Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Der alte Maler Man las da so Namen im Kreisblatt -- Namen -- Aber hier ins Gebirge kam nichts, kein Bild, keine Abbildung. Wenn er nur nicht so schüchtern wäre. Er könnte ja ruhig einmal zu dem Ja, wenn er damals Hütte auf der Akademie bleiben können! Aber da kam das nie recht satt werden, nie warn, werden. Das macht klein. Aber nicht satt werden . ., Er wäre ja wohl verhungert. Da sagten sie ihm, als der Vater starb, die aus seinem Dorfe: Es ist ja ein Bruckner hob den Kopf, und sein Blick verlor sich eine Weile ganz in die Das war es nun eben, weiter war er von da an nicht mehr gekommen. Vor Schule^ ^ Pächter aus der Tür und legte dem Stillen die Hand auf die Sie, Bruckner, wissen Sie, was meine Frau sagt? -- Der sah mit einem etwas Aber Preisler! wehrte der schüchterne Mann ab und lehnte sich an die Ja, das hat sie sich nun eingeredet. Sie ist nämlich immerzu in einer Angst, Aber Preisler! Ja sehen Sie, wenn sich meine Frau so was in den Kopf setzt . . .! Gott, Aber Preisler, ich bitte Sie . . . Vor Erregung stand Bruckner auf und sah . ^ Der griff ihn am Ärmel und zog ihn lachend in die Haustür. Dabei rief er Gleich rechter Hand war die Küche. Die Tür stand offen, und man sah im Dann schüttelte sie ihm die Hand. Der alte Maler Man las da so Namen im Kreisblatt — Namen — Aber hier ins Gebirge kam nichts, kein Bild, keine Abbildung. Wenn er nur nicht so schüchtern wäre. Er könnte ja ruhig einmal zu dem Ja, wenn er damals Hütte auf der Akademie bleiben können! Aber da kam das nie recht satt werden, nie warn, werden. Das macht klein. Aber nicht satt werden . ., Er wäre ja wohl verhungert. Da sagten sie ihm, als der Vater starb, die aus seinem Dorfe: Es ist ja ein Bruckner hob den Kopf, und sein Blick verlor sich eine Weile ganz in die Das war es nun eben, weiter war er von da an nicht mehr gekommen. Vor Schule^ ^ Pächter aus der Tür und legte dem Stillen die Hand auf die Sie, Bruckner, wissen Sie, was meine Frau sagt? — Der sah mit einem etwas Aber Preisler! wehrte der schüchterne Mann ab und lehnte sich an die Ja, das hat sie sich nun eingeredet. Sie ist nämlich immerzu in einer Angst, Aber Preisler! Ja sehen Sie, wenn sich meine Frau so was in den Kopf setzt . . .! Gott, Aber Preisler, ich bitte Sie . . . Vor Erregung stand Bruckner auf und sah . ^ Der griff ihn am Ärmel und zog ihn lachend in die Haustür. Dabei rief er Gleich rechter Hand war die Küche. Die Tür stand offen, und man sah im Dann schüttelte sie ihm die Hand. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0639" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302627"/> <fw type="header" place="top"> Der alte Maler</fw><lb/> <p xml:id="ID_2736"> Man las da so Namen im Kreisblatt — Namen —</p><lb/> <p xml:id="ID_2737"> Aber hier ins Gebirge kam nichts, kein Bild, keine Abbildung.</p><lb/> <p xml:id="ID_2738"> Wenn er nur nicht so schüchtern wäre. Er könnte ja ruhig einmal zu dem<lb/> Migen Maler hinausgehn und nach D. fragen . . . aber er war nun einmal so er<lb/> scheute sich.</p><lb/> <p xml:id="ID_2739"> Ja, wenn er damals Hütte auf der Akademie bleiben können!</p><lb/> <p xml:id="ID_2740"> Aber da kam das nie recht satt werden, nie warn, werden. 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Der alte Maler
Man las da so Namen im Kreisblatt — Namen —
Aber hier ins Gebirge kam nichts, kein Bild, keine Abbildung.
Wenn er nur nicht so schüchtern wäre. Er könnte ja ruhig einmal zu dem
Migen Maler hinausgehn und nach D. fragen . . . aber er war nun einmal so er
scheute sich.
Ja, wenn er damals Hütte auf der Akademie bleiben können!
Aber da kam das nie recht satt werden, nie warn, werden. Das macht klein.
Sein Vater hatte viel zu reden gewußt von armen Hirtenjungen, die große Maler
und Dichter wurden.
Aber nicht satt werden . .,
Er wäre ja wohl verhungert.
Da sagten sie ihm, als der Vater starb, die aus seinem Dorfe: Es ist ja ein
unsern, und dn bist krank! und redeten auf ihn ein, bis er die Stelle in der
^herschen Tapetenfabrik annahm. Dn kriegst doch satt zu essen, sagten sie, dann
lau» man ja weiter sehen.
Bruckner hob den Kopf, und sein Blick verlor sich eine Weile ganz in die
Ferne. Da sah er wieder vor sich hin und seufzte.
Das war es nun eben, weiter war er von da an nicht mehr gekommen. Vor
Zehn Jahren hatten sie ihn noch zum Zeichenlehrer an der Industrieschule gemacht,
und er hatte heiraten können; das war alles. Und nnn saß er hier auf der Bank,
und dort oben war ein Maler, ein junger Mensch, der hatte Geld genug. Der
wußte, was sie draußen machten, die Großen, Tüchtige», wurde wohl selber einmal
einer, wenn er es in sich hatte . . .
Schule^ ^ Pächter aus der Tür und legte dem Stillen die Hand auf die
Sie, Bruckner, wissen Sie, was meine Frau sagt? — Der sah mit einem etwas
und ^" ""f. ^ Sie sollten doch mal rausgehn zu den Malers
Aber Preisler! wehrte der schüchterne Mann ab und lehnte sich an die
Hauswart.
Ja, das hat sie sich nun eingeredet. Sie ist nämlich immerzu in einer Angst,
daß den feinen Leuten was nicht passen möchte, und da meint sie, weil Sie doch
°und auf der Kunstschule waren, könnten Sie mal 'n bißchen nachfragen, ob sie
auch zufrieden sind, so mit den Betten, der Kost und allem.
Aber Preisler!
Ja sehen Sie, wenn sich meine Frau so was in den Kopf setzt . . .! Gott,
damit sie sich zufrieden gibt, könnten Sie es ja mal versuchen. Sie sind doch ein
Kollege. Das kann ihm doch nur recht sein, wenn Sie ihn besuchen.
Aber Preisler, ich bitte Sie . . . Vor Erregung stand Bruckner auf und sah
°e» großen, ruhigen Mann ganz hilflos an.
. ^ Der griff ihn am Ärmel und zog ihn lachend in die Haustür. Dabei rief er
den Flur hinein: Alte, er will nicht!
Gleich rechter Hand war die Küche. Die Tür stand offen, und man sah im
bläulichen Rauch kräftige Gestalten herumwirtschaften. Nun erschien die runde
-pachterin in der Türöffnung, das volle Gesicht unter den glatten, noch dunkeln
scheiteln rotglänzend von der Küchenhitze. Sie trocknete die Hände an der
planen Schürze, die sie vor das saubere Sonntagskleid gebunden hatte, und sagte
^el^eifrig und treuherzig: Ih. das wird er mir doch zu Gefallen tun, der Herr
Dann schüttelte sie ihm die Hand.
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