Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.Fünfzig Jahre deutscher Schiffahrt sondern viele, die ebenso denken wie Ich, im Lande -- mit Stolz und Be¬ Als der norddeutsche Lloyd*) am 20. Februar 1857 mit einem Kapital von Wir möchten schon an dieser Stelle auf das soeben im Verlag von Fr. Wilh. Grunow
in Leipzig erschienene umfangreiche Werk: Der norddeutsche Lloyd. Fünfzig Jahre Entwicklung 1857 bis 1907. Dargestellt von or. Paul Neubaur. In drei Bänden (zwei Text- und ein Illustrations-Band) hinweisen, auf das wir in einer der nächsten Nummern eingehend zurück¬ kommen werden. Fünfzig Jahre deutscher Schiffahrt sondern viele, die ebenso denken wie Ich, im Lande — mit Stolz und Be¬ Als der norddeutsche Lloyd*) am 20. Februar 1857 mit einem Kapital von Wir möchten schon an dieser Stelle auf das soeben im Verlag von Fr. Wilh. Grunow
in Leipzig erschienene umfangreiche Werk: Der norddeutsche Lloyd. Fünfzig Jahre Entwicklung 1857 bis 1907. Dargestellt von or. Paul Neubaur. In drei Bänden (zwei Text- und ein Illustrations-Band) hinweisen, auf das wir in einer der nächsten Nummern eingehend zurück¬ kommen werden. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0404" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/301658"/> <fw type="header" place="top"> Fünfzig Jahre deutscher Schiffahrt</fw><lb/> <p xml:id="ID_1522" prev="#ID_1521"> sondern viele, die ebenso denken wie Ich, im Lande — mit Stolz und Be¬<lb/> friedigung— Die herrlichen Schiffe, die zur Bewundrung nicht nur der<lb/> Deutschen, sondern gerade auch der Fremden, mit schneller Fahrt die Flut durch¬<lb/> schneiden, bringen überall hin erstens die Erzeugnisse unsers Vaterlandes, und<lb/> zweitens sind sie das Zeichen unsrer Schiffsbautechnik, unsrer Arbeitsleistung<lb/> und zu gleicher Zeit auch das Zeichen der Leistungen unsrer Handelsmarine,<lb/> und Ich glaube wohl ohne Überhebung sagen zu dürfen, wo sie hinkommen,<lb/> können sie sich mit Recht und mit Stolz vor der Welt zeigen und blicken lassen."<lb/> Und Prinz Heinrich sagte zehn Jahre später: „Die goldne Brücke, die der Lloyd<lb/> über den Ozean gespannt hat, ist eine feste Brücke für das Deutschtum, die<lb/> deutsche Zivilisation und das deutsche Ansehen auf dem großen Meere."</p><lb/> <p xml:id="ID_1523" next="#ID_1524"> Als der norddeutsche Lloyd*) am 20. Februar 1857 mit einem Kapital von<lb/> drei Millionen Taler Gold konstituiert wurde, mit dem Zweck, „für Persvncn-<lb/> und Frachtverkehr regelmäßige Dampfschiffsverbindungen mit europäischen und<lb/> transatlantischen Ländern und Schleppdienst für Fluß- und Seeschiffe einzu¬<lb/> richten", wurde außer einem Dampferverkehr nach England und einer Schlepp¬<lb/> schiffahrt auf der Weser ein regelmäßiger Dampferverkehr zwischen Bremen und<lb/> Newyork beschlossen. Diese im Juni 1858 eröffnete Newyorker Linie ist noch<lb/> heute der Hauptstamm des weit- und vielverzweigten Geschäftes. Beinahe die<lb/> Hälfte der vom Lloyd jährlich beförderten Personen entfällt ans diese Linie, ja<lb/> wenn man die später hinzugekommnen Linien nach andern nordamerikanischen<lb/> Häfen hinzurechnet, weil sie teils eine Entlastung, teils eine Ergänzung der<lb/> Newyorker Linie sind, erhält man sogar vier Fünftel der Gesamtzahl. Auch im<lb/> Frachtgeschäft ist die Newyorker Linie, wenn auch nicht in so hohem Prozentsatz,<lb/> die bedeutendste des Lloyd. Sie ist im Laufe der Jahrzehnte immer weiter<lb/> ausgebaut und verbessert worden, indem vor allem die Abfahrten häufiger gelegt,<lb/> und die Schiffe schneller und für die verschiednen Zwecke des Personen- und<lb/> Frachtverkehrs praktischer eingerichtet wurden. Schon im Jahre 1867 konnte der<lb/> Lloyd mit acht großen und schnellen Schiffen wöchentliche Fahrten zwischen<lb/> Bremen und Newyork aufnehmen. Das bedeutendste Ereignis — nicht bloß für<lb/> diese Linie, sondern für den Dampferverkehr überhaupt — war die im Jahre 1881<lb/> erfolgte Einführung des Schnelldampferbetriebs. Während bisher ein Dampfer<lb/> als höchste Durchschnittsleistung etwa zwölf Seemeilen in der Stunde zurücklegen<lb/> konnte, gelang