Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

(Wie denn wirklich in Deutschland oft genug das, was die Zeitungen sagen, sich
keineswegs mit der wirklichen "öffentlichen Meinung" deckt, sondern diese verfälscht);
"vor den Urnen" hätten sich Konservative und Liberale ohne irgendwelchen Druck
der Regierung vereinigt, nud vereinigt hätten sie zwar nicht das Zentrum gestürzt,
aber die Sozialdemokratie zertrümmert, die Welfenpartei vernichtet und somit eine
ucitiouale Mehrheit geschaffen, sodaß die Regierung das Zentrum zu einer Mehr¬
heit überhaupt nicht mehr bedürfe, und die überragende Machtstellung dieser Partei
gebrochen sei. Dazu hätten auch die jüngsten Enthüllungen (lo xubdlioilüiolli M
o msno inciisoieti al Huesti ultimi tswxi) beigetragen, in denen "die schönste Rolle
(la xarts xiü bslls.) die des damals jugendlichen Kaisers im Gegensah zu der seines
mächtigen und übermächtigen Ministers sei"; denn "schwerlich hätte sich -- so führt
er fort -- die Mehrheit des Landes so um die Regierung gegen die Sozialisten
geschart, wenn deren Klagen durch eine ihnen weniger günstige Gesetzgebung gerecht¬
fertigter erschienen wären".

Sehr richtig führt nun der Italiener den deutschen Liberalen weiter zu Ge¬
müte, wie jetzt alles darauf ankomme, daß sie ihre Ideen in eine Form brächten,
die der Negierung als ein Programm annehmbar erscheine, daß sie vom Reichs¬
kanzler ein liberales Wahlmanifest gar nicht hätten verlangen dürfen, weil er mit
einem solchen "riskiert hätte, die treuen Konservativen zu kränken, um Freunden zu
schmeicheln, auf die er sich keineswegs sicher verlassen konnte". Mit Recht erinnert
er auch daran, "daß die Politischen Verdienste der liberal-konstitutionellen Parteien
um Deutschland nicht übermäßig" (non seosssivs) gewesen seien, daß Bismarck, als
er die Wiedergeburt Deutschlands vorbereitete, im Kampfe mit den Liberalen stand,
daß er sie erst durch seinen Sieg für sich gewonnen habe, daß sie sich dann aber¬
mals von ihm getrennt hätten (1879) und "niemals verdient hätten, als eine
Partei zu gelten, auf die sich irgendeine Regierung wirklich hätte stützen können"
Er fügt diesen herben, unwiderlegbaren, aber immer wieder vergessenen Wahrheiten
die Mahnung hinzu, nicht sofort eine entschieden liberale Wendung zu verlangen,
sie hätten ja auch keinen le-A-asi-, der an Bülows Stelle treten könne. Wenn sich
etwa durch ihre Schuld der Kanzler gezwungen sähe, wieder mit dem Zentrum zu
paktieren, so würde die Verantwortung dafür eben die Parteien treffen, an die er
sich dann rin einem ebenso ehrlichen wie geschickten Vorgehen (movimsnto non rasn
sinLöro eng MIs) vergeblich gewandt haben würde. Doch er hofft, "daß die
deutschen Liberalen die Gelegenheit, die sich ihnen nach so langer Zeit darbietet,
sich im Einklang mit der Regierung zu befinden, würdigen werden, um auf die
Richtung des politischen Lebens einen gemäßigten, aber sichern fortschrittlichen Ein¬
fluß auszuüben".

Der Italiener hat ganz recht: der deutsche Liberalismus, das mit Recht sieg¬
bewußte liberale Bürgertum steht vor einer entscheidenden Wendung. Wenn es
jetzt die Zeichen der Zeit nicht zu deuten weiß, wenn auch jetzt die Linke in ihrem
starren Doktrinarismus verharrt, den sie für Prinzipientrene hält, dann hat es
seinen Sieg über die Sozialdemokratie umsonst erfochten, dann hat es seine eigne
politische Zukunft wieder einmal verspielt, verspielt wie 1858 und 1879, verspielt
* auf wer weiß wie lange Zeit.


