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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

höhern Schulen ein Nachteil ist, der auf die Schüler und ihre Eltern allein fällt.
So kommt es, daß Eltern, die es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren können, daß
eins ihrer Kinder auf einer Volksschule deutschen Religionsunterricht erhalt, den¬
selben Gewissenszwang unbedenklich einem andern ihrer Kinder auferlegen, um ihm
den Besuch einer höhern Schule zu ermöglichen. Man kann es dem Staat nicht
verdenken, daß er dieses frivole und verlogne Spiel mit dem Begriff der Gewissens¬
pflicht dadurch aufdeckt, daß er die Konsequenz zieht, die die Eltern eigentlich
ziehen müßten, wenn ihre Gewissensbedenken ehrlich wären. Die Eltern, die
einzelne ihrer Kinder gegen das Gebot von Pflicht und Obrigkeit zu Werkzeugen
einer staatsfeindlichen Agitation hergeben, können nicht erwarten, daß der Staat
die Augen zudrückt, wenn sie ihren andern Kindern Vorteile sichern wollen, die
sie der Fürsorge des von ihnen bekämpften Staates verdanken. Es ist durchaus
richtig, daß die Regierung sich hierin durch keine Sentimentalität beirren läßt.

Übrigens ist es nicht nur der polnische Schnlstreik, der den Rücktritt des
Herrn von Stube verzögern soll. Wohl mehr noch kommt dabei der Plan in Be¬
tracht, das Kultusministerium zu teilen. Der Bereich der Amtsgeschäfte ist für
dieses Ministerium so gewaltig angeschwollen, daß die Beherrschung dieser Ver¬
waltung eine Menschenkraft übersteigt. Schon längst ist angeregt worden, ein be¬
sondres Unterrichtsministerium abzuzweigen. Wenn es bisher noch nicht dazu ge¬
kommen ist, so liegt das zu einem Teil an der Schwierigkeit, die eine solche Teilung
einer Zentralbehörde immer mit sich bringt, zum andern Teil und hauptsächlich aber
an den Meinungsverschiedenheiten über die Art der Trennung. Konservativer An¬
schauung entspricht es, das Volksschulwesen in naher Verbindung mit den kirchlichen
Angelegenheiten zu erhalten; der Liberalismus wünscht eine einheitliche Organisation
und Verwaltung des gesamten Unterrichtswesens. Neuerdings beginnt die Einheit
der Unterrichtsverwaltung auch den konservativen Kreisen als notwendig zu er¬
scheinen. Es ist deshalb sehr leicht möglich, daß sich der Plan der Errichtung eines
besondern Unterrichtsministeriums seiner Verwirklichung nähert. Man wird aber, um
darüber ins klare zu kommen und schlüssig zu werden, die geschäftliche Erfahrung
des Ministers, in dessen Hand bisher die ganze Verwaltung gelegen hat, nicht
entbehren wollen, und auch das ist wohl ein Grund, nicht allzu schnell zu einem
Wechsel in der Person des Kultusministers zu schreiten.

Es bedarf kaum der Erwähnung, daß die Betrachtungen über den neuesten
Kurs der Reichspolitik und die innere Lage im Reich und in Preußen in derselben
Weise fortgesetzt werden, wie sie nach der Sitzung des preußischen Abgeordneten¬
hauses vom 16. März begonnen wurden. Natürlich kommt dabei herzlich wenig
heraus. Für den aufmerksamen Beobachter ist es interessant, auf was für Arten
versucht wird, dem Fürsten Bülow Verlegenheiten zu bereiten oder ihm ein Bein
zu stellen. Die Gegner des Reichskanzlers haben die früher beliebte Methode ver¬
lassen müssen, wonach sie ihn als einen geschickten "Handlanger" darzustellen suchten,
der politisch von der Hand in den Mund lebe, im Grunde wenig von Politik ver¬
stehe, lächelnd über Schwierigkeiten hinweggleite, ohne sie zu beseitigen und wirklich
zu überwinden, und der sich nur durch das beständig gebrachte Opfer des Intellekts
mühsam im Sattel halte. Diese Vorstellung ist nach der letzten Gestaltung der
Lage nicht mehr aufrecht zu erhalten. Die Gegner haben sich überzeugen müssen,
daß Fürst Bülow durch planmäßiges und energisches Handeln nach dem Grundsatz:
"Erst wägen, dann wagen!" tatsächlich der Herr der Lage geworden ist, und auch
seine vergangne Politik nicht mehr in dem Lichte gesehen werden kann, worin sie
kurzsichtigen und übelwollenden Beurteilern erschien. Jetzt setzt man mit andern
Methoden ein, wie sie auch Fürst Bismarck seinerzeit hat erfahren müssen, als


