Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Die Beziehungen des Deutschen Reiches zu den Vereinigten Staaten von Amerika sich doch zum Wohle der lesenden Menschheit recht viele Schriftsteller an der Im ersten Teile seines Werkes hatte Dove das britische Weltreich ge¬ Seltsamerweise kommt Dove trotz diesen von ihm selbst angeführten Tat¬ Ferner ist zu berücksichtigen, daß ein großer Teil der Vereinigten Staaten Die Beziehungen des Deutschen Reiches zu den Vereinigten Staaten von Amerika sich doch zum Wohle der lesenden Menschheit recht viele Schriftsteller an der Im ersten Teile seines Werkes hatte Dove das britische Weltreich ge¬ Seltsamerweise kommt Dove trotz diesen von ihm selbst angeführten Tat¬ Ferner ist zu berücksichtigen, daß ein großer Teil der Vereinigten Staaten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0608" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302596"/> <fw type="header" place="top"> Die Beziehungen des Deutschen Reiches zu den Vereinigten Staaten von Amerika</fw><lb/> <p xml:id="ID_2600" prev="#ID_2599"> sich doch zum Wohle der lesenden Menschheit recht viele Schriftsteller an der<lb/> prägnanten Kürze Doves ein Muster nehmen!</p><lb/> <p xml:id="ID_2601"> Im ersten Teile seines Werkes hatte Dove das britische Weltreich ge¬<lb/> schildert, in dem die räumliche Trennung der einzelnen Bestandteile eine große<lb/> Rolle spielte, während die Vereinigten Staaten, wenn man von Hawai und<lb/> den Philippinen absieht, eine große kompakte Masse bilden und deshalb ein<lb/> ganz andres geographisches Bild liefern. Mit Recht weist Dove darauf hin,<lb/> daß die Weltlage der Vereinigten Staaten trotz der äußern Ähnlichkeit ihrer<lb/> Kultur mit der unsern große Unterschiede gegenüber verwandten Ländern Europas<lb/> erkennen lasse. Während der Norden ihres Gebiets in der geographischen Breite<lb/> von Baden, die Neuenglandstaaten in der von Oberitalien liegen, entspricht<lb/> das Ohiogebiet schou Sizilien und die Südstaaten schon dem westlichen Nord¬<lb/> afrika. Die Folgen dieser Lageverhültnisse machen sich natürlich im Klima<lb/> bemerkbar, das durch das Fehlen jedes stärkern Gebirgsabschlusses im Norden<lb/> wie im Süden zu einem sehr ungünstigen gestaltet wird. Die nach Norden<lb/> offne Lage hat winterliche Einwirkungen der nördlichen Breiten auf den Süden<lb/> zur Folge, die sich bei der Landwirtschaft sehr unangenehm bemerkbar machen.<lb/> Im Winter sind auch die Durchschnittstemperaturen bis weit in den Süden<lb/> außerordentlich niedrig. Im Frühjahr treten oft Fröste ein, und am verderb¬<lb/> lichsten für die Pflanzenwelt sind die ungeheuern Tempcraturschwankungen.<lb/> Dadurch ist zum Beispiel die Baumwolle in einzelnen Gebieten an der Nord¬<lb/> grenze ihrer Verbreitung durch lohnendere Gewächse wie Weizen und Mais<lb/> zurückgedrängt worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_2602"> Seltsamerweise kommt Dove trotz diesen von ihm selbst angeführten Tat¬<lb/> sachen zu der Hypothese, daß das Hauptkulturland östlich von den Felsen¬<lb/> gebirgen, mit europäischen Dichtegraden verglichen, allein 390 Millionen Ein¬<lb/> wohner, ungefähr die gleiche Menge wie die heutige Bevölkerung Europas<lb/> beherbergen könnte, und prophezeit, daß diese Zahl dereinst noch überschritten<lb/> werde. Allerdings schränkt er seine Hypothese später etwas ein, indem er es<lb/> zum mindesten für fraglich hält, ob in den nördlichen Landwirtschnftsstaaten<lb/> jemals eine Verdichtung der Bevölkerung möglich sein werde, wie wir sie bei¬<lb/> spielsweise in Südwestdeutschland beobachten, da dort ein einziger ungünstiger<lb/> Frühling die ganze Jahreseinnahme des kleinen Besitzers, der auf intensive<lb/> Kultur angewiesen sei, vernichten könne.</p><lb/> <p xml:id="ID_2603" next="#ID_2604"> Ferner ist zu berücksichtigen, daß ein großer Teil der Vereinigten Staaten<lb/> für weiße Ackerbauer ungeeignet ist und nur den Plantagenbetrieb mit Farbigen<lb/> gestattet, mithin für die etwaige Zunahme der Weißen Bevölkerung nicht in<lb/> Betracht kommt. Dove gibt denn auch zu, daß in den Vereinigten Staaten,<lb/> je länger sie bestehn werden, um so mehr eine Trennung der durch die<lb/> Arbeit der Weißen und der durch die Arbeit der Farbigen zu erschließenden<lb/> Gegenden stattfinden wird. Dove schützt den Teil des amerikanischen Staats¬<lb/> gebiets, in dem der Weiße fast während eines halben Jahres in der Körper-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0608]
Die Beziehungen des Deutschen Reiches zu den Vereinigten Staaten von Amerika
sich doch zum Wohle der lesenden Menschheit recht viele Schriftsteller an der
prägnanten Kürze Doves ein Muster nehmen!
