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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Die amerikanisch-japanischen Beziehungen

spielen. Wir hoffen auf einen großen kommerziellen Aufschwung in unsern
Beziehungen zu Asien, und wir können rin Sicherheit auf ihn rechnen, wenn
wir nur andern Nationen dasselbe Maß von Gerechtigkeit und guter Behand¬
lung zuteil werden lassen, wie wir es von ihnen verlangen. Nur ein ganz
kleiner Teil unsrer Bürger handelt schlecht. Wo die Bundesregierung die
Macht hat, wird sie mit derartigen Bürgern summarisch verfahren. Wo die
Regierung der einzelnen Staaten die Macht haben, hoffe ich ernstlich ein
gleiches Vorgehn, damit nicht das kleine Häuflein Übeltäter Schande bringe
über die große Menge ihrer unschuldigen und richtig denkenden Mitbürger, ja
über unsre ganze Nation. Gute Manieren sollten ebenso eine internationale
Eigenschaft sein. Ich bitte um gute Behandlung für die Japaner, gerade so
wie ich für Deutsche, Engländer, Franzosen, Russen und Italiener darum bitten
würde. Ich verlange sie als eine Forderung der Humanität und der Zivili¬
sation. Ich empfehle dem Kongreß, ein Gesetz zu erlassen, das die Naturali¬
sation von Japanern regelt, die hierher kommen, um amerikanische Bürger zu
werden. Eins der größten Hindernisse bei Erfüllung der internationalen
Pflichten liegt für die Bundesregierung in dem gänzlichen Fehlen adäquater
gesetzlicher Bestimmungen. Die Bundesregierung hat jetzt viel zu wenig Macht,
als daß sie die Rechte von Ausländern aus feierlichen Verträgen durch die
Gerichte der Union oder durch die Armee und die Flotte schützen könnte. Ich halte
es deshalb für durchaus nötig, daß die Gesetze der Vereinigten Staaten dahin
erweitert werden, daß der Präsident in den Stand gesetzt wird, im Namen der
Vereinigten-Staaten-Regierung, die für die auswärtigen Beziehungen verantwort¬
lich ist, die auf den Verträgen beruhenden Rechte der Ausländer zu schützen."

Man ersieht aus den Worten Roosevelts, wie ernst er die Gefahr einer
kriegerischen Verwicklung mit Japan nimmt, und es ist ihm vorläufig auch ge¬
glückt, die Kalifvrnier zum Nachgeben zu bewegen und die Japaner zu versöhnen,
aber daß damit die Angelegenheit erledigt sei, glaubt drüben kein Mensch, und
die große Majorität der Amerikaner steht auf dem Roosevelt entgegengesetzten
Standpunkte. Der ^so?orK Hsralcl selbst warnte die Japaner vor der irrigen
Annahme, daß die öffentliche Meinung mit der des Präsidenten identisch sei.
Die öffentliche Meinung sei im Gegenteil einstimmig auf feiten der Kalifvrnier,
weil alle Amerikaner die Ansicht verträten, daß jeder einzelne Staat seine innern
Verhältnisse nach Belieben regeln könnte, und weil die Kalifvrnier ihre Lands¬
leute und die Japaner Fremde wären. Die Ah^v kork Aufs meinte, die Bot¬
schaft des Präsidenten sei nur lor exxort gemacht, da sie mit der öffentlichen
Meinung in direktem Widerspruch stünde. Die Japaner werden sich also durch
die schönen Worte Roosevelts kaum abhalten lassen, das zu tun, was sie sich
vorgenommen haben, und das ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Krieg mit
den Vereinigten Staaten vor Beendigung des Panamakanals.

Wenn diese Möglichkeit eintreten sollte, wird es sich zeigen müssen, ob auf
die Dauer ein Staat, der unerschöpflichen Kapitalreichtum besitzt, oder ein Staat,


Die amerikanisch-japanischen Beziehungen

spielen. Wir hoffen auf einen großen kommerziellen Aufschwung in unsern
Beziehungen zu Asien, und wir können rin Sicherheit auf ihn rechnen, wenn
wir nur andern Nationen dasselbe Maß von Gerechtigkeit und guter Behand¬
lung zuteil werden lassen, wie wir es von ihnen verlangen. Nur ein ganz
kleiner Teil unsrer Bürger handelt schlecht. Wo die Bundesregierung die
Macht hat, wird sie mit derartigen Bürgern summarisch verfahren. Wo die
Regierung der einzelnen Staaten die Macht haben, hoffe ich ernstlich ein
gleiches Vorgehn, damit nicht das kleine Häuflein Übeltäter Schande bringe
über die große Menge ihrer unschuldigen und richtig denkenden Mitbürger, ja
über unsre ganze Nation. Gute Manieren sollten ebenso eine internationale
Eigenschaft sein. Ich bitte um gute Behandlung für die Japaner, gerade so
wie ich für Deutsche, Engländer, Franzosen, Russen und Italiener darum bitten
würde. Ich verlange sie als eine Forderung der Humanität und der Zivili¬
sation. Ich empfehle dem Kongreß, ein Gesetz zu erlassen, das die Naturali¬
sation von Japanern regelt, die hierher kommen, um amerikanische Bürger zu
werden. Eins der größten Hindernisse bei Erfüllung der internationalen
Pflichten liegt für die Bundesregierung in dem gänzlichen Fehlen adäquater
gesetzlicher Bestimmungen. Die Bundesregierung hat jetzt viel zu wenig Macht,
als daß sie die Rechte von Ausländern aus feierlichen Verträgen durch die
Gerichte der Union oder durch die Armee und die Flotte schützen könnte. Ich halte
es deshalb für durchaus nötig, daß die Gesetze der Vereinigten Staaten dahin
erweitert werden, daß der Präsident in den Stand gesetzt wird, im Namen der
Vereinigten-Staaten-Regierung, die für die auswärtigen Beziehungen verantwort¬
lich ist, die auf den Verträgen beruhenden Rechte der Ausländer zu schützen."

