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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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Der 5eeweg nach Köln

dieser Verkehr ist, so wird sein Umfang doch niemals groß genug sein, um
die Vertiefung des Rheins in dein geplanten Sinne wirtschaftlich zu begründen.
Dazu würde unbedingt gehören, daß die Massengüter auf Seedampfern ohne
Umladung unmittelbar an die niederrheinischen Umschlagshäfen und die Häfen
der industriellen Werke herangebracht werden könnten. Dann erst wäre das
Ziel der Nheinvertiefnng erreicht.

Für die Einfuhr über den Rhein kommen von Massengütern vornehmlich
Eisenerze, Getreide, Holz und Petroleum in Betracht. Jetzt werden diese
Güter in Rotterdam, Antwerpen, Dordrecht und Amsterdam aus den See¬
dampfern in Rheinkähne übergeladen. Soll dieser Umladeverkehr ausgeschaltet
werden, so müssen die Seedampfer die Möglichkeit erhalten, bis zu den nieder¬
rheinischen Häfen weiterzufahren. Der Tiefgang der Erzdampfer hält sich
zwischen acht und elf Metern; der der Getreidedampfer und der übrigen
Dampfer ist etwa acht Meter. Die wichtigste Anfuhr sind die Eisenerze. Die
neuern Erzdampfer streben alle den größern Tiefgang an. Man wird somit,
wenn man von vornherein gute Arbeit macheu will, mit einem Tiefgang der
Dampfer von mindestens elf Metern rechnen müssen. Was das bei einer
Stromlänge von 307 Kilometern, von Rotterdam bis Köln, bedeutet, wird
jeder Fachmann des Wasserbaues zu beurteilen wissen. Wollte man sich in der
Erzanfuhr mittels Seedampfers nur bis Rheinhausen, der Kruppschen Friedrich-
Alfred-Hütte, gegenüber Duisburg, beschränken, so wären noch immer 221 Kilo¬
meter Stromlänge zu vertiefen, und davon etwa 120 bis 140 Kilometer im
Studiosen Strome.

Die Fahrt auf See von Schweden nach Rotterdam danert durchschnittlich
vier bis fünf Tage. Rechnet man zur Löschung in Rotterdam noch einen bis
zwei Tage hinzu, so hat der Seedampfer sein Frachtgeschäft in fünf bis sieben
Tagen abgewickelt, und er kann, wenn er keine Rückfracht sucht, die Rückreise
sogleich wieder antreten. Die schwedischen Erzdampfer rechnen allgemein nicht
mit Rückfracht, und sie verlassen den Hafen sofort nach der Ausladung. Fährt
der Erzdampfer bis zu den Judustriehäfen bei Schwelgern (Walsum), Alsmn,
Laar, Rheinhansen, Duisburg usw. weiter, so braucht er zur Fahrt zum
wenigsten weitere vier Tage. Zur Rückreise auf dem Strome kommen wieder
ebenso viele Tage hinzu. Die Fahrt kann nämlich mit Rücksicht auf den Ufer¬
schutz usw. nur in ganz gemäßigter Geschwindigkeit zurückgelegt werden. Bis
Köln brauchte er mindestens fünf Tage. An Fracht würde der Dampfer nach
gewissen Dnrchschnittssätzen auf dem Rhein etwa 2 Mark für die Tonne zu
erwarten haben, während er auf See mit 7 bis 8 Mark Fracht rechnen kann-
Das wirtschaftlich nicht sehr günstige Ergebnis wäre somit eine acht Tage
längere Fahrt bei dem vierten Teile der Fracht. Unter so ungünstigen Aus¬
sichten wird sich kaum ein Reeber finden, der seine Erzdampfer bis zum
deutschen Niederrhein hinausschickte. Alle würden es sicher vorziehn, ihre
Dampfer nur nach Rotterdam fahren und dort, wie es jetzt geschieht, tue


Der 5eeweg nach Köln

dieser Verkehr ist, so wird sein Umfang doch niemals groß genug sein, um
die Vertiefung des Rheins in dein geplanten Sinne wirtschaftlich zu begründen.
Dazu würde unbedingt gehören, daß die Massengüter auf Seedampfern ohne
Umladung unmittelbar an die niederrheinischen Umschlagshäfen und die Häfen
der industriellen Werke herangebracht werden könnten. Dann erst wäre das
Ziel der Nheinvertiefnng erreicht.

Für die Einfuhr über den Rhein kommen von Massengütern vornehmlich
Eisenerze, Getreide, Holz und Petroleum in Betracht. Jetzt werden diese
Güter in Rotterdam, Antwerpen, Dordrecht und Amsterdam aus den See¬
dampfern in Rheinkähne übergeladen. Soll dieser Umladeverkehr ausgeschaltet
werden, so müssen die Seedampfer die Möglichkeit erhalten, bis zu den nieder¬
rheinischen Häfen weiterzufahren. Der Tiefgang der Erzdampfer hält sich
zwischen acht und elf Metern; der der Getreidedampfer und der übrigen
Dampfer ist etwa acht Meter. Die wichtigste Anfuhr sind die Eisenerze. Die
neuern Erzdampfer streben alle den größern Tiefgang an. Man wird somit,
wenn man von vornherein gute Arbeit macheu will, mit einem Tiefgang der
Dampfer von mindestens elf Metern rechnen müssen. Was das bei einer
Stromlänge von 307 Kilometern, von Rotterdam bis Köln, bedeutet, wird
jeder Fachmann des Wasserbaues zu beurteilen wissen. Wollte man sich in der
Erzanfuhr mittels Seedampfers nur bis Rheinhausen, der Kruppschen Friedrich-
Alfred-Hütte, gegenüber Duisburg, beschränken, so wären noch immer 221 Kilo¬
meter Stromlänge zu vertiefen, und davon etwa 120 bis 140 Kilometer im
Studiosen Strome.

