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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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Russische Briefe

liberalen Slawianophilen. Auch sie haben durch ihre Vertreter Graf P. A. Heyden.
M. A. Stachowitsch und Fürst N. N. Lwow einen Aufruf an ihre Wähler ge¬
richtet, aber mit einer Mahnung zur Ruhe und mit der Aufforderung, durch
die Wahlen die Fehler der frühern Duma wieder auszugleichen Sie weisen
ausdrücklich auf das Recht des Monarchen hin. die Duma aufzulösen, und sie
unterstreichen, daß auch das alte Ministerium:, das den Volksvertretern nicht
geholfen hatte, sie vielmehr behinderte, entlassen und durch neue Männer ersetzt
worden sei. (Wochenblatt der K.-D.. Ur. 20. S. 1280.)

Ebenso loyal und vernünftig sind die ebenfalls national empfindenden Polen
aus Litauen und Weißrußland vorgegangen, mit Bischof von Roop und Fürst
Drutzkoj-Ljubetzkoj an der Spitze. Sie unterstreichen das kaiserliche Versprechen,
daß an der Konstitution nicht gerührt werden soll; sie gemahnen, Frieden zu
halten und sich auf die kommenden Wahlen vorzubereiten. (Wochenblatt Ur. 22.
S 1326.)

Ebenso wie diese nationalfühlendeu Kreise Hütten auch die konstitutiouel en
Demokraten es ihren Wählern überlassen sollen, ob sie bei den nächsten Wahlen
für oder gegen den Agrarreformentwurf eintrete" wollen! Gegen einen der¬
gestalt abgefaßten Aufruf Hütte keine Negierung etwas einwenden können, und
P- A-Stolypin hätte nicht das Recht bekommen, die Kadetten als Revolutionäre
SU brandmarken und zu behandeln. Ju Frieden hätten sich die Kadetten der
Propaganda für ihren Entwurf wie überhaupt für ihre politische ideale zu¬
wenden können und brauchten nicht einen Verlust vou ^ Parlamentaneru zu
beklagen, die um wegen des Wiborger Ausrufs die Wahlberechtigung verloren
haben. Man braucht diese Strafe nicht als zulässig anzuerkennen und wird doch
zugeben müssen, daß sie auf Grund der vorhandnen Gesetze mit logischer Un¬
erbittlichkeit dem Wiborger Aufruf auf dem Fuße folgen mußte. Eine Nicht¬
anwendung dieser Gesetze hieße die Autorität der Regierung untergraben und
den Revolutionären die Möglichkeit geben, zu sagen: ..Die Regierung wagt
uns nicht anzurühren -- ergo ist sie schwach!"




^ In meinen drei Briefen (f. auch Ur. 42 und 46) habe ich vechcht.mie ge¬
drängte Geschichte der konstitutionell-demokratischen Partei zu geben. ^ h ha
es vermieden die politischen Ideale der Kadetten zu kritisieren, mich we in hr
d°wuf beschränkt es e TaM zu zergliedern. Fasse ich das "Mo^ber ihre Tätigkeit zusammen, dann bin ich geneigt'^'wiederholende ^-
dienste um das russische Volk liegen vor dem 17. Oktober 1905 D mge-
Wagne Taktik w r falsch trotz den riesigen Wahlerfolgen im ^so ^ '
Seit dem Zusammentat der Duma haben mahl die Regierung " /indem>
Gliede Reaktion die Entwicklung Rußlands aufgehalten ^as unkluge. charakterlose Verhalten der Kadetten. Sie hab u sich in allen
bedeutenden Fragen von den Sozialisten ins Schlepptau nehmen lafi> Rußland


Grenzboten IV 1906
Russische Briefe

liberalen Slawianophilen. Auch sie haben durch ihre Vertreter Graf P. A. Heyden.
M. A. Stachowitsch und Fürst N. N. Lwow einen Aufruf an ihre Wähler ge¬
richtet, aber mit einer Mahnung zur Ruhe und mit der Aufforderung, durch
die Wahlen die Fehler der frühern Duma wieder auszugleichen Sie weisen
ausdrücklich auf das Recht des Monarchen hin. die Duma aufzulösen, und sie
unterstreichen, daß auch das alte Ministerium:, das den Volksvertretern nicht
geholfen hatte, sie vielmehr behinderte, entlassen und durch neue Männer ersetzt
worden sei. (Wochenblatt der K.-D.. Ur. 20. S. 1280.)

Ebenso loyal und vernünftig sind die ebenfalls national empfindenden Polen
aus Litauen und Weißrußland vorgegangen, mit Bischof von Roop und Fürst
Drutzkoj-Ljubetzkoj an der Spitze. Sie unterstreichen das kaiserliche Versprechen,
daß an der Konstitution nicht gerührt werden soll; sie gemahnen, Frieden zu
halten und sich auf die kommenden Wahlen vorzubereiten. (Wochenblatt Ur. 22.
S 1326.)

