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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

sind die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland, die dabei wohl zunächst
in Frage kommen. Sie sind in den letzten Jahren immer gut und vertrauensvoll
gewesen, soweit die beiderseitigen Dynastien und Regierungen in Betracht kommen.
Aber man konnte im Zweifel sein, ob dieses Verhältnis in der öffentlichen Meinung
beider Länder ein genügendes Echo fand, und ob das Ausbleiben dieses Echos
nicht mit der Zeit auch aus die Regierungen zurückwirken mußte. Lange hat das
Freundschaftsverhältnis, das in der Zeit der Befreiungskriege und der Heiligen
Allianz zwischen dem preußischen Königshause und der Dynastie Holstein-Romanow
geschloffen wurde, nachgewirkt, obwohl es an Schwankungen und unerfreulichen
Momenten dabei zu den verschiedensten Zeiten nicht gefehlt hat. Das kam daher,
daß sich in diesem einzigartigen Verhältnis zwischen zwei Dynastien doch etwas
mehr bemerkbar machte als eine bloße Familientradition. In den persönlichen Be¬
ziehungen der Herrscher und ihrer Familien lag eine Veranlassung mehr, die Be¬
dürfnisse und Interessen der beiden Völker von einem andern Standpunkte zu be¬
trachten, als die nationalen Vorurteile und die mißleiteten Instinkte unverantwortlicher
Kreise häufig einzugeben schienen. Es ist den Nationen zugute gekommen, daß die
Träger der höchsten Verantwortung ihr Verhältnis auch dann mit pietätvoller
Scheu betrachteten, wenn persönliche Neigungen und das Hinhorchen auf volks¬
tümliche Stimmungen drauf und dran waren, die Lage recht ernst zu gestalten.
So aber hat das persönliche Verhalten der Herrscher doch immer wieder der zu¬
treffenden Vorstellung zum Siege verholfen, daß die wirklichen Interessen der beiden
Völker keinen Gegensatz bedingen, sondern sie darauf hinweisen, trotz den stark aus¬
einandergehenden und schwer vereinbaren nationalen Eigentümlichkeiten und Bedürf¬
nissen miteinander Frieden zu halten und nachbarlich Hand in Hand zu gehn. Die
revolutionäre Bewegung in Rußland mußte die Befürchtungen verstärken, daß dort
die deutschfeindlichen Instinkte die Oberhand behalten würden. Für eine realpolitische
Würdigung der Beziehungen zu den Nachbarländern hat die russische Volksbewegung
zurzeit wenig Sinn. Man ist mit den innern Fragen so sehr beschäftigt, und die
Leidenschaften sind so ziellos und ungeklärt, daß man auch bei der Beurteilung der
auswärtigen Beziehungen mehr nach den Sympathien bluts- und wahlverwandter
Rassen und nach ihrer Stellung zu den demokratischen Prinzipien fragt als nach
geschichtlichen Zusammenhängen und realen Interessen. Wenn bei dieser Sachlage
vom Zarenthrone selbst ein sichtbares Zeichen ausgeht, daß sich die kaiserliche Ge¬
walt noch als Herrin der Lage sühlt und die alten freundnachbarlichen Traditionen
aufrechterhalte" wissen will, so ist das von großem Wert.

Man hat, wie gesagt, in dem Besuch des russischen Kaisers, der übrigens ganz
aus seiner eignen Initiative hervorgegangen ist, sehr viel mehr gesucht, womöglich
die Einleitung von Vereinbarungen, die eine ganz neue weltpolitische Lage herbei¬
führen sollten. Für die Wahrscheinlichkeit solcher Annahmen spricht wenig oder nichts.
Die Vorstellung von der englischen "Einkreisungspolitik" spukt noch in den Köpfen.
Wir haben diese sogenannte Einkreisung sehr kühl aufgefaßt. Die Bemühungen
Englands, mit allen im Mittelmeer interessierten Mächten, zu denen Deutsch¬
land -- wenigstens in dem Sinne, auf den es hier ankommt -- nicht gehört, sich
über bestimmte Fragen zu verständigen und sich für die Aufrechterhaltung gewisser
Fundamente seiner Machtstellung Garantien zu verschaffen, erklären sich sehr natürlich
"us dem Bedürfnis, die englische Weltherrschaft in einer der neuen, veränderten
Weltlage entsprechenden Weise zu stützen. Man braucht dabei natürlich nicht zu
übersehen und zu leugnen, daß die englischen Staatsmänner, um zu dem Ziel zu
kommen, das die englischen Interessen forderten, sich allerdings auch mehrfach der
deutschfeindlichen oder ans Deutschland eifersüchtigen Strömungen bedient haben, die
ihnen in ihrem eignen Lande und anderwärts die diplomatische Arbeit zu erleichtern


