Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Sperlinge auf dem Naschmarkt

rundlichen und gedrungnen Kinde ein schönes Jüngferlein von schlankem Wuchs und
vollen Formen entwickelte, das die einzelnen Vorzüge seiner ältern Schwestern zu
vereinigen schien. Christine hatte Annas prächtige Zöpfe, Sidoniens schwarze Augen.
Katharinens frische Farben, und mit Sophiens Sinnigkeit verband sie in seltsamem
Gemisch Antoniens Ernst und Dorotheas Übermut. Und doch war sie so ganz
anders als alle ihre Vorgängerinnen. Wenn sie dem alten Nachbarn auch vom ersten
Tage an mit dem Vertrauen begegnet war, auf das er als ein oft erprobter Freund
der Familie Anspruch hatte, so fragte sie ihn in ihren kleinen persönlichen Angelegen¬
heiten doch nie um Rat. Seine Aufmerksamkeiten nahm sie beinahe als etwas
Selbstverständliches hin. und seine vorsichtigen Versuche, zu Sortieren, wie es mit
ihrem Herzen bestellt sei, und ob auch sie bei der Erledigung gewisser Korrespon¬
denzen eines zuverlässigen und verschwiegnen Sekretärs bedürfe, beantwortete sie
mit einer herben Zurückhaltung.

Zinngräber wurde jedoch dem schönen Mädchen deshalb nicht gram und rechnete
mit Bestimmtheit darauf, daß sie eines Tages von selbst zu ihm kommen und ihn
um die kleine Gefälligkeit, die zu leisten ihm so viel Vergnügen gemacht hätte, er¬
suchen würde.

Aber dazu sollte es nie kommen. Er fand dagegen bald Gelegenheit, Christine
einen andern, schwerern und ernstern Dienst zu erweisen, für den sie ihm wirklich
dankbar zu sein schien. Eines Tages während der Herbstmesse, wo eine unerträg¬
liche Schwüle herrschte, die Pfefferkuchen von heute auf morgen ausdörrten und
der Zuckerguß zu schmelzen begann, klagte Mutter Bnnick über Schwere in allen
Gliedern, Druck im Kopf und über Appetitlosigkeit, die bei ihr das allerbedcnklichste
Symptom war. Sie überließ, ganz gegen ihre Gewohnheit, die Bedienung der
Kunden ihrer Tochter und setzte sich in den dnrch einen Vorhang abgeschlossenen
Winkel der Bude auf eine Lebkuchenkiste. Als Christine um die Mittagszeit weg¬
gehn wollte, um im Burgkeller das Essen zu holen, und der Mutter deshalb
zurief, sie möchte ein wenig auf die Kunden achten, blieb hinter der Gardine alles
still. Von einer schlimmen Ahnung gepackt, schlug das Mädchen den Vorhang
zurück und faud die Mutter, das Haupt an die Bretterwand gelehnt, in dem tiefen
Schlafe, von dem noch keiner wieder erwacht ist. Ein Schlagfluß hatte ihrem
tätigen Leben ein schnelles und schmerzloses Ende bereitet.

Das Mädchen rief den heilkundigen Nachbar herbei, der die Frau untersuchte,
ihr Schläfen und Puls mit einer starken Essenz einrieb, aber schließlich doch nur
feststellen konnte, daß alle menschliche Hilfe hier vergebens sei. Christine zeigte
sich merkwürdig gefaßt, und dem Alten schien es, als ob ihr der Tod der Mutter
an sich weniger nahe ginge, als der Umstand, daß er hier in der Fremde, fern
von der Heimat und allen Verwandten, erfolgt war, und daß die alte Frau nun
ohne die Beteiligung der Familie begraben werden müßte. Zinngräber suchte sie
hierüber zu trösten meinte, er würde schon dafür sorgen, daß die Schwestern sofort
benachrichtigt würden, und erbot sich, alle in diesem Augenblick notwendigen Schritte
zu tun. Er bestellte sofort einen Sarg, ließ die Tote in das Leichenhaus auf dem
Johannisfriedhof schaffen und ging mit Christine zu einer Näherin, die ihr zu
einem schwarzen Kleide Maß nehmen mußte. Auf dem Rückwege blieb er vor der
Börsentreppe stehn, rief seinen Landsmann, den Chaisenträger, der in seinem blauen
Frack auf der Bank saß und an einem Strümpfe strickte, zu sich, rannte eben ein
paar Worte ins Ohr und nahm ihn mit in seine Bude, die er am Mittag, vor
seinem Weggang, sorgfältig verschlossen hatte. Was er da drinnen mit dem Manne
verhandelte oder vornahm, vermochte Christine, die jetzt still vor sich hmwemend
hinter ihren Pfefferkuchen saß, nicht zu ermitteln, obgleich sie zuweilen, um besser