Im ersten Teile seines Werkes hatte Dove das britische Weltreich ge¬
schildert, in dem die räumliche Trennung der einzelnen Bestandteile eine große
Rolle spielte, während die Vereinigten Staaten, wenn man von Hawai und
den Philippinen absieht, eine große kompakte Masse bilden und deshalb ein
ganz andres geographisches Bild liefern. Mit Recht weist Dove darauf hin,
daß die Weltlage der Vereinigten Staaten trotz der äußern Ähnlichkeit ihrer
Kultur mit der unsern große Unterschiede gegenüber verwandten Ländern Europas
erkennen lasse. Während der Norden ihres Gebiets in der geographischen Breite
von Baden, die Neuenglandstaaten in der von Oberitalien liegen, entspricht
das Ohiogebiet schou Sizilien und die Südstaaten schon dem westlichen Nord¬
afrika. Die Folgen dieser Lageverhültnisse machen sich natürlich im Klima
bemerkbar, das durch das Fehlen jedes stärkern Gebirgsabschlusses im Norden
wie im Süden zu einem sehr ungünstigen gestaltet wird. Die nach Norden
offne Lage hat winterliche Einwirkungen der nördlichen Breiten auf den Süden
zur Folge, die sich bei der Landwirtschaft sehr unangenehm bemerkbar machen.
Im Winter sind auch die Durchschnittstemperaturen bis weit in den Süden
außerordentlich niedrig. Im Frühjahr treten oft Fröste ein, und am verderb¬
lichsten für die Pflanzenwelt sind die ungeheuern Tempcraturschwankungen.
Dadurch ist zum Beispiel die Baumwolle in einzelnen Gebieten an der Nord¬
grenze ihrer Verbreitung durch lohnendere Gewächse wie Weizen und Mais
zurückgedrängt worden.
Seltsamerweise kommt Dove trotz diesen von ihm selbst angeführten Tat¬
sachen zu der Hypothese, daß das Hauptkulturland östlich von den Felsen¬
gebirgen, mit europäischen Dichtegraden verglichen, allein 390 Millionen Ein¬
wohner, ungefähr die gleiche Menge wie die heutige Bevölkerung Europas
beherbergen könnte, und prophezeit, daß diese Zahl dereinst noch überschritten
werde. Allerdings schränkt er seine Hypothese später etwas ein, indem er es
zum mindesten für fraglich hält, ob in den nördlichen Landwirtschnftsstaaten
jemals eine Verdichtung der Bevölkerung möglich sein werde, wie wir sie bei¬
spielsweise in Südwestdeutschland beobachten, da dort ein einziger ungünstiger
Frühling die ganze Jahreseinnahme des kleinen Besitzers, der auf intensive
Kultur angewiesen sei, vernichten könne.
Ferner ist zu berücksichtigen, daß ein großer Teil der Vereinigten Staaten
für weiße Ackerbauer ungeeignet ist und nur den Plantagenbetrieb mit Farbigen
gestattet, mithin für die etwaige Zunahme der Weißen Bevölkerung nicht in
Betracht kommt. Dove gibt denn auch zu, daß in den Vereinigten Staaten,
je länger sie bestehn werden, um so mehr eine Trennung der durch die
Arbeit der Weißen und der durch die Arbeit der Farbigen zu erschließenden
Gegenden stattfinden wird. Dove schützt den Teil des amerikanischen Staats¬
gebiets, in dem der Weiße fast während eines halben Jahres in der Körper-
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