Der Zensurenbazillus.

Um jede Ostern und Michaelis grassiert durch die
ganze Schulwelt die Zensurenseuche. Wir zählen gegenwärtig im Deutschen Reiche
60 Millionen Einwohner; mindestens der fünfte Teil dieser Bevölkerung besucht
niedere und höhere Schulen, und jedes solches Menschenkind wird um diese Zeit
in seinem Charakter und in seinen Leistungen in Ziffern rund und nett dargestellt.
Wir greifen nun nicht zu hoch, wenn wir annehmen, daß jedes solches Zensuren-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

(Wie denn wirklich in Deutschland oft genug das, was die Zeitungen sagen, sich
keineswegs mit der wirklichen „öffentlichen Meinung" deckt, sondern diese verfälscht);
„vor den Urnen" hätten sich Konservative und Liberale ohne irgendwelchen Druck
der Regierung vereinigt, nud vereinigt hätten sie zwar nicht das Zentrum gestürzt,
aber die Sozialdemokratie zertrümmert, die Welfenpartei vernichtet und somit eine
ucitiouale Mehrheit geschaffen, sodaß die Regierung das Zentrum zu einer Mehr¬
heit überhaupt nicht mehr bedürfe, und die überragende Machtstellung dieser Partei
gebrochen sei. Dazu hätten auch die jüngsten Enthüllungen (lo xubdlioilüiolli M
o msno inciisoieti al Huesti ultimi tswxi) beigetragen, in denen „die schönste Rolle
(la xarts xiü bslls.) die des damals jugendlichen Kaisers im Gegensah zu der seines
mächtigen und übermächtigen Ministers sei"; denn „schwerlich hätte sich — so führt
er fort — die Mehrheit des Landes so um die Regierung gegen die Sozialisten
geschart, wenn deren Klagen durch eine ihnen weniger günstige Gesetzgebung gerecht¬
fertigter erschienen wären".

Sehr richtig führt nun der Italiener den deutschen Liberalen weiter zu Ge¬
müte, wie jetzt alles darauf ankomme, daß sie ihre Ideen in eine Form brächten,
die der Negierung als ein Programm annehmbar erscheine, daß sie vom Reichs¬
kanzler ein liberales Wahlmanifest gar nicht hätten verlangen dürfen, weil er mit
einem solchen „riskiert hätte, die treuen Konservativen zu kränken, um Freunden zu
schmeicheln, auf die er sich keineswegs sicher verlassen konnte". Mit Recht erinnert
er auch daran, „daß die Politischen Verdienste der liberal-konstitutionellen Parteien
um Deutschland nicht übermäßig" (non seosssivs) gewesen seien, daß Bismarck, als
er die Wiedergeburt Deutschlands vorbereitete, im Kampfe mit den Liberalen stand,
daß er sie erst durch seinen Sieg für sich gewonnen habe, daß sie sich dann aber¬
mals von ihm getrennt hätten (1879) und „niemals verdient hätten, als eine
Partei zu gelten, auf die sich irgendeine Regierung wirklich hätte stützen können"
Er fügt diesen herben, unwiderlegbaren, aber immer wieder vergessenen Wahrheiten
die Mahnung hinzu, nicht sofort eine entschieden liberale Wendung zu verlangen,
sie hätten ja auch keinen le-A-asi-, der an Bülows Stelle treten könne. Wenn sich
etwa durch ihre Schuld der Kanzler gezwungen sähe, wieder mit dem Zentrum zu
paktieren, so würde die Verantwortung dafür eben die Parteien treffen, an die er
sich dann rin einem ebenso ehrlichen wie geschickten Vorgehen (movimsnto non rasn
sinLöro eng MIs) vergeblich gewandt haben würde. Doch er hofft, „daß die
deutschen Liberalen die Gelegenheit, die sich ihnen nach so langer Zeit darbietet,
sich im Einklang mit der Regierung zu befinden, würdigen werden, um auf die
Richtung des politischen Lebens einen gemäßigten, aber sichern fortschrittlichen Ein¬
fluß auszuüben".

