Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Die ältesten Fürsten von Braunschweig Tcmkmar. Aus dem machte die Sage einen Dankward und ließ ihn Danl- König Heinrich der Erste, der Städtegründer, mußte auch seiue Stelle in Die neuere Forschung hat diesen Ruhm nicht gelten lassen. Dafür hat sie Waren die Braunschweiger Brunonen des elften Jahrhunderts sonach nicht, Die ältesten Fürsten von Braunschweig Tcmkmar. Aus dem machte die Sage einen Dankward und ließ ihn Danl- König Heinrich der Erste, der Städtegründer, mußte auch seiue Stelle in Die neuere Forschung hat diesen Ruhm nicht gelten lassen. Dafür hat sie Waren die Braunschweiger Brunonen des elften Jahrhunderts sonach nicht, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0670" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302658"/> <fw type="header" place="top"> Die ältesten Fürsten von Braunschweig</fw><lb/> <p xml:id="ID_2923" prev="#ID_2922"> Tcmkmar. Aus dem machte die Sage einen Dankward und ließ ihn Danl-<lb/> warderode, die Braunschweiger Burg, gründen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2924"> König Heinrich der Erste, der Städtegründer, mußte auch seiue Stelle in<lb/> der Stadtgeschichte haben: so ließ man ihn die Stadt, der seine beiden Onkel<lb/> ihre Namen mitgegeben hatten, durch einen Mauerbau zuerst befestigen. Von<lb/> den Vorgängen bei Gründung und Mauerbau weiß die Sage genau zu be-<lb/> berichten, aber nur davon. Was dann aus der Stadt wurde, wer in der fol¬<lb/> genden Zeit ihre Fürsten waren, darüber wird keine Kunde gegeben, bis zu den<lb/> Zeiten eines andern Bruno, der um das Jahr 1000 lebte. Er ist der erste<lb/> Herr von Braunschweig, den die Geschichte kennt; denn vor dem elften Jahr¬<lb/> hundert wird der Name Braunschweig urkundlich nicht erwähnt. Natürlich sah<lb/> die Sage in diesem historischen Bruno von Braunschweig einen Nachkommen jenes<lb/> ältern Bruno, des Sachsenherzogs, des angeblichen Gründers, und machte so die<lb/> Herrscher von Braunschweig, die von dem jüngern Bruno ab lückenlos feststehn,<lb/> zu Nachkommen der großen Sachsendynastie, zu Stammesvettern der Ottonen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2925"> Die neuere Forschung hat diesen Ruhm nicht gelten lassen. Dafür hat sie<lb/> bei dem Versuch, über die Herkunft des jüngern Bruno Licht zu schaffen, ent¬<lb/> deckt, daß er wahrscheinlich nicht minder vornehmen Stammes war. Mit ziem¬<lb/> licher Zuversicht können wir heute sagen, er war aus einem Seitenzweige jenes<lb/> weitverbreiteten mächtigen Hauses von salisch - fränkischen Grafen und Herren,<lb/> dem König Konrad der Erste angehörte. Die Besitzungen der großen Fürsten¬<lb/> häuser des neunten und des zehnten Jahrhunderts lagen oft weit auseinander.<lb/> Eine Linie dieser Salier, die in ihren Stammlanden am Main und an der Lahn<lb/> früh ausstarben, blühte fort als Herzöge von Schwaben. Von einer dritten<lb/> Linie, die auch in Süddeutschland angesessen war, muß Mitte des zehnten Jahr¬<lb/> hunderts ein Graf Kuno durch Erbheirat mit einer friesischen Grafeutochter nach<lb/> dem Norden gekommen sein. Der Sohn dieses Kuno, Markgraf Elbert von Fries¬<lb/> land, scheint der Vater des oben erwähnten Bruno gewesen zu sein, der zuerst<lb/> geschichtlich als Herr von Braunschweig erscheint und etwa im Jahre 1006 ge¬<lb/> storben ist. Allod seines Hauses war das Stadtgebiet links von der Oker, die<lb/> Burg Dankwarderode und die Wiek. Was von altem Fürstengnt rechts von<lb/> der Oker lag, war durch Schenkung der letzten Tochter eines damals ausge¬<lb/> storbnen Grafenhauses jener Gegend Eigentum des Klosters Steterburg ge¬<lb/> worden. Vielleicht ist die Vermutung nicht zu gewagt, daß eine zweite Erb¬<lb/> tochter dieser sogenannten Grafen von Ölsburg den Stammsitz: die Burg<lb/> Dankwarderode und die Güter bei der Burg dem Vater des Grafen Bruno als<lb/> Eigenbesitz in die Ehe mitbrachte, dessen sächsischer Vorname Bruno im Hause<lb/> der Salier sonst nicht vorkommt und auch von der Familie der ältesten unbe¬<lb/> kannten Herren von Braunschweig übernommen sein wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_2926" next="#ID_2927"> Waren die Braunschweiger Brunonen des elften Jahrhunderts sonach nicht,<lb/> wie die Sage rühmt, Stammesgenossen des sächsischen Herzogs und Kaiserhauses,<lb/> so waren sie diesem Hause doch verwandt. Denn Rilinde, die friesische Erbin,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0670]
Die ältesten Fürsten von Braunschweig
Tcmkmar. Aus dem machte die Sage einen Dankward und ließ ihn Danl-
warderode, die Braunschweiger Burg, gründen.
