Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Sankt ^vous Gericht dir und dem Leben und dich ausgesperrt in Kälte und Dunkel, aber dann hast du Ja, nun stimmt die Rechnung, sagte er aufatmend. Und nun werfen wir das Sie sah ihn in schmerzlicher Verwunderung an. Für mich fängt freilich bald Schwer atmend stieß er hervor: Was redest du! Du wirst wieder gesund werden! Sieh mich doch an, lieber Alanik, sagte sie traurig. Da sah er die Wahrheit und biß die Zähne zusammen, um den wilden Schrei Da, da, Mannen Rank, das ist alles, was ich habe, mein ganzer funkelnagel¬ Die Alte sah den aufgeregten Menschen ruhig wartend an. Lauf, lauf nach Porz-Biban zu Se. Avon, Mutter! Er soll seine rächende Da hob die Alte abwehrend die Hand. Du redest wie ein unverständiges Aber Alan bückte sich nicht, sondern verließ wortlos das Haus. Da sprang Doch Alan sah sich nicht einmal um. Nun holte Rail ein brennendes Reis Nicht lange darauf, an einem warmen, farbenglühenden Sommerabend stand Da warf er die Taue einem andern zu und sprang mit den Stiefeln ins Avonne stirbt, aber sie will dich vorher noch sprechen, sagte die Frau. Und Alan rannte, ohne ein Wort zu entgegnen, die granitnen Stufen ins Dorf Sankt ^vous Gericht dir und dem Leben und dich ausgesperrt in Kälte und Dunkel, aber dann hast du Ja, nun stimmt die Rechnung, sagte er aufatmend. Und nun werfen wir das Sie sah ihn in schmerzlicher Verwunderung an. Für mich fängt freilich bald Schwer atmend stieß er hervor: Was redest du! Du wirst wieder gesund werden! Sieh mich doch an, lieber Alanik, sagte sie traurig. Da sah er die Wahrheit und biß die Zähne zusammen, um den wilden Schrei Da, da, Mannen Rank, das ist alles, was ich habe, mein ganzer funkelnagel¬ Die Alte sah den aufgeregten Menschen ruhig wartend an. Lauf, lauf nach Porz-Biban zu Se. Avon, Mutter! Er soll seine rächende Da hob die Alte abwehrend die Hand. Du redest wie ein unverständiges Aber Alan bückte sich nicht, sondern verließ wortlos das Haus. Da sprang Doch Alan sah sich nicht einmal um. Nun holte Rail ein brennendes Reis Nicht lange darauf, an einem warmen, farbenglühenden Sommerabend stand Da warf er die Taue einem andern zu und sprang mit den Stiefeln ins Avonne stirbt, aber sie will dich vorher noch sprechen, sagte die Frau. Und Alan rannte, ohne ein Wort zu entgegnen, die granitnen Stufen ins Dorf <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0430" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302418"/> <fw type="header" place="top"> Sankt ^vous Gericht</fw><lb/> <p xml:id="ID_1793" prev="#ID_1792"> dir und dem Leben und dich ausgesperrt in Kälte und Dunkel, aber dann hast du<lb/> die Tür wieder eingestoßen, auf meine Kosten freilich, aber dazu hattest du ja ein<lb/> Recht, Alanik, und ich freue mich, daß es für dich nun wieder hell geworden ist<lb/> in der Welt. Nun stimmt die Rechnung zwischen uns, keines kann dem andern mehr<lb/> was vorwerfen!</p><lb/> <p xml:id="ID_1794"> Ja, nun stimmt die Rechnung, sagte er aufatmend. Und nun werfen wir das<lb/> alles hinter uns, nicht wahr, Uvonne, und vergessen es, und fangen von vorn zu<lb/> leben an, und, und —</p><lb/> <p xml:id="ID_1795"> Sie sah ihn in schmerzlicher Verwunderung an. Für mich fängt freilich bald<lb/> ein andres Leben an, Alanik, aber nicht hier — sondern da drüben. Sie zeigte nach<lb/> dem Kirchhof hinüber. Es währt nicht mehr lang, dann lieg ich an Jobiks Seite.</p><lb/> <p xml:id="ID_1796"> Schwer atmend stieß er hervor: Was redest du! Du wirst wieder gesund werden!</p><lb/> <p xml:id="ID_1797"> Sieh mich doch an, lieber Alanik, sagte sie traurig.</p><lb/> <p xml:id="ID_1798"> Da sah er die Wahrheit und biß die Zähne zusammen, um den wilden Schrei<lb/> zu unterdrücken, der aus ihm Heransbrechen wollte. Er stürmte von ihr fort nach<lb/> dem Haus der alten nack. Mit dem Fuß stieß er die Tür auf, mit beiden Händen<lb/> wühlte er in seinen Taschen und warf deren Inhalt an Silber- und Nickelstücken<lb/> auf den Tisch, wo sie klirrend aufschlugen und auf den Boden herabsprangen und<lb/> in alle Ecken rollten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1799"> Da, da, Mannen Rank, das ist alles, was ich habe, mein ganzer funkelnagel¬<lb/> neuer Lohn, schrie er.</p><lb/> <p xml:id="ID_1800"> Die Alte sah den aufgeregten Menschen ruhig wartend an.</p><lb/> <p xml:id="ID_1801"> Lauf, lauf nach Porz-Biban zu Se. Avon, Mutter! Er soll seine rächende<lb/> Hand von Ivonne zurückziehen, er soll es jetzt genug sein lassen mit der Strafe.<lb/> Sag ihm, es sei jetzt alles in Ordnung zwischen uns, er soll sie eilig genesen lassen!