Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite


Z>er Ausbau der türkischen Gisenbahnen
R. A. Koernig von

I as Eisenbahnnetz des Ottomanischen Reiches ist in seiner heutigen
Bedeutung nahezu ganz unter der Regierung' des Sultans Abdul
Hamid des Zweiten geschaffen worden. Nach dein Ende des Krieges
mit Nußland 1877 zählte man rund tausend Kilometer, Es be-
! standen in Europa die Bahnstrecken: Konstantinopel-Adrianopel
mit 319 Kilometern, die von Saloniki-Üsküb-Mitrowitza mit 363 Kilometern.
Asien hatte die kleinen Strecken Haidar Pascha-Jsmid (93 Kilometer), Smyrna-
Kassaba (100 Kilometer) und Smyrna-Albin (192 Kilometer). Das gab zu¬
sammen erst 1067 Kilometer.

Seitdem ist an den Bahnen so viel gebaut worden, daß die Kilometerzahl
an 6000 erreicht, mit einem Einkommen von fünfzig Millionen Franken. Der
große Hafen von Saloniki, dem noch eine glänzende Zukunft bevorsteht, ist
jetzt angeschlossen an das eigentliche europäische Bahnnetz; die Strecke Saloniki-
Üsküb - Sibeftsche (serbische Grenze) mit der Rumpfbahn nach Mitrowitza hat
1264, die einst durch Albanien weiterzubaueude Strecke Saloniki - Monastir,
die an den ehemals so üppigen Residenzen der alten Makedonerkvnige, Pella und
Edessa, vorüberführt, hat 220 Kilometer, die Verbindungsbahn (Jonktion) von
Saloniki mit dem Hafen Dedeagatsch 511 Kilometer. Von Dedeagatsch gehts
nach Adrianopel, Konstantinopel, Vakarel (bulgarische Grenze), Tirnowo, seynem,
Jamboli.,

Das sind freilich noch lange nicht genügende Verkehrswege durch die zu
erschließenden reichen Gebiete, der Fortschritt ist aber groß, und nicht zuletzt ist
es der Handel unsers Reiches, der davon Vorteil hat.

In Asien drüben ist die kurze Strecke Haidar Pascha-Jsmid weiter ge¬
baut worden nach Eski Schehir und Angora (579 Kilometer), von Esel
Schehir nach Koniah (444 Kilometer). Vom Hafen Mudania führt nach dem
betriebsreichen Brussa eine 41 Kilometer lange Strecke. Der erste Teil der
eigentlichen Bagdadbahn führt bis Bulgurln an den Taurus (200 Kilometer),


Grenzboten I 1907 . , , "7


Z>er Ausbau der türkischen Gisenbahnen
R. A. Koernig von

I as Eisenbahnnetz des Ottomanischen Reiches ist in seiner heutigen
Bedeutung nahezu ganz unter der Regierung' des Sultans Abdul
Hamid des Zweiten geschaffen worden. Nach dein Ende des Krieges
mit Nußland 1877 zählte man rund tausend Kilometer, Es be-
! standen in Europa die Bahnstrecken: Konstantinopel-Adrianopel
mit 319 Kilometern, die von Saloniki-Üsküb-Mitrowitza mit 363 Kilometern.
Asien hatte die kleinen Strecken Haidar Pascha-Jsmid (93 Kilometer), Smyrna-
Kassaba (100 Kilometer) und Smyrna-Albin (192 Kilometer). Das gab zu¬
sammen erst 1067 Kilometer.

Seitdem ist an den Bahnen so viel gebaut worden, daß die Kilometerzahl
an 6000 erreicht, mit einem Einkommen von fünfzig Millionen Franken. Der
große Hafen von Saloniki, dem noch eine glänzende Zukunft bevorsteht, ist
jetzt angeschlossen an das eigentliche europäische Bahnnetz; die Strecke Saloniki-
Üsküb - Sibeftsche (serbische Grenze) mit der Rumpfbahn nach Mitrowitza hat
1264, die einst durch Albanien weiterzubaueude Strecke Saloniki - Monastir,
die an den ehemals so üppigen Residenzen der alten Makedonerkvnige, Pella und
Edessa, vorüberführt, hat 220 Kilometer, die Verbindungsbahn (Jonktion) von
Saloniki mit dem Hafen Dedeagatsch 511 Kilometer. Von Dedeagatsch gehts
nach Adrianopel, Konstantinopel, Vakarel (bulgarische Grenze), Tirnowo, seynem,
Jamboli.,

Das sind freilich noch lange nicht genügende Verkehrswege durch die zu
erschließenden reichen Gebiete, der Fortschritt ist aber groß, und nicht zuletzt ist
es der Handel unsers Reiches, der davon Vorteil hat.