Maßgebliches und Unmaßgebliches

sind die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland, die dabei wohl zunächst
in Frage kommen. Sie sind in den letzten Jahren immer gut und vertrauensvoll
gewesen, soweit die beiderseitigen Dynastien und Regierungen in Betracht kommen.
Aber man konnte im Zweifel sein, ob dieses Verhältnis in der öffentlichen Meinung
beider Länder ein genügendes Echo fand, und ob das Ausbleiben dieses Echos
nicht mit der Zeit auch aus die Regierungen zurückwirken mußte. Lange hat das
Freundschaftsverhältnis, das in der Zeit der Befreiungskriege und der Heiligen
Allianz zwischen dem preußischen Königshause und der Dynastie Holstein-Romanow
geschloffen wurde, nachgewirkt, obwohl es an Schwankungen und unerfreulichen
Momenten dabei zu den verschiedensten Zeiten nicht gefehlt hat. Das kam daher,
daß sich in diesem einzigartigen Verhältnis zwischen zwei Dynastien doch etwas
mehr bemerkbar machte als eine bloße Familientradition. In den persönlichen Be¬
ziehungen der Herrscher und ihrer Familien lag eine Veranlassung mehr, die Be¬
dürfnisse und Interessen der beiden Völker von einem andern Standpunkte zu be¬
trachten, als die nationalen Vorurteile und die mißleiteten Instinkte unverantwortlicher
Kreise häufig einzugeben schienen. Es ist den Nationen zugute gekommen, daß die
Träger der höchsten Verantwortung ihr Verhältnis auch dann mit pietätvoller
Scheu betrachteten, wenn persönliche Neigungen und das Hinhorchen auf volks¬
tümliche Stimmungen drauf und dran waren, die Lage recht ernst zu gestalten.
So aber hat das persönliche Verhalten der Herrscher doch immer wieder der zu¬
treffenden Vorstellung zum Siege verholfen, daß die wirklichen Interessen der beiden
Völker keinen Gegensatz bedingen, sondern sie darauf hinweisen, trotz den stark aus¬
einandergehenden und schwer vereinbaren nationalen Eigentümlichkeiten und Bedürf¬
nissen miteinander Frieden zu halten und nachbarlich Hand in Hand zu gehn. Die
revolutionäre Bewegung in Rußland mußte die Befürchtungen verstärken, daß dort
die deutschfeindlichen Instinkte die Oberhand behalten würden. Für eine realpolitische
Würdigung der Beziehungen zu den Nachbarländern hat die russische Volksbewegung
zurzeit wenig Sinn. Man ist mit den innern Fragen so sehr beschäftigt, und die
Leidenschaften sind so ziellos und ungeklärt, daß man auch bei der Beurteilung der
auswärtigen Beziehungen mehr nach den Sympathien bluts- und wahlverwandter
Rassen und nach ihrer Stellung zu den demokratischen Prinzipien fragt als nach
geschichtlichen Zusammenhängen und realen Interessen. Wenn bei dieser Sachlage
vom Zarenthrone selbst ein sichtbares Zeichen ausgeht, daß sich die kaiserliche Ge¬
walt noch als Herrin der Lage sühlt und die alten freundnachbarlichen Traditionen
aufrechterhalte» wissen will, so ist das von großem Wert.

Man hat, wie gesagt, in dem Besuch des russischen Kaisers, der übrigens ganz
aus seiner eignen Initiative hervorgegangen ist, sehr viel mehr gesucht, womöglich
die Einleitung von Vereinbarungen, die eine ganz neue weltpolitische Lage herbei¬
führen sollten. Für die Wahrscheinlichkeit solcher Annahmen spricht wenig oder nichts.
Die Vorstellung von der englischen „Einkreisungspolitik" spukt noch in den Köpfen.
Wir haben diese sogenannte Einkreisung sehr kühl aufgefaßt. Die Bemühungen
Englands, mit allen im Mittelmeer interessierten Mächten, zu denen Deutsch¬
land — wenigstens in dem Sinne, auf den es hier ankommt — nicht gehört, sich
über bestimmte Fragen zu verständigen und sich für die Aufrechterhaltung gewisser
Fundamente seiner Machtstellung Garantien zu verschaffen, erklären sich sehr natürlich
"us dem Bedürfnis, die englische Weltherrschaft in einer der neuen, veränderten
Weltlage entsprechenden Weise zu stützen. Man braucht dabei natürlich nicht zu
übersehen und zu leugnen, daß die englischen Staatsmänner, um zu dem Ziel zu
kommen, das die englischen Interessen forderten, sich allerdings auch mehrfach der
deutschfeindlichen oder ans Deutschland eifersüchtigen Strömungen bedient haben, die
ihnen in ihrem eignen Lande und anderwärts die diplomatische Arbeit zu erleichtern


