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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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Der Handel der einzelnen Brasilstaaten

zum Beispiel wird auf 12 Millionen Sack zu 60 Kilogramm geschätzt, die
der Niozone auf 3^ bis 4 Millionen, die von Espirito Santo, Bahia und
Ceara zusammen auf ^ Millionen. Die diesjährige Weltproduktion wird auf
20 Millionen Sack oder etwas mehr veranschlagt. Die Santoszone ist das
Gebiet der ausgeprägten landwirtschaftlichen Monokultur. Es werden zwar
auch allerhand Nahrungsgewächse sowie Baumwolle, Zuckerrohr, Aramina und
andres mehr angebaut, aber nicht genügend für den eignen innern Konsum.
Daher die Erscheinung, daß von der oben angegebnen Ausfuhr dieser Zone
beinahe 99 Prozent auf den Kaffee kommen.

Die Viehzucht könnte von Piauhy und Ceara im Norden bis Rio Grande
do Sui im Süden gedeihen, wo sie überall durch das Vorhandensein ausge¬
dehnter (ZAmxos (Heiden, Triften) begünstigt wird. Dennoch muß Brasilien
einen großen Teil seines Fleischbedarfs vom La Plata her decken. Das Ama¬
zonasgebiet importiert sogar Fleisch aus Nordamerika. Nur Südbrasilien, be¬
sonders Rio Grande do Sui weist Schlachtviehzucht in großem Maßstabe auf,
und von dorther kommen auch die Felle und Häute nebst den sonstigen Vieh¬
zuchtprodukten, die nach Europa ausgeführt werden, während das Fleisch der
geschlachteten Tiere in gedörrten Zustande foarns sgoog, oder xarank) nach
den Häfen Mittel- und Nordbrasiliens geht.

Die deutschen Kolonien Südbrasiliens produzieren hauptsächlich Mais,
Bohnen, Mandioccamehl, Tabak, Butter, Schweineschmalz und dergleichen, die
nnr für den inländischen Konsum Bedeutung gewonnen haben, ausgenommen
den Tabak, der hier und da in guter, meist jedoch mittelmäßiger Qualität ins
Ausland geht. Für Santa Catharinci und Parana sind der Matte und in
neuerer Zeit auch Bananen bemerkenswerte Ausfuhrprodukte.

Der Bedeutung nach steht die Santoszone mit Ausfuhrwerte" in der Hohe
von 129 Millionen Milreis Gold (etwa 290 Millionen Mary obenan. In
zweiter Linie folgt Rio, in dritter Mcmäos. in vierter Belem, in fünfter Bahia,
in sechster Rio Grande do Sui, in siebenter Recife usw. Sehen wir auf die
Schlußziffern, so scheint der Ausfuhrhandel und mit ihm die Produktion ein
Ziemlich schnell ansteigendes Bild aufzuweisen. Prüfen wir aber die Wertziffern
der einzelnen Zonen, so erkennen wir, daß der Hauptteil des Aufschwungs auf
Rechnung des Amazonasgebietes zu setzen ist. 1902 wertete die Gesamtaus¬
fuhr rund 324 Millionen, 1905 397 Millionen Milreis, also 73 Millionen
'"ehr. In derselben Zeit ist die Ausfuhr über Mcmäos und Belem von 67
auf 122 Millionen, also um 55 Millionen Milreis gestiegen. Für das ganze
übrige Brasilien bleibt also nur eine Zunahme von 18 Millionen übrig. Dabei
ist in Betracht zu ziehen, daß Maranhäo, Ceara und Parahyba in den ersten
Jahren des Jahrhunderts durch lange Trockenheiten gelitten hatten, die ihre
Produktion bedeutend verringerten, und von denen sie sich erst jetzt wieder
erholt haben. Die Ausfuhr von Rio Grande do Norte, Pernambuco, Alagöas
und Sergipe hat abgenommen, und zwar zum Teil recht bedeutend, was durch


