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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Die kleine graue Katze

nach Ekenäs angenommen, wo man mir zu Ehren eine Anzahl der alten Bekannten
eingeladen hatte. Es ist ein liebenswürdiger aber etwas steifer Kreis, und ohne mich
selbst zu loben, darf ich behaupten, daß ich sehr wohltätig aufmunternd dabei wirkte.
Anna Gyllenkrans dankte mir wenigstens dafür, als ich mich verabschiedete. Ich fühlte
mich auch ganz in meinem richtigen Fahrwasser an dem Tage, wenn ich abrechne,
wie sonderbar mir die Fahrt in dem gelben Jagdwagen nur mit dem Kutscher
Peter vorkam. Mein lieber Junge fehlte mir -- in den alten Tagen war er ja
immer dabei gewesen.

Edda hatte alles äußerst festlich geschmückt; sie selbst war geschmackvoll gekleidet
und schien von keiner Erinnerung an frühere Zeiten geplagt zu werden. Wenigstens
sah sie mich ganz verständnislos an, als ich eine kleine Anspielung in dieser Richtung
machte. Das feine und weiche Gefühl, das man Wehmut nennt, ist ihr offenbar
ganz fremd. Anna dagegen stieß bewegt mit mir auf die alten Erinnerungen an.

Bei dieser Gelegenheit berührte ich Edda gegenüber ein kleines Ereignis, weil
ich gern gewußt hätte, ob ein recht merkwürdiges Zusammentreffen wirklich statt¬
gefunden hatte.

Am Tage vorher war nämlich Frau Mira Hals über Kopf in ihrem Pony¬
wagen ausgefahren. Zwischen ihr und Axel hatte ein kleiner Wortwechsel statt¬
gefunden, und da er sie auf das bestimmteste gebeten hatte, nicht allein aufzufahren,
war es ihr wohl eine Befriedigung gewesen, seinem Wunsche gerade entgegen
zu handeln.

Als sie heimkam, warf sie sich sogleich auf ihr Ruhebett und sagte: Nun hab
ich den einzigen Menschen gesehen, den ich, die alte Bcngtci ausgenommen, in diesem
gottvergessenen Erdenwinkel liebgewinnen könnte. (Dies soll ein Ausdruck dafür sein,
wie langweilig es ihr hier vorkommt.) Aber ich will nicht wissen, wer sie ist,
besonders nicht, ob Sie sie kennen. Denn dann ist sie ganz anders, als ich sie mir
dachte -- und das darf nicht sein.

Wo haben Sie diese Person getroffen? fragte ich.

Im Walde. Ich fuhr wie eine Rasende dahin, denn wie Sie wissen, kochte
es in mir. Dann geriet an dem Geschirr etwas in Unordnung -- Per ist ein
Schafskopf --, und ich zerrte an den Zügeln und stampfte im Wagen, um es wieder
in Ordnung zu bringen. Aber es half nichts, die Ponys stiegen, ich knallte mit
der Peitsche und schrie ihnen zu, und wir waren auf dem Punkt, umzuwerfen.

Dn kam eine Dame des Weges daher, natürlich nordisch blond und groß wie
ein Kirchturm. Darf ich Ihnen helfen? fragte sie. Und sobald sie in das Geschirr
gegriffen und ihre Hand -- eine große weiße Hand -- auf die Pferde gelegt hatte,
standen diese wie die Lämmer. Und auf einmal saß ich selbst ganz vollkommen ruhig
im Wagen und sagte mich, während sie die Sache in Ordnung brachte, kein Wort.
Schließlich brachte ich auch nur ein "danke" heraus. Sie sah mich einen Augenblick
an, grüßte mit einer schönen Neigung ihres ruhigen blonden Hauptes und glitt vorüber.

Und denn? fragte ich nicht ohne eine gewisse Spannung.

Das ist alles. Aber es ist doch merkwürdig, denn -- ich weiß nicht, woher es
kam, aber ich blieb wie eine Mumie ganz still und ruhig sitzen -- mitten im
Walde ... und wünschte, daß sie zurückkäme.

Warum? fragte ich. Nun war ja alles in Ordnung.

Sie fah mich an mit ihren funkelnden Augen. Und da stieg plötzlich der Gedanke
in mir auf, wie sehr doch alles in ihr selbst in Unordnung sein müsse, und wie
notwendig sie einer ruhigen Hand bedürfe, die die Zügel führen würde!