Der Italiener hat ganz recht: der deutsche Liberalismus, das mit Recht sieg¬
bewußte liberale Bürgertum steht vor einer entscheidenden Wendung. Wenn es
jetzt die Zeichen der Zeit nicht zu deuten weiß, wenn auch jetzt die Linke in ihrem
starren Doktrinarismus verharrt, den sie für Prinzipientrene hält, dann hat es
seinen Sieg über die Sozialdemokratie umsonst erfochten, dann hat es seine eigne
politische Zukunft wieder einmal verspielt, verspielt wie 1858 und 1879, verspielt
* auf wer weiß wie lange Zeit.


Der Zensurenbazillus.

Um jede Ostern und Michaelis grassiert durch die
ganze Schulwelt die Zensurenseuche. Wir zählen gegenwärtig im Deutschen Reiche
60 Millionen Einwohner; mindestens der fünfte Teil dieser Bevölkerung besucht
niedere und höhere Schulen, und jedes solches Menschenkind wird um diese Zeit
in seinem Charakter und in seinen Leistungen in Ziffern rund und nett dargestellt.
Wir greifen nun nicht zu hoch, wenn wir annehmen, daß jedes solches Zensuren-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0445" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/301699"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1696" prev="#ID_1695"> (Wie denn wirklich in Deutschland oft genug das, was die Zeitungen sagen, sich<lb/>
keineswegs mit der wirklichen &#x201E;öffentlichen Meinung" deckt, sondern diese verfälscht);<lb/>
&#x201E;vor den Urnen" hätten sich Konservative und Liberale ohne irgendwelchen Druck<lb/>
der Regierung vereinigt, nud vereinigt hätten sie zwar nicht das Zentrum gestürzt,<lb/>
aber die Sozialdemokratie zertrümmert, die Welfenpartei vernichtet und somit eine<lb/>
ucitiouale Mehrheit geschaffen, sodaß die Regierung das Zentrum zu einer Mehr¬<lb/>
heit überhaupt nicht mehr bedürfe, und die überragende Machtstellung dieser Partei<lb/>
gebrochen sei. Dazu hätten auch die jüngsten Enthüllungen (lo xubdlioilüiolli M<lb/>
o msno inciisoieti al Huesti ultimi tswxi) beigetragen, in denen &#x201E;die schönste Rolle<lb/>
(la xarts xiü bslls.) die des damals jugendlichen Kaisers im Gegensah zu der seines<lb/>
mächtigen und übermächtigen Ministers sei"; denn &#x201E;schwerlich hätte sich &#x2014; so führt<lb/>
er fort &#x2014; die Mehrheit des Landes so um die Regierung gegen die Sozialisten<lb/>
geschart, wenn deren Klagen durch eine ihnen weniger günstige Gesetzgebung gerecht¬<lb/>
fertigter erschienen wären".</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1697"> Sehr richtig führt nun der Italiener den deutschen Liberalen weiter zu Ge¬<lb/>
müte, wie jetzt alles darauf ankomme, daß sie ihre Ideen in eine Form brächten,<lb/>
die der Negierung als ein Programm annehmbar erscheine, daß sie vom Reichs¬<lb/>
kanzler ein liberales Wahlmanifest gar nicht hätten verlangen dürfen, weil er mit<lb/>
einem solchen &#x201E;riskiert hätte, die treuen Konservativen zu kränken, um Freunden zu<lb/>
schmeicheln, auf die er sich keineswegs sicher verlassen konnte". Mit Recht erinnert<lb/>
er auch daran, &#x201E;daß die Politischen Verdienste der liberal-konstitutionellen Parteien<lb/>
um Deutschland nicht übermäßig" (non seosssivs) gewesen seien, daß Bismarck, als<lb/>
er die Wiedergeburt Deutschlands vorbereitete, im Kampfe mit den Liberalen stand,<lb/>