Die Sperlinge auf dem Naschmarkt

rundlichen und gedrungnen Kinde ein schönes Jüngferlein von schlankem Wuchs und
vollen Formen entwickelte, das die einzelnen Vorzüge seiner ältern Schwestern zu
vereinigen schien. Christine hatte Annas prächtige Zöpfe, Sidoniens schwarze Augen.
Katharinens frische Farben, und mit Sophiens Sinnigkeit verband sie in seltsamem
Gemisch Antoniens Ernst und Dorotheas Übermut. Und doch war sie so ganz
anders als alle ihre Vorgängerinnen. Wenn sie dem alten Nachbarn auch vom ersten
Tage an mit dem Vertrauen begegnet war, auf das er als ein oft erprobter Freund
der Familie Anspruch hatte, so fragte sie ihn in ihren kleinen persönlichen Angelegen¬
heiten doch nie um Rat. Seine Aufmerksamkeiten nahm sie beinahe als etwas
Selbstverständliches hin. und seine vorsichtigen Versuche, zu Sortieren, wie es mit
ihrem Herzen bestellt sei, und ob auch sie bei der Erledigung gewisser Korrespon¬
denzen eines zuverlässigen und verschwiegnen Sekretärs bedürfe, beantwortete sie
mit einer herben Zurückhaltung.

Zinngräber wurde jedoch dem schönen Mädchen deshalb nicht gram und rechnete
mit Bestimmtheit darauf, daß sie eines Tages von selbst zu ihm kommen und ihn
um die kleine Gefälligkeit, die zu leisten ihm so viel Vergnügen gemacht hätte, er¬
suchen würde.

Aber dazu sollte es nie kommen. Er fand dagegen bald Gelegenheit, Christine
einen andern, schwerern und ernstern Dienst zu erweisen, für den sie ihm wirklich
dankbar zu sein schien. Eines Tages während der Herbstmesse, wo eine unerträg¬
liche Schwüle herrschte, die Pfefferkuchen von heute auf morgen ausdörrten und
der Zuckerguß zu schmelzen begann, klagte Mutter Bnnick über Schwere in allen
Gliedern, Druck im Kopf und über Appetitlosigkeit, die bei ihr das allerbedcnklichste
Symptom war. Sie überließ, ganz gegen ihre Gewohnheit, die Bedienung der
Kunden ihrer Tochter und setzte sich in den dnrch einen Vorhang abgeschlossenen
Winkel der Bude auf eine Lebkuchenkiste. Als Christine um die Mittagszeit weg¬
gehn wollte, um im Burgkeller das Essen zu holen, und der Mutter deshalb
zurief, sie möchte ein wenig auf die Kunden achten, blieb hinter der Gardine alles
still. Von einer schlimmen Ahnung gepackt, schlug das Mädchen den Vorhang
zurück und faud die Mutter, das Haupt an die Bretterwand gelehnt, in dem tiefen
Schlafe, von dem noch keiner wieder erwacht ist. Ein Schlagfluß hatte ihrem
tätigen Leben ein schnelles und schmerzloses Ende bereitet.