Wissen Sie, was ich gewünscht habe? Nein, das können Sie sich nicht denken.
Daß sie hierher käme und ihre große, schöne, weiße Hand auf die meinige legte --
so! Und sagte: Ich hab dich lieb! Ja, gerade diese Worte müßte sie sagen. Ich hab


Die kleine graue Katze

nach Ekenäs angenommen, wo man mir zu Ehren eine Anzahl der alten Bekannten
eingeladen hatte. Es ist ein liebenswürdiger aber etwas steifer Kreis, und ohne mich
selbst zu loben, darf ich behaupten, daß ich sehr wohltätig aufmunternd dabei wirkte.
Anna Gyllenkrans dankte mir wenigstens dafür, als ich mich verabschiedete. Ich fühlte
mich auch ganz in meinem richtigen Fahrwasser an dem Tage, wenn ich abrechne,
wie sonderbar mir die Fahrt in dem gelben Jagdwagen nur mit dem Kutscher
Peter vorkam. Mein lieber Junge fehlte mir — in den alten Tagen war er ja
immer dabei gewesen.

Edda hatte alles äußerst festlich geschmückt; sie selbst war geschmackvoll gekleidet
und schien von keiner Erinnerung an frühere Zeiten geplagt zu werden. Wenigstens
sah sie mich ganz verständnislos an, als ich eine kleine Anspielung in dieser Richtung
machte. Das feine und weiche Gefühl, das man Wehmut nennt, ist ihr offenbar
ganz fremd. Anna dagegen stieß bewegt mit mir auf die alten Erinnerungen an.

Bei dieser Gelegenheit berührte ich Edda gegenüber ein kleines Ereignis, weil
ich gern gewußt hätte, ob ein recht merkwürdiges Zusammentreffen wirklich statt¬
gefunden hatte.

Am Tage vorher war nämlich Frau Mira Hals über Kopf in ihrem Pony¬
wagen ausgefahren. Zwischen ihr und Axel hatte ein kleiner Wortwechsel statt¬
gefunden, und da er sie auf das bestimmteste gebeten hatte, nicht allein aufzufahren,
war es ihr wohl eine Befriedigung gewesen, seinem Wunsche gerade entgegen
zu handeln.

Als sie heimkam, warf sie sich sogleich auf ihr Ruhebett und sagte: Nun hab
ich den einzigen Menschen gesehen, den ich, die alte Bcngtci ausgenommen, in diesem
gottvergessenen Erdenwinkel liebgewinnen könnte. (Dies soll ein Ausdruck dafür sein,
wie langweilig es ihr hier vorkommt.) Aber ich will nicht wissen, wer sie ist,
besonders nicht, ob Sie sie kennen. Denn dann ist sie ganz anders, als ich sie mir
dachte — und das darf nicht sein.

Wo haben Sie diese Person getroffen? fragte ich.

Im Walde. Ich fuhr wie eine Rasende dahin, denn wie Sie wissen, kochte
es in mir. Dann geriet an dem Geschirr etwas in Unordnung — Per ist ein
Schafskopf —, und ich zerrte an den Zügeln und stampfte im Wagen, um es wieder
in Ordnung zu bringen. Aber es half nichts, die Ponys stiegen, ich knallte mit
der Peitsche und schrie ihnen zu, und wir waren auf dem Punkt, umzuwerfen.

Dn kam eine Dame des Weges daher, natürlich nordisch blond und groß wie
ein Kirchturm. Darf ich Ihnen helfen? fragte sie. Und sobald sie in das Geschirr
gegriffen und ihre Hand — eine große weiße Hand — auf die Pferde gelegt hatte,
standen diese wie die Lämmer. Und auf einmal saß ich selbst ganz vollkommen ruhig
im Wagen und sagte mich, während sie die Sache in Ordnung brachte, kein Wort.
Schließlich brachte ich auch nur ein „danke" heraus. Sie sah mich einen Augenblick
an, grüßte mit einer schönen Neigung ihres ruhigen blonden Hauptes und glitt vorüber.

Und denn? fragte ich nicht ohne eine gewisse Spannung.

Das ist alles. Aber es ist doch merkwürdig, denn — ich weiß nicht, woher es
kam, aber ich blieb wie eine Mumie ganz still und ruhig sitzen — mitten im
Walde ... und wünschte, daß sie zurückkäme.

Warum? fragte ich. Nun war ja alles in Ordnung.

Sie fah mich an mit ihren funkelnden Augen. Und da stieg plötzlich der Gedanke
in mir auf, wie sehr doch alles in ihr selbst in Unordnung sein müsse, und wie
notwendig sie einer ruhigen Hand bedürfe, die die Zügel führen würde!

