Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.Der Prediger in Nöten Um Gottes willen, Frau Newberry, haben Sie Schmied Hartenau hier Er ist ein Müßiggänger, Herr Latiner, sagte Lizzy listig. Was wollen Sie Ach, im ganzen Dorf ist kein Pferd, das mehr als drei Hufeisen hat, und Zufällig war Hartenau in diesem Augenblick in demselben Gäßchen ein Stückchen Eine geschlagne Stunde hab ich Sie gesucht! sagte Latiner mit einem wü¬ Tut mir leid, zu hören, sagte Hartenau. Bin ein bißchen rumgebummelt. Wollte O, wir wissen, Hartenau, sagte Latiner mit vernichtenden Sarkasmus. Wir Sie gingen zusammen die Gasse hinunter, und gleich darauf tönte ans der Frauen und Kinder standen vor den Türen, als die Wagen, von denen jeder Nun. Lizzy, sagte Stockdale. als das Knarren der Räder beinahe verh Alles zu seiner Zeit, sagte sie. Aber jetzt muß ich hinaus. Doch nicht wieder nach der gräßlichen Küste? fragte er bestürzt. New, dahin nicht. Ich will nnr zusehen, welches Ende das heutige Erlebens Der Prediger in Nöten Um Gottes willen, Frau Newberry, haben Sie Schmied Hartenau hier Er ist ein Müßiggänger, Herr Latiner, sagte Lizzy listig. Was wollen Sie Ach, im ganzen Dorf ist kein Pferd, das mehr als drei Hufeisen hat, und Zufällig war Hartenau in diesem Augenblick in demselben Gäßchen ein Stückchen Eine geschlagne Stunde hab ich Sie gesucht! sagte Latiner mit einem wü¬ Tut mir leid, zu hören, sagte Hartenau. Bin ein bißchen rumgebummelt. Wollte O, wir wissen, Hartenau, sagte Latiner mit vernichtenden Sarkasmus. Wir Sie gingen zusammen die Gasse hinunter, und gleich darauf tönte ans der Frauen und Kinder standen vor den Türen, als die Wagen, von denen jeder Nun. Lizzy, sagte Stockdale. als das Knarren der Räder beinahe verh Alles zu seiner Zeit, sagte sie. Aber jetzt muß ich hinaus. Doch nicht wieder nach der gräßlichen Küste? fragte er bestürzt. New, dahin nicht. Ich will nnr zusehen, welches Ende das heutige Erlebens <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0267" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302969"/> <fw type="header" place="top"> Der Prediger in Nöten</fw><lb/> <p xml:id="ID_1086"> Um Gottes willen, Frau Newberry, haben Sie Schmied Hartenau hier<lb/> vorüberkommen sehen? Wenn wir ihn nur beim Schlafittchen kriegen könnten! An<lb/> den Haaren möcht ihn an seinen Amboß zerren, wo er hingehört!</p><lb/> <p xml:id="ID_1087"> Er ist ein Müßiggänger, Herr Latiner, sagte Lizzy listig. Was wollen Sie<lb/> denn von ihm?</p><lb/> <p xml:id="ID_1088"> Ach, im ganzen Dorf ist kein Pferd, das mehr als drei Hufeisen hat, und<lb/> manche haben bloß zwei. Die Räder haben keine Reifen, und an den Wagen sind<lb/> keine Vorstecker. Dazu die Quälerei mit dem Geschirr — fast keins ist in Ordnung!<lb/> Ich sehe schon, wir kommen vor Dunkelwerden nicht sort — beileibe nicht! Bande<lb/> ist das hier herum, Frau Newberry; aber sie treibens zu arg, denken Sie an<lb/> meine Worte! Im ganzen Kirchspiel ist kein Mann, der nicht Prügel verdiente!</p><lb/> <p xml:id="ID_1089"> Zufällig war Hartenau in diesem Augenblick in demselben Gäßchen ein Stückchen<lb/> weiter hinauf und rauchte seine Pfeife hinter einem Stechpalmbusch. Latiner ging,<lb/> sobald er ausgeredet, in dieser Richtung weiter, und bei Hartenau, der den Schritt<lb/> des Zollbeamten hörte, überwog Neugierde die Vorsicht. Er guckte hinter dem<lb/> Busch hervor in demselben Augenblick, als Latiner hinsah. So blieb ihm weiter<lb/> nichts übrig, als voll Harmlosigkeit vorzukommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1090"> Eine geschlagne Stunde hab ich Sie gesucht! sagte Latiner mit einem wü¬<lb/> tenden Blick.