Das Mädchen rief den heilkundigen Nachbar herbei, der die Frau untersuchte,
ihr Schläfen und Puls mit einer starken Essenz einrieb, aber schließlich doch nur
feststellen konnte, daß alle menschliche Hilfe hier vergebens sei. Christine zeigte
sich merkwürdig gefaßt, und dem Alten schien es, als ob ihr der Tod der Mutter
an sich weniger nahe ginge, als der Umstand, daß er hier in der Fremde, fern
von der Heimat und allen Verwandten, erfolgt war, und daß die alte Frau nun
ohne die Beteiligung der Familie begraben werden müßte. Zinngräber suchte sie
hierüber zu trösten meinte, er würde schon dafür sorgen, daß die Schwestern sofort
benachrichtigt würden, und erbot sich, alle in diesem Augenblick notwendigen Schritte
zu tun. Er bestellte sofort einen Sarg, ließ die Tote in das Leichenhaus auf dem
Johannisfriedhof schaffen und ging mit Christine zu einer Näherin, die ihr zu
einem schwarzen Kleide Maß nehmen mußte. Auf dem Rückwege blieb er vor der
Börsentreppe stehn, rief seinen Landsmann, den Chaisenträger, der in seinem blauen
Frack auf der Bank saß und an einem Strümpfe strickte, zu sich, rannte eben ein
paar Worte ins Ohr und nahm ihn mit in seine Bude, die er am Mittag, vor
seinem Weggang, sorgfältig verschlossen hatte. Was er da drinnen mit dem Manne
verhandelte oder vornahm, vermochte Christine, die jetzt still vor sich hmwemend
hinter ihren Pfefferkuchen saß, nicht zu ermitteln, obgleich sie zuweilen, um besser


