeur, einem Sekretär, Lehrern, Hilfs¬ lehrern und den durch das Kriegsdepartement zu kommandierender Schülern (Offiziere usw.). Die Verwaltung der Schule leitet der Kommandeur, in Behinderungs¬ fällen der älteste anwesende Offizier der Jngenieurwaffe. Jährlich um 31. August ist über Erfordernisse der Anstalt zu berichten und sind die nötigen Geldmittel für Anschaffungen zu beantragen. Ebenfalls ist alljährlich bis zum 1. Juni durch Vermittlung des Chefs des Jngenieurwesens dem Militärsekretariat ein Unterrichtsprogramm einzureichen, das vom Chef des Generalstabs genehmigt, dem Kommandeur zurückgegeben wird und für das Unterrichtsjahr in Kraft tritt, falls nicht Abänderungen vom Chef des Generalstabs verfügt werden. Als Sekretär der Schule fungiert der Adjutant des in Washington Barracks stehenden Geniebataillons. Wenn irgend möglich, sollen Lehrer und Hilfslehrer älter sein als die studierenden Offiziere, jedenfalls aber sind jene dienstlich von diesen immer als Vorgesetzte anzusehen und zu respektieren. Lehrer und Hilfslehrer sowie die Schüler sind für gewöhnlich von allem Frontdienst, soweit er nicht im Interesse der Schule stattfindet, befreit. Der Schulrat, aus dem Kommandeur und den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/185>, abgerufen am 23.07.2024.