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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Mit den Etatsberatnngen geht es nun wenigstens flott vorwärts; mit ihrer
Beendigung wird der Reichstag seine Aufgabe für diese Tagung im wesentlichen
gelöst haben. Das und die Anbahnung einer gesunden Koloninlpolitik stand ja
gegenwärtig in der ersten Reihe, und die Zeit ist zu kurz, um mehr zu schaffen. In
der Kolonialpolitik sind wir nun hoffentlich über die Zeit der Skandale und Ent¬
hüllungen hinaus. Den letzten Merkstein dieser Periode bezeichnet, wie wir hoffen,
die Verhandlung in dem Disziplinarverfahren gegen den Gouverneur von Puttkamer,
die in der letzten Woche stattfand. Über den Fall selbst ist nachgerade genug ge¬
redet und geschrieben worden. Wenn man das alles gehört und gelesen hat und
dabei -- wie es doch eigentlich selbstverständlich ist -- annimmt, daß alle diese
Ausdrücke der Entrüstung von? Herzen kommen und die darin ausgesprochne Ge¬
sinnung auch stets in der Lebensführung betätigt wird, so kann man nur aufrichtige
Freude empfinden, was wir Deutschen für ein tugendhaftes Volk sind, und wie
genau es bei uns alle im öffentlichen Leben stehenden Persönlichkeiten mit dem
sechsten Gebot und den Vorschriften der guten Sitte nehmen. Hoffentlich erhalten
wir uns das und bleiben vor allen Dingen darin -- konsequent nach allen
Richtungen hin! Ernst gesprochen, nicht über den Fall selbst, sondern über die
politische Behandlung dieses Falls sind wohl noch einige Worte notwendig. Es
versteht sich von selbst, daß Verfehlungen und sonstige Handlungen, die der Würde
des Amts nicht entsprechen, auch bei den höchsten Beamten untersucht und rücksichts¬
los geahndet werden müssen. Wir haben sogar nichts dagegen, wenn hierbei das,
was der Engländer vaut nennt, und worüber wir im Bewußtsein höherer Tugend
gern die Nase rümpfen, eine gewisse Rolle spielt und mancher mit Steinen wirft, der
selbst im Glashause sitzt. Wer im großen Strom des Lebens steht, lernt mit der Zeit
über gewisse Abarten der Heuchelei milde denken. Für die politische Seite der Sache
kommt nur in Betracht, den Punkt zu bestimmen, wo das staatliche und nationale
Interesse in seiue Rechte tritt und der Verfolgungsfreude eifriger Sittenrichter eine
Grenze ziehen muß. Entsprang der Eifer, mit dem hier öffentlich und nicht selten
gegen das gewöhnlichste Anstandsgefühl in Dingen gewühlt wurde, die man sonst, wo
es in den Parteikram paßt, gern mit verständnisvoller Nachsicht zudeckt -- entsprang
dieser Eifer wirklich der ehrlichen Entrüstung? Oder galt es nicht vielmehr dem doppelten
Zweck, Parteiinteressen zu fördern und die Sensationslust des lieben Publikums zu
kitzeln? Nun kann man ja auch der Parteisucht manches zugestehen. Es ist ja nicht
schön, aber leider nun einmal menschlich, daß gewöhnlich zwei verschiedne sittliche
Maßstäbe zur Hand sind, einer für den Parteifreund und einer für den Gegner.
Was wir verlange" können, ist nur, daß das allgemeine Interesse dabei nicht ge¬
schädigt wird, und das geschieht sehr leicht, wenn sogar die Staatsgewalt den
Parteien aus taktischen Gründen gewisse Rücksichten zu schulden glaubt Die Art,
wie man den Gouverneur von Puttkamer ans Kamerun zurückberufen hat, war
eine Übereilung. Es konnte eine unauffällige Form gefunden werden, um die Unter¬
suchung einzuleiten, ohne die Autorität des Gouverneurs bei den Eingebornen zu
gefährden. Nachdem die Gegner Puttkamers in der Kolonie die alberne und
frivole -- übrigens durch das gegebne Beispiel und die möglichen Wirkungen bei
dem Charakter der Neger nicht ungefährliche -- Komödie mit der Petition der
Akwaleute aufgeführt hatten, mußte der Gouverneur nnter allen Umständen so lange
im Schutzgebiet bleiben, daß aus dieser Anregung des Größenwahns der Einge¬
bornen keine schlimmen Folgen entsteh" konnten. Außer diesem Schritt, der uns
zum Gespött andrer Kolonialmächte machen mußte, ruft die ganze Behandlung des
Falls in der Öffentlichkeit die schwersten Bedenken hervor. Monatelang ist der
Gouverneur während der schwebenden Untersuchung durch den Schmutz gezogen
worden, ohne daß einer der Beurteiler behaupten konnte, irgendwie genügend