</p><lb/> <p xml:id="ID_1091"> Tut mir leid, zu hören, sagte Hartenau. Bin ein bißchen rumgebummelt. Wollte<lb/> sehen, ob noch mehr Fässer wo versteckt wären, und sie der Regierung ausliefern.</p><lb/> <p xml:id="ID_1092"> O, wir wissen, Hartenau, sagte Latiner mit vernichtenden Sarkasmus. Wir<lb/> wissen, daß Sie sie der Regierung abliefern wollten! Wir wissen, das ganze Dorf<lb/> hilft uns — hat uns den ganzen Tag geholfen! Jetzt kommen Sie freundlichst<lb/> mit in Ihre Werkstatt, und lassen Sie sich gefälligst dingen in des Königs Namen!</p><lb/> <p xml:id="ID_1093"> Sie gingen zusammen die Gasse hinunter, und gleich darauf tönte ans der<lb/> Schmiede der Schlag eines eben nicht sehr eifrig geschwungnen Hammers. Jedoch<lb/> kamen Wagen und Pferde schließlich in gebrauchsfähigen Zustand, wenn auch nicht<lb/> eher, als bis die Uhr sechs geschlagen hatte, und die schmutzigen Wege im wage¬<lb/> rechten Licht des sinkenden Tages glitzerten. Bald waren die Fuhrwerke mit den<lb/> geschmuggelten Fässern bepackt, und Latiner fuhr mit dreien seiner Assistenten langsam<lb/> zum Dorf hinaus in der Richtung nach dem Hafen von Budmouth, der eine ansehn¬<lb/> liche Zahl von Meilen entfernt war. Die übrigen Zollbeamten wurden zurückge¬<lb/> lassen, um den Nest der Ladung zu bewachen, der, wie sie wußten, irgendwo<lb/> zwischen Ringsworth und der Lulsteadbai versenkt war; auch sollten sie Owlett<lb/> ausfindig machen, die einzige Persönlichkeit, die durch die Entdeckung des Kellers<lb/> unanfechtbar bloßgestellt war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1094"> Frauen und Kinder standen vor den Türen, als die Wagen, von denen jeder<lb/> mit heugabelförmigen Strichen, dem Beschlagnahmezeichen der Regierung, angekreidet<lb/> war, in das zunehmende Zwielicht hineinfuhren. Und während sie so standen, be¬<lb/> trachteten sie das konfiszierte Gut mit einem melancholischen Ausdruck, der nur zu<lb/> deutlich ihre nahen Beziehungen zu der Angelegenheit kundgab.allt</p><lb/> <p xml:id="ID_1095"> Nun. Lizzy, sagte Stockdale. als das Knarren der Räder beinahe verh<lb/> war, dies ist ein würdiges Ende für Ihr Abenteuer. Aufrichtig dankbar bin M),<lb/> daß Sie ohne Verdacht davongekommen sind und nur den Rum eingebüßt papen.<lb/> Wollen Sie sich zu mir setzen und mich reden lassen?</p><lb/> <p xml:id="ID_1096"> Alles zu seiner Zeit, sagte sie. Aber jetzt muß ich hinaus.</p><lb/> <p xml:id="ID_1097"> Doch nicht wieder nach der gräßlichen Küste? fragte er bestürzt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1098"> New, dahin nicht. Ich will nnr zusehen, welches Ende das heutige Erlebens<lb/> nimmt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0267]
Der Prediger in Nöten
Um Gottes willen, Frau Newberry, haben Sie Schmied Hartenau hier
vorüberkommen sehen? Wenn wir ihn nur beim Schlafittchen kriegen könnten! An
den Haaren möcht ihn an seinen Amboß zerren, wo er hingehört!
Er ist ein Müßiggänger, Herr Latiner, sagte Lizzy listig. Was wollen Sie
denn von ihm?
