Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.Nochmals der höhere Verwaltungsdienst in Preußen eine oaxitis clkininntio vorgehe. Er fragt, was Wohl aus unserm Offizierkorps Eine dritte schlimme Nachwirkung der früher geschilderten Verhältnisse *) Politik, Bd. I, S. 66; Bd. 2, S. 133. 139. " ) Grenzboten 1906, Heft 31. 32. S. 240. 239. Grenzboten III 190710
Nochmals der höhere Verwaltungsdienst in Preußen eine oaxitis clkininntio vorgehe. Er fragt, was Wohl aus unserm Offizierkorps Eine dritte schlimme Nachwirkung der früher geschilderten Verhältnisse *) Politik, Bd. I, S. 66; Bd. 2, S. 133. 139. « ) Grenzboten 1906, Heft 31. 32. S. 240. 239. Grenzboten III 190710
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Nochmals der höhere Verwaltungsdienst in Preußen
eine oaxitis clkininntio vorgehe. Er fragt, was Wohl aus unserm Offizierkorps
würde, wenn man die Generale aus einem andern Stande nehme; ob es dann
nicht anders würde?*) Nun, alles dieses gilt doch wohl auch vom Verwaltungs-
beamten. Wie kann ein Verwaltungsbeamter Gedeihliches leisten ohne Ehrgeiz,
ohne Freude am Erfolg? Aber wie kann er sich diese Grundlagen einer er¬
sprießlichen Tätigkeit erhalten, wenn die Früchte, der Erfolg seiner Arbeit
andern zugute kommen, wenn ihm Außenseiter in den Weg treten und ihm so
den höchsten Ehrgeiz nehmen — die Aussicht, einmal an höherer Stelle eine
ausgedehntere Tätigkeit zu entfalten? Muß mit ihm da nicht auch alles
anders werden?
Eine dritte schlimme Nachwirkung der früher geschilderten Verhältnisse
war, daß sich innerhalb der Verwaltung eine bedenkliche Schwäche der Auf¬
fassung, des Willens, des Entschlusses und des Handelns zeigte. Für derbe
Charaktere, für Männer, die zu raschem und durchgreifenden Handeln, zum
rücksichtslosen Einsetzen der eignen Meinung und Persönlichkeit fähig sind, wie
sie Friedrich Wilhelm der Erste geschaffen hat, für Negierende mit einem festen
Willen, einer festen Hand, die auch einmal ein kategorisches Nein sagen können,
wie sie der Herzog von Trachenberg in seiner geistreichen Plauderei über die
Kunst des Regierens verlangt hat, für Leute endlich, die scharf bis zur Grob¬
heit sein können, wie sie jüngst eine angesehene Leipziger Zeitung forderte,
war schon lange kein Platz mehr in der preußischen Verwaltung. Im Gegen¬
teil, keiner wagte mehr selbst uuter gewöhnlichen Verhältnissen nach oben oder
nach unten seine Meinung frei zu sagen oder einmal fest durchzugreisen,
natürlich erst recht dann nicht, wenn er erwarten mußte, damit irgendwo an¬
zustoßen. Wer aber solche ketzerische Neigungen hatte und zu erkennen gab,
kam gar bald in den Ruf eines unbrauchbaren, mindestens unbequemen Menschen
oder schwierigen Untergebenen, der möglichst zurückgedrängt und verhindert
werden müsse, diese unerwünschten Neigungen zu betätigen. Gewöhnlich war
es dann auch mit seiner weitern Laufbahn vorbei. Psychologisch ist das alles
ja leicht zu erklären. Aber gerade darum war diese Entwicklung der Ausdruck
eines innern Schwächezustands, ähnlich dem, der in Frankreich nach den neuern
Forschungen**) eine der Hauptursachen der großen Revolution war, oder dem,
der bei uns mit zu dem Zusammenbruch von 1806 geführt hat. Wer die
neuern Darstellungen dieser Zeit liest, zum Beispiel das bekannte Buch des
Generals von der Goltz, findet auf Schritt und Tritt Ähnlichkeiten mit den
Zuständen innerhalb der Verwaltung in den letzten Jahren, die erschrecken
müssen. Ich halte gerade diese Schwäche für ein besonders bedenkliches Zeichen
der Zeit.
*) Politik, Bd. I, S. 66; Bd. 2, S. 133. 139.
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