Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Hsamarkand schmutzigen Ecke vereinigt und waren nicht anders als durch beträchtliche Zu- Der größere Raum der Straßenviertel hat die Herstellung größerer Lager Hsamarkand schmutzigen Ecke vereinigt und waren nicht anders als durch beträchtliche Zu- Der größere Raum der Straßenviertel hat die Herstellung größerer Lager <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0428" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302416"/> <fw type="header" place="top"> Hsamarkand</fw><lb/> <p xml:id="ID_1784" prev="#ID_1783"> schmutzigen Ecke vereinigt und waren nicht anders als durch beträchtliche Zu-<lb/> zahlung zu bewegen, je zwei unsrer Khausgescheuke, der blutigen, übelriechenden<lb/> Kara-tut-Schaffelle gegen ein gegerbtes umzutauschein Geschwätze wurde genug<lb/> bei dem Handel, denn Schwatzen ist dem Sarten Lebensbedingung, jedenfalls<lb/> mehr wert als der Handel und sein Verdienst. Die Tischler sind in einer<lb/> Nebenstraße vereinigt, liefern ihre hübschen Holzwaren aber nnr ans Bestellung.<lb/> Die Gelbgießer und Bronzewarenhäudlcr fertigten Gefäße aller Art; billig<lb/> gelciug mir eine hübsche, jedenfalls zur Reparatur gegebne Kanne zu erstes».<lb/> Was mag der Besitzer wohl dazu gesagt haben? Die unleugbar sich vornehmer<lb/> dünkenden Silberschmiede hatten ein ganz kleines Lager von Schnallen und<lb/> Broschen und waren verzweifelt dickfellig. Eine sonderbare Industrie hatte sich<lb/> an Straßenecken aufgetan. Porzellan- und Glasgefäße wurden zertrümmert und<lb/> so künstlich wieder zusammengefügt, daß sie fester hielten als vorher. Der Obst-<lb/> vcrkauf spielte eine große Rolle; auf dem Negistan wurden Tabak- und Haschisch-<lb/> gcfäße verhandelt, die als Kürbis in mehr oder weniger unanständigen Formen<lb/> gezogen waren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1785"> Der größere Raum der Straßenviertel hat die Herstellung größerer Lager<lb/> ermöglicht. Manches Firmenschild trägt die zusammengeborgten Buchstaben des<lb/> russischen großen Alphabets; landwirtschaftliche Bedarfsartikel und Manufakturen<lb/> werden abgesetzt. Ju den großen Karawansereien werden außer diesen Artikeln<lb/> Tee, Eisenwaren, Teppiche, Seide, Früchte und andres mehr verhandelt. Hen-,<lb/> Getreide-, Baumwollen- und Holzbasare vertreiben die Erzeugnisse der Land¬<lb/> wirtschaft des Kreises. Malerisch wie ein Biwak war der Viehbasar an der<lb/> Taschkenter Straße bei dem Affrossiabfeldc. Abgegrenzt durch eine lauge Meiner<lb/> und eine Anzahl Baumstämme auf dem Boden versammelt er eine große Anzahl<lb/> Menschen und Vierfüßler mehrerer Art. Von der lauten groben Schreierei<lb/> unsrer Pferdemärkte ist dort nichts zu hören. Der Verkäufer harrt ruhig des<lb/> Abnehmers. Das Getier hat ebenfalls keine Veranlassung, sich besonders lebendig<lb/> zu gebärden, und sucht müden Blicks am Boden ein paar spärliche Grashalme<lb/> zum Kuabbern. Pferde, Esel und Kamele, mit einer Unzahl Decken behängen<lb/> und überschuürt, brauchen auch auf diesen Schmuck nicht stolz zu sein. Paradc-<lb/> kamcltaschen, wie wir sie denk Cook, Stangen und andern laufen können, sind<lb/> dort nicht zu sehen. Aber eine Fülle dankbarster Vorwürfe für ein Malerauge<lb/> bietet sich dem Beschauer.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0428]
Hsamarkand
schmutzigen Ecke vereinigt und waren nicht anders als durch beträchtliche Zu-
zahlung zu bewegen, je zwei unsrer Khausgescheuke, der blutigen, übelriechenden
Kara-tut-Schaffelle gegen ein gegerbtes umzutauschein Geschwätze wurde genug
bei dem Handel, denn Schwatzen ist dem Sarten Lebensbedingung, jedenfalls
mehr wert als der Handel und sein Verdienst. Die Tischler sind in einer
Nebenstraße vereinigt, liefern ihre hübschen Holzwaren aber nnr ans Bestellung.
Die Gelbgießer und Bronzewarenhäudlcr fertigten Gefäße aller Art; billig
gelciug mir eine hübsche, jedenfalls zur Reparatur gegebne Kanne zu erstes».
Was mag der Besitzer wohl dazu gesagt haben? Die unleugbar sich vornehmer
dünkenden Silberschmiede hatten ein ganz kleines Lager von Schnallen und
Broschen und waren verzweifelt dickfellig. Eine sonderbare Industrie hatte sich
an Straßenecken aufgetan. Porzellan- und Glasgefäße wurden zertrümmert und
so künstlich wieder zusammengefügt, daß sie fester hielten als vorher. Der Obst-
vcrkauf spielte eine große Rolle; auf dem Negistan wurden Tabak- und Haschisch-
gcfäße verhandelt, die als Kürbis in mehr oder weniger unanständigen Formen
gezogen waren.
Der größere Raum der Straßenviertel hat die Herstellung größerer Lager
ermöglicht. Manches Firmenschild trägt die zusammengeborgten Buchstaben des
russischen großen Alphabets; landwirtschaftliche Bedarfsartikel und Manufakturen
werden abgesetzt. Ju den großen Karawansereien werden außer diesen Artikeln
Tee, Eisenwaren, Teppiche, Seide, Früchte und andres mehr verhandelt. Hen-,
Getreide-, Baumwollen- und Holzbasare vertreiben die Erzeugnisse der Land¬
wirtschaft des Kreises. Malerisch wie ein Biwak war der Viehbasar an der
Taschkenter Straße bei dem Affrossiabfeldc. Abgegrenzt durch eine lauge Meiner
und eine Anzahl Baumstämme auf dem Boden versammelt er eine große Anzahl
Menschen und Vierfüßler mehrerer Art. Von der lauten groben Schreierei
unsrer Pferdemärkte ist dort nichts zu hören. Der Verkäufer harrt ruhig des
Abnehmers. Das Getier hat ebenfalls keine Veranlassung, sich besonders lebendig
zu gebärden, und sucht müden Blicks am Boden ein paar spärliche Grashalme
zum Kuabbern. Pferde, Esel und Kamele, mit einer Unzahl Decken behängen
und überschuürt, brauchen auch auf diesen Schmuck nicht stolz zu sein. Paradc-
kamcltaschen, wie wir sie denk Cook, Stangen und andern laufen können, sind
dort nicht zu sehen. Aber eine Fülle dankbarster Vorwürfe für ein Malerauge
bietet sich dem Beschauer.
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