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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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Die Rüstungen in Italien

2. Die Bahn Anstellen - Se. Michael - Se. Veit - Vliland - Tarvis -
Pontafel.

3. Die Puster- und Dmutalbahn Marburg-Vliland-Frauzensfestc. >

4. Wien-Linz-Salzburg-Wörgl-Roveredo-Ala.

5. Vliland-Aßling-Görz-Trieft (mit Ausnahme der Strecke Feistritz-
Podbrdo, die zweigleisig ist) eingleisig.

6. Schwarzach-Böckstein-Tauerntunnel-Vliland.

Mit diesen Hauptlinien stehen noch eine Reihe von Zweig- und Neben¬
linie" im Zusammenhang, die alle nur eingleisig sind. Für die Aufmarsch¬
transporte des österreichisch-ungarischen Heeres gegen die italienischen Grenzen
stünden somit zur Verfügung: in dem Raume Klagenfurt-Vliland: drei Gleise,
mit der Bahn Innsbruck-Brenner-Drautal sogar vier Gleise; in dem Raume
Laibach-Görz fünf Gleise, die bei entsprechender Jnstradierung voll ausgenutzt
werdeu könnten.

Somit könnte also die österreichisch-ungarische Armee auf mindestens acht
Bahnlinien an der Grenze gegen Italien versammelt werden, was erklärlicher¬
weise einen großen Vorteil bedeutet. In Zahlen läßt sich natürlich nicht
genau ausdrücken, um wieviel sich durch diese günstigen Eisenbahnverhältnisse
die Mobilmachung gegenüber dem italienischen Heer würde beschleunigen lassen.
Nur die Vermutung kann mit der Allgemeinen Schweizerischen Militärzeitnng
ausgesprochen werden, daß das österreichische Heer dadurch einen Vorsprung
von ein bis zwei Tagen erreichen dürfte. Ebenso wird sich nach erfolgter
Mobilmachung die Versammlung der Armee um einige Tage schneller bewirken
lassen, sodaß die Operationsbereit^äst ans österreichischer Seite insgesamt um
drei bis vier Tage schneller vollzogen sein kann, als dies bei der gegenwärtigen
Lage der Dinge bei dem italienischen Heere der Fall sein dürfte.

Die Presse in Italien hat die Vorschläge und Maßnahmen der Ne¬
gierung, die sie zur Durchführung einer bessern Bereitschaft aller Glieder der
Landesverteidigung entweder schon begonnen oder eingeleitet hat, so einstimmig
wohlwollend begrüßt, daß sie es schwer begreiflich finden würde, wenn in
Gaeta ein Abkommen auf Abrüstungsvorschläge getroffen sein sollte, das im
Haag auf der Friedenskonferenz zur Sprache gebracht würde. Ein Krieg zwischen
Osterreich und Italien liegt ja gottlob vorderhand außerhalb jeder Wahrschein¬
lichkeit, aber trotzdem ist es nur begreiflich, daß Italien ernstlich daran denkt,
die empfindlichsten Lücken seines Landesschutzes und seiner Wehrkräfte beizeiten
durch eine Reihe zweckentsprechender militärischer Maßnahmen auszufüllen.




Die Rüstungen in Italien

2. Die Bahn Anstellen - Se. Michael - Se. Veit - Vliland - Tarvis -
Pontafel.

3. Die Puster- und Dmutalbahn Marburg-Vliland-Frauzensfestc. >

4. Wien-Linz-Salzburg-Wörgl-Roveredo-Ala.

5. Vliland-Aßling-Görz-Trieft (mit Ausnahme der Strecke Feistritz-
Podbrdo, die zweigleisig ist) eingleisig.

6. Schwarzach-Böckstein-Tauerntunnel-Vliland.

Mit diesen Hauptlinien stehen noch eine Reihe von Zweig- und Neben¬
linie» im Zusammenhang, die alle nur eingleisig sind. Für die Aufmarsch¬
transporte des österreichisch-ungarischen Heeres gegen die italienischen Grenzen
stünden somit zur Verfügung: in dem Raume Klagenfurt-Vliland: drei Gleise,
mit der Bahn Innsbruck-Brenner-Drautal sogar vier Gleise; in dem Raume
Laibach-Görz fünf Gleise, die bei entsprechender Jnstradierung voll ausgenutzt
werdeu könnten.