Wissen Sie, was ich gewünscht habe? Nein, das können Sie sich nicht denken.
Daß sie hierher käme und ihre große, schöne, weiße Hand auf die meinige legte —
so! Und sagte: Ich hab dich lieb! Ja, gerade diese Worte müßte sie sagen. Ich hab


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[0163] Die kleine graue Katze nach Ekenäs angenommen, wo man mir zu Ehren eine Anzahl der alten Bekannten eingeladen hatte. Es ist ein liebenswürdiger aber etwas steifer Kreis, und ohne mich selbst zu loben, darf ich behaupten, daß ich sehr wohltätig aufmunternd dabei wirkte. Anna Gyllenkrans dankte mir wenigstens dafür, als ich mich verabschiedete. Ich fühlte mich auch ganz in meinem richtigen Fahrwasser an dem Tage, wenn ich abrechne, wie sonderbar mir die Fahrt in dem gelben Jagdwagen nur mit dem Kutscher Peter vorkam. Mein lieber Junge fehlte mir — in den alten Tagen war er ja immer dabei gewesen. Edda hatte alles äußerst festlich geschmückt; sie selbst war geschmackvoll gekleidet und schien von keiner Erinnerung an frühere Zeiten geplagt zu werden. Wenigstens sah sie mich ganz verständnislos an, als ich eine kleine Anspielung in dieser Richtung machte. Das feine und weiche Gefühl, das man Wehmut nennt, ist ihr offenbar ganz fremd. Anna dagegen stieß bewegt mit mir auf die alten Erinnerungen an. Bei dieser Gelegenheit berührte ich Edda gegenüber ein kleines Ereignis, weil ich gern gewußt hätte, ob ein recht merkwürdiges Zusammentreffen wirklich statt¬ gefunden hatte. Am Tage vorher war nämlich Frau Mira Hals über Kopf in ihrem Pony¬ wagen ausgefahren. Zwischen ihr und Axel hatte ein kleiner Wortwechsel statt¬ gefunden, und da er sie auf das bestimmteste gebeten hatte, nicht allein aufzufahren, war es ihr wohl eine Befriedigung gewesen, seinem Wunsche gerade entgegen zu handeln. Als sie heimkam, warf sie sich sogleich auf ihr Ruhebett und sagte: Nun hab ich den einzigen Menschen gesehen, den ich, die alte Bcngtci ausgenommen, in diesem gottvergessenen Erdenwinkel liebgewinnen könnte. (Dies soll ein Ausdruck dafür sein, wie langweilig es ihr hier vorkommt.) Aber ich will nicht wissen, wer sie ist, besonders nicht, ob Sie sie kennen. Denn dann ist sie ganz anders, als ich sie mir dachte — und das darf nicht sein. Wo haben Sie diese Person getroffen? fragte ich. Im Walde. Ich fuhr wie eine Rasende dahin, denn wie Sie wissen, kochte es in mir. Dann geriet an dem Geschirr etwas in Unordnung — Per ist ein Schafskopf —, und ich zerrte an den Zügeln und stampfte im Wagen, um es wieder in Ordnung zu bringen. Aber es half nichts, die Ponys stiegen, ich knallte mit der Peitsche und schrie ihnen zu, und wir waren auf dem Punkt, umzuwerfen. Dn kam eine Dame des Weges daher, natürlich nordisch blond und groß wie ein Kirchturm. Darf ich Ihnen helfen? fragte sie. Und sobald sie in das Geschirr gegriffen und ihre Hand — eine große weiße Hand — auf die Pferde gelegt hatte, standen diese wie die Lämmer. Und auf einmal saß ich selbst ganz vollkommen ruhig im Wagen und sagte mich, während sie die Sache in Ordnung brachte, kein Wort. Schließlich brachte ich auch nur ein „danke" heraus. Sie sah mich einen Augenblick an, grüßte mit einer schönen Neigung ihres ruhigen blonden Hauptes und glitt vorüber. Und denn? fragte ich nicht ohne eine gewisse Spannung. Das ist alles. Aber es ist doch merkwürdig, denn — ich weiß nicht, woher es kam, aber ich blieb wie eine Mumie ganz still und ruhig sitzen — mitten im Walde ... und wünschte, daß sie zurückkäme. Warum? fragte ich. Nun war ja alles in Ordnung. Sie fah mich an mit ihren funkelnden Augen. Und da stieg plötzlich der Gedanke in mir auf, wie sehr doch alles in ihr selbst in Unordnung sein müsse, und wie notwendig sie einer ruhigen Hand bedürfe, die die Zügel führen würde! Wissen Sie, was ich gewünscht habe? Nein, das können Sie sich nicht denken. Daß sie hierher käme und ihre große, schöne, weiße Hand auf die meinige legte — so! Und sagte: Ich hab dich lieb! Ja, gerade diese Worte müßte sie sagen. Ich hab

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/163>, abgerufen am 23.07.2024.