</p><lb/> <p xml:id="ID_1802"> Da hob die Alte abwehrend die Hand. Du redest wie ein unverständiges<lb/> Kind. Glaub mir, ich kenne Se. Ivon-ar-Wirionez länger und besser als du, ich<lb/> weiß, daß er noch nie ein Urteil verschoben oder gar aufgehoben hat. Meinst du,<lb/> er werde deiner neuen Laune zuliebe seinen alten Ruf unbestechlicher Gerechtigkeit<lb/> zuschaden bringen? Nein, Mabik, es lohnt sich nicht, ihn darum zu bitten! Da,<lb/> such dein Geld wieder zusammen, ich geh nicht nach Porz-Biban.</p><lb/> <p xml:id="ID_1803"> Aber Alan bückte sich nicht, sondern verließ wortlos das Haus. Da sprang<lb/> die Alte von ihrem Stuhl in die Höhe und riß die Tür auf und rief ihm nach:<lb/> Dein Geld! Willst du deun dein Geld nicht wieder, Alanik?</p><lb/> <p xml:id="ID_1804"> Doch Alan sah sich nicht einmal um. Nun holte Rail ein brennendes Reis<lb/> aus demi Kamin, leuchtete damit am Boden einher und sammelte die Geldstücke auf.<lb/> Sie tat sie in einen alten Tabaksbeutel, band ihn zu und stellte ihn in eine<lb/> Ecke ihres Schrankes. 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Sankt ^vous Gericht
dir und dem Leben und dich ausgesperrt in Kälte und Dunkel, aber dann hast du
die Tür wieder eingestoßen, auf meine Kosten freilich, aber dazu hattest du ja ein
Recht, Alanik, und ich freue mich, daß es für dich nun wieder hell geworden ist
in der Welt. Nun stimmt die Rechnung zwischen uns, keines kann dem andern mehr
was vorwerfen!
Ja, nun stimmt die Rechnung, sagte er aufatmend. Und nun werfen wir das
alles hinter uns, nicht wahr, Uvonne, und vergessen es, und fangen von vorn zu
leben an, und, und —
Sie sah ihn in schmerzlicher Verwunderung an. Für mich fängt freilich bald
ein andres Leben an, Alanik, aber nicht hier — sondern da drüben. Sie zeigte nach
dem Kirchhof hinüber. Es währt nicht mehr lang, dann lieg ich an Jobiks Seite.
Schwer atmend stieß er hervor: Was redest du! Du wirst wieder gesund werden!
Sieh mich doch an, lieber Alanik, sagte sie traurig.
Da sah er die Wahrheit und biß die Zähne zusammen, um den wilden Schrei
zu unterdrücken, der aus ihm Heransbrechen wollte. Er stürmte von ihr fort nach
dem Haus der alten nack. Mit dem Fuß stieß er die Tür auf, mit beiden Händen
wühlte er in seinen Taschen und warf deren Inhalt an Silber- und Nickelstücken
auf den Tisch, wo sie klirrend aufschlugen und auf den Boden herabsprangen und
in alle Ecken rollten.
Da, da, Mannen Rank, das ist alles, was ich habe, mein ganzer funkelnagel¬
neuer Lohn, schrie er.
Die Alte sah den aufgeregten Menschen ruhig wartend an.
Lauf, lauf nach Porz-Biban zu Se. Avon, Mutter! Er soll seine rächende
Hand von Ivonne zurückziehen, er soll es jetzt genug sein lassen mit der Strafe.
Sag ihm, es sei jetzt alles in Ordnung zwischen uns, er soll sie eilig genesen lassen!
Da hob die Alte abwehrend die Hand. Du redest wie ein unverständiges
Kind. Glaub mir, ich kenne Se. Ivon-ar-Wirionez länger und besser als du, ich
weiß, daß er noch nie ein Urteil verschoben oder gar aufgehoben hat. Meinst du,
er werde deiner neuen Laune zuliebe seinen alten Ruf unbestechlicher Gerechtigkeit
zuschaden bringen? Nein, Mabik, es lohnt sich nicht, ihn darum zu bitten! Da,
such dein Geld wieder zusammen, ich geh nicht nach Porz-Biban.
Aber Alan bückte sich nicht, sondern verließ wortlos das Haus. Da sprang
die Alte von ihrem Stuhl in die Höhe und riß die Tür auf und rief ihm nach:
Dein Geld! Willst du deun dein Geld nicht wieder, Alanik?
Doch Alan sah sich nicht einmal um. Nun holte Rail ein brennendes Reis
aus demi Kamin, leuchtete damit am Boden einher und sammelte die Geldstücke auf.
Sie tat sie in einen alten Tabaksbeutel, band ihn zu und stellte ihn in eine
Ecke ihres Schrankes. Ich will der Wonne Kerbastiou Seelenmessen dafür lesen
lassen, wenn es soweit ist, sagte sie sich. Sie war eine ehrliche alte Seele, die NaÄ.
Nicht lange darauf, an einem warmen, farbenglühenden Sommerabend stand
Mann Gvrvel wartend hinter der Kaimauer. Und als das erste Boot langsam in
die Bucht hereingesegelt kam, winkte sie dem Matrosen, der das Segel einzog, heftig
entgegen: Been dich, Alan!
Da warf er die Taue einem andern zu und sprang mit den Stiefeln ins
Wasser, und stand gleich darauf vor ihr.
Avonne stirbt, aber sie will dich vorher noch sprechen, sagte die Frau.
Und Alan rannte, ohne ein Wort zu entgegnen, die granitnen Stufen ins Dorf
hinauf und fand die Tür des Kerbastiouschen Hauses offen stehen und einen Haufen
Weiber darin. Die Sterbende hörte ihn eintreten, richtete sich ein wenig auf und
sagte zu deu Umstehenden: Geht alle hinaus, ich hab mit ihm allein zu reden.
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