es den Engländern, einen Dampfer zu bauen, der eine Durch¬<lb/> schnittsgeschwindigkeit von sechzehn Seemeilen in der Stunde erreichte. Der Lloyd<lb/> erkannte sofort die Bedeutung dieser neuen Errungenschaft der Schiffsbautechnik<lb/> und ließ ebenfalls in England einen Schnelldampfer bauen. Diesem Schiffe, der</p><lb/> <note xml:id="FID_44" place="foot"> Wir möchten schon an dieser Stelle auf das soeben im Verlag von Fr. Wilh. Grunow<lb/> in Leipzig erschienene umfangreiche Werk: Der norddeutsche Lloyd. Fünfzig Jahre Entwicklung<lb/> 1857 bis 1907. Dargestellt von or. Paul Neubaur. In drei Bänden (zwei Text- und ein<lb/> Illustrations-Band) hinweisen, auf das wir in einer der nächsten Nummern eingehend zurück¬<lb/> kommen werden.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0404]
Fünfzig Jahre deutscher Schiffahrt
sondern viele, die ebenso denken wie Ich, im Lande — mit Stolz und Be¬
friedigung— Die herrlichen Schiffe, die zur Bewundrung nicht nur der
Deutschen, sondern gerade auch der Fremden, mit schneller Fahrt die Flut durch¬
schneiden, bringen überall hin erstens die Erzeugnisse unsers Vaterlandes, und
zweitens sind sie das Zeichen unsrer Schiffsbautechnik, unsrer Arbeitsleistung
und zu gleicher Zeit auch das Zeichen der Leistungen unsrer Handelsmarine,
und Ich glaube wohl ohne Überhebung sagen zu dürfen, wo sie hinkommen,
können sie sich mit Recht und mit Stolz vor der Welt zeigen und blicken lassen."
Und Prinz Heinrich sagte zehn Jahre später: „Die goldne Brücke, die der Lloyd
über den Ozean gespannt hat, ist eine feste Brücke für das Deutschtum, die
deutsche Zivilisation und das deutsche Ansehen auf dem großen Meere."
Als der norddeutsche Lloyd*) am 20. Februar 1857 mit einem Kapital von
drei Millionen Taler Gold konstituiert wurde, mit dem Zweck, „für Persvncn-
und Frachtverkehr regelmäßige Dampfschiffsverbindungen mit europäischen und
transatlantischen Ländern und Schleppdienst für Fluß- und Seeschiffe einzu¬
richten", wurde außer einem Dampferverkehr nach England und einer Schlepp¬
schiffahrt auf der Weser ein regelmäßiger Dampferverkehr zwischen Bremen und
Newyork beschlossen. Diese im Juni 1858 eröffnete Newyorker Linie ist noch
heute der Hauptstamm des weit- und vielverzweigten Geschäftes. Beinahe die
Hälfte der vom Lloyd jährlich beförderten Personen entfällt ans diese Linie, ja
wenn man die später hinzugekommnen Linien nach andern nordamerikanischen
Häfen hinzurechnet, weil sie teils eine Entlastung, teils eine Ergänzung der
Newyorker Linie sind, erhält man sogar vier Fünftel der Gesamtzahl. Auch im
Frachtgeschäft ist die Newyorker Linie, wenn auch nicht in so hohem Prozentsatz,
die bedeutendste des Lloyd. Sie ist im Laufe der Jahrzehnte immer weiter
ausgebaut und verbessert worden, indem vor allem die Abfahrten häufiger gelegt,
und die Schiffe schneller und für die verschiednen Zwecke des Personen- und
Frachtverkehrs praktischer eingerichtet wurden. Schon im Jahre 1867 konnte der
Lloyd mit acht großen und schnellen Schiffen wöchentliche Fahrten zwischen
Bremen und Newyork aufnehmen. Das bedeutendste Ereignis — nicht bloß für
diese Linie, sondern für den Dampferverkehr überhaupt — war die im Jahre 1881
erfolgte Einführung des Schnelldampferbetriebs. Während bisher ein Dampfer
als höchste Durchschnittsleistung etwa zwölf Seemeilen in der Stunde zurücklegen
konnte, gelang es den Engländern, einen Dampfer zu bauen, der eine Durch¬
schnittsgeschwindigkeit von sechzehn Seemeilen in der Stunde erreichte. Der Lloyd
erkannte sofort die Bedeutung dieser neuen Errungenschaft der Schiffsbautechnik
und ließ ebenfalls in England einen Schnelldampfer bauen. Diesem Schiffe, der
Wir möchten schon an dieser Stelle auf das soeben im Verlag von Fr. Wilh. Grunow
in Leipzig erschienene umfangreiche Werk: Der norddeutsche Lloyd. Fünfzig Jahre Entwicklung
1857 bis 1907. Dargestellt von or. Paul Neubaur. In drei Bänden (zwei Text- und ein
Illustrations-Band) hinweisen, auf das wir in einer der nächsten Nummern eingehend zurück¬
kommen werden.
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