Der Handel der einzelnen Brasilstaaten

zum Beispiel wird auf 12 Millionen Sack zu 60 Kilogramm geschätzt, die
der Niozone auf 3^ bis 4 Millionen, die von Espirito Santo, Bahia und
Ceara zusammen auf ^ Millionen. Die diesjährige Weltproduktion wird auf
20 Millionen Sack oder etwas mehr veranschlagt. Die Santoszone ist das
Gebiet der ausgeprägten landwirtschaftlichen Monokultur. Es werden zwar
auch allerhand Nahrungsgewächse sowie Baumwolle, Zuckerrohr, Aramina und
andres mehr angebaut, aber nicht genügend für den eignen innern Konsum.
Daher die Erscheinung, daß von der oben angegebnen Ausfuhr dieser Zone
beinahe 99 Prozent auf den Kaffee kommen.

Die Viehzucht könnte von Piauhy und Ceara im Norden bis Rio Grande
do Sui im Süden gedeihen, wo sie überall durch das Vorhandensein ausge¬
dehnter (ZAmxos (Heiden, Triften) begünstigt wird. Dennoch muß Brasilien
einen großen Teil seines Fleischbedarfs vom La Plata her decken. Das Ama¬
zonasgebiet importiert sogar Fleisch aus Nordamerika. Nur Südbrasilien, be¬
sonders Rio Grande do Sui weist Schlachtviehzucht in großem Maßstabe auf,
und von dorther kommen auch die Felle und Häute nebst den sonstigen Vieh¬
zuchtprodukten, die nach Europa ausgeführt werden, während das Fleisch der
geschlachteten Tiere in gedörrten Zustande foarns sgoog, oder xarank) nach
den Häfen Mittel- und Nordbrasiliens geht.

Die deutschen Kolonien Südbrasiliens produzieren hauptsächlich Mais,
Bohnen, Mandioccamehl, Tabak, Butter, Schweineschmalz und dergleichen, die
nnr für den inländischen Konsum Bedeutung gewonnen haben, ausgenommen
den Tabak, der hier und da in guter, meist jedoch mittelmäßiger Qualität ins
Ausland geht. Für Santa Catharinci und Parana sind der Matte und in
neuerer Zeit auch Bananen bemerkenswerte Ausfuhrprodukte.

Der Bedeutung nach steht die Santoszone mit Ausfuhrwerte« in der Hohe
von 129 Millionen Milreis Gold (etwa 290 Millionen Mary obenan. In
zweiter Linie folgt Rio, in dritter Mcmäos. in vierter Belem, in fünfter Bahia,
in sechster Rio Grande do Sui, in siebenter Recife usw. Sehen wir auf die
Schlußziffern, so scheint der Ausfuhrhandel und mit ihm die Produktion ein
Ziemlich schnell ansteigendes Bild aufzuweisen. Prüfen wir aber die Wertziffern
der einzelnen Zonen, so erkennen wir, daß der Hauptteil des Aufschwungs auf
Rechnung des Amazonasgebietes zu setzen ist. 1902 wertete die Gesamtaus¬
fuhr rund 324 Millionen, 1905 397 Millionen Milreis, also 73 Millionen
'»ehr. In derselben Zeit ist die Ausfuhr über Mcmäos und Belem von 67
auf 122 Millionen, also um 55 Millionen Milreis gestiegen. Für das ganze
übrige Brasilien bleibt also nur eine Zunahme von 18 Millionen übrig. Dabei
ist in Betracht zu ziehen, daß Maranhäo, Ceara und Parahyba in den ersten
Jahren des Jahrhunderts durch lange Trockenheiten gelitten hatten, die ihre
Produktion bedeutend verringerten, und von denen sie sich erst jetzt wieder
erholt haben. Die Ausfuhr von Rio Grande do Norte, Pernambuco, Alagöas
und Sergipe hat abgenommen, und zwar zum Teil recht bedeutend, was durch


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/347>, abgerufen am 06.02.2025.