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0619" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/301118"/>
          <fw type="header" place="top"> Die Sperlinge auf dem Naschmarkt</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2511" prev="#ID_2510"> rundlichen und gedrungnen Kinde ein schönes Jüngferlein von schlankem Wuchs und<lb/>
vollen Formen entwickelte, das die einzelnen Vorzüge seiner ältern Schwestern zu<lb/>
vereinigen schien. Christine hatte Annas prächtige Zöpfe, Sidoniens schwarze Augen.<lb/>
Katharinens frische Farben, und mit Sophiens Sinnigkeit verband sie in seltsamem<lb/>
Gemisch Antoniens Ernst und Dorotheas Übermut. Und doch war sie so ganz<lb/>
anders als alle ihre Vorgängerinnen. Wenn sie dem alten Nachbarn auch vom ersten<lb/>
Tage an mit dem Vertrauen begegnet war, auf das er als ein oft erprobter Freund<lb/>
der Familie Anspruch hatte, so fragte sie ihn in ihren kleinen persönlichen Angelegen¬<lb/>
heiten doch nie um Rat. Seine Aufmerksamkeiten nahm sie beinahe als etwas<lb/>
Selbstverständliches hin. und seine vorsichtigen Versuche, zu Sortieren, wie es mit<lb/>
ihrem Herzen bestellt sei, und ob auch sie bei der Erledigung gewisser Korrespon¬<lb/>
denzen eines zuverlässigen und verschwiegnen Sekretärs bedürfe, beantwortete sie<lb/>
mit einer herben Zurückhaltung.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2512"> Zinngräber wurde jedoch dem schönen Mädchen deshalb nicht gram und rechnete<lb/>
mit Bestimmtheit darauf, daß sie eines Tages von selbst zu ihm kommen und ihn<lb/>
um die kleine Gefälligkeit, die zu leisten ihm so viel Vergnügen gemacht hätte, er¬<lb/>
suchen würde.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2513"> Aber dazu sollte es nie kommen. Er fand dagegen bald Gelegenheit, Christine<lb/>
einen andern, schwerern und ernstern Dienst zu erweisen, für den sie ihm wirklich<lb/>
dankbar zu sein schien. Eines Tages während der Herbstmesse, wo eine unerträg¬<lb/>
liche Schwüle herrschte, die Pfefferkuchen von heute auf morgen ausdörrten und<lb/>
der Zuckerguß zu schmelzen begann, klagte Mutter Bnnick über Schwere in allen<lb/>
Gliedern, Druck im Kopf und über Appetitlosigkeit, die bei ihr das allerbedcnklichste<lb/>
Symptom war. Sie überließ, ganz gegen ihre Gewohnheit, die Bedienung der<lb/>
Kunden ihrer Tochter und setzte sich in den dnrch einen Vorhang abgeschlossenen<lb/>
Winkel der Bude auf eine Lebkuchenkiste. Als Christine um die Mittagszeit weg¬<lb/>
gehn wollte, um im Burgkeller das Essen zu holen, und der Mutter deshalb<lb/>
zurief, sie möchte ein wenig auf die Kunden achten, blieb hinter der Gardine alles<lb/>
still. Von einer schlimmen Ahnung gepackt, schlug das Mädchen den Vorhang<lb/>
zurück und faud die Mutter, das Haupt an die Bretterwand gelehnt, in dem tiefen<lb/>
Schlafe, von dem noch keiner wieder erwacht ist. Ein Schlagfluß hatte ihrem<lb/>
tätigen Leben ein schnelles und schmerzloses Ende bereitet.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2514" next="#ID_2515"> Das Mädchen rief den heilkundigen Nachbar herbei, der die Frau untersuchte,<lb/>
ihr Schläfen und Puls mit einer starken Essenz einrieb, aber schließlich doch nur<lb/>
feststellen konnte, daß alle menschliche Hilfe hier vergebens sei. Christine zeigte<lb/>
sich merkwürdig gefaßt, und dem Alten schien es, als ob ihr der Tod der Mutter<lb/>
an sich weniger nahe ginge, als der Umstand, daß er hier in der Fremde, fern<lb/>
von der Heimat und allen Verwandten, erfolgt war, und daß die alte Frau nun<lb/>
ohne die Beteiligung der Familie begraben werden müßte. Zinngräber suchte sie<lb/>
hierüber zu trösten meinte, er würde schon dafür sorgen, daß die Schwestern sofort<lb/>
benachrichtigt würden, und erbot sich, alle in diesem Augenblick notwendigen Schritte<lb/>
zu tun. Er bestellte sofort einen Sarg, ließ die Tote in das Leichenhaus auf dem<lb/>
Johannisfriedhof schaffen und ging mit Christine zu einer Näherin, die ihr zu<lb/>
einem schwarzen Kleide Maß nehmen mußte. Auf dem Rückwege blieb er vor der<lb/>
Börsentreppe stehn, rief seinen Landsmann, den Chaisenträger, der in seinem blauen<lb/>
Frack auf der Bank saß und an einem Strümpfe strickte, zu sich, rannte eben ein<lb/>
paar Worte ins Ohr und nahm ihn mit in seine Bude, die er am Mittag, vor<lb/>
