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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Uumaßgebliches

fest, daß das Zentrum die stärkste Partei des Reichstags bleiben würde. Das
Prinzip, das diese Partei zusammenhält, liegt außerhalb der nationalen Interessen,
Sie vereinigt mit Hilfe dieses Prinzips -- des konfessionellen -- konservative und
liberale Elemente. Wenn das Zentrum nun, um die Mehrheit zu erlangen, ge¬
zwungen wird, sich mit den Konservativen oder den Liberalen zu verbinden, so
wird es auf die eine oder die andre Art immer genötigt, solchen Interessen, die
mit nationalen Anschauungen im Zusammenhang stehn, Zugeständnisse zu machen.
Ein Bündnis des Zentrums mit den Konversativen mag den Liberalen sehr uner¬
wünscht sein und umgekehrt, aber es liegt in dieser legitimen Geltendmachung politischer
Parteigrundsntze nichts, was in wichtigen nationalen Fragen gefährlich wirken konnte.
Anders steht die Sache, wenn das Zentrum außerdem in der Lage ist, sich mit einer dritten
Partei zu verbinden, die weder konservativ noch liberal, sondern grundsätzlich verneinend
und Feindin unsrer ganzen Staatsordnung ist. Ein solches Bündnis kann nur taktischen
Zwecken dienen, es kann nicht aufÜbereinstimmnng in der Sache, sondern nur auf zufälliger
Übereinstimmung in einem gegebnen Ziele beruhn, und dieses Ziel kaun lediglich nega¬
tiver Natur sein, denn jedes positive Ziel müßte gerade diese beiden Parteien ausein¬
anderbringen. Nur die Sorge um die Machtstellung der Partei, um die Förderung
ihrer konfessionellen Zwecke, kurz der rücksichtloseste Parteiegoismus und das daraus
entspringende Bedürfnis, den Staat um jeden Preis seine Macht fühlen zu lassen,
ist imstande, in einer Frage, in der Konservative und Liberale einig sein müssen,
das Zentrum im Gegensatz zu allen gesunden politischen Prinzipien an die Seite
der Sozialdemokratie zu führe". Darin aber, daß das Zentrum diese Rolle
wirklich übernommen hat, zeigt es sich als eine antinationale, staatsfeindliche Partei,
die bekämpft werden muß. Weiter jedoch ist klar, daß, wenn es nun einmal nicht
gelungen ist, dem Zentrum eine genügende Zahl von Mandaten zu entreißen,
wenigstens alles geschehen muß, zu verhindern, daß die Sozialdemokratie auch
fernerhin dem Zentrum noch als ein begehrenswerter Bundesgenosse oder doch
Weggenosse erscheint. Ist die Sozialdemokratie im Reichstage so schwach vertreten,
daß das Zentrum nicht mehr darauf rechne" kann, bei der rücksichtslosen Verfolgung
seiner Machtpolitik stets die indirekte Hilfe einer Partei zu finden, die Opposition
macht, nur weil es Opposition ist, so ist das Zentrum gezwungen, sich entweder
ganz auszuschalten oder mit dem rechten oder linken Flügel der bürgerlichen Parteien
zu gehn, und verliert damit seine Bedeutung als Schädling unsers parlamentarischen
Lebens.

Ähnliche Erwägungen haben um aber die Wortführer der freisinnigen Ver¬
einigung veranlaßt, sich besonders der Möglichkeit zu erinnern, daß das Zentrum
künftig vorwiegend mit deu Konservativen zusammengehn könnte. Dann würde
-- so meinen sie -- infolge der Schwnchuug der Sozialdemokratie der Liberalismus
im neuen Reichstage erst recht an die Wand gedrückt werden. Das Zentrum sei
wohl geneigt, sich zur Verfolgung seiner parteipolitischer Sonderziele auch der
äußersten Linken zu bediene"; könne das aber nicht mehr geschehen, so werde der
reaktionäre Charakter des Zentrums um so stärker hervortreten. Deshalb sei es nach
dem überraschenden Ergebnis der Hauptwahlen erste Pflicht aller entschieden liberalen
Wähler, eine weitere Schwächung der Sozialdemokratie nicht zuzulassen. So predigte"
die Propheten dieser liberale" Gr"PPe bis zum letzte" Augenblick vor deu Stich¬
wahlen den Kreuzzug gegen die Reaktion und damit die Loslösung des entschiednen
Liberalismus von dem nationalen Block zugunsten der Sozialdemokratie.

Herr Theodor Barth hat in seiner Wochenschrift "Die Nation" diesen Stand¬
punkt näher zu begründen versucht. Es ist bemerkenswert, von welchem Stand¬
punkt aus er die Aussichten der Zukunft beurteilt. So meint er nnter andern":
"Der entschiede Liberalismus konnte bisher bei jeder ernsthaften liberalen Aktion
auf die Stimmen der Sozialdemokratie zählen und wird es in Zukunft auch können."