In Asien drüben ist die kurze Strecke Haidar Pascha-Jsmid weiter ge¬
baut worden nach Eski Schehir und Angora (579 Kilometer), von Esel
Schehir nach Koniah (444 Kilometer). Vom Hafen Mudania führt nach dem
betriebsreichen Brussa eine 41 Kilometer lange Strecke. Der erste Teil der
eigentlichen Bagdadbahn führt bis Bulgurln an den Taurus (200 Kilometer),


Grenzboten I 1907 . , , »7
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0289" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/301543"/>
            <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341885_301253/figures/grenzboten_341885_301253_301543_000.jpg"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="advertisement">
                <p/>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Z&gt;er Ausbau der türkischen Gisenbahnen<lb/><note type="byline"> R. A. Koernig</note> von </head><lb/>
          <p xml:id="ID_975"> I as Eisenbahnnetz des Ottomanischen Reiches ist in seiner heutigen<lb/>
Bedeutung nahezu ganz unter der Regierung' des Sultans Abdul<lb/>
Hamid des Zweiten geschaffen worden. Nach dein Ende des Krieges<lb/>
mit Nußland 1877 zählte man rund tausend Kilometer, Es be-<lb/>
! standen in Europa die Bahnstrecken: Konstantinopel-Adrianopel<lb/>
mit 319 Kilometern, die von Saloniki-Üsküb-Mitrowitza mit 363 Kilometern.<lb/>
Asien hatte die kleinen Strecken Haidar Pascha-Jsmid (93 Kilometer), Smyrna-<lb/>
Kassaba (100 Kilometer) und Smyrna-Albin (192 Kilometer). Das gab zu¬<lb/>
sammen erst 1067 Kilometer.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_976"> Seitdem ist an den Bahnen so viel gebaut worden, daß die Kilometerzahl<lb/>
an 6000 erreicht, mit einem Einkommen von fünfzig Millionen Franken. Der<lb/>
große Hafen von Saloniki, dem noch eine glänzende Zukunft bevorsteht, ist<lb/>
jetzt angeschlossen an das eigentliche europäische Bahnnetz; die Strecke Saloniki-<lb/>
Üsküb - Sibeftsche (serbische Grenze) mit der Rumpfbahn nach Mitrowitza hat<lb/>
1264, die einst durch Albanien weiterzubaueude Strecke Saloniki - Monastir,<lb/>
die an den ehemals so üppigen Residenzen der alten Makedonerkvnige, Pella und<lb/>
Edessa, vorüberführt, hat 220 Kilometer, die Verbindungsbahn (Jonktion) von<lb/>
Saloniki mit dem Hafen Dedeagatsch 511 Kilometer. Von Dedeagatsch gehts<lb/>
nach Adrianopel, Konstantinopel, Vakarel (bulgarische Grenze), Tirnowo, seynem,<lb/>
Jamboli.,</p><lb/>
          <p xml:id="ID_977"> Das sind freilich noch lange nicht genügende Verkehrswege durch die zu<lb/>
erschließenden reichen Gebiete, der Fortschritt ist aber groß, und nicht zuletzt ist<lb/>
es der Handel unsers Reiches, der davon Vorteil hat.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_978" next="#ID_979"> In Asien drüben ist die kurze Strecke Haidar Pascha-Jsmid weiter ge¬<lb/>
baut worden nach Eski Schehir und Angora (579 Kilometer), von Esel<lb/>
Schehir nach Koniah (444 Kilometer). Vom Hafen Mudania führt nach dem<lb/>
betriebsreichen Brussa eine 41 Kilometer lange Strecke. Der erste Teil der<lb/>
eigentlichen Bagdadbahn führt bis Bulgurln an den Taurus (200 Kilometer),</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I 1907 . , , »7</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0289] [Abbildung] Z>er Ausbau der türkischen Gisenbahnen R. A. Koernig von I as Eisenbahnnetz des Ottomanischen Reiches ist in seiner heutigen Bedeutung nahezu ganz unter der Regierung' des Sultans Abdul Hamid des Zweiten geschaffen worden. Nach dein Ende des Krieges mit Nußland 1877 zählte man rund tausend Kilometer, Es be- ! standen in Europa die Bahnstrecken: Konstantinopel-Adrianopel mit 319 Kilometern, die von Saloniki-Üsküb-Mitrowitza mit 363 Kilometern. Asien hatte die kleinen Strecken Haidar Pascha-Jsmid (93 Kilometer), Smyrna- Kassaba (100 Kilometer) und Smyrna-Albin (192 Kilometer). Das gab zu¬ sammen erst 1067 Kilometer. Seitdem ist an den Bahnen so viel gebaut worden, daß die Kilometerzahl an 6000 erreicht, mit einem Einkommen von fünfzig Millionen Franken. Der große Hafen von Saloniki, dem noch eine glänzende Zukunft bevorsteht, ist jetzt angeschlossen an das eigentliche europäische Bahnnetz; die Strecke Saloniki- Üsküb - Sibeftsche (serbische Grenze) mit der Rumpfbahn nach Mitrowitza hat 1264, die einst durch Albanien weiterzubaueude Strecke Saloniki - Monastir, die an den ehemals so üppigen Residenzen der alten Makedonerkvnige, Pella und Edessa, vorüberführt, hat 220 Kilometer, die Verbindungsbahn (Jonktion) von Saloniki mit dem Hafen Dedeagatsch 511 Kilometer. Von Dedeagatsch gehts nach Adrianopel, Konstantinopel, Vakarel (bulgarische Grenze), Tirnowo, seynem, Jamboli., Das sind freilich noch lange nicht genügende Verkehrswege durch die zu erschließenden reichen Gebiete, der Fortschritt ist aber groß, und nicht zuletzt ist es der Handel unsers Reiches, der davon Vorteil hat. In Asien drüben ist die kurze Strecke Haidar Pascha-Jsmid weiter ge¬ baut worden nach Eski Schehir und Angora (579 Kilometer), von Esel Schehir nach Koniah (444 Kilometer). Vom Hafen Mudania führt nach dem betriebsreichen Brussa eine 41 Kilometer lange Strecke. Der erste Teil der eigentlichen Bagdadbahn führt bis Bulgurln an den Taurus (200 Kilometer), Grenzboten I 1907 . , , »7

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/289
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/289>, abgerufen am 24.07.2024.