daß er sie erst durch seinen Sieg für sich gewonnen habe, daß sie sich dann aber¬<lb/>
mals von ihm getrennt hätten (1879) und &#x201E;niemals verdient hätten, als eine<lb/>
Partei zu gelten, auf die sich irgendeine Regierung wirklich hätte stützen können"<lb/>
Er fügt diesen herben, unwiderlegbaren, aber immer wieder vergessenen Wahrheiten<lb/>
die Mahnung hinzu, nicht sofort eine entschieden liberale Wendung zu verlangen,<lb/>
sie hätten ja auch keinen le-A-asi-, der an Bülows Stelle treten könne. Wenn sich<lb/>
etwa durch ihre Schuld der Kanzler gezwungen sähe, wieder mit dem Zentrum zu<lb/>
paktieren, so würde die Verantwortung dafür eben die Parteien treffen, an die er<lb/>
sich dann rin einem ebenso ehrlichen wie geschickten Vorgehen (movimsnto non rasn<lb/>
sinLöro eng MIs) vergeblich gewandt haben würde. Doch er hofft, &#x201E;daß die<lb/>
deutschen Liberalen die Gelegenheit, die sich ihnen nach so langer Zeit darbietet,<lb/>
sich im Einklang mit der Regierung zu befinden, würdigen werden, um auf die<lb/>
Richtung des politischen Lebens einen gemäßigten, aber sichern fortschrittlichen Ein¬<lb/>
fluß auszuüben".</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1698"> Der Italiener hat ganz recht: der deutsche Liberalismus, das mit Recht sieg¬<lb/>
bewußte liberale Bürgertum steht vor einer entscheidenden Wendung. Wenn es<lb/>
jetzt die Zeichen der Zeit nicht zu deuten weiß, wenn auch jetzt die Linke in ihrem<lb/>
starren Doktrinarismus verharrt, den sie für Prinzipientrene hält, dann hat es<lb/>
seinen Sieg über die Sozialdemokratie umsonst erfochten, dann hat es seine eigne<lb/>
politische Zukunft wieder einmal verspielt, verspielt wie 1858 und 1879, verspielt<lb/><note type="byline"> *</note> auf wer weiß wie lange Zeit. </p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Der Zensurenbazillus.</head>
            <p xml:id="ID_1699" next="#ID_1700"> Um jede Ostern und Michaelis grassiert durch die<lb/>
ganze Schulwelt die Zensurenseuche. Wir zählen gegenwärtig im Deutschen Reiche<lb/>
60 Millionen Einwohner; mindestens der fünfte Teil dieser Bevölkerung besucht<lb/>
niedere und höhere Schulen, und jedes solches Menschenkind wird um diese Zeit<lb/>
in seinem Charakter und in seinen Leistungen in Ziffern rund und nett dargestellt.<lb/>
Wir greifen nun nicht zu hoch, wenn wir annehmen, daß jedes solches Zensuren-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0445] Maßgebliches und Unmaßgebliches (Wie denn wirklich in Deutschland oft genug das, was die Zeitungen sagen, sich keineswegs mit der wirklichen „öffentlichen Meinung" deckt, sondern diese verfälscht); „vor den Urnen" hätten sich Konservative und Liberale ohne irgendwelchen Druck der Regierung vereinigt, nud vereinigt hätten sie zwar nicht das Zentrum gestürzt, aber die Sozialdemokratie zertrümmert, die Welfenpartei vernichtet und somit eine ucitiouale Mehrheit geschaffen, sodaß die Regierung das Zentrum zu einer Mehr¬ heit überhaupt nicht mehr bedürfe, und die überragende Machtstellung dieser Partei gebrochen sei. Dazu hätten auch die jüngsten Enthüllungen (lo xubdlioilüiolli M o msno inciisoieti al Huesti ultimi tswxi) beigetragen, in denen „die schönste Rolle (la xarts xiü bslls.) die des damals