Ebenso wie diese nationalfühlendeu Kreise Hütten auch die konstitutiouel en
Demokraten es ihren Wählern überlassen sollen, ob sie bei den nächsten Wahlen
für oder gegen den Agrarreformentwurf eintrete» wollen! Gegen einen der¬
gestalt abgefaßten Aufruf Hütte keine Negierung etwas einwenden können, und
P- A-Stolypin hätte nicht das Recht bekommen, die Kadetten als Revolutionäre
SU brandmarken und zu behandeln. Ju Frieden hätten sich die Kadetten der
Propaganda für ihren Entwurf wie überhaupt für ihre politische ideale zu¬
wenden können und brauchten nicht einen Verlust vou ^ Parlamentaneru zu
beklagen, die um wegen des Wiborger Ausrufs die Wahlberechtigung verloren
haben. Man braucht diese Strafe nicht als zulässig anzuerkennen und wird doch
zugeben müssen, daß sie auf Grund der vorhandnen Gesetze mit logischer Un¬
erbittlichkeit dem Wiborger Aufruf auf dem Fuße folgen mußte. Eine Nicht¬
anwendung dieser Gesetze hieße die Autorität der Regierung untergraben und
den Revolutionären die Möglichkeit geben, zu sagen: ..Die Regierung wagt
uns nicht anzurühren — ergo ist sie schwach!"




^ In meinen drei Briefen (f. auch Ur. 42 und 46) habe ich vechcht.mie ge¬
drängte Geschichte der konstitutionell-demokratischen Partei zu geben. ^ h ha
es vermieden die politischen Ideale der Kadetten zu kritisieren, mich we in hr
d°wuf beschränkt es e TaM zu zergliedern. Fasse ich das «Mo^ber ihre Tätigkeit zusammen, dann bin ich geneigt'^'wiederholende ^-
dienste um das russische Volk liegen vor dem 17. Oktober 1905 D mge-
Wagne Taktik w r falsch trotz den riesigen Wahlerfolgen im ^so ^ '
Seit dem Zusammentat der Duma haben mahl die Regierung " /indem>
Gliede Reaktion die Entwicklung Rußlands aufgehalten ^as unkluge. charakterlose Verhalten der Kadetten. Sie hab u sich in allen
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[0533] Russische Briefe liberalen Slawianophilen. Auch sie haben durch ihre Vertreter Graf P. A. Heyden. M. A. Stachowitsch und Fürst N. N. Lwow einen Aufruf an ihre Wähler ge¬ richtet, aber mit einer Mahnung zur Ruhe und mit der Aufforderung, durch die Wahlen die Fehler der frühern Duma wieder auszugleichen Sie weisen ausdrücklich auf das Recht des Monarchen hin. die Duma aufzulösen, und sie unterstreichen, daß auch das alte Ministerium:, das den Volksvertretern nicht geholfen hatte, sie vielmehr behinderte, entlassen und durch neue Männer ersetzt worden sei. (Wochenblatt der K.-D.. Ur. 20. S. 1280.) Ebenso loyal und vernünftig sind die ebenfalls national empfindenden Polen aus Litauen und Weißrußland vorgegangen, mit Bischof von Roop und Fürst Drutzkoj-Ljubetzkoj an der Spitze. Sie unterstreichen das kaiserliche Versprechen, daß an der Konstitution nicht gerührt werden soll; sie gemahnen, Frieden zu halten und sich auf die kommenden Wahlen vorzubereiten. (Wochenblatt Ur. 22. S 1326.) Ebenso wie diese nationalfühlendeu Kreise Hütten auch die konstitutiouel en Demokraten es ihren Wählern überlassen sollen, ob sie bei den nächsten Wahlen für oder gegen den Agrarreformentwurf eintrete» wollen! Gegen einen der¬ gestalt abgefaßten Aufruf Hütte keine Negierung etwas einwenden können, und P- A-Stolypin hätte nicht das Recht bekommen, die Kadetten als Revolutionäre SU brandmarken und zu behandeln. Ju Frieden hätten sich die Kadetten der Propaganda für ihren Entwurf wie überhaupt für ihre politische ideale zu¬ wenden können und brauchten nicht einen Verlust vou ^ Parlamentaneru zu beklagen, die um wegen des Wiborger Ausrufs die Wahlberechtigung verloren haben. Man braucht diese Strafe nicht als zulässig anzuerkennen und wird doch zugeben müssen, daß sie auf Grund der vorhandnen Gesetze mit logischer Un¬ erbittlichkeit dem Wiborger Aufruf auf dem Fuße folgen mußte. Eine Nicht¬ anwendung dieser Gesetze hieße die Autorität der Regierung untergraben und den Revolutionären die Möglichkeit geben, zu sagen: ..Die Regierung wagt uns nicht anzurühren — ergo ist sie schwach!" ^ In meinen drei Briefen (f. auch Ur. 42 und 46) habe ich vechcht.mie ge¬ drängte Geschichte der konstitutionell-demokratischen Partei zu geben. ^ h ha es vermieden die politischen Ideale der Kadetten zu kritisieren, mich we in hr d°wuf beschränkt es e TaM zu zergliedern. Fasse ich das «Mo^ber ihre Tätigkeit zusammen, dann bin ich geneigt'^'wiederholende ^- dienste um das russische Volk liegen vor dem 17. Oktober 1905 D mge- Wagne Taktik w r falsch trotz den riesigen Wahlerfolgen im ^so ^ ' Seit dem Zusammentat der Duma haben mahl die Regierung " /indem> Gliede Reaktion die Entwicklung Rußlands aufgehalten ^as unkluge. charakterlose Verhalten der Kadetten. Sie hab u sich in allen bedeutenden Fragen von den Sozialisten ins Schlepptau nehmen lafi> Rußland Grenzboten IV 1906

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/533>, abgerufen am 25.08.2024.