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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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Deutsche Liebesbriefe

vor uns auf. Wir werden nacheinander in ihre Beziehungen zu dem Schwäch¬
ung Finckenstein. zu Bokelmann. Urauijo und dem jungen Varnhagen einge¬
weiht. Als sie den letzten gesunden, schreibt sie: /ieber gu r ^ung
ich fühl's- noch nie war ich so mit einem würdigen Aechter vertraut! O ! wie
ist das ^"e^g! das das Herz!" ^wohl der Altersmite^i" diesem Falle vierze n Jahre betrug, ist die Ehe der beiden bekann und
sehr glücklich geworden. Henriette Herz erscheint, von dem 1"ngen Börne
mit verzehrender Glut angebetet und freundschaftlich verehrt von dem ed n
Schleiermacher, dessen Verhältnis zu Eleonore Grunow") und seiner spätern
Lebensgefährtin. Henriette von Willich. ebenfalls Berücksichtigung gefunden
hat- Die mitgeteilten Briefe, die zwischen Schleiermacher und seiner ..töchter¬
lichen" Braut und Gattin (er zählte beinahe doppelt so viel ^ahre als ste)
gewechselt wurden, gehören zu den anziehendsten des ganzen Buches

Es folgt Bettina Hand in Hand mit Beethoven und Goethe. Die
Episteln des großen Tonkünstlers an die junge Brentano lassen uns ahnen.
w°s für eine Anziehungskraft sie gehabt haben muß. "Kein schönerer Fruh-
Ung als der heuri e. schreibt Beethoven 1810. da ich Ihre B^nntschaft
gemacht habe." Sein Mißmut schwindet vor Bettinas Anblick: ..^es hab es
g^es weg gehabt daß Sie aus einer andern Welt sind, als aus dieser ab¬
surden." De urch schon damals mißtrauisch und menschen¬
feindlich gewo^ MMe^ faßte eine 'wahre Leidenschaft für das temperamertt-
volle Mädchen mit dem großen, gescheiten Blick, die s° verse^"M zu plaudern wußte. In seinen Briefen geht er von dem ..Sie öfter zum
"Du" über, ja er zitiert bedeutungsvoll:

und fügt hinzu: "Ja. antworten Sie mir hierauf, schreiben Sie mir. was
1 geben oll mit "mir seit mein Herz solch ein
als Bettina mit Arnim vor den Altar getreten ist. kostet
N"t dem schönen Wort: ..Geister können einander anch ^ b n us werd
wmer um den Jhriaen werben. Ihr Beifall ist nur am liebsten auf der
Welt." ^ A"betet 7^ e aber schreibt er: Gott! hätte ich eme so es
Zeit mit Ihnen haben können, wie der. das glauben Sie ^n°es viel mehr Großes hervorgebracht." Aus Goethes Bnefwech l alt den
"Kinde" hat Zeidler einige köstliche Proben gegeben, die ganz der Geist der
Natur beherrscht.



) Warum setzt der Herausgeber nur den Anfangsbuchstaben ihres Namens?
Grenzboten IV 1906 69
Deutsche Liebesbriefe

vor uns auf. Wir werden nacheinander in ihre Beziehungen zu dem Schwäch¬
ung Finckenstein. zu Bokelmann. Urauijo und dem jungen Varnhagen einge¬
weiht. Als sie den letzten gesunden, schreibt sie: /ieber gu r ^ung
ich fühl's- noch nie war ich so mit einem würdigen Aechter vertraut! O ! wie
ist das ^"e^g! das das Herz!" ^wohl der Altersmite^i" diesem Falle vierze n Jahre betrug, ist die Ehe der beiden bekann und
sehr glücklich geworden. Henriette Herz erscheint, von dem 1»ngen Börne
mit verzehrender Glut angebetet und freundschaftlich verehrt von dem ed n
Schleiermacher, dessen Verhältnis zu Eleonore Grunow») und seiner spätern
Lebensgefährtin. Henriette von Willich. ebenfalls Berücksichtigung gefunden
hat- Die mitgeteilten Briefe, die zwischen Schleiermacher und seiner ..töchter¬
lichen" Braut und Gattin (er zählte beinahe doppelt so viel ^ahre als ste)
gewechselt wurden, gehören zu den anziehendsten des ganzen Buches