Maßgebliches und Uumaßgebliches

fest, daß das Zentrum die stärkste Partei des Reichstags bleiben würde. Das
Prinzip, das diese Partei zusammenhält, liegt außerhalb der nationalen Interessen,
Sie vereinigt mit Hilfe dieses Prinzips — des konfessionellen — konservative und
liberale Elemente. Wenn das Zentrum nun, um die Mehrheit zu erlangen, ge¬
zwungen wird, sich mit den Konservativen oder den Liberalen zu verbinden, so
wird es auf die eine oder die andre Art immer genötigt, solchen Interessen, die
mit nationalen Anschauungen im Zusammenhang stehn, Zugeständnisse zu machen.
Ein Bündnis des Zentrums mit den Konversativen mag den Liberalen sehr uner¬
wünscht sein und umgekehrt, aber es liegt in dieser legitimen Geltendmachung politischer
Parteigrundsntze nichts, was in wichtigen nationalen Fragen gefährlich wirken konnte.
Anders steht die Sache, wenn das Zentrum außerdem in der Lage ist, sich mit einer dritten
Partei zu verbinden, die weder konservativ noch liberal, sondern grundsätzlich verneinend
und Feindin unsrer ganzen Staatsordnung ist. Ein solches Bündnis kann nur taktischen
Zwecken dienen, es kann nicht aufÜbereinstimmnng in der Sache, sondern nur auf zufälliger
Übereinstimmung in einem gegebnen Ziele beruhn, und dieses Ziel kaun lediglich nega¬
tiver Natur sein, denn jedes positive Ziel müßte gerade diese beiden Parteien ausein¬
anderbringen. Nur die Sorge um die Machtstellung der Partei, um die Förderung
ihrer konfessionellen Zwecke, kurz der rücksichtloseste Parteiegoismus und das daraus
entspringende Bedürfnis, den Staat um jeden Preis seine Macht fühlen zu lassen,
ist imstande, in einer Frage, in der Konservative und Liberale einig sein müssen,
das Zentrum im Gegensatz zu allen gesunden politischen Prinzipien an die Seite
der Sozialdemokratie zu führe». Darin aber, daß das Zentrum diese Rolle
wirklich übernommen hat, zeigt es sich als eine antinationale, staatsfeindliche Partei,
die bekämpft werden muß. Weiter jedoch ist klar, daß, wenn es nun einmal nicht
gelungen ist, dem Zentrum eine genügende Zahl von Mandaten zu entreißen,
wenigstens alles geschehen muß, zu verhindern, daß die Sozialdemokratie auch
fernerhin dem Zentrum noch als ein begehrenswerter Bundesgenosse oder doch
Weggenosse erscheint. Ist die Sozialdemokratie im Reichstage so schwach vertreten,
daß das Zentrum nicht mehr darauf rechne» kann, bei der rücksichtslosen Verfolgung
seiner Machtpolitik stets die indirekte Hilfe einer Partei zu finden, die Opposition
macht, nur weil es Opposition ist, so ist das Zentrum gezwungen, sich entweder
ganz auszuschalten oder mit dem rechten oder linken Flügel der bürgerlichen Parteien
zu gehn, und verliert damit seine Bedeutung als Schädling unsers parlamentarischen
Lebens.

Ähnliche Erwägungen haben um aber die Wortführer der freisinnigen Ver¬
einigung veranlaßt, sich besonders der Möglichkeit zu erinnern, daß das Zentrum
künftig vorwiegend mit deu Konservativen zusammengehn könnte. Dann würde
— so meinen sie — infolge der Schwnchuug der Sozialdemokratie der Liberalismus
im neuen Reichstage erst recht an die Wand gedrückt werden. Das Zentrum sei
wohl geneigt, sich zur Verfolgung seiner parteipolitischer Sonderziele auch der
äußersten Linken zu bediene«; könne das aber nicht mehr geschehen, so werde der
reaktionäre Charakter des Zentrums um so stärker hervortreten. Deshalb sei es nach
dem überraschenden Ergebnis der Hauptwahlen erste Pflicht aller entschieden liberalen
Wähler, eine weitere Schwächung der Sozialdemokratie nicht zuzulassen. So predigte»
die Propheten dieser liberale» Gr»PPe bis zum letzte» Augenblick vor deu Stich¬
wahlen den Kreuzzug gegen die Reaktion und damit die Loslösung des entschiednen
Liberalismus von dem nationalen Block zugunsten der Sozialdemokratie.

Herr Theodor Barth hat in seiner Wochenschrift „Die Nation" diesen Stand¬
punkt näher zu begründen versucht. Es ist bemerkenswert, von welchem Stand¬
punkt aus er die Aussichten der Zukunft beurteilt. So meint er nnter andern«:
„Der entschiede Liberalismus konnte bisher bei jeder ernsthaften liberalen Aktion
auf die Stimmen der Sozialdemokratie zählen und wird es in Zukunft auch können."