jugendlichen Kaisers im Gegensah zu der seines mächtigen und übermächtigen Ministers sei"; denn „schwerlich hätte sich — so führt er fort — die Mehrheit des Landes so um die Regierung gegen die Sozialisten geschart, wenn deren Klagen durch eine ihnen weniger günstige Gesetzgebung gerecht¬ fertigter erschienen wären". Sehr richtig führt nun der Italiener den deutschen Liberalen weiter zu Ge¬ müte, wie jetzt alles darauf ankomme, daß sie ihre Ideen in eine Form brächten, die der Negierung als ein Programm annehmbar erscheine, daß sie vom Reichs¬ kanzler ein liberales Wahlmanifest gar nicht hätten verlangen dürfen, weil er mit einem solchen „riskiert hätte, die treuen Konservativen zu kränken, um Freunden zu schmeicheln, auf die er sich keineswegs sicher verlassen konnte". Mit Recht erinnert er auch daran, „daß die Politischen Verdienste der liberal-konstitutionellen Parteien um Deutschland nicht übermäßig" (non seosssivs) gewesen seien, daß Bismarck, als er die Wiedergeburt Deutschlands vorbereitete, im Kampfe mit den Liberalen stand, daß er sie erst durch seinen Sieg für sich gewonnen habe, daß sie sich dann aber¬ mals von ihm getrennt hätten (1879) und „niemals verdient hätten, als eine Partei zu gelten, auf die sich irgendeine Regierung wirklich hätte stützen können" Er fügt diesen herben, unwiderlegbaren, aber immer wieder vergessenen Wahrheiten die Mahnung hinzu, nicht sofort eine entschieden liberale Wendung zu verlangen, sie hätten ja auch keinen le-A-asi-, der an Bülows Stelle treten könne. Wenn sich etwa durch ihre Schuld der Kanzler gezwungen sähe, wieder mit dem Zentrum zu paktieren, so würde die Verantwortung dafür eben die Parteien treffen, an die er sich dann rin einem ebenso ehrlichen wie geschickten Vorgehen (movimsnto non rasn sinLöro eng MIs) vergeblich gewandt haben würde. Doch er hofft, „daß die deutschen Liberalen die Gelegenheit, die sich ihnen nach so langer Zeit darbietet, sich im Einklang mit der Regierung zu befinden, würdigen werden, um auf die Richtung des politischen Lebens einen gemäßigten, aber sichern fortschrittlichen Ein¬ fluß auszuüben". Der Italiener hat ganz recht: der deutsche Liberalismus, das mit Recht sieg¬ bewußte liberale Bürgertum steht vor einer entscheidenden Wendung. Wenn es jetzt die Zeichen der Zeit nicht zu deuten weiß, wenn auch jetzt die Linke in ihrem starren Doktrinarismus verharrt, den sie für Prinzipientrene hält, dann hat es seinen Sieg über die Sozialdemokratie umsonst erfochten, dann hat es seine eigne politische Zukunft wieder einmal verspielt, verspielt wie 1858 und 1879, verspielt * auf wer weiß wie lange Zeit. Der Zensurenbazillus. Um jede Ostern und Michaelis grassiert durch die ganze Schulwelt die Zensurenseuche. Wir zählen gegenwärtig im Deutschen Reiche 60 Millionen Einwohner; mindestens der fünfte Teil dieser Bevölkerung besucht niedere und höhere Schulen, und jedes solches Menschenkind wird um diese Zeit in seinem Charakter und in seinen Leistungen in Ziffern rund und nett dargestellt. Wir greifen nun nicht zu hoch, wenn wir annehmen, daß jedes solches Zensuren-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/445
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/445>, abgerufen am 30.06.2024.