Es folgt Bettina Hand in Hand mit Beethoven und Goethe. Die
Episteln des großen Tonkünstlers an die junge Brentano lassen uns ahnen.
w°s für eine Anziehungskraft sie gehabt haben muß. „Kein schönerer Fruh-
Ung als der heuri e. schreibt Beethoven 1810. da ich Ihre B^nntschaft
gemacht habe.» Sein Mißmut schwindet vor Bettinas Anblick: ..^es hab es
g^es weg gehabt daß Sie aus einer andern Welt sind, als aus dieser ab¬
surden." De urch schon damals mißtrauisch und menschen¬
feindlich gewo^ MMe^ faßte eine 'wahre Leidenschaft für das temperamertt-
volle Mädchen mit dem großen, gescheiten Blick, die s° verse^"M zu plaudern wußte. In seinen Briefen geht er von dem ..Sie öfter zum
"Du" über, ja er zitiert bedeutungsvoll:

und fügt hinzu: „Ja. antworten Sie mir hierauf, schreiben Sie mir. was
1 geben oll mit "mir seit mein Herz solch ein
als Bettina mit Arnim vor den Altar getreten ist. kostet
N"t dem schönen Wort: ..Geister können einander anch ^ b n us werd
wmer um den Jhriaen werben. Ihr Beifall ist nur am liebsten auf der
Welt.» ^ A"betet 7^ e aber schreibt er: Gott! hätte ich eme so es
Zeit mit Ihnen haben können, wie der. das glauben Sie ^n°es viel mehr Großes hervorgebracht." Aus Goethes Bnefwech l alt den
"Kinde" hat Zeidler einige köstliche Proben gegeben, die ganz der Geist der
Natur beherrscht.



) Warum setzt der Herausgeber nur den Anfangsbuchstaben ihres Namens?
Grenzboten IV 1906 69
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[0541] Deutsche Liebesbriefe vor uns auf. Wir werden nacheinander in ihre Beziehungen zu dem Schwäch¬ ung Finckenstein. zu Bokelmann. Urauijo und dem jungen Varnhagen einge¬ weiht. Als sie den letzten gesunden, schreibt sie: /ieber gu r ^ung ich fühl's- noch nie war ich so mit einem würdigen Aechter vertraut! O ! wie ist das ^"e^g! das das Herz!" ^wohl der Altersmite^i" diesem Falle vierze n Jahre betrug, ist die Ehe der beiden bekann und sehr glücklich geworden. Henriette Herz erscheint, von dem 1»ngen Börne mit verzehrender Glut angebetet und freundschaftlich verehrt von dem ed n Schleiermacher, dessen Verhältnis zu Eleonore Grunow») und seiner spätern Lebensgefährtin. Henriette von Willich. ebenfalls Berücksichtigung gefunden hat- Die mitgeteilten Briefe, die zwischen Schleiermacher und seiner ..töchter¬ lichen" Braut und Gattin (er zählte beinahe doppelt so viel ^ahre als ste) gewechselt wurden, gehören zu den anziehendsten des ganzen Buches Es folgt Bettina Hand in Hand mit Beethoven und Goethe. Die Episteln des großen Tonkünstlers an die junge Brentano lassen uns ahnen. w°s für eine Anziehungskraft sie gehabt haben muß. „Kein schönerer Fruh- Ung als der heuri e. schreibt Beethoven 1810. da ich Ihre B^nntschaft gemacht habe.» Sein Mißmut schwindet vor Bettinas Anblick: ..^es hab es g^es weg gehabt daß Sie aus einer andern Welt sind, als aus dieser ab¬ surden." De urch schon damals mißtrauisch und menschen¬ feindlich gewo^ MMe^ faßte eine 'wahre Leidenschaft für das temperamertt- volle Mädchen mit dem großen, gescheiten Blick, die s° verse^"M zu plaudern wußte. In seinen Briefen geht er von dem ..Sie öfter zum "Du" über, ja er zitiert bedeutungsvoll: und fügt hinzu: „Ja. antworten Sie mir hierauf, schreiben Sie mir. was 1 geben oll mit "mir seit mein Herz solch ein als Bettina mit Arnim vor den Altar getreten ist. kostet N"t dem schönen Wort: ..Geister können einander anch ^ b n us werd wmer um den Jhriaen werben. Ihr Beifall ist nur am liebsten auf der Welt.» ^ A"betet 7^ e aber schreibt er: Gott! hätte ich eme so es Zeit mit Ihnen haben können, wie der. das glauben Sie ^n°es viel mehr Großes hervorgebracht." Aus Goethes Bnefwech l alt den "Kinde" hat Zeidler einige köstliche Proben gegeben, die ganz der Geist der Natur beherrscht. ) Warum setzt der Herausgeber nur den Anfangsbuchstaben ihres Namens? Grenzboten IV 1906 69

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/541>, abgerufen am 23.07.2024.