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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Der pangermanismus

lKM^>meer dem Titel "Der Pangermanismus" bringt Kapitän Coquelin
de Liste in dem ^onrnsrl des 8oienoes rinn^iros vom März 1906
einen Aufsatz, den er eine Studie nennt, über die Einwirkung
Preußens während der letzten Jahre auf die mitteleuropäischen
> Staaten. Der Aufsatz ist bemerkenswert, weil man aus ihm die
zum Teil wuchechaM ,,oder ^yixlmchr.,wunderlichen, Ansichten erkennt, die man
in Frankreich in gewissen Kreisen über die Tätigkeit des Kaisers, des General¬
stabs, verschiedner deutscher Schriftsteller ^ und Vereine hegt: "Kaiser Wilhelm
der Zweite hat sich darin gefallen", so schreibt der Verfasser, "der Welt in wenig
sibyllinischen Ausdrücken das Ziel des Paingermanismus zu . enthüllen." Also
Beweis dafür werden einzelne Sätze aus den Reden des Kaisers in Mainz
am 28. August 1898, auf dem Brandenburger Landtag am 3. Februar 1899
und aus einer Rede an den Generalstab am 28. Oktober 1909 angeführt. Sie
lauten: "Die Einheit und das Zusammenbringen aller germanischen Völker ist
notwendig." "Wir wollen derart handeln, daß wir Germanen alle vereint sind,
um einen festen Block zu bilden." "Mein höchstes Ziel ist, alles zu brechen.,
was die große germanische Nation auseinander hält."

Der Chef der geschichtlichen Abteilung des deutschen Großen Generalstabs,
Oberst von Bernhardi, habe in einem Vortrag an die Offiziere der , Garnison
von Berlin den Sinn der vorstehenden Worte durch folgenden Satz näher ge¬
kennzeichnet: "Wir erkennen alle an, daß die Aufgabe des Deutschen Reiches
noch nicht gelöst ist, weil diese Aufgabe darin besteht, den Mittelpunkt zu bilden,
um den sich alle zerstreuten Elemente der germanischen Rasse gruppieren, und
den Kreis ihres Einflusses auszudehnen."

Der Versasser will aus der Geschichte des Hauses Hohenzollern klar sehen,
daß es nach und nach alle Zweige d?r^ germanischen Rasse nnter die Hegemonie
Preußens zu bringen für seine. Aufgabe hält. Demnach/Hätte es der Reihe
unes Pommern, Schlesien^ einen Teil Polens und Sachsens, das , linke Rhein-
ufer, Schleswig-Holstein, Elsaß-Lothringen durch Gewalt erworben und schließlich


Grenzboten t 1907 W


Der pangermanismus

lKM^>meer dem Titel „Der Pangermanismus" bringt Kapitän Coquelin
de Liste in dem ^onrnsrl des 8oienoes rinn^iros vom März 1906
einen Aufsatz, den er eine Studie nennt, über die Einwirkung
Preußens während der letzten Jahre auf die mitteleuropäischen
> Staaten. Der Aufsatz ist bemerkenswert, weil man aus ihm die
zum Teil wuchechaM ,,oder ^yixlmchr.,wunderlichen, Ansichten erkennt, die man
in Frankreich in gewissen Kreisen über die Tätigkeit des Kaisers, des General¬
stabs, verschiedner deutscher Schriftsteller ^ und Vereine hegt: „Kaiser Wilhelm
der Zweite hat sich darin gefallen", so schreibt der Verfasser, „der Welt in wenig
sibyllinischen Ausdrücken das Ziel des Paingermanismus zu . enthüllen." Also
Beweis dafür werden einzelne Sätze aus den Reden des Kaisers in Mainz
am 28. August 1898, auf dem Brandenburger Landtag am 3. Februar 1899
und aus einer Rede an den Generalstab am 28. Oktober 1909 angeführt. Sie
lauten: „Die Einheit und das Zusammenbringen aller germanischen Völker ist
notwendig." „Wir wollen derart handeln, daß wir Germanen alle vereint sind,
um einen festen Block zu bilden." „Mein höchstes Ziel ist, alles zu brechen.,
was die große germanische Nation auseinander hält."

Der Chef der geschichtlichen Abteilung des deutschen Großen Generalstabs,
Oberst von Bernhardi, habe in einem Vortrag an die Offiziere der , Garnison
von Berlin den Sinn der vorstehenden Worte durch folgenden Satz näher ge¬
kennzeichnet: „Wir erkennen alle an, daß die Aufgabe des Deutschen Reiches
noch nicht gelöst ist, weil diese Aufgabe darin besteht, den Mittelpunkt zu bilden,
um den sich alle zerstreuten Elemente der germanischen Rasse gruppieren, und
den Kreis ihres Einflusses auszudehnen."

Der Versasser will aus der Geschichte des Hauses Hohenzollern klar sehen,
daß es nach und nach alle Zweige d?r^ germanischen Rasse nnter die Hegemonie
Preußens zu bringen für seine. Aufgabe hält. Demnach/Hätte es der Reihe
unes Pommern, Schlesien^ einen Teil Polens und Sachsens, das , linke Rhein-
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/181>, abgerufen am 04.07.2024.