Maßgebliches und Unmaßgebliches

höhern Schulen ein Nachteil ist, der auf die Schüler und ihre Eltern allein fällt.
So kommt es, daß Eltern, die es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren können, daß
eins ihrer Kinder auf einer Volksschule deutschen Religionsunterricht erhalt, den¬
selben Gewissenszwang unbedenklich einem andern ihrer Kinder auferlegen, um ihm
den Besuch einer höhern Schule zu ermöglichen. Man kann es dem Staat nicht
verdenken, daß er dieses frivole und verlogne Spiel mit dem Begriff der Gewissens¬
pflicht dadurch aufdeckt, daß er die Konsequenz zieht, die die Eltern eigentlich
ziehen müßten, wenn ihre Gewissensbedenken ehrlich wären. Die Eltern, die
einzelne ihrer Kinder gegen das Gebot von Pflicht und Obrigkeit zu Werkzeugen
einer staatsfeindlichen Agitation hergeben, können nicht erwarten, daß der Staat
die Augen zudrückt, wenn sie ihren andern Kindern Vorteile sichern wollen, die
sie der Fürsorge des von ihnen bekämpften Staates verdanken. Es ist durchaus
richtig, daß die Regierung sich hierin durch keine Sentimentalität beirren läßt.

Übrigens ist es nicht nur der polnische Schnlstreik, der den Rücktritt des
Herrn von Stube verzögern soll. Wohl mehr noch kommt dabei der Plan in Be¬
tracht, das Kultusministerium zu teilen. Der Bereich der Amtsgeschäfte ist für
dieses Ministerium so gewaltig angeschwollen, daß die Beherrschung dieser Ver¬
waltung eine Menschenkraft übersteigt. Schon längst ist angeregt worden, ein be¬
sondres Unterrichtsministerium abzuzweigen. Wenn es bisher noch nicht dazu ge¬
kommen ist, so liegt das zu einem Teil an der Schwierigkeit, die eine solche Teilung
einer Zentralbehörde immer mit sich bringt, zum andern Teil und hauptsächlich aber
an den Meinungsverschiedenheiten über die Art der Trennung. Konservativer An¬
schauung entspricht es, das Volksschulwesen in naher Verbindung mit den kirchlichen
Angelegenheiten zu erhalten; der Liberalismus wünscht eine einheitliche Organisation
und Verwaltung des gesamten Unterrichtswesens. Neuerdings beginnt die Einheit
der Unterrichtsverwaltung auch den konservativen Kreisen als notwendig zu er¬
scheinen. Es ist deshalb sehr leicht möglich, daß sich der Plan der Errichtung eines
besondern Unterrichtsministeriums seiner Verwirklichung nähert. Man wird aber, um
darüber ins klare zu kommen und schlüssig zu werden, die geschäftliche Erfahrung
des Ministers, in dessen Hand bisher die ganze Verwaltung gelegen hat, nicht
entbehren wollen, und auch das ist wohl ein Grund, nicht allzu schnell zu einem
Wechsel in der Person des Kultusministers zu schreiten.

Es bedarf kaum der Erwähnung, daß die Betrachtungen über den neuesten
Kurs der Reichspolitik und die innere Lage im Reich und in Preußen in derselben
Weise fortgesetzt werden, wie sie nach der Sitzung des preußischen Abgeordneten¬
hauses vom 16. März begonnen wurden. Natürlich kommt dabei herzlich wenig
heraus. Für den aufmerksamen Beobachter ist es interessant, auf was für Arten
versucht wird, dem Fürsten Bülow Verlegenheiten zu bereiten oder ihm ein Bein
zu stellen. Die Gegner des Reichskanzlers haben die früher beliebte Methode ver¬
lassen müssen, wonach sie ihn als einen geschickten „Handlanger" darzustellen suchten,
der politisch von der Hand in den Mund lebe, im Grunde wenig von Politik ver¬
stehe, lächelnd über Schwierigkeiten hinweggleite, ohne sie zu beseitigen und wirklich
zu überwinden, und der sich nur durch das beständig gebrachte Opfer des Intellekts
mühsam im Sattel halte. Diese Vorstellung ist nach der letzten Gestaltung der
Lage nicht mehr aufrecht zu erhalten. Die Gegner haben sich überzeugen müssen,
daß Fürst Bülow durch planmäßiges und energisches Handeln nach dem Grundsatz:
„Erst wägen, dann wagen!" tatsächlich der Herr der Lage geworden ist, und auch
seine vergangne Politik nicht mehr in dem Lichte gesehen werden kann, worin sie
kurzsichtigen und übelwollenden Beurteilern erschien. Jetzt setzt man mit andern
Methoden ein, wie sie auch Fürst Bismarck seinerzeit hat erfahren müssen, als


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/55>, abgerufen am 06.02.2025.