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Mit den Etatsberatnngen geht es nun wenigstens flott vorwärts; mit ihrer
Beendigung wird der Reichstag seine Aufgabe für diese Tagung im wesentlichen
gelöst haben. Das und die Anbahnung einer gesunden Koloninlpolitik stand ja
gegenwärtig in der ersten Reihe, und die Zeit ist zu kurz, um mehr zu schaffen. In
der Kolonialpolitik sind wir nun hoffentlich über die Zeit der Skandale und Ent¬
hüllungen hinaus. Den letzten Merkstein dieser Periode bezeichnet, wie wir hoffen,
die Verhandlung in dem Disziplinarverfahren gegen den Gouverneur von Puttkamer,
die in der letzten Woche stattfand. Über den Fall selbst ist nachgerade genug ge¬
redet und geschrieben worden. Wenn man das alles gehört und gelesen hat und
dabei — wie es doch eigentlich selbstverständlich ist — annimmt, daß alle diese
Ausdrücke der Entrüstung von? Herzen kommen und die darin ausgesprochne Ge¬
sinnung auch stets in der Lebensführung betätigt wird, so kann man nur aufrichtige
Freude empfinden, was wir Deutschen für ein tugendhaftes Volk sind, und wie
genau es bei uns alle im öffentlichen Leben stehenden Persönlichkeiten mit dem
sechsten Gebot und den Vorschriften der guten Sitte nehmen. Hoffentlich erhalten
wir uns das und bleiben vor allen Dingen darin — konsequent nach allen
Richtungen hin! Ernst gesprochen, nicht über den Fall selbst, sondern über die
politische Behandlung dieses Falls sind wohl noch einige Worte notwendig. Es
versteht sich von selbst, daß Verfehlungen und sonstige Handlungen, die der Würde
des Amts nicht entsprechen, auch bei den höchsten Beamten untersucht und rücksichts¬
los geahndet werden müssen. Wir haben sogar nichts dagegen, wenn hierbei das,
was der Engländer vaut nennt, und worüber wir im Bewußtsein höherer Tugend
gern die Nase rümpfen, eine gewisse Rolle spielt und mancher mit Steinen wirft, der
selbst im Glashause sitzt. Wer im großen Strom des Lebens steht, lernt mit der Zeit
über gewisse Abarten der Heuchelei milde denken. Für die politische Seite der Sache
kommt nur in Betracht, den Punkt zu bestimmen, wo das staatliche und nationale
Interesse in seiue Rechte tritt und der Verfolgungsfreude eifriger Sittenrichter eine
Grenze ziehen muß. Entsprang der Eifer, mit dem hier öffentlich und nicht selten
gegen das gewöhnlichste Anstandsgefühl in Dingen gewühlt wurde, die man sonst, wo
es in den Parteikram paßt, gern mit verständnisvoller Nachsicht zudeckt — entsprang
dieser Eifer wirklich der ehrlichen Entrüstung? Oder galt es nicht vielmehr dem doppelten
Zweck, Parteiinteressen zu fördern und die Sensationslust des lieben Publikums zu
kitzeln? Nun kann man ja auch der Parteisucht manches zugestehen. Es ist ja nicht
schön, aber leider nun einmal menschlich, daß gewöhnlich zwei verschiedne sittliche
Maßstäbe zur Hand sind, einer für den Parteifreund und einer für den Gegner.
Was wir verlange» können, ist nur, daß das allgemeine Interesse dabei nicht ge¬
schädigt wird, und das geschieht sehr leicht, wenn sogar die Staatsgewalt den
Parteien aus taktischen Gründen gewisse Rücksichten zu schulden glaubt Die Art,
wie man den Gouverneur von Puttkamer ans Kamerun zurückberufen hat, war
eine Übereilung. Es konnte eine unauffällige Form gefunden werden, um die Unter¬
suchung einzuleiten, ohne die Autorität des Gouverneurs bei den Eingebornen zu
gefährden. Nachdem die Gegner Puttkamers in der Kolonie die alberne und
frivole — übrigens durch das gegebne Beispiel und die möglichen Wirkungen bei
dem Charakter der Neger nicht ungefährliche — Komödie mit der Petition der
Akwaleute aufgeführt hatten, mußte der Gouverneur nnter allen Umständen so lange
im Schutzgebiet bleiben, daß aus dieser Anregung des Größenwahns der Einge¬
bornen keine schlimmen Folgen entsteh« konnten. Außer diesem Schritt, der uns
zum Gespött andrer Kolonialmächte machen mußte, ruft die ganze Behandlung des
Falls in der Öffentlichkeit die schwersten Bedenken hervor. Monatelang ist der
Gouverneur während der schwebenden Untersuchung durch den Schmutz gezogen
worden, ohne daß einer der Beurteiler behaupten konnte, irgendwie genügend


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[0274] Maßgebliches und Unmaßgebliches Mit den Etatsberatnngen geht es nun wenigstens flott vorwärts; mit ihrer Beendigung wird der Reichstag seine Aufgabe für diese Tagung im wesentlichen gelöst haben. Das und die Anbahnung einer gesunden Koloninlpolitik stand ja gegenwärtig in der ersten Reihe, und die Zeit ist zu kurz, um mehr zu schaffen. In der Kolonialpolitik sind wir nun hoffentlich über die Zeit der Skandale und Ent¬ hüllungen hinaus. Den letzten Merkstein dieser Periode bezeichnet, wie wir hoffen, die Verhandlung in dem Disziplinarverfahren gegen den Gouverneur von Puttkamer, die in der letzten Woche stattfand. Über den Fall selbst ist nachgerade genug ge¬ redet und geschrieben worden. Wenn man das alles gehört und gelesen hat und dabei — wie es doch eigentlich selbstverständlich ist — annimmt, daß alle diese Ausdrücke der Entrüstung von? Herzen kommen und die darin ausgesprochne Ge¬ sinnung auch stets in der Lebensführung betätigt wird, so kann man nur aufrichtige Freude empfinden, was wir Deutschen für ein tugendhaftes Volk sind, und wie genau es bei uns alle im öffentlichen Leben stehenden Persönlichkeiten mit dem sechsten Gebot und den Vorschriften der guten Sitte nehmen. Hoffentlich erhalten wir uns das und bleiben vor allen Dingen darin — konsequent nach allen Richtungen hin! Ernst gesprochen, nicht über den Fall selbst, sondern über die politische Behandlung dieses Falls sind wohl noch einige Worte notwendig. Es versteht sich von selbst, daß Verfehlungen und sonstige Handlungen, die der Würde des Amts nicht entsprechen, auch bei den höchsten Beamten untersucht und rücksichts¬ los geahndet werden müssen. Wir haben sogar nichts dagegen, wenn hierbei das, was der Engländer vaut nennt, und worüber wir im Bewußtsein höherer Tugend gern die Nase rümpfen, eine gewisse Rolle spielt und mancher mit Steinen wirft, der selbst im Glashause sitzt. Wer im großen Strom des Lebens steht, lernt mit der Zeit über gewisse Abarten der Heuchelei milde denken. Für die politische Seite der Sache kommt nur in Betracht, den Punkt zu bestimmen, wo das staatliche und nationale Interesse in seiue Rechte tritt und der Verfolgungsfreude eifriger Sittenrichter eine Grenze ziehen muß. Entsprang der Eifer, mit dem hier öffentlich und nicht selten gegen das gewöhnlichste Anstandsgefühl in Dingen gewühlt wurde, die man sonst, wo es in den Parteikram paßt, gern mit verständnisvoller Nachsicht zudeckt — entsprang dieser Eifer wirklich der ehrlichen Entrüstung? Oder galt es nicht vielmehr dem doppelten Zweck, Parteiinteressen zu fördern und die Sensationslust des lieben Publikums zu kitzeln? Nun kann man ja auch der Parteisucht manches zugestehen. Es ist ja nicht schön, aber leider nun einmal menschlich, daß gewöhnlich zwei verschiedne sittliche Maßstäbe zur Hand sind, einer für den Parteifreund und einer für den Gegner. Was wir verlange» können, ist nur, daß das allgemeine Interesse dabei nicht ge¬ schädigt wird, und das geschieht sehr leicht, wenn sogar die Staatsgewalt den Parteien aus taktischen Gründen gewisse Rücksichten zu schulden glaubt Die Art, wie man den Gouverneur von Puttkamer ans Kamerun zurückberufen hat, war eine Übereilung. Es konnte eine unauffällige Form gefunden werden, um die Unter¬ suchung einzuleiten, ohne die Autorität des Gouverneurs bei den Eingebornen zu gefährden. Nachdem die Gegner Puttkamers in der Kolonie die alberne und frivole — übrigens durch das gegebne Beispiel und die möglichen Wirkungen bei dem Charakter der Neger nicht ungefährliche — Komödie mit der Petition der Akwaleute aufgeführt hatten, mußte der Gouverneur nnter allen Umständen so lange im Schutzgebiet bleiben, daß aus dieser Anregung des Größenwahns der Einge¬ bornen keine schlimmen Folgen entsteh« konnten. Außer diesem Schritt, der uns zum Gespött andrer Kolonialmächte machen mußte, ruft die ganze Behandlung des Falls in der Öffentlichkeit die schwersten Bedenken hervor. Monatelang ist der Gouverneur während der schwebenden Untersuchung durch den Schmutz gezogen worden, ohne daß einer der Beurteiler behaupten konnte, irgendwie genügend

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/274>, abgerufen am 06.02.2025.