Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.ausgebildeten Mannschaften, die ein Jahr später ans den Ruf des Königs zu Die Lage Preußens in den Jahren 1805 und 1806 ist Gegenstand vieler ausgebildeten Mannschaften, die ein Jahr später ans den Ruf des Königs zu Die Lage Preußens in den Jahren 1805 und 1806 ist Gegenstand vieler <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0077" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/300576"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_252" prev="#ID_251"> ausgebildeten Mannschaften, die ein Jahr später ans den Ruf des Königs zu<lb/> den Fahnen eilten, die künftigen Sieger von Lützen bis Belle-Alliance. Auf<lb/> der Pcirade zu Jnsterburg im Juni 1312 machte das dort versammelte preußische<lb/> Hilfskorps auf ihn einen sichtbaren Eindruck. seinem prüfenden Ruge ent¬<lb/> ging die stolze Haltung dieser sechs Jahre zuvor von ihm geschlagner Truppen<lb/> nicht. Während die Rhcinbnndler und die Polen ihn beim Abreiten der Fronten<lb/> mit Vivs l'einvorenr begrüßten, standen die Preußen schweigend unter präsen¬<lb/> tierten Gewehr. Die Geschichte des Feldzuges von 1812 ist schon in der Auf-<lb/> marschbeweguug vor der Überschreitung des Niemen nicht ohne Züge mühsam<lb/> zurückgehaltncr Erbitterung in den Reihen der preußischen Truppen, von dem<lb/> Augenblick an, wo York die Führung übernahm, prägte sie sich auch an dieser<lb/> obersten Kommandostelle deutlich genug aus.</p><lb/> <p xml:id="ID_253" next="#ID_254"> Die Lage Preußens in den Jahren 1805 und 1806 ist Gegenstand vieler<lb/> wertvoller geschichtlicher Darstellungen geworden. Seitdem Ranke im Jahre 1877<lb/> die Denkwürdigkeiten Hardenbergs herausgegeben hatte, wandte sich das öffent¬<lb/> liche Interesse, noch unter den warmen Eindrücken des so glorreich beendeten<lb/> Krieges, mit erhöhter Aufmerksamkeit der Erforschung des Feldzuges von 1806<lb/> und der Ursache der Niederlage zu. Das Juteresse belebte sich, authentisch fest¬<lb/> gestellt zu sehen, ob die Verwaltung, ob das Heer die Hauptschuld an dem<lb/> großen Zusammenbruch getragen habe, und wer die Persönlichkeiten gewesen<lb/> seien, denen an erster Stelle die Verantwortlichkeit dafür zufiel. Aus diesem Er-<lb/> forschungseifer heraus ist unter anderm auch Hermann Hüffers Buch „Die<lb/> Kabinetsregierung in Preußen und Johann Wilhelm Lombard" (Leipzig, Duncker<lb/> und Humblot) hervorgegangen, das auf die Verhältnisse in Preußen während<lb/> der Jahre 1797 bis 1810 in vieler Beziehung eil, bezeichnendes Licht wirft<lb/> und eigentlich jeden Zweifel daran beseitigt, daß es im wesentlichen das System<lb/> der Kabinctsregiernng gewesen ist, dem nicht erst bei Jena, sondern schon lange<lb/> vor der Schlacht und jedenfalls nach ihr — der preußische Staat erlag. Wir<lb/> besitzen in dem genannten Buche nnter anderm eine sehr wertvolle Denk¬<lb/> schrift des Kabinetsrats Mencken, des Großvaters Bismarcks mütterlicherseits,<lb/> der unterm 11. Oktober 1797 dem Generaladjutauten von Köckritz eine ein¬<lb/> gehende Schilderung des Kabinetsdienstes unter Friedrich dem Großen gibt<lb/> und daran Ratschläge knüpft, wie dieser Kcibinetsdienst künftig praktisch einzu¬<lb/> richten sei, auch eine für Friedrich Wilhelm den Dritten noch als Kronprinzen<lb/> bearbeitete Denkschrift über die Führung der Geschäfte im Kabinet von einem<lb/> ungenannten Verfasser ist bemerkenswert. Ebenso hat sich General von Rüchel<lb/> im Jahre 1797 in einer Denkschrift zu demselben Gegenstande geäußert. Friedrich<lb/> Wilhelm der Dritte zog nach seiner Thronbesteigung die Summe dieser Rat¬<lb/> schläge und richtete sich auf diese Kabinetsregierung ein. die vor allen Dingen<lb/> an dem Kardinalfehler litt, daß sie einen die gesamten Verhältnisse des Staates<lb/> leitend und führend mit voller Schaffenskraft überschauenden Monarchen zur<lb/> Voraussetzung hatte. Mencken sagt in seiner Denkschrift von Friedrich dem</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0077]
