Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Die Hilfswissenschaften der Volkswirtschaftslehre zeitalter mit seinen großen sozialen Umwälzungen, die schon Aristoteles mit den Die Kenntnis der Industrie bietet zugleich neue Anregung zum Studium F- Kuh, Die deutschen Textilmaschinen. Leipzig, 1900. **) Zielpunkte des deutschen Kolonialwcscns. Zwei Vorträge gehalten von Bernhard Dernburg, Wirklichem Geheimen Rat. Berlin, E. S. Mittler und Sohn, 1907. Dr. Paasche in der "Woche" vom 19. Januar 1907, Seite 138. f) Technologie der Fette und Öle von Gustav Hefter. Berlin, 1906, Jul. Springer. Band 1. Seite S71 ff. fs) Dr. Pietsch, Warenkunde. Leipzig, I. I. Weber. 6. Auflage, Seite 150.
Die Hilfswissenschaften der Volkswirtschaftslehre zeitalter mit seinen großen sozialen Umwälzungen, die schon Aristoteles mit den Die Kenntnis der Industrie bietet zugleich neue Anregung zum Studium F- Kuh, Die deutschen Textilmaschinen. Leipzig, 1900. **) Zielpunkte des deutschen Kolonialwcscns. Zwei Vorträge gehalten von Bernhard Dernburg, Wirklichem Geheimen Rat. Berlin, E. S. Mittler und Sohn, 1907. Dr. Paasche in der „Woche" vom 19. Januar 1907, Seite 138. f) Technologie der Fette und Öle von Gustav Hefter. Berlin, 1906, Jul. Springer. Band 1. Seite S71 ff. fs) Dr. Pietsch, Warenkunde. Leipzig, I. I. Weber. 6. Auflage, Seite 150.
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Die Hilfswissenschaften der Volkswirtschaftslehre
zeitalter mit seinen großen sozialen Umwälzungen, die schon Aristoteles mit den
Worten vorhersagte: „Wenn sich Meißel und Webeschiffchen selbst bewegten,
dann würde die Sklaverei nicht nötig sein."*) Die Textilindustrie bietet für
den Volkswirt und Sozialpolitiker besondres Interesse, da sich hier alle Stufen
früherer Wirtschaftstätigkeit bis heute neben dem hochentwickelten Fabrikbetriebe
erhalten haben. Und wenn wir in die Zukunft zu blicken und zu beurteilen
versuchen, welches die nächsten Ziele dieser Entwicklung sein werden, so sind
wir damit schon mitten in den wichtigsten volkswirtschaftlichen Zeitfragen, der
Kartell- und der Kolonialfrage. Zwar geht die Textilindustrie noch nicht, wie
die Montanindustrie, dem Trust entgegen, aber die Entwicklung scheint doch
zur Kartellierung zu drängen. Die Verschiedenheit der Fabrikationszweige
scheint zwar einem Zusammenschluß nicht günstig; es haben sich auch bisher
nur lokale Vereinigungen von Arbeitgebern gebildet zur Abwehr von Streik¬
gefahr und erst in letzter Zeit zur Aufrechterhaltung eines einheitlichen Preises.
Vielleicht aber bietet die schon lange als unerträglich empfundne Abhängigkeit
der Textilindustrie von Nordamerika in bezug auf den wichtigsten Rohstoff,
die Baumwolle, den Anlaß zu einem festen Zusammenschluß aller Zweige der
Textilbranche mit dem Ziele, reichliches Kapital aufzubringen zur energischen
Forderung des Baumwollanbaus und der Schafzucht in unsern Kolonien. Denn
auch den Hauptteil des Bedarfs an Wolle müssen wir vom Auslande beziehen.
Möchte die Absicht der amerikanischen Pflanzer, die Baumwolle zu vertrusten
und einen Minimalpreis zu vereinbaren, diesen Gedanken mächtig fördern.
Aber nicht nur als Notwehr gegen den Übermut amerikanischer Spekulanten
brauchen wir diesen Gedanken aufzufassen, sondern als Produkt rein kauf¬
männischer Überlegung, wenn wir das Urteil der Liverpooler Baumwollbörse
über die in unsern Kolonien erzeugte Baumwolle hören: ins böse L^xtian
substiwts hohl xrocluoscl,**) oder das Urteil ägyptischer Baumwollfirmen, daß
kaum in der Welt bessere Bedingungen für den Baumwollbau gefunden werden
können als in Deutschostafrika.***)
Die Kenntnis der Industrie bietet zugleich neue Anregung zum Studium
der Landwirtschaft. Diese ist ja durch ihre zahlreichen industriellen Neben¬
betriebe für immer mit der Industrie verbunden. Auch die Textilindustrie bietet
diese Anregung. Im landwirtschaftlichen Betriebe werden die wichtigsten Roh¬
stoffe, Wolle, Lein, Hanf, produziert. Die Wolle wird vor der Verarbeitung
gewaschen, um den Wollschweiß zu entfernen,-^) dann aber zur Herstellung
gewisser Fabrikate wieder geölt. Auch dieses Öl wird aus den Geweben
F- Kuh, Die deutschen Textilmaschinen. Leipzig, 1900.
**) Zielpunkte des deutschen Kolonialwcscns. Zwei Vorträge gehalten von Bernhard
Dernburg, Wirklichem Geheimen Rat. Berlin, E. S. Mittler und Sohn, 1907.
Dr. Paasche in der „Woche" vom 19. Januar 1907, Seite 138.
f) Technologie der Fette und Öle von Gustav Hefter. Berlin, 1906, Jul. Springer.
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fs) Dr. Pietsch, Warenkunde. Leipzig, I. I. Weber. 6. Auflage, Seite 150.
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