König Heinrich der Erste, der Städtegründer, mußte auch seiue Stelle in
der Stadtgeschichte haben: so ließ man ihn die Stadt, der seine beiden Onkel
ihre Namen mitgegeben hatten, durch einen Mauerbau zuerst befestigen. Von
den Vorgängen bei Gründung und Mauerbau weiß die Sage genau zu be-
berichten, aber nur davon. Was dann aus der Stadt wurde, wer in der fol¬
genden Zeit ihre Fürsten waren, darüber wird keine Kunde gegeben, bis zu den
Zeiten eines andern Bruno, der um das Jahr 1000 lebte. Er ist der erste
Herr von Braunschweig, den die Geschichte kennt; denn vor dem elften Jahr¬
hundert wird der Name Braunschweig urkundlich nicht erwähnt. Natürlich sah
die Sage in diesem historischen Bruno von Braunschweig einen Nachkommen jenes
ältern Bruno, des Sachsenherzogs, des angeblichen Gründers, und machte so die
Herrscher von Braunschweig, die von dem jüngern Bruno ab lückenlos feststehn,
zu Nachkommen der großen Sachsendynastie, zu Stammesvettern der Ottonen.
Die neuere Forschung hat diesen Ruhm nicht gelten lassen. Dafür hat sie
bei dem Versuch, über die Herkunft des jüngern Bruno Licht zu schaffen, ent¬
deckt, daß er wahrscheinlich nicht minder vornehmen Stammes war. Mit ziem¬
licher Zuversicht können wir heute sagen, er war aus einem Seitenzweige jenes
weitverbreiteten mächtigen Hauses von salisch - fränkischen Grafen und Herren,
dem König Konrad der Erste angehörte. Die Besitzungen der großen Fürsten¬
häuser des neunten und des zehnten Jahrhunderts lagen oft weit auseinander.
Eine Linie dieser Salier, die in ihren Stammlanden am Main und an der Lahn
früh ausstarben, blühte fort als Herzöge von Schwaben. Von einer dritten
Linie, die auch in Süddeutschland angesessen war, muß Mitte des zehnten Jahr¬
hunderts ein Graf Kuno durch Erbheirat mit einer friesischen Grafeutochter nach
dem Norden gekommen sein. Der Sohn dieses Kuno, Markgraf Elbert von Fries¬
land, scheint der Vater des oben erwähnten Bruno gewesen zu sein, der zuerst
geschichtlich als Herr von Braunschweig erscheint und etwa im Jahre 1006 ge¬
storben ist. Allod seines Hauses war das Stadtgebiet links von der Oker, die
Burg Dankwarderode und die Wiek. Was von altem Fürstengnt rechts von
der Oker lag, war durch Schenkung der letzten Tochter eines damals ausge¬
storbnen Grafenhauses jener Gegend Eigentum des Klosters Steterburg ge¬
worden. Vielleicht ist die Vermutung nicht zu gewagt, daß eine zweite Erb¬
tochter dieser sogenannten Grafen von Ölsburg den Stammsitz: die Burg
Dankwarderode und die Güter bei der Burg dem Vater des Grafen Bruno als
Eigenbesitz in die Ehe mitbrachte, dessen sächsischer Vorname Bruno im Hause
der Salier sonst nicht vorkommt und auch von der Familie der ältesten unbe¬
kannten Herren von Braunschweig übernommen sein wird.
Waren die Braunschweiger Brunonen des elften Jahrhunderts sonach nicht,
wie die Sage rühmt, Stammesgenossen des sächsischen Herzogs und Kaiserhauses,
so waren sie diesem Hause doch verwandt. Denn Rilinde, die friesische Erbin,
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