Man ersieht aus den Worten Roosevelts, wie ernst er die Gefahr einer
kriegerischen Verwicklung mit Japan nimmt, und es ist ihm vorläufig auch ge¬
glückt, die Kalifvrnier zum Nachgeben zu bewegen und die Japaner zu versöhnen,
aber daß damit die Angelegenheit erledigt sei, glaubt drüben kein Mensch, und
die große Majorität der Amerikaner steht auf dem Roosevelt entgegengesetzten
Standpunkte. Der ^so?orK Hsralcl selbst warnte die Japaner vor der irrigen
Annahme, daß die öffentliche Meinung mit der des Präsidenten identisch sei.
Die öffentliche Meinung sei im Gegenteil einstimmig auf feiten der Kalifvrnier,
weil alle Amerikaner die Ansicht verträten, daß jeder einzelne Staat seine innern
Verhältnisse nach Belieben regeln könnte, und weil die Kalifvrnier ihre Lands¬
leute und die Japaner Fremde wären. Die Ah^v kork Aufs meinte, die Bot¬
schaft des Präsidenten sei nur lor exxort gemacht, da sie mit der öffentlichen
Meinung in direktem Widerspruch stünde. Die Japaner werden sich also durch
die schönen Worte Roosevelts kaum abhalten lassen, das zu tun, was sie sich
vorgenommen haben, und das ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Krieg mit
den Vereinigten Staaten vor Beendigung des Panamakanals.

Wenn diese Möglichkeit eintreten sollte, wird es sich zeigen müssen, ob auf
die Dauer ein Staat, der unerschöpflichen Kapitalreichtum besitzt, oder ein Staat,


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[0684] Die amerikanisch-japanischen Beziehungen spielen. Wir hoffen auf einen großen kommerziellen Aufschwung in unsern Beziehungen zu Asien, und wir können rin Sicherheit auf ihn rechnen, wenn wir nur andern Nationen dasselbe Maß von Gerechtigkeit und guter Behand¬ lung zuteil werden lassen, wie wir es von ihnen verlangen. Nur ein ganz kleiner Teil unsrer Bürger handelt schlecht. Wo die Bundesregierung die Macht hat, wird sie mit derartigen Bürgern summarisch verfahren. Wo die Regierung der einzelnen Staaten die Macht haben, hoffe ich ernstlich ein gleiches Vorgehn, damit nicht das kleine Häuflein Übeltäter Schande bringe über die große Menge ihrer unschuldigen und richtig denkenden Mitbürger, ja über unsre ganze Nation. Gute Manieren sollten ebenso eine internationale Eigenschaft sein. Ich bitte um gute Behandlung für die Japaner, gerade so wie ich für Deutsche, Engländer, Franzosen, Russen und Italiener darum bitten würde. Ich verlange sie als eine Forderung der Humanität und der Zivili¬ sation. Ich empfehle dem Kongreß, ein Gesetz zu erlassen, das die Naturali¬ sation von Japanern regelt, die hierher kommen, um amerikanische Bürger zu werden. Eins der größten Hindernisse bei Erfüllung der internationalen Pflichten liegt für die Bundesregierung in dem gänzlichen Fehlen adäquater gesetzlicher Bestimmungen. Die Bundesregierung hat jetzt viel zu wenig Macht, als daß sie die Rechte von Ausländern aus feierlichen Verträgen durch die Gerichte der Union oder durch die Armee und die Flotte schützen könnte. Ich halte es deshalb für durchaus nötig, daß die Gesetze der Vereinigten Staaten dahin erweitert werden, daß der Präsident in den Stand gesetzt wird, im Namen der Vereinigten-Staaten-Regierung, die für die auswärtigen Beziehungen verantwort¬ lich ist, die auf den Verträgen beruhenden Rechte der Ausländer zu schützen." Man ersieht aus den Worten Roosevelts, wie ernst er die Gefahr einer kriegerischen Verwicklung mit Japan nimmt, und es ist ihm vorläufig auch ge¬ glückt, die Kalifvrnier zum Nachgeben zu bewegen und die Japaner zu versöhnen, aber daß damit die Angelegenheit erledigt sei, glaubt drüben kein Mensch, und die große Majorität der Amerikaner steht auf dem Roosevelt entgegengesetzten Standpunkte. Der ^so?orK Hsralcl selbst warnte die Japaner vor der irrigen Annahme, daß die öffentliche Meinung mit der des Präsidenten identisch sei. Die öffentliche Meinung sei im Gegenteil einstimmig auf feiten der Kalifvrnier, weil alle Amerikaner die Ansicht verträten, daß jeder einzelne Staat seine innern Verhältnisse nach Belieben regeln könnte, und weil die Kalifvrnier ihre Lands¬ leute und die Japaner Fremde wären. Die Ah^v kork Aufs meinte, die Bot¬ schaft des Präsidenten sei nur lor exxort gemacht, da sie mit der öffentlichen Meinung in direktem Widerspruch stünde. Die Japaner werden sich also durch die schönen Worte Roosevelts kaum abhalten lassen, das zu tun, was sie sich vorgenommen haben, und das ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Krieg mit den Vereinigten Staaten vor Beendigung des Panamakanals. Wenn diese Möglichkeit eintreten sollte, wird es sich zeigen müssen, ob auf die Dauer ein Staat, der unerschöpflichen Kapitalreichtum besitzt, oder ein Staat,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/684>, abgerufen am 30.06.2024.