seinem Weggang, sorgfältig verschlossen hatte. Was er da drinnen mit dem Manne<lb/>
verhandelte oder vornahm, vermochte Christine, die jetzt still vor sich hmwemend<lb/>
hinter ihren Pfefferkuchen saß, nicht zu ermitteln, obgleich sie zuweilen, um besser</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0619] Die Sperlinge auf dem Naschmarkt rundlichen und gedrungnen Kinde ein schönes Jüngferlein von schlankem Wuchs und vollen Formen entwickelte, das die einzelnen Vorzüge seiner ältern Schwestern zu vereinigen schien. Christine hatte Annas prächtige Zöpfe, Sidoniens schwarze Augen. Katharinens frische Farben, und mit Sophiens Sinnigkeit verband sie in seltsamem Gemisch Antoniens Ernst und Dorotheas Übermut. Und doch war sie so ganz anders als alle ihre Vorgängerinnen. Wenn sie dem alten Nachbarn auch vom ersten Tage an mit dem Vertrauen begegnet war, auf das er als ein oft erprobter Freund der Familie Anspruch hatte, so fragte sie ihn in ihren kleinen persönlichen Angelegen¬ heiten doch nie um Rat. Seine Aufmerksamkeiten nahm sie beinahe als etwas Selbstverständliches hin. und seine vorsichtigen Versuche, zu Sortieren, wie es mit ihrem Herzen bestellt sei, und ob auch sie bei der Erledigung gewisser Korrespon¬ denzen eines zuverlässigen und verschwiegnen Sekretärs bedürfe, beantwortete sie mit einer herben Zurückhaltung. Zinngräber wurde jedoch dem schönen Mädchen deshalb nicht gram und rechnete mit Bestimmtheit darauf, daß sie eines Tages von selbst zu ihm kommen und ihn um die kleine Gefälligkeit, die zu leisten ihm so viel Vergnügen gemacht hätte, er¬ suchen würde. Aber dazu sollte es nie kommen. Er fand dagegen bald Gelegenheit, Christine einen andern, schwerern und ernstern Dienst zu erweisen, für den sie ihm wirklich dankbar zu sein schien. Eines Tages während der Herbstmesse, wo eine unerträg¬ liche Schwüle herrschte, die Pfefferkuchen von heute auf morgen ausdörrten und der Zuckerguß zu schmelzen begann, klagte Mutter Bnnick über Schwere in allen Gliedern, Druck im Kopf und über Appetitlosigkeit, die bei ihr das allerbedcnklichste Symptom war. Sie überließ, ganz gegen ihre Gewohnheit, die Bedienung der Kunden ihrer Tochter und setzte sich in den dnrch einen Vorhang abgeschlossenen Winkel der Bude auf eine Lebkuchenkiste. Als Christine um die Mittagszeit weg¬ gehn wollte, um im Burgkeller das Essen zu holen, und der Mutter deshalb zurief, sie möchte ein wenig auf die Kunden achten, blieb hinter der Gardine alles still. Von einer schlimmen Ahnung gepackt, schlug das Mädchen den Vorhang zurück und faud die Mutter, das Haupt an die Bretterwand gelehnt, in dem tiefen Schlafe, von dem noch keiner wieder erwacht ist. Ein Schlagfluß hatte ihrem tätigen Leben ein schnelles und schmerzloses Ende bereitet. Das Mädchen rief den heilkundigen Nachbar herbei, der die Frau untersuchte, ihr Schläfen und Puls mit einer starken Essenz einrieb, aber schließlich doch nur feststellen konnte, daß alle menschliche Hilfe hier vergebens sei. Christine zeigte sich merkwürdig gefaßt, und dem Alten schien es, als ob ihr der Tod der Mutter an sich weniger nahe ginge, als der Umstand, daß er hier in der Fremde, fern von der Heimat und allen Verwandten, erfolgt war, und daß die alte Frau nun ohne die Beteiligung der Familie begraben werden müßte. Zinngräber suchte sie hierüber zu trösten meinte, er würde schon dafür sorgen, daß die Schwestern sofort benachrichtigt würden, und erbot sich, alle in diesem Augenblick notwendigen Schritte zu tun. Er bestellte sofort einen Sarg, ließ die Tote in das Leichenhaus auf dem Johannisfriedhof schaffen und ging mit Christine zu einer Näherin, die ihr zu einem schwarzen Kleide Maß nehmen mußte. Auf dem Rückwege blieb er vor der Börsentreppe stehn, rief seinen Landsmann, den Chaisenträger, der in seinem blauen Frack auf der Bank saß und an einem Strümpfe strickte, zu sich, rannte eben ein paar Worte ins Ohr und nahm ihn mit in seine Bude, die er am Mittag, vor seinem Weggang, sorgfältig verschlossen hatte. Was er da drinnen mit dem Manne verhandelte oder vornahm, vermochte Christine, die jetzt still vor sich hmwemend hinter ihren Pfefferkuchen saß, nicht zu ermitteln, obgleich sie zuweilen, um besser

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/619
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/619>, abgerufen am 23.07.2024.