Ach, im ganzen Dorf ist kein Pferd, das mehr als drei Hufeisen hat, und
manche haben bloß zwei. Die Räder haben keine Reifen, und an den Wagen sind
keine Vorstecker. Dazu die Quälerei mit dem Geschirr — fast keins ist in Ordnung!
Ich sehe schon, wir kommen vor Dunkelwerden nicht sort — beileibe nicht! Bande
ist das hier herum, Frau Newberry; aber sie treibens zu arg, denken Sie an
meine Worte! Im ganzen Kirchspiel ist kein Mann, der nicht Prügel verdiente!
Zufällig war Hartenau in diesem Augenblick in demselben Gäßchen ein Stückchen
weiter hinauf und rauchte seine Pfeife hinter einem Stechpalmbusch. Latiner ging,
sobald er ausgeredet, in dieser Richtung weiter, und bei Hartenau, der den Schritt
des Zollbeamten hörte, überwog Neugierde die Vorsicht. Er guckte hinter dem
Busch hervor in demselben Augenblick, als Latiner hinsah. So blieb ihm weiter
nichts übrig, als voll Harmlosigkeit vorzukommen.
Eine geschlagne Stunde hab ich Sie gesucht! sagte Latiner mit einem wü¬
tenden Blick.
Tut mir leid, zu hören, sagte Hartenau. Bin ein bißchen rumgebummelt. Wollte
sehen, ob noch mehr Fässer wo versteckt wären, und sie der Regierung ausliefern.
O, wir wissen, Hartenau, sagte Latiner mit vernichtenden Sarkasmus. Wir
wissen, daß Sie sie der Regierung abliefern wollten! Wir wissen, das ganze Dorf
hilft uns — hat uns den ganzen Tag geholfen! Jetzt kommen Sie freundlichst
mit in Ihre Werkstatt, und lassen Sie sich gefälligst dingen in des Königs Namen!
Sie gingen zusammen die Gasse hinunter, und gleich darauf tönte ans der
Schmiede der Schlag eines eben nicht sehr eifrig geschwungnen Hammers. Jedoch
kamen Wagen und Pferde schließlich in gebrauchsfähigen Zustand, wenn auch nicht
eher, als bis die Uhr sechs geschlagen hatte, und die schmutzigen Wege im wage¬
rechten Licht des sinkenden Tages glitzerten. Bald waren die Fuhrwerke mit den
geschmuggelten Fässern bepackt, und Latiner fuhr mit dreien seiner Assistenten langsam
zum Dorf hinaus in der Richtung nach dem Hafen von Budmouth, der eine ansehn¬
liche Zahl von Meilen entfernt war. Die übrigen Zollbeamten wurden zurückge¬
lassen, um den Nest der Ladung zu bewachen, der, wie sie wußten, irgendwo
zwischen Ringsworth und der Lulsteadbai versenkt war; auch sollten sie Owlett
ausfindig machen, die einzige Persönlichkeit, die durch die Entdeckung des Kellers
unanfechtbar bloßgestellt war.
Frauen und Kinder standen vor den Türen, als die Wagen, von denen jeder
mit heugabelförmigen Strichen, dem Beschlagnahmezeichen der Regierung, angekreidet
war, in das zunehmende Zwielicht hineinfuhren. Und während sie so standen, be¬
trachteten sie das konfiszierte Gut mit einem melancholischen Ausdruck, der nur zu
deutlich ihre nahen Beziehungen zu der Angelegenheit kundgab.allt
Nun. Lizzy, sagte Stockdale. als das Knarren der Räder beinahe verh
war, dies ist ein würdiges Ende für Ihr Abenteuer. Aufrichtig dankbar bin M),
daß Sie ohne Verdacht davongekommen sind und nur den Rum eingebüßt papen.
Wollen Sie sich zu mir setzen und mich reden lassen?
Alles zu seiner Zeit, sagte sie. Aber jetzt muß ich hinaus.
Doch nicht wieder nach der gräßlichen Küste? fragte er bestürzt.
New, dahin nicht. Ich will nnr zusehen, welches Ende das heutige Erlebens
nimmt.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |