Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Atlantischer und Stiller Gzeail aus dem Meere herausragen, daß aber während langer Perioden das fließende Im Innern Europas und im Süden ziehen sich die hohen und schroffen, Südlich von Europa erhebt sich Afrika aus dem Meere wie ein mächtiger Grenzboten II 1907 17
Atlantischer und Stiller Gzeail aus dem Meere herausragen, daß aber während langer Perioden das fließende Im Innern Europas und im Süden ziehen sich die hohen und schroffen, Südlich von Europa erhebt sich Afrika aus dem Meere wie ein mächtiger Grenzboten II 1907 17
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0133" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302121"/> <fw type="header" place="top"> Atlantischer und Stiller Gzeail</fw><lb/> <p xml:id="ID_580" prev="#ID_579"> aus dem Meere herausragen, daß aber während langer Perioden das fließende<lb/> Wasser gewaltige Schichten von ihnen abgetragen und dadurch ebenso wie im<lb/> östlichen Amerika die großen Niveauunterschiede stark vermindert hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_581"> Im Innern Europas und im Süden ziehen sich die hohen und schroffen,<lb/> zumeist erst im Tertiär ausgewölbten Faltenketten hin, die noch unausgeglichen<lb/> von der atlantischen Küste bis weit nach Osten reichen, bis zum Anschluß an<lb/> die asiatischen Hochgebirge. Südlich vou ihnen ist durch das große Ein¬<lb/> bruchstal die so ungemein bedeutungsvolle Bucht des Mittelländischen Meeres<lb/> geschaffen worden, die es bewirkt, daß das Gebiet des Atlantischen Ozeans<lb/> bis in den innersten Winkel von Eurasien hineinreicht und die ganze Nord¬<lb/> küste Afrikas mitumfaßt. Große Flachländer mit sanfter Abdachung nach dem<lb/> Meere auf der einen, nordwestlichen Seite, eine ungeheuer mannigfaltige<lb/> Gliederung auf der andern Seite sind die Folge dieser Gestaltung des Boden¬<lb/> reliefs. Und wenn wir auch für diese Gliederung, diese Zerrissenheit der<lb/> Küstenlandschaft in Halbinseln und in Inseln wohl ein Analogon in Ostasien<lb/> finden, so ist das Mittelländische Meer doch noch besonders dadurch ausge¬<lb/> zeichnet, daß sich an mehreren Stellen Pforten und Zugänge finden zu den<lb/> weniger wilden nördlichen Niederländern: die Pforte des Canal du Midi nach<lb/> dem südwestfranzösischen Tiefland, die Rhone uach der Mulde von Paris und<lb/> den rheinischen Tiefländern, die verhältnismäßig leicht überschreitbaren Pässe,<lb/> die vom Adriatischen Meer nach den ungarischen Tiefebenen führen, und die<lb/> Püffe zwischen Wardar und Morawa und zwischen Maritza und Morawa,<lb/> dann die großartige Pforte des Bosporus zu den Uferlandschaften des Schwarzen<lb/> Meeres. Daneben haben sich die großen Tiefebenen des Donro, des Tejo,<lb/> des Guadalquivir, des Ebro und des Po entwickelt. Den ostasiatischen Ländern<lb/> fehlt diese leichte Verkehrsmöglichkeit der Küste mit dem Hinterkante.</p><lb/> <p xml:id="ID_582" next="#ID_583"> Südlich von Europa erhebt sich Afrika aus dem Meere wie ein mächtiger<lb/> Würfel, wie etwa im kleinen — um ein sehr äußerliches Beispiel zu nennen —<lb/> sich die Tafelberge des Elbsandsteingebirges über ihre Umgebung erheben.<lb/> Im Norden ist zwar die Wüstentafel, soweit sie nicht durch das Faltengebirge<lb/> des Atlas mit seinem alpinen Charakter vom Meere abgeschnitten ist, vielfach<lb/> an der Küste Westafrikas und in der östlichen Hülste Nordafrikas bis nahe<lb/> zum Meeresnivean herabgesenkt, aber etwa vom Kap Verde an bespült das<lb/> Meer einen schmalen, niedern Küstensaum, hinter dem sich alsbald die Stufen<lb/> erheben, die auf die Höhe des innern Plateaus hinaufführen. Am Niger<lb/> treten diese Stufen weiter zurück, vom Kcuneruuwinkel an treten sie bis nahe<lb/> an die Küste vor. Dadurch kommt es, daß wir mehrfach beobachten können,<lb/> wie der hochliegende Mittellauf von Flüssen, der auf dem Plateau mit geringem<lb/> Gefälle hingleitet, durch Stromschnellen von dem küstennahen Unterlauf ge¬<lb/> schieden ist. Ein typisches Beispiel hierfür bietet der mächtigste dieser Ströme, der<lb/> Kongo, der sich oben auf dem Tafellande breit ausdehnt und stellenweise in viele<lb/> Arme teilt, kurz vor der Mündung aber in enger Schlucht die verkehrsfeindlichen</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II 1907 17</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0133]
Atlantischer und Stiller Gzeail
aus dem Meere herausragen, daß aber während langer Perioden das fließende
Wasser gewaltige Schichten von ihnen abgetragen und dadurch ebenso wie im
östlichen Amerika die großen Niveauunterschiede stark vermindert hat.
Im Innern Europas und im Süden ziehen sich die hohen und schroffen,
zumeist erst im Tertiär ausgewölbten Faltenketten hin, die noch unausgeglichen
von der atlantischen Küste bis weit nach Osten reichen, bis zum Anschluß an
die asiatischen Hochgebirge. Südlich vou ihnen ist durch das große Ein¬
bruchstal die so ungemein bedeutungsvolle Bucht des Mittelländischen Meeres
geschaffen worden, die es bewirkt, daß das Gebiet des Atlantischen Ozeans
bis in den innersten Winkel von Eurasien hineinreicht und die ganze Nord¬
küste Afrikas mitumfaßt. Große Flachländer mit sanfter Abdachung nach dem
Meere auf der einen, nordwestlichen Seite, eine ungeheuer mannigfaltige
Gliederung auf der andern Seite sind die Folge dieser Gestaltung des Boden¬
reliefs. Und wenn wir auch für diese Gliederung, diese Zerrissenheit der
Küstenlandschaft in Halbinseln und in Inseln wohl ein Analogon in Ostasien
finden, so ist das Mittelländische Meer doch noch besonders dadurch ausge¬
zeichnet, daß sich an mehreren Stellen Pforten und Zugänge finden zu den
weniger wilden nördlichen Niederländern: die Pforte des Canal du Midi nach
dem südwestfranzösischen Tiefland, die Rhone uach der Mulde von Paris und
den rheinischen Tiefländern, die verhältnismäßig leicht überschreitbaren Pässe,
die vom Adriatischen Meer nach den ungarischen Tiefebenen führen, und die
Püffe zwischen Wardar und Morawa und zwischen Maritza und Morawa,
dann die großartige Pforte des Bosporus zu den Uferlandschaften des Schwarzen
Meeres. Daneben haben sich die großen Tiefebenen des Donro, des Tejo,
des Guadalquivir, des Ebro und des Po entwickelt. Den ostasiatischen Ländern
fehlt diese leichte Verkehrsmöglichkeit der Küste mit dem Hinterkante.
Südlich von Europa erhebt sich Afrika aus dem Meere wie ein mächtiger
Würfel, wie etwa im kleinen — um ein sehr äußerliches Beispiel zu nennen —
sich die Tafelberge des Elbsandsteingebirges über ihre Umgebung erheben.
Im Norden ist zwar die Wüstentafel, soweit sie nicht durch das Faltengebirge
des Atlas mit seinem alpinen Charakter vom Meere abgeschnitten ist, vielfach
an der Küste Westafrikas und in der östlichen Hülste Nordafrikas bis nahe
zum Meeresnivean herabgesenkt, aber etwa vom Kap Verde an bespült das
Meer einen schmalen, niedern Küstensaum, hinter dem sich alsbald die Stufen
erheben, die auf die Höhe des innern Plateaus hinaufführen. Am Niger
treten diese Stufen weiter zurück, vom Kcuneruuwinkel an treten sie bis nahe
an die Küste vor. Dadurch kommt es, daß wir mehrfach beobachten können,
wie der hochliegende Mittellauf von Flüssen, der auf dem Plateau mit geringem
Gefälle hingleitet, durch Stromschnellen von dem küstennahen Unterlauf ge¬
schieden ist. Ein typisches Beispiel hierfür bietet der mächtigste dieser Ströme, der
Kongo, der sich oben auf dem Tafellande breit ausdehnt und stellenweise in viele
Arme teilt, kurz vor der Mündung aber in enger Schlucht die verkehrsfeindlichen
Grenzboten II 1907 17
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