ausgebildeten Mannschaften, die ein Jahr später ans den Ruf des Königs zu
den Fahnen eilten, die künftigen Sieger von Lützen bis Belle-Alliance. Auf
der Pcirade zu Jnsterburg im Juni 1312 machte das dort versammelte preußische
Hilfskorps auf ihn einen sichtbaren Eindruck. seinem prüfenden Ruge ent¬
ging die stolze Haltung dieser sechs Jahre zuvor von ihm geschlagner Truppen
nicht. Während die Rhcinbnndler und die Polen ihn beim Abreiten der Fronten
mit Vivs l'einvorenr begrüßten, standen die Preußen schweigend unter präsen¬
tierten Gewehr. Die Geschichte des Feldzuges von 1812 ist schon in der Auf-
marschbeweguug vor der Überschreitung des Niemen nicht ohne Züge mühsam
zurückgehaltncr Erbitterung in den Reihen der preußischen Truppen, von dem
Augenblick an, wo York die Führung übernahm, prägte sie sich auch an dieser
obersten Kommandostelle deutlich genug aus.
Die Lage Preußens in den Jahren 1805 und 1806 ist Gegenstand vieler
wertvoller geschichtlicher Darstellungen geworden. Seitdem Ranke im Jahre 1877
die Denkwürdigkeiten Hardenbergs herausgegeben hatte, wandte sich das öffent¬
liche Interesse, noch unter den warmen Eindrücken des so glorreich beendeten
Krieges, mit erhöhter Aufmerksamkeit der Erforschung des Feldzuges von 1806
und der Ursache der Niederlage zu. Das Juteresse belebte sich, authentisch fest¬
gestellt zu sehen, ob die Verwaltung, ob das Heer die Hauptschuld an dem
großen Zusammenbruch getragen habe, und wer die Persönlichkeiten gewesen
seien, denen an erster Stelle die Verantwortlichkeit dafür zufiel. Aus diesem Er-
forschungseifer heraus ist unter anderm auch Hermann Hüffers Buch „Die
Kabinetsregierung in Preußen und Johann Wilhelm Lombard" (Leipzig, Duncker
und Humblot) hervorgegangen, das auf die Verhältnisse in Preußen während
der Jahre 1797 bis 1810 in vieler Beziehung eil, bezeichnendes Licht wirft
und eigentlich jeden Zweifel daran beseitigt, daß es im wesentlichen das System
der Kabinctsregiernng gewesen ist, dem nicht erst bei Jena, sondern schon lange
vor der Schlacht und jedenfalls nach ihr — der preußische Staat erlag. Wir
besitzen in dem genannten Buche nnter anderm eine sehr wertvolle Denk¬
schrift des Kabinetsrats Mencken, des Großvaters Bismarcks mütterlicherseits,
der unterm 11. Oktober 1797 dem Generaladjutauten von Köckritz eine ein¬
gehende Schilderung des Kabinetsdienstes unter Friedrich dem Großen gibt
und daran Ratschläge knüpft, wie dieser Kcibinetsdienst künftig praktisch einzu¬
richten sei, auch eine für Friedrich Wilhelm den Dritten noch als Kronprinzen
bearbeitete Denkschrift über die Führung der Geschäfte im Kabinet von einem
ungenannten Verfasser ist bemerkenswert. Ebenso hat sich General von Rüchel
im Jahre 1797 in einer Denkschrift zu demselben Gegenstande geäußert. Friedrich
Wilhelm der Dritte zog nach seiner Thronbesteigung die Summe dieser Rat¬
schläge und richtete sich auf diese Kabinetsregierung ein. die vor allen Dingen
an dem Kardinalfehler litt, daß sie einen die gesamten Verhältnisse des Staates
leitend und führend mit voller Schaffenskraft überschauenden Monarchen zur
Voraussetzung hatte. Mencken sagt in seiner Denkschrift von Friedrich dem
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