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[0334] Maßgebliches und Uumaßgebliches fest, daß das Zentrum die stärkste Partei des Reichstags bleiben würde. Das Prinzip, das diese Partei zusammenhält, liegt außerhalb der nationalen Interessen, Sie vereinigt mit Hilfe dieses Prinzips — des konfessionellen — konservative und liberale Elemente. Wenn das Zentrum nun, um die Mehrheit zu erlangen, ge¬ zwungen wird, sich mit den Konservativen oder den Liberalen zu verbinden, so wird es auf die eine oder die andre Art immer genötigt, solchen Interessen, die mit nationalen Anschauungen im Zusammenhang stehn, Zugeständnisse zu machen. Ein Bündnis des Zentrums mit den Konversativen mag den Liberalen sehr uner¬ wünscht sein und umgekehrt, aber es liegt in dieser legitimen Geltendmachung politischer Parteigrundsntze nichts, was in wichtigen nationalen Fragen gefährlich wirken konnte. Anders steht die Sache, wenn das Zentrum außerdem in der Lage ist, sich mit einer dritten Partei zu verbinden, die weder konservativ noch liberal, sondern grundsätzlich verneinend und Feindin unsrer ganzen Staatsordnung ist. Ein solches Bündnis kann nur taktischen Zwecken dienen, es kann nicht aufÜbereinstimmnng in der Sache, sondern nur auf zufälliger Übereinstimmung in einem gegebnen Ziele beruhn, und dieses Ziel kaun lediglich nega¬ tiver Natur sein, denn jedes positive Ziel müßte gerade diese beiden Parteien ausein¬ anderbringen. Nur die Sorge um die Machtstellung der Partei, um die Förderung ihrer konfessionellen Zwecke, kurz der rücksichtloseste Parteiegoismus und das daraus entspringende Bedürfnis, den Staat um jeden Preis seine Macht fühlen zu lassen, ist imstande, in einer Frage, in der Konservative und Liberale einig sein müssen, das Zentrum im Gegensatz zu allen gesunden politischen Prinzipien an die Seite der Sozialdemokratie zu führe». Darin aber, daß das Zentrum diese Rolle wirklich übernommen hat, zeigt es sich als eine antinationale, staatsfeindliche Partei, die bekämpft werden muß. Weiter jedoch ist klar, daß, wenn es nun einmal nicht gelungen ist, dem Zentrum eine genügende Zahl von Mandaten zu entreißen, wenigstens alles geschehen muß, zu verhindern, daß die Sozialdemokratie auch fernerhin dem Zentrum noch als ein begehrenswerter Bundesgenosse oder doch Weggenosse erscheint. Ist die Sozialdemokratie im Reichstage so schwach vertreten, daß das Zentrum nicht mehr darauf rechne» kann, bei der rücksichtslosen Verfolgung seiner Machtpolitik stets die indirekte Hilfe einer Partei zu finden, die Opposition macht, nur weil es Opposition ist, so ist das Zentrum gezwungen, sich entweder ganz auszuschalten oder mit dem rechten oder linken Flügel der bürgerlichen Parteien zu gehn, und verliert damit seine Bedeutung als Schädling unsers parlamentarischen Lebens. Ähnliche Erwägungen haben um aber die Wortführer der freisinnigen Ver¬ einigung veranlaßt, sich besonders der Möglichkeit zu erinnern, daß das Zentrum künftig vorwiegend mit deu Konservativen zusammengehn könnte. Dann würde — so meinen sie — infolge der Schwnchuug der Sozialdemokratie der Liberalismus im neuen Reichstage erst recht an die Wand gedrückt werden. Das Zentrum sei wohl geneigt, sich zur Verfolgung seiner parteipolitischer Sonderziele auch der äußersten Linken zu bediene«; könne das aber nicht mehr geschehen, so werde der reaktionäre Charakter des Zentrums um so stärker hervortreten. Deshalb sei es nach dem überraschenden Ergebnis der Hauptwahlen erste Pflicht aller entschieden liberalen Wähler, eine weitere Schwächung der Sozialdemokratie nicht zuzulassen. So predigte» die Propheten dieser liberale» Gr»PPe bis zum letzte» Augenblick vor deu Stich¬ wahlen den Kreuzzug gegen die Reaktion und damit die Loslösung des entschiednen Liberalismus von dem nationalen Block zugunsten der Sozialdemokratie. Herr Theodor Barth hat in seiner Wochenschrift „Die Nation" diesen Stand¬ punkt näher zu begründen versucht. Es ist bemerkenswert, von welchem Stand¬ punkt aus er die Aussichten der Zukunft beurteilt. So meint er nnter andern«: „Der entschiede Liberalismus konnte bisher bei jeder ernsthaften liberalen Aktion auf die Stimmen der Sozialdemokratie zählen und wird es in Zukunft auch können."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/334>, abgerufen am 30.06.2024.