Somit könnte also die österreichisch-ungarische Armee auf mindestens acht
Bahnlinien an der Grenze gegen Italien versammelt werden, was erklärlicher¬
weise einen großen Vorteil bedeutet. In Zahlen läßt sich natürlich nicht
genau ausdrücken, um wieviel sich durch diese günstigen Eisenbahnverhältnisse
die Mobilmachung gegenüber dem italienischen Heer würde beschleunigen lassen.
Nur die Vermutung kann mit der Allgemeinen Schweizerischen Militärzeitnng
ausgesprochen werden, daß das österreichische Heer dadurch einen Vorsprung
von ein bis zwei Tagen erreichen dürfte. Ebenso wird sich nach erfolgter
Mobilmachung die Versammlung der Armee um einige Tage schneller bewirken
lassen, sodaß die Operationsbereit^äst ans österreichischer Seite insgesamt um
drei bis vier Tage schneller vollzogen sein kann, als dies bei der gegenwärtigen
Lage der Dinge bei dem italienischen Heere der Fall sein dürfte.

Die Presse in Italien hat die Vorschläge und Maßnahmen der Ne¬
gierung, die sie zur Durchführung einer bessern Bereitschaft aller Glieder der
Landesverteidigung entweder schon begonnen oder eingeleitet hat, so einstimmig
wohlwollend begrüßt, daß sie es schwer begreiflich finden würde, wenn in
Gaeta ein Abkommen auf Abrüstungsvorschläge getroffen sein sollte, das im
Haag auf der Friedenskonferenz zur Sprache gebracht würde. Ein Krieg zwischen
Osterreich und Italien liegt ja gottlob vorderhand außerhalb jeder Wahrschein¬
lichkeit, aber trotzdem ist es nur begreiflich, daß Italien ernstlich daran denkt,
die empfindlichsten Lücken seines Landesschutzes und seiner Wehrkräfte beizeiten
durch eine Reihe zweckentsprechender militärischer Maßnahmen auszufüllen.




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[0343] Die Rüstungen in Italien 2. Die Bahn Anstellen - Se. Michael - Se. Veit - Vliland - Tarvis - Pontafel. 3. Die Puster- und Dmutalbahn Marburg-Vliland-Frauzensfestc. > 4. Wien-Linz-Salzburg-Wörgl-Roveredo-Ala. 5. Vliland-Aßling-Görz-Trieft (mit Ausnahme der Strecke Feistritz- Podbrdo, die zweigleisig ist) eingleisig. 6. Schwarzach-Böckstein-Tauerntunnel-Vliland. Mit diesen Hauptlinien stehen noch eine Reihe von Zweig- und Neben¬ linie» im Zusammenhang, die alle nur eingleisig sind. Für die Aufmarsch¬ transporte des österreichisch-ungarischen Heeres gegen die italienischen Grenzen stünden somit zur Verfügung: in dem Raume Klagenfurt-Vliland: drei Gleise, mit der Bahn Innsbruck-Brenner-Drautal sogar vier Gleise; in dem Raume Laibach-Görz fünf Gleise, die bei entsprechender Jnstradierung voll ausgenutzt werdeu könnten. Somit könnte also die österreichisch-ungarische Armee auf mindestens acht Bahnlinien an der Grenze gegen Italien versammelt werden, was erklärlicher¬ weise einen großen Vorteil bedeutet. In Zahlen läßt sich natürlich nicht genau ausdrücken, um wieviel sich durch diese günstigen Eisenbahnverhältnisse die Mobilmachung gegenüber dem italienischen Heer würde beschleunigen lassen. Nur die Vermutung kann mit der Allgemeinen Schweizerischen Militärzeitnng ausgesprochen werden, daß das österreichische Heer dadurch einen Vorsprung von ein bis zwei Tagen erreichen dürfte. Ebenso wird sich nach erfolgter Mobilmachung die Versammlung der Armee um einige Tage schneller bewirken lassen, sodaß die Operationsbereit^äst ans österreichischer Seite insgesamt um drei bis vier Tage schneller vollzogen sein kann, als dies bei der gegenwärtigen Lage der Dinge bei dem italienischen Heere der Fall sein dürfte. Die Presse in Italien hat die Vorschläge und Maßnahmen der Ne¬ gierung, die sie zur Durchführung einer bessern Bereitschaft aller Glieder der Landesverteidigung entweder schon begonnen oder eingeleitet hat, so einstimmig wohlwollend begrüßt, daß sie es schwer begreiflich finden würde, wenn in Gaeta ein Abkommen auf Abrüstungsvorschläge getroffen sein sollte, das im Haag auf der Friedenskonferenz zur Sprache gebracht würde. Ein Krieg zwischen Osterreich und Italien liegt ja gottlob vorderhand außerhalb jeder Wahrschein¬ lichkeit, aber trotzdem ist es nur begreiflich, daß Italien ernstlich daran denkt, die empfindlichsten Lücken seines Landesschutzes und seiner Wehrkräfte beizeiten durch eine Reihe zweckentsprechender militärischer Maßnahmen auszufüllen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/343>, abgerufen am 06.02.2025.