Die Fahrt auf See von Schweden nach Rotterdam danert durchschnittlich
vier bis fünf Tage. Rechnet man zur Löschung in Rotterdam noch einen bis
zwei Tage hinzu, so hat der Seedampfer sein Frachtgeschäft in fünf bis sieben
Tagen abgewickelt, und er kann, wenn er keine Rückfracht sucht, die Rückreise
sogleich wieder antreten. Die schwedischen Erzdampfer rechnen allgemein nicht
mit Rückfracht, und sie verlassen den Hafen sofort nach der Ausladung. Fährt
der Erzdampfer bis zu den Judustriehäfen bei Schwelgern (Walsum), Alsmn,
Laar, Rheinhansen, Duisburg usw. weiter, so braucht er zur Fahrt zum
wenigsten weitere vier Tage. Zur Rückreise auf dem Strome kommen wieder
ebenso viele Tage hinzu. Die Fahrt kann nämlich mit Rücksicht auf den Ufer¬
schutz usw. nur in ganz gemäßigter Geschwindigkeit zurückgelegt werden. Bis
Köln brauchte er mindestens fünf Tage. An Fracht würde der Dampfer nach
gewissen Dnrchschnittssätzen auf dem Rhein etwa 2 Mark für die Tonne zu
erwarten haben, während er auf See mit 7 bis 8 Mark Fracht rechnen kann-
Das wirtschaftlich nicht sehr günstige Ergebnis wäre somit eine acht Tage
längere Fahrt bei dem vierten Teile der Fracht. Unter so ungünstigen Aus¬
sichten wird sich kaum ein Reeber finden, der seine Erzdampfer bis zum
deutschen Niederrhein hinausschickte. Alle würden es sicher vorziehn, ihre
Dampfer nur nach Rotterdam fahren und dort, wie es jetzt geschieht, tue


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[0452] Der 5eeweg nach Köln dieser Verkehr ist, so wird sein Umfang doch niemals groß genug sein, um die Vertiefung des Rheins in dein geplanten Sinne wirtschaftlich zu begründen. Dazu würde unbedingt gehören, daß die Massengüter auf Seedampfern ohne Umladung unmittelbar an die niederrheinischen Umschlagshäfen und die Häfen der industriellen Werke herangebracht werden könnten. Dann erst wäre das Ziel der Nheinvertiefnng erreicht. Für die Einfuhr über den Rhein kommen von Massengütern vornehmlich Eisenerze, Getreide, Holz und Petroleum in Betracht. Jetzt werden diese Güter in Rotterdam, Antwerpen, Dordrecht und Amsterdam aus den See¬ dampfern in Rheinkähne übergeladen. Soll dieser Umladeverkehr ausgeschaltet werden, so müssen die Seedampfer die Möglichkeit erhalten, bis zu den nieder¬ rheinischen Häfen weiterzufahren. Der Tiefgang der Erzdampfer hält sich zwischen acht und elf Metern; der der Getreidedampfer und der übrigen Dampfer ist etwa acht Meter. Die wichtigste Anfuhr sind die Eisenerze. Die neuern Erzdampfer streben alle den größern Tiefgang an. Man wird somit, wenn man von vornherein gute Arbeit macheu will, mit einem Tiefgang der Dampfer von mindestens elf Metern rechnen müssen. Was das bei einer Stromlänge von 307 Kilometern, von Rotterdam bis Köln, bedeutet, wird jeder Fachmann des Wasserbaues zu beurteilen wissen. Wollte man sich in der Erzanfuhr mittels Seedampfers nur bis Rheinhausen, der Kruppschen Friedrich- Alfred-Hütte, gegenüber Duisburg, beschränken, so wären noch immer 221 Kilo¬ meter Stromlänge zu vertiefen, und davon etwa 120 bis 140 Kilometer im Studiosen Strome. Die Fahrt auf See von Schweden nach Rotterdam danert durchschnittlich vier bis fünf Tage. Rechnet man zur Löschung in Rotterdam noch einen bis zwei Tage hinzu, so hat der Seedampfer sein Frachtgeschäft in fünf bis sieben Tagen abgewickelt, und er kann, wenn er keine Rückfracht sucht, die Rückreise sogleich wieder antreten. Die schwedischen Erzdampfer rechnen allgemein nicht mit Rückfracht, und sie verlassen den Hafen sofort nach der Ausladung. Fährt der Erzdampfer bis zu den Judustriehäfen bei Schwelgern (Walsum), Alsmn, Laar, Rheinhansen, Duisburg usw. weiter, so braucht er zur Fahrt zum wenigsten weitere vier Tage. Zur Rückreise auf dem Strome kommen wieder ebenso viele Tage hinzu. Die Fahrt kann nämlich mit Rücksicht auf den Ufer¬ schutz usw. nur in ganz gemäßigter Geschwindigkeit zurückgelegt werden. Bis Köln brauchte er mindestens fünf Tage. An Fracht würde der Dampfer nach gewissen Dnrchschnittssätzen auf dem Rhein etwa 2 Mark für die Tonne zu erwarten haben, während er auf See mit 7 bis 8 Mark Fracht rechnen kann- Das wirtschaftlich nicht sehr günstige Ergebnis wäre somit eine acht Tage längere Fahrt bei dem vierten Teile der Fracht. Unter so ungünstigen Aus¬ sichten wird sich kaum ein Reeber finden, der seine Erzdampfer bis zum deutschen Niederrhein hinausschickte. Alle würden es sicher vorziehn, ihre Dampfer nur nach Rotterdam fahren und dort, wie es jetzt geschieht, tue

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/452>, abgerufen am 06.02.2025.