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[0327] Maßgebliches und Unmaßgebliches sind die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland, die dabei wohl zunächst in Frage kommen. Sie sind in den letzten Jahren immer gut und vertrauensvoll gewesen, soweit die beiderseitigen Dynastien und Regierungen in Betracht kommen. Aber man konnte im Zweifel sein, ob dieses Verhältnis in der öffentlichen Meinung beider Länder ein genügendes Echo fand, und ob das Ausbleiben dieses Echos nicht mit der Zeit auch aus die Regierungen zurückwirken mußte. Lange hat das Freundschaftsverhältnis, das in der Zeit der Befreiungskriege und der Heiligen Allianz zwischen dem preußischen Königshause und der Dynastie Holstein-Romanow geschloffen wurde, nachgewirkt, obwohl es an Schwankungen und unerfreulichen Momenten dabei zu den verschiedensten Zeiten nicht gefehlt hat. Das kam daher, daß sich in diesem einzigartigen Verhältnis zwischen zwei Dynastien doch etwas mehr bemerkbar machte als eine bloße Familientradition. In den persönlichen Be¬ ziehungen der Herrscher und ihrer Familien lag eine Veranlassung mehr, die Be¬ dürfnisse und Interessen der beiden Völker von einem andern Standpunkte zu be¬ trachten, als die nationalen Vorurteile und die mißleiteten Instinkte unverantwortlicher Kreise häufig einzugeben schienen. Es ist den Nationen zugute gekommen, daß die Träger der höchsten Verantwortung ihr Verhältnis auch dann mit pietätvoller Scheu betrachteten, wenn persönliche Neigungen und das Hinhorchen auf volks¬ tümliche Stimmungen drauf und dran waren, die Lage recht ernst zu gestalten. So aber hat das persönliche Verhalten der Herrscher doch immer wieder der zu¬ treffenden Vorstellung zum Siege verholfen, daß die wirklichen Interessen der beiden Völker keinen Gegensatz bedingen, sondern sie darauf hinweisen, trotz den stark aus¬ einandergehenden und schwer vereinbaren nationalen Eigentümlichkeiten und Bedürf¬ nissen miteinander Frieden zu halten und nachbarlich Hand in Hand zu gehn. Die revolutionäre Bewegung in Rußland mußte die Befürchtungen verstärken, daß dort die deutschfeindlichen Instinkte die Oberhand behalten würden. Für eine realpolitische Würdigung der Beziehungen zu den Nachbarländern hat die russische Volksbewegung zurzeit wenig Sinn. Man ist mit den innern Fragen so sehr beschäftigt, und die Leidenschaften sind so ziellos und ungeklärt, daß man auch bei der Beurteilung der auswärtigen Beziehungen mehr nach den Sympathien bluts- und wahlverwandter Rassen und nach ihrer Stellung zu den demokratischen Prinzipien fragt als nach geschichtlichen Zusammenhängen und realen Interessen. Wenn bei dieser Sachlage vom Zarenthrone selbst ein sichtbares Zeichen ausgeht, daß sich die kaiserliche Ge¬ walt noch als Herrin der Lage sühlt und die alten freundnachbarlichen Traditionen aufrechterhalte» wissen will, so ist das von großem Wert. Man hat, wie gesagt, in dem Besuch des russischen Kaisers, der übrigens ganz aus seiner eignen Initiative hervorgegangen ist, sehr viel mehr gesucht, womöglich die Einleitung von Vereinbarungen, die eine ganz neue weltpolitische Lage herbei¬ führen sollten. Für die Wahrscheinlichkeit solcher Annahmen spricht wenig oder nichts. Die Vorstellung von der englischen „Einkreisungspolitik" spukt noch in den Köpfen. Wir haben diese sogenannte Einkreisung sehr kühl aufgefaßt. Die Bemühungen Englands, mit allen im Mittelmeer interessierten Mächten, zu denen Deutsch¬ land — wenigstens in dem Sinne, auf den es hier ankommt — nicht gehört, sich über bestimmte Fragen zu verständigen und sich für die Aufrechterhaltung gewisser Fundamente seiner Machtstellung Garantien zu verschaffen, erklären sich sehr natürlich "us dem Bedürfnis, die englische Weltherrschaft in einer der neuen, veränderten Weltlage entsprechenden Weise zu stützen. Man braucht dabei natürlich nicht zu übersehen und zu leugnen, daß die englischen Staatsmänner, um zu dem Ziel zu kommen, das die englischen Interessen forderten, sich allerdings auch mehrfach der deutschfeindlichen oder ans Deutschland eifersüchtigen Strömungen bedient haben, die ihnen in ihrem eignen Lande und anderwärts die diplomatische Arbeit zu erleichtern